aufmerksam, feminin, glaubhaft

Mode ist… ein ganz persönlicher Ausdruck (der auch plemplem sein kann)

Diese verrückten Aufnäher für Jeans, Jacken oder Pullis erinnern an künstlerisch wertvolle Krebsgeschwüre. Oder so.
Was mich direkt zum Punkt bringt:
1.) Niemand braucht Mode so zu tragen, wie sie angeboten wird. Wir können unserer Kleidung jede Form von Individualität hinzufügen, die wir mögen.
2.) „Guter Geschmack“ ist oft langweiliger Mainstream, kein echtes Stilempfinden. Oder eigenes Selbstbewusstsein.

Insofern: Warum nicht künstlerische Patches in Form von tropischen Knollen (wie man die bunten Geschwüre auch nennen könnte) tragen? Oder einen blühenden Kirschblütenzweig in unnatürlichem Blau aufnähen?
Wenn ich mich umschaue, sehe ich so wahnsinnