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Eine Hebamme und eine Bestatterin im Gespräch

In der Zeitschrift „BrigitteWoman“ ist ein schönes Interview zwischen einer Hebamme und einer Bestatterin zu lesen. Beide setzen sich mit dem Tod auseinander; die Hebamme bietet Trauerbegleitung für Eltern, die ein Kind verloren haben, an.
Wie sehr ähneln sich Geburt und Tod?
Warum werden beide Ereignisse so schnell und professionell wie möglich erledigt, am besten unsichtbar und antiseptisch?
Was fehlt unserer Gesellschaft und damit uns selbst in unserem Umgang mit diesen Themen?
Fragen, über die es sich Nachzudenken lohnt.

Das Interview ist zu finden unter http://woman.brigitte.de/leben-lieben/psychologie/geburt-und-tod-1151230/

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Danke für die schöne Zeit

 

Gestern erfuhr ich im Gottesdienst, dass ein älterer Herr gestorben ist, der schon lange krank war. Wenn er mit seiner Frau nach Krankenhaus-Aufenthalten und Zeiten des Rückzugs wieder im Gottesdienst war, überraschte er mich jedes Mal mit einer ungebrochenen Lebensfreude:
Er freute sich, im Gottesdienst zu sein. Er freute sich, angesprochen und begrüßt zu werden.
Er freute sich, mich zu sehen, auch wenn wir uns genau genommen nicht gut kannten.
Diese Freude, dabei sein zu können, war ansteckend und bereicherte die Gemeinschaft.
Zu sehen, wie gern er in die Kirche kam, auch wenn es nur selten passierte, ließ auch mir die Gemeinde umso wertvoller erscheinen.
So schrieb ich eben seiner Frau einen Brief und legte eine Karte mit folgendem Spruch bei:

Danke für die schöne Zeit!

Ich hoffe, sie versteht die Zeile trotz des unmittelbaren Eindrucks von Krankheit und Tod – denn genau daran denke ich, wenn ich an P. denke: Das Paradox zwischen langer Krankheit und unübersehbarer Lebensfreude und Dankbarkeit.
Ich hoffe, dass ich als Außenstehende die Situation der Witwe richtig einschätze und sie in das „Danke!“ einstimmen kann.

 

Das Bild entstand beim Ratzeburger Dom und zeigt eine Plastik von Ernst Barlach

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Fischen verboten

Der frühere Aufseher (des Konzentrationslagers Ravensbrück, in dem Corrie interniert war) bedeckte sein Gesicht mit den Händen und schluchzte: „Ich kann mir aber selbst nicht vergeben.“
Corries einfache, aber biblische Antwort war:
„Jesus wird Ihre Sünde auslöschen wie eine Wolke. Eine Wolke kehrt nicht wieder.
Er wird Ihre Sünden so weit wegbringen, wie der Osten vom Westen ist.
Wenn Sie bereuen, wird er Ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen, vergeben und vergessen. Dann stellt er ein Schild auf, auf dem steht: Fischen verboten.“

aus: „Corrie ten Boom – Gottes fröhliche Dienerin. Die Biographie“ von Carole Carlson

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Glaube ganz lebensnah

Heute war ich wieder einmal bei der Gestaltung des Gottesdienstes dabei und erzählte dabei aus meinem Leben. Als Thema des Gottesdienst-Teils, den ich gestaltete, hatte ich die Aussage gewählt: „Gott vertrauen, wenn sich das Leben verändert“.
Dabei zitierte ich unter anderem eine tolle Frau, die sehr unerschrocken war: Corrie ten Boom.
Sie sagte:
Herr, ich bitte nicht darum, das entfernt Liegende zu sehen. Der nächste Schritt genügt mir schon.
So berichtete ich davon, dass die Frage nach einem neuen Arbeitsplatz mich das letzte Jahr beschäftigt hat und über welches Resultat ich mich nach einem Jahr Suchen, Fragen, Zweifeln und Warten freuen kann.
Ich hatte eine Flasche Sekt mitgebracht, die ich hoch hielt, um all denen Mut zu machen, die noch in der Zeit der Orientierungslosigkeit stecken und sich nach Antworten und einem klaren Ziel sehnen: „Diesen Sekt habe ich nicht mitgebracht, weil ich mich freue, sondern weil ich der Überzeugung bin, dass es für all die unter euch, die der Veränderung ins Auge sehen und noch nicht wissen, wohin es geht, ein gutes Ergebnis gibt. Dieser Sekt ist das Bild dafür, dass Gott sich uns zuwendet und mit ihm zusammen das Ziel greifbar wird. Dass er da ist und bereit, den Weg mit uns zusammen zu gehen. Dass er weiß, wie es ausgeht. Und das er uns dorthin begleiten will. Gott hat ein unbedingtes JA zu uns.“

Hört niemals auf zu beten. Vergesst auch nicht, Gott für alles zu danken. Denn das erwartet Gott von seinen Kindern.
1. Thessalonicher 5, 17-18

Alles, was ihr erbittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil werden.
Markus 11, 24

Corrie ten Boom, diese intelligente und tatkräftige Frau, sagte:
Gott sieht dich und mich. Er liebt uns so sehr, dass er uns helfen und das, worum wir ihn bitten, tun will.

