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Auszeit im Jobstress: Jetzt kümmere ich mich um meine eigenen Bedürfnisse!

Der Alltag in der sozialen Betreuung ist häufig herausfordernd:
– Strukturelle Missstände auf der Seite der Einrichtungen und Vorgesetzten,
– zu wenig Kolleginnen und zu wenig Gehalt,
– fehlende Zeit für Austausch im Team,
– gekürzte Budgets für Verbrauchsmaterialien, Fachbücher und Fortbildungen,
– zunehmend mehr Aggressionen durch die betreuten Senior:innen,
– sehr fordernde Angehörige, und so weiter, und sofort…
Wenn du schon eine Weile in der Betreuung arbeitest, kannst du meine Aufzählung sicherlich durch viele weitere Beispiele ergänzen.
Um dich für einen Moment zu entlasten, schenke ich dir ein Heft voller fröhlicher und entspannender Ideen:
Damit du dir selbst etwas Gutes tust, für einen Moment Ruhe findest oder positive Impulse entdeckst.

Meine Impulse für dich:
– Ein Tag ohne Smartphone und Internet – Freiheit nur für dich
– Raum für Gefühle
– Spaziergang mit Gebet
– Löffelliste
– Genieße einen Gar-nichts-Tag
– Zeitreise in die Vergangenheit
– Ein Spaziergang als Sachensammlerin
– Schlechten Gewohnheiten auflauern
– Einem Menschen bewusst danken
– Hörendes Gebet
– Operation für altes Narbengewebe
– Zeit mit Kindern verbringen
– Vorbilder erkennen und wertschätzen
– Einen Ort besuchen, der an das Paradies erinnert

Download: Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen“

Hier lade ich dich zu einem Seminar unter dem Thema „Achtsamkeit und Spiritualität für die soziale Betreuung“ ein: Eine Online-Fortbildung am 10.02.2025 von 9:00 – 16:00 Uhr für dich, deinen Alltag und Impulse für Gruppenangebote mit den Senior:innen. Anerkannt als Fortbildung für Betreuungskräfte, um mit Selbsterfahrung und Bausteinen für die Seniorenbetreuung eigene Kompetenzen zu erweitern.

Buchtipp:
Wer sich mehr Impulse wünscht und Gruppenstunden abwechslungsreich gestalten möchte: Informationen, Praxistipps und Erfahrungen zu Andachten und Gesprächen über persönliche Themen präsentiere ich in meinem Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“. Es ist aufgeteilt in die Bereiche Achtsamkeit, Spiritualität und philosophische Themen und eignet sich sowohl für Einzelbetreuungen als auch Gruppenangebote mit SeniorInnen. Das Fachbuch ist erschienen im Verlag Vincentz Network.

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Meine Pflichten im Alltag: Welche Aufgaben kann ich abgeben? Hut-Übung

Heute leitete ich den Workshop „Oasentag: Frische und neue Perspektiven für den (Berufs-)Alltag entwickeln“. Die Teilnehmerinnen hatten vorab ein Materialpaket von mir erhalten, sodass wir zusammen kreativ werden konnten. Wenn wir Gedanken und Gefühle mit Farben, Materialien und Formen ausdrücken, verrät das Ergebnis ganz viel über unsere Seele: Was wir uns wünschen, was wir für einen gesunden Alltag brauchen, was uns aktuell fehlt, um weiter gut arbeiten zu können. Durch die gebastelten Kunstwerke können wir bisherige bremsende Gedanken überspringen und neue Ideen entwickeln.
Inhaltlich waren die Teilnehmerinnen begeistert und haben wertvolle neue Möglichkeiten entdeckt, die eigene Work-Life-Balance klug auszurichten. Natürlich reicht ein einzelner Workshop-Tag nicht aus, um das Thema „Wie kann ich mein Leben gestalten, damit ich zufrieden und gesund bin?“ komplett zu bearbeiten: Dazu bräuchte es mehrmalige Beratungsgespräche und weitere Impulstage. Entsprechend erhielten die beiden Fachfrauen von mir im Nachhinein weitere Aufgaben zugeschickt, um selbstständig weiterarbeiten zu können, wenn sie möchten.

Damit auch meine Leser:innen davon profitieren, teile ich eine der Dateien hier zum kostenlosen Download:

Die Hutaufgabe:
Wie viele Rollen spiele ich in meinem Leben?
Wie viele Verpflichtungen habe ich?

Wir alle haben in unserem Alltag verschiedene Verpflichtungen oder Aufgaben: Manche gehören in den Bereich Familie, andere sind beruflich, ehrenamtlich oder hängen mit Hobbies zusammen.

Mögliche Rollen sind:

☼ Tochter, Mutter, Schwester…
☼ Angestellte, Teamleitung, Ausbilderin, Führungskraft….
☼ Partnerin oder Ehefrau, Witwe
☼ Freundin, Teil einer Clique oder eines Vereins, einer Kirche
☼ Aufgaben im Haushalt, Besitzerin eines Haustiers, Nachbarin…
☼ Eigene Themen wie Hobbies, Gesundheit, Sport, Erholung, Kultur….

All diese verschiedenen Lebensbereiche sind normal und uns allen vertraut. Um einen Überblick zu bekommen, setzen wir jeder Rolle einen Hut auf, als wären es verschiedene Schauspieler:innen, die in unserem Alltag auftreten.
Nimm dir Zeit, die verschiedenen Hüte aufzuzeichnen und jeweils eine Aufgabe darunter zu schreiben.
Trenne dabei möglichst viele große Aufgaben in kleine Bereiche, zum Beispiel:
Für den Bereich „Mutter“ schreibst du den Begriff auf und malst einen Hut dazu. Darin enthalten sind noch ganz viele andere Rollen und damit Hüte: Beispielsweise Fahrdienste mit anderen Müttern zu Sportveranstaltungen, ein Amt wie die Elternvertreterin in der Kita oder der Schule, wenn Nachbarskinder oft bei euch mitessen oder ähnliches.
Alle diese Pflichten gehören einzeln aufgeschrieben!
Nimm dir dafür ein extra Blatt Papier und nutze den ganzen Platz!

Wahrscheinlich staunst du, wie viele Hüte du in einer ganz normalen Woche trägst!
Und bestimmt fallen dir in den nächsten Tagen sogar noch mehr ein.

Nun ist die Frage, wie viele Hüte du gern trägst.
Male sie in einer schönen Farbe mit Buntstift oder Filzstift an.

Dann gibt es sicherlich Hüte, die mit sehr anstrengenden Aufgaben zusammenhängen oder die du nicht magst – male sie in einer hässlichen Farbe an.

Jetzt kommt die größte Aufgabe:
Welche Hüte möchtest du weiter tragen?
Und welche Hüte möchtest du abgeben oder an der Garderobe hängen lassen – dann macht
die Pflicht eben keiner oder jemand anderes?

Seit mutig: Es ist dein Leben! Du darfst entscheiden, welche Hüte du trägst, und vor allem, welche nicht! Wenn du diese Entscheidung anderen überlässt, wirst du immer, immer mehr Hüte bekommen, bis ihr Gewicht dich so zu Boden drückt, dass du nur noch erschöpft bist. Und vor lauter Pflichtaufgaben kommen deine Hobbies und die Erholung zu kurz.
Also, wie möchtest du dein Leben gestalten?

© Marie Krüerke 2024

Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden in die Räume der „Villa der Freude“ ein, wo mit Körper und Seele Gott erlebt werden kann.

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Fachartikel: Wie Seniorenbetreuerinnen ihren inneren Garten als Kraftort pflegen können

Für die Fachzeitschrift Aktivieren schrieb ich in der Ausgabe 5/2024 einen Artikel, der Betreuungskräfte in Senioreneinrichtungen dazu ermutigt, den inneren Garten ihrer Seele zu entdecken:
„Gärten sind kraftvolle Orte, die unsere Seelen und Körper ernähren und heilen können. Sie laden dazu ein, das Tempo zu verlangsamen, malerische Wege zu erkunden, die Schuhe auszuziehen und barfuß über das Gras zu einem kleinen Bach zu schlendern. Gärten entschleunigen und bringen uns mit unserem Innersten in Berührung. Wann hast du dich zuletzt ausgeruht?

Tritt ein, das Tor steht offen
Welche traumhaften Oasen fallen dir als erstes ein, wenn du an einen Garten denkst? Das Paradies, der Garten Eden? Ein Park mit besonderen Bäumen aus aller Welt, üppig gefüllten Gewächshäusern und einer romantischen Orangerie? Oder ein versteckter Riad, ein marokkanisches Refugium hinter hohen Mauern, in dem zauberhafte Vögel singen? Vielleicht auch der Kleingarten deiner Oma, den es schon lange nicht mehr gibt und mit dem du Erinnerungen an friedliche Kindheitszeiten verbindest?
Gärten wirken kraftvoll und umfassend auf unseren ganzen Organismus, deshalb ließen sich Herrscher üppige Parks anlegen, um darin aufzutanken, ihre Liebhaberinnen zu treffen oder stundenweise private Hobbies ausleben zu können. Selbst Krankenhäuser besaßen früher gepflegte Anlagen zum Anbauen von Gemüse und als lebenspendender Ort zum Gesundwerden.
Auch unser Innerstes ist ein Garten. Es beherbergt einen geheimen, stillen Platz, der uns ein Rückzugsort sein möchte: Wenn wir uns darauf einlassen.

Von Unkraut überwuchert
Häufig ergeht es unserer Seele wie so vielen namenlosen Grundstücken am Wegesrand: Wir kommen mit hohem Tempo angesaust, kippen aus dem Kofferraum eine große Fuhre Rasenschnitt, Feldsteine, Bretter „für ein Projekt irgendwann mal“ und Schneckengift neben die Hecke. Schon sausen wir weiter, folgen dem Takt unseres Alltags, erfüllen die an uns gestellten Erwartungen, kämpfen mit unserer Müdigkeit und machen dennoch weiter: „Muss ja. Wenn ich’s nicht tue, macht’s keiner. Oder ich habe morgen doppelt so viel Aufwand damit.“ Tief vergraben in unserem Sein liegt der Garten, zugemüllt mit allem, was unsere Seele berührt und wofür wir jetzt keine Zeit haben: Sehnsüchte, Enttäuschungen, Hoffnungen, Ängste, Verletzungen und tonnenweise graue „Stell-dich-nicht-so-an“-Felsen. Daraus treten „Andere-schaffen-das-doch-auch“-Substanzen aus, die die gesamte Umgebung vergiften und unfruchtbar machen. Entsprechend drehen wir den Kopf weg, wenn es in den Tiefen des vernachlässigten Gartens rumpelt, statt dort einzukehren und Ruhe zu finden. Nur wie?“

So weit ein Einblick in meinen Artikel, den gesamten Text können Abonnentinnen in der Ausgabe 5/2024 der Fachzeitschrift Aktivieren lesen.

Tipp zum Mitmachen:
Noch sind Plätze für einen Oasentag zum Auftanken, inneren Sortieren und neu Durchstarten für Seniorenbetreuer:innen frei!
Der Workshop findet am 19.11.2024 von 9:00 – 16:00 online statt und beinhaltet ein buntes Kreativpaket: Anhand verschiedener Bausteine entdeckst du Kraftorte für den Alltag, suchst Lösungen für deine Work-Live-Balance und tauschst dich mit anderen Betreuungskräften über Tipps für einen gesunden Alltag in Senioreneinrichtungen aus.

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Was tut der Wind, wenn er nicht weht? Philosophische Gedanken

Auf einer Radtour neulich besuchte ich eine Kirche, in der eine kleine Broschüre mit guten Gedanken zum Mitnehmen auslag. Ihr Titel „Was tut der Wind, wenn er nicht weht?“ sprach mich sehr an. Im ersten Moment dachte ich: „Kann denn der Wind überhaupt nicht wehen? Oder existiert er dann nicht?“
Wenn der Wind spürbar ist, ist er da – wenn Flaute herrscht, dann ist er… weg? Nicht existent? An einer anderen Stelle unterwegs? Tot? Im Urlaub?
Wo ist der Wind, wenn er nicht weht?

Ebenso können wir den Gedanken auf uns selbst übertragen:
Wer sind wir, wenn wir nicht aktiv, fleißig, für alle sichtbar produktiv sind? Wir existieren dann offensichtlich noch, aber wie hoch ist unser Wert, wenn wir nicht „wehen“, also keinen Nutzen haben? Wie denken wir über uns selbst, wenn wir (temporär) keinen erkennbaren Beitrag leisten – fühlt sich das entspannend oder bedrückend an?
Ist Flaute etwas, das Angst macht und uns in Frage stellt, oder eine wohltuende Auszeit, die nach intensiven Phasen natürlich und wertvoll ist (statt wertlos!)?
Was tut der Wind, wenn er nicht weht?

Ist die Flaute genauso ein berechtigter Teil der Identität des Windes wie die Brise und der Orkan? Oder muss er sich zwischen beiden, und all ihren Zwischenform, entscheiden?
Andererseits: Es gibt ja die Windstille, und anschließend tritt wieder ein Luftzug auf. Flaute war noch nie endgültig oder abschließend, Flaute war und ist immer nur eine Phase.
Was macht es mit unseren Gefühlen, unserem Wert, unserer Identität, wenn wir eine Weile die Windstille, das Nichtstun, zulassen?

Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden dazu ein, mit Körper und Seele Gott zu erleben.

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Gebet „Gott, ich komme vor dich“

Gott, ich komme vor dich.
Noch suche ich den Weg aus meinem Alltag
vor dein Angesicht.
Hilf mir, in deiner Nähe anzukommen.

Gott, ich komme an dein Kreuz.
Alles, was mich antreibt, übergebe ich dir.
Alles, was mich beschäftigt und belastet,
lege ich an deinem Kreuz ab – sorge du dafür.

Gott, ich nehme auf deinem Schoß Platz.
Berge mich in deinen Armen,
dass ich ganz umhüllt bin von deiner Gegenwart.
Hilf mir, innerlich loszulassen
und mein Herz für dich zu öffnen.
Ich bin jetzt hier.
Bei dir.
Du hälst mich kraftvoll und zart.
Das allein zählt.

Marie Krüerke

 

 

 

 

 

 

 

 

Informationen, Praxistipps und Erfahrungen zu Andachten und Gesprächen über persönliche Themen präsentiere ich in meinem Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“. Es ist aufgeteilt in die Bereiche Achtsamkeit, Spiritualität und philosophische Themen und eignet sich sowohl für Einzelbetreuungen als auch Gruppenangebote mit SeniorInnen. Das Fachbuch ist erschienen im Verlag Vincentz Network.

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Ermutigung in müden Zeiten: Zwischen Ernte und Stoppelfeld

In manchen Momenten wirken unser Alltag und unsere Seele „völlig abgeerntet“, so wie dieses Kornfeld.
Scheinbar sind nur abgemähte, trockene Stoppeln übrig geblieben.
Und der Wind trägt trübe Wolken aus Staub vom Acker.
Gerade dann ist es so wichtig, dass wir die Fülle und Fruchtbarkeit, die vorher erlebbar waren, nicht vergessen: Schließlich gäbe es heute kein Stoppelfeld, wäre zuvor nicht tonnenweise Korn eingebracht worden!
Ich wünsche uns, dass wir die Ernte darin entdecken und über Erschöpfung und Enttäuschung hinaus erkennen können, wie Gott uns gebraucht. Und dass er uns versorgt, auch wenn unser eigener Einsatz gerade nicht brauchbar oder ausreichend zu sein scheint.

Wie gut, dass Gott eben nicht von unseren Anstrengungen abhängig ist, die oft genug gut gemeint, aber immer menschlich und damit von Natur aus fehleranfällig sind.
Wie beruhigend, dass er für Saat, Wachstum, Ernte und anschließende Neuaussaat verantwortlich ist und ihm unser „Ich versuch’s, gib du mir deine Kraft dazu“ völlig genügen.
Und selbst wenn wir uns selbst ununterbrochen in Bewegung gehalten haben und am Ende des Tages doch eher Staub statt Gold übrig bleibt:
Er kennt uns.
Er liebt uns.
Er hat nie mehr erwartet, als dass wir ihm unser „Ja“schenken.
Er braucht keine Meisterleistungen.
Ihm reicht unsere Anwesenheit, unser Blickkontakt zu ihm, unser lauschendes Ohr.
Was wir vor lauter Produktivität viel zu oft vergessen, weil wir meinen, Taten zählten mehr als die innere Haltung.
Dabei geht es Gott einzig und allein um unser Herz, unsere Hingabe, nicht um unsere atemlose Hetzerei.

Als Impuls verlinke ich hier ein inhaltlich passendes Lied: Hier bin ich, einmal mehr. Ich geb mich ganz hin
Und ein weiteres, über die Schönheit, die aus Zerbruch entsteht

Buchtipp:
Informationen, Praxistipps und Erfahrungen zu Andachten und Gesprächen über persönliche Themen mit SeniorInnen präsentiere ich in meinem Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“. Es ist aufgeteilt in die Bereiche Achtsamkeit, Spiritualität und philosophische Themen und eignet sich sowohl für Einzelbetreuungen als auch Gruppenangebote. Das Fachbuch ist erschienen im Verlag Vincentz Network.

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Zufallsmageriten: Einfach mal erleben, was von allein entsteht

In den Blumenkästen auf unserem Balkon wachsen Mageriten. Ich kann mich nicht erinnern, sie ausgesät zu haben – vor ein paar Jahren streute ich mal eine Mischung von Wildblumen-Samen aus, die derart unglücklich in dieser Höhe waren, dass sie gar nicht erst keimten. Seitdem habe ich diverse Pflanzen mehrfach im Jahr in die Kästen gesetzt und verblüht wieder ausgegraben, dass noch irgendwelche Samen von damals in der Erde verblieben sein und deshalb jetzt austreiben könnten: Extrem unwahrscheinlich.
Aber hier sind sie, recken ihre unschuldigen weiß-gelben Köpfe der Sonne entgegen und erfreuen mich in meiner Sehnsucht nach einem entspannten Leben im Grünen unendlich.
Und sie erteilen mir eine Lektion: Als typische Großstädterin mit vielen ehrgeizigen Plänen und Projekten meine ich ständig, alles hänge von mir (und nur von mir) ab. Täglich rackere ich mich ab, um so viel wie möglich zu schaffen und alle Aufgaben voran zu treiben, in der Hoffnung, mich eines Tages zufrieden und erfolgreich zu fühlen. Aber die Arbeit reißt nicht ab, und eher fällt in Hamburg Himbeereis vom Himmel, als dass ich mich zurücklehne und einfach mal loslasse. „Von nichts kommt nichts,“ denke ich und wühle mich weiter durch den Alltag, auf der Suche nach Erfolg und Anerkennung.

Nun blühen die Mageriten auf unserem Balkon. Einfach so. Wachsen ganz selbstverständlich dem Himmel entgegen, kommen zur vollen Blüte und schwanken im Wind. Einfach so.
Ich habe nichts dafür getan, außer regelmäßig zu wässern und diverse andere Stauden rundherum zu pflegen.
Und so nehme ich ihre Lebenslektion an, dass manchmal etwas Gutes, Reines und Wunderschönes entsteht.
Ohne mich, meinen Einsatz, meine Disziplin und meine Konzepte.
Einfach so.
Einfach so.

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Presse: Selbstfürsorge für Angestellte in der Seniorenbetreuung

In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Aktivieren“ ermutige ich Angestellte der sozialen Betreuung, wertschätzend mit sich selbst umzugehen. Um eine persönliche Ansprache zu ermöglichen, verfasste ich meine Anregungen als Brief. Hier ein Auszug:

„Meine Liebe,
es tut mir so Leid, von deinem Stresspegel und euren Konflikten im Team zu hören! Wie ärgerlich, dass deine guten Ideen und dein immenser Einsatz so wenig wertgeschätzt werden!

Du wirst lachen: Ich habe mich gestern mal hingesetzt und versucht, mir fünf Aktivitäten einfallen zu lassen, die mir früher (vor dem Job in der Betreuung und vor Corona) Freude gemacht haben. Dachte, das wäre ganz einfach – meine Sehnsucht weist mir den Weg und so. Aber nee, ich fand es richtig schwierig, mich darauf zu fokussieren, was mir Spaß macht, was mein Herz erfüllt, was mich tief durchatmen lässt.
Geht es dir auch so, dass all die Stimmen, die täglich auf dich einstürmen, so viel lauter sind als deine eigene innere Stimme? Dass das, was täglich an dir zieht und zerrt und Aufmerksamkeit beansprucht, noch lange nachhallt – aber deine persönlichen Wünsche oft gar nicht mehr klar zu benennen sind, weil sie unter so viel Anstrengung und Anspannung vergraben liegen?

Ich erlebe das jedenfalls so, und diese Entdeckung hat mich echt entsetzt.
Wie du weißt, bin ich kein Fan von Neujahrsvorsätzen. Aber jetzt frage ich mich doch, was ich tun kann, um im Alltag durchzuhalten – und dabei selbst noch ein schönes Leben zu haben, statt mich für alle anderen ständig aufzureiben.

Als erstes möchte ich einen privaten „Fluchtort“ haben. Einen Ort, wo ich innerlich zur Ruhe komme und Körper und Seele Raum haben, um sich nach einem wilden Tag zu „entknautschen“. Oft fühle ich mich wie ein Blatt Papier, das von anderen zerknickt, zerknäult und zusammengedrückt wird. An meinem „Fluchtort“ möchte ich mir selbst die Möglichkeit geben, mich innerlich zu ent-falten. Wieder ich zu werden, statt von meinen Aufgaben definiert zu werden. Du kennst ja meine Lieblingsbank zwischen den fünf Tannen und der riesigen Buche am Teich, wo ich mich gleich wieder „mehr ich selbst“ fühle. Mal gucken, wo es dafür eine Schlechtwetter-Variante gibt. Und wo für mich Zuhause ein ganz privates Plätzchen bleibt. (…)“

Der komplette Text ist erhältlich in der Ausgabe 1/2022 der Zeitschrift „Aktivieren“
Die blauen Tintenzeichnungen stammen von mir.

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Adventsstress und Adventsfreuden

Nach einem überstandenen Corona-Ausbruch in der Senioren-Residenz gehen wir Betreuerinnen endgültig auf dem Zahnfleisch, während gleichzeitig diverse Maßnahmen von unserer Abteilung organisiert werden müssen, unter (wieder einmal) geänderten Bedingungen das gesellschaftliche Leben der BewohnerInnen zu gestalten. Weihnachtsüberraschungen und Treffen, wohin das Auge blickt, verbunden mit der bangen Frage, was davon tatsächlich wie stattfinden darf.

Parallel wurden die Tannenbäume zu spät bestellt und mit fünf bzw. sieben Tagen Verspätung aufgestellt, was einen guten Teil meines November- und Dezemberplans ins Trudeln bringt. Die Tanne in der Lobby ist so groß, dass der obere Teil in fünf Metern Höhe mit Hilfe eines Besens von der Haustechnik dekoriert und in drei Metern Höhe von mir geschmückt wurde, während darunter vier Damen wuselten, die alle erreichbaren Zweige vom Boden aus behängten. Das Ergebnis ist entsprechend….. nun ja. Die Hanseatin weiß, wann es Zeit ist, Contenance zu wahren und zu schweigen. Und die Realität ist doch positiver als der Eindruck, den Fotos vermitteln können, also.
Gebacken, gebastelt, vorgelesen wird natürlich auch, leider ohne Gesang, Getränke und Geschnoope (so heißt der Verzehr von Süßigkeiten im Norden). Ich liebe die Organisation und Durchführung der Veranstaltungen, selbst mit Testpflicht, Maskenpflicht, Einzeltischpflicht – aber sie sind auch immens anstrengend.
An meinen freien Tagen bastle ich seit über zwei Monaten nicht nur massenweise Grußkarten für meinen weihnachtlichen Verkaufsstand, sondern auch für meine Kolleginnen in den Verlagen, Freundinnen und Verwandschaft. Das ist wesentlich aufwendiger und anstrengender, als die Beschenkten ahnen können…. Heute bin ich endlich damit zur Post gestapft, sodass der weitere Advent hoffentlich zu einem Großteil mir gehört!
Umso mehr genieße ich meine drei Adventskalender:
Den Tee-Adventskalender für meinen morgendlichen Tee, den Bilderkalender mit den nostalgischen kleinen Türchen wie in meiner Kindheit und natürlich den „Anderen Advent“ mit seinen guten Impulsen (den ich gestern gerade an „meine“ Ehrenamtlichen verschickt habe). Zusammen mit meiner täglichen Andacht und den „Losungen“ am Morgen fahre ich sehr gut präpariert im inneren Frieden auf die Arbeit. Die Frage ist dann immer, wie lange der innere Frieden so anhält…. aber Gott kann ja auch den Tag über für Nachfüllung sorgen…

 

In der Residenz hängt endlich meine Ausstellung über schwedische Tomte, das sind Wichtel, die in den Scheunen, Ställen und Werkstätten leben. Da ich seit Monaten versuche, Bilderrahmen zu bestellen oder im Baumarkt abzuholen, aber nichts gelingt, gab ich die Verantwortung an Gott ab: „Jesus, du weißt, dass ich den SeniorInnen gern eine schöne, weihnachtliche Ausstellung präsentieren möchte. Ich bin ja kreativ und finde für alles eine Lösung, aber ganz ohne Bilderrahmen geht es nicht. Bitte, schenke du mir Bilderrahmen.“
Was soll ich sagen: Inzwischen hängen alle Bilder in Rahmen, die ich im ganzen Haus zusammenstoppelte. Mehr berichte ich später dazu…
Eins der skandinavischen Poster, die ich in meiner Freizeit online in den Kleinanzeigen aufstöberte, behielt ich für mich und hängte es in die Küche. Zusammen mit den ersten Amaryllis dieses Jahr – Blumen schenken mir einfach immer Freude!

Noch beim Tannenbaum-schmücken brachte mir eine Seniorin vom Einkauf ein paar Pralinen in einer Sternenverpackung mit, die sie mir zusätzlich zu den Kugeln, die ich gerade hielt, in die Hand drückte, „weil Sie so viel Arbeit für uns erledigen“. Jedes Jahr verwende ich zu Hause dieselbe Weihnachtsdeko, dieses Mal aufgepeppt durch ein paar neue handbemalte Holzsterne, an denen ich mich intensiv erfreue. Auch Kleinigkeiten können einen wertvollen Unterschied machen! Da hoffe ich, dass die Adventsfreude den Adventsstress überwiegt…

Atemfreude, aufmerksam

„Frau Krüerke, uns ist das Baby runtergefallen!“

Manche Tage habe es so richtig in sich: Noch bevor ich die Lobby durchquert und meine Chipkarte aufgeladen habe beginnen Dramen, Missverständnisse, Klagen, sinnlose Diskussionen und Beschwerden, ganz abgesehen von wildfremden Leuten, die plötzlich fälschlich im Büro stehen… Nichts davon hat mit mir zu tun, aber alles dringt in meine Ohren oder landet auf meinem Schreibtisch. Ich gebe mein Bestes, fange alles auf, biege alles glatt, halte meine Versprechen und Termine und bete am Ende des Tages um ein paar Meter frische Nerven. Für jetzt gleich. Und für morgen auch, bitte.
Manchmal habe ich Glück und einer dieser Tage ist gleichzeitig ein Tag, an dem meine „Atemfreude“ stattfindet. Das ist zwar auch stressig, weil innerhalb von drei Minuten der Stuhlkreis im gerade erst freigewordenen Saal stehen und das „Bühnenbild“ in dessen Mitte aufgebaut sein muss. Aber sobald die Letzten eingetrudelt sind und wir ein drittes Mal den Kreis erweitert haben, wird es meist sehr fröhlich. Diese Woche haben wir eine imaginäre Zugfahrt unternommen.
Hier die schönsten Beiträge meiner 26 TeilnehmerInnen:
„Wir können noch nicht losfahren, der Rollator steht noch auf dem Bahnsteig!“
Ich: „Gut, wir steigen mit einem groooßen Schritt aus, greifen hinter uns und wuchten den Rollator in den Zug. Mit einem laangen Schritt den Abstand zwischen Bahnsteig und Waggon überbrücken, die Treppenstufe hoch und den Rollator im Zug an den Rand schieben. Wir sehen hinter uns, dass dort eine junge Mutter mit ihrem Baby im Kinderwagen steht, ganz allein. Also gut, noch mal mit laaangen Beinen runter auf den Bahnsteig, den Kinderwagen packen, und mit einem groooßen Schritt in den Zug. Sind jetzt alle da? Dann können wir ja los.“
„Frau Krüerke, das Baby ist runtergefallen!“ (was ältere Herren für rabiate Fantasien haben…)
„Okay, schnell rausspringen, tiiief runterbeugen, das Baby schnappen, hoooch zur Mutter strecken und rein in die Bahn!“ Alle beugen und strecken sich, nehmen schnatternd Platz und warten gespannt auf den Beginn der Reise.
„Und wann kriegen wir das Proviant?“ (Nur, weil es letztes Mal Franzbrötchen für alle zum „Kausummen“ gab, heißt das nicht, dass mein Rucksack im Bühnenbild etwas Leckeres enthält…)
Eine Weile darf ich ungestört moderieren und die SeniorInnen durch die gedankliche Zugfahrt leiten. Nachdem wir eine Partnerübungen unter heftigem Rattern des Zugs hinter uns gebracht und lautstark alle Geräusche ausprobiert haben, die ein Zug fabrizieren kann, leite ich zu einer Gedankenreise über. Das hatte ich noch nie versucht, da ich genau weiß, welche Blicke mich dann durchbohren. Heute wagte ich es, weil es thematisch wunderbar passte, und vertraute auf das Wohlwollen der Teilnehmenden. Die Idee stammt aus dem Buch Stimme, Sprache, Lebensfreude” von Ulrike Pramendorfer, der Inhalt von mir. Ich bat alle, sich gemütlich zurückzulehnen und die Augen zu schließen:

Unsere Augen lächeln über das fantastische Panorama. (Stille) Draußen zieht eine Landschaft vorbei, die wir genießen. (Stille) Unsere Augen lächeln über die Schönheit der Natur. (Stille) Auch durch interessante Orte und Städte fahren wir und betrachten sie mit lächelnden Augen. (Stille)
Unsere Ohren lächeln über das gleichmäßige Rattern. (Stille) Das Rattern ist genau so laut, dass wir es hören können und angenehm finden. (Stille) Unsere Ohren lächeln über das einschläfernde Rattern. (Stille)
Unsere Nase lächelt über den Kaffeeduft im Abteil. (Stille) Oder der Duft von frischem Tee zieht zu uns herüber. (Stille) Oder wir lächeln mit der Nase, weil frische Waffel gebacken werden. (Stille)
Unser Mund lächelt über die leckeren Kekse und Salzbrezeln, die unser Proviant sind. (Stille) Oder wir genehmigen uns ein Stück Sahnetorte. (Stille) Aus ganzem Herzen lächelt unser Mund über den Genuss. (Stille)
Unser Rücken lächelt über das gemütliche Polster. (Stille) Wir lassen uns entspannt nach hinten sinken. (Stille) Unser Rücken lehnt sich an und lächelt über den Halt, den er findet. (Stille) Und auch nach unten lassen wir uns ganz tief in den Sitz sinken. (Stille) Wir geben unser Gewicht in das weiche Polster ab und unser Rücken lächelt über die Entlastung. (Stille)
Unsere Beine lächeln über die Entspannung. (Stille) Unsere Füße lassen los. (Stille) Wir lassen uns von dem Zug fahren und die Beine lächeln über die Pause. (Stille)
Unsere Arme lächeln über die bequemen Armlehnen. (Stille) Wir lassen sie im Schoß ruhen. (Stille) Unsere Arme lächeln, weil sie sich ausruhen dürfen. (Stille)
(Stille wirken lassen)
Und so ist unser Körper ein einziges, großes Lächeln.
(Stille)
Langsam rollt der Zug in einen Bahnhof und kommt zum Stehen. Wir kommen wieder im Raum an und öffnen langsam die Augen.

Zu Beginn mochten einige TeilnehmerInnen die Augen nicht schließen. Manche machten sie schnell zu, wenn ich in ihre Richtung schaute, in der Hoffnung, ich würde es nicht merken. Einige wirkten sehr skeptisch, aber zum Glück viel weniger, als befürchtet. Während der Gedankenreise kamen auch die zur Ruhe, die zu Beginn noch ablehnend wirkten. Und auch von denen, die die Augen offen ließen, gab es immer weniger. Am Ende der Moderation blieben ca. 30% der Anwesenden mit seligem Lächeln und völlig schlaffen Gliedern auf ihrem Stuhl und machten keinerlei Anstalten, die Augen zu öffnen. Während die Ersten böse auf die „Schlaffis“ schauten, moderierte ich weiter, um das Ende noch etwas deutlicher zu machen: „Der Zug rollt in einen Bahnhof und kommt langsam zum Stehen. Wir öffnen die Augen und kommen wieder im Raum an.“ Eine Dame, ganz abwesend und beglückt: „Mein Zug fährt immer weiter und ich mit!“ und blieb komplett entspannt mit geschlossenen Augen auf ihrem Stuhl hängen. Fantastisch! Mit einem so durchschlagenden Erfolg einer sonst so verhassten Aufgabe habe ich nicht gerechnet!
Auch die obskure Aufgabe, mit der Nasenspitze fünf Ortsnamen zu schreiben, die wir auf der Zugfahrt passieren, machten erstaunlicher Weise alle mit. JedeR war gedanklich unterwegs auf einer Strecke, die sie früher gern gefahren sind, und lockerten durch die Kopfbewegungen indirekt sehr effektiv die Nackenmuskulatur.
„Frau Krüerke, was schreiben Sie denn?“
Ich war noch damit beschäftigt, den Blick durch die Runde schweifen zu lassen, um zu schauen, ob alle zurecht kamen. „Äh, Olso.“
„Ja ja, das ist auch ein besonders kurzes Wort, ne?!“
„Aber als nächstes schreibe ich Stockholm, das ist schon viel länger!“ Ich hätte nie gedacht, dass sich SeniorInnen wie Jugendliche mit mir kabbeln…
Sogar die Übung der „heißen Kartoffel“ bei unserem Besuch im Bordrestaurant wurde mit hängendem Kiefer und wilden Grimassen ganz ohne die üblichen Schamgefühle absolviert. Natürlich hagelte es Kommentare wie „Können wir nicht ausspucken?“ und „Haben wir keine Gabel, um sie wieder rauszuholen?“, aber niemand zweifelte am Sinn, eine imaginäre heiße Kartoffel im Mund zu balancieren. Spaß gehabt und Kiefer gelockert, was will man mehr!

Nach fröhlichen Liedern und kräftigem Applaus brachen wir wieder in den Alltag auf.
Bis ich zweieinhalb Stunden später während der zweiten Schicht des Mittagessens im Wintergarten darauf angesprochen wurde, dass wir immer noch nicht den Zug verlassen haben. Schließlich hatte ich nur gesagt, dass wir gedanklich in den Gymnastiksaal zurückkehren. Von aussteigen hatte ich nichts gesagt! Ich entschuldigte mich formvollendet für diesen faux pas und bestätigte, dass sich der Herr immer noch auf Reisen befindet. Er amüsierte sich königlich…