Neulich war ich kurz davor, wahnsinnig zu werden, weil wir seit dem Einzug an einem kleinen Klapptisch in der Küche frühstücken, was nur in gebückter Haltung mit angezogenen Beinen funktioniert. Nirgends gab es einen Tisch mit passenden Maßen – alle Esstische waren zu groß und ich befand mich in einem Stadium kurz vor der Hoffnungslosigkeit und nahm an, niiiiiie wieder entspannt frühstücken zu können.
Im Second-Hand-Kaufhaus „Stilbruch“ war es meinem Verlobten kaum möglich, mich von einem Tisch zu trennen, der zwar keine optimalen Maße hatte, aber doch bessere, als die anderen Tische um uns herum. Ich war kurz davor ihn anzuflehen, dass wir diesen Tisch kaufen, egal ob er wirklich in unsere Küche passt – Hauptsache, ich kann endlich wieder aufrecht und mit entspannten Beinen Müsli essen!
Mein Verlobter brachte mich mit sanfter Gewalt und guten Argumenten von dem Tisch weg und ich nahm an, dass uns nichts Anderes übrig blieb, als irgendwann einen eigenen Tisch zu schreinern (ha, ha) oder einen Tisch aus einem sehr kleinen Land mit sehr kleinen Häusern und sehr kleinen Möbeln einfliegen zu lassen (noch mehr ha, ha).
Um es in den Lieblingsworten meines bald ein Jahrzehnt zurück liegenden Französisch-Leistungskurses zu sagen: Elle était désespérée.
Nur weniger Tage später holte mein Verlobter einen perfekt passenden Tisch auf dem Heimweg von der Arbeit im Nachbarstadtteil ab, den er über die Kleinanzeigen im Internet gefunden hatte.
So plötzlich wird manchmal alles gut, nachdem man sich erst völlig verrannt und anschließend aufgegeben hat.
In solchen Momenten bin ich der Meinung, dass Gott den richtigen Hinweis gibt, dass endlich doch alles passt.
Das Lustigste kommt zum Schluss: Meine beste Freundin erzählte zwei Wochen später, sie sei bei „Stilbruch“ gewesen und habe fast einen Tisch gekauft, aber im letzten Moment doch nicht – es stellte sich heraus, dass es genau „unser“ Tisch war, den wir ebenfalls nicht gekauft hatten…