Obwohl ich eigentlich nur der Gemeinde an meinem Leben Anteil geben und Mut machen wollte, die Zeit der Veränderung zu gestalten, wurde es sehr emotional.
Mir standen so viele Tränen in den Augen, dass ich meine Notizen nicht mehr lesen konnte und frei weiter sprechen musste. Auch meine Stimme war zeitweilig sehr wackelig…
Noch nie habe ich in den Gesichtern der Gottesdienst-Besucher so viele Bewegungen gesehen: Freude, Anteilnahme, Erinnerung, Interesse, Zustimmung, Traurigkeit, innere Bewegtheit, Unterstützung.
Es herrschte eine ganz außergewöhnliche Stille und Spannung in der Kirche, gemeinsam mit einem großen Zusammengehörigkeitsgefühl.
Während der anschließenden Gebete fassten viele der Gemeindemitglieder ihre Gefühle in Worte: Dankten für das Gehörte, baten um Unterstützung, sprachen Gott ihr Vertrauen aus.
Später bekam ich viele positive Rückmeldungen, weil es als sehr bereichernd empfunden wurde, dass es ganz handfest und konkret um mein Erlebnis mit Gott im Alltag ging.
Etwas, dass in den Gottesdiensten oft zu wenig vorkommt….

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Zum Karfreitag

Andacht zum Wort des Tages vom erf

„Oben über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift mit der Ursache seines Todes:
Dies ist Jesus, der Juden König.“
aus der Bibel, Matthäus 27, Vers 37

Als Archäologen in Rom den Palast des Kaisers ausgruben, entdeckten sie an einer Wand ein eingeritztes Bild aus dem zweiten Jahrhundert. Auf diesem Bild in der Wand ist ein Mann am Kreuz zu sehen, ein Mann mit Eselskopf. Und davor ist eine Gestalt mit erhobenen Händen zu sehen. Darunter steht zu lesen: „Alexamenos verehrt seinen Gott.“ Mit dieser Karikatur sollte offensichtlich ein römischer Soldat namens Alexamenos, der sich zu Jesus bekannte, in seiner religiösen Überzeugung getroffen werden. Man wollte ihm sagen: Du bist ein Esel, wenn du einen Gekreuzigten anbetest. Wie kannst du dich nur auf einen Verlierer einlassen.

Dem ist zunächst nicht zu widersprechen, denn in den Evangelien, in den Berichten über das Leben Jesu auf dieser Erde, wird uns tatsächlich auch das Bild eines erbärmlichen Königs gezeichnet. Eben auch eines Königs, den man verspottet mit der Aufschrift: „Dies ist Jesus, der Juden König“ und man damit sagen will: Er ist möglicherweise vieles gewesen, aber ein König ist er nicht, sonst würde er nicht hier hängen.

Aber beim genaueren Hinsehen auf diesen König, kann man entdecken, dieser scheinbare Verlierer ist ein Gewinner. Doch diesen Verlierer will zunächst keiner haben. Der große englische Dichter George Bernard Shaw hat gesagt: „Was Christus gesagt hat, wäre nicht weniger wahr, wenn er auf einem großen Landsitz mit einem hohen Jahreseinkommen gelebt hätte.“ Das klingt wie eine positive Äußerung über Jesus, doch diese Aussage enthält einen großen Irrtum.

Das Evangelium wäre keine befreiende Botschaft, wenn Jesus nicht auch die Leiden menschlicher Existenz mit uns geteilt hätte, wie z. B. Heimatlosigkeit und Verlassenheit, Schmerzen und Todesangst.

Genauso hat ihn der Prophet Jesaja angekündigt: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat1 willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jes 53,3-5). Deshalb kam Jesus auf diese Erde. Deshalb ließ er sich schließlich ans Kreuz schlagen.

Das muss ich mir einmal vorstellen: Der Ewige kam in das Zeitliche – dahin, wo ich mich mit den harten Realitäten des Lebens herumschlagen muss. Der Unendliche war in der Gestalt des Endlichen, d. h. ca. 33 Jahre war Jesus in den Schranken einer bestimmten Zeit. Der Heilige kam mitten in die Daseinsformen des Fleisches.
So war Jesus. So ist Jesus. Er kennt mein Leben. In jeder Form. Ihm ist nichts fremd. Er weiß, was mir fehlt. Er kann mir helfen – gerade weil er so ist.

Friedrich  Justus Perels (1910-1945), ein deutscher Jurist und Widerstandskämpfer gegen das Naziregime, der später auch von Nazis ermordet wurde, hat aus dem Gefängnis am Karfreitag an seine Frau geschrieben: „Heute am Karfreitag steht der ganze Trost des Kreuzes Jesu Christi unmittelbar vor unseren Augen. Das ist eine starke und ewige Gewissheit, dass er für unsere Sünden dahingegeben ist und dass wir durch seine Wunden geheilt sind. Diese Gewissheit gibt er uns und macht uns damit in der größten Trübsal fröhlich und reißt uns aus Angst und Qual. Das erfahre ich hier im ganz großen Maße und daran und an nichts anderes dürft und sollt ihr euch halten.“

Zu diesem König Jesus Christus kann ich kommen. Nicht nur, wenn ich Hilfe nötig habe. Jederzeit. Mit allem, was mich umtreibt. Mit meiner Krankheit und mit meiner Schuld. Diese Tatsache kann ich mir heute am Karfreitag ganz neu bewusst machen und froh darüber werden.

Autor: Pastor Udo Vach

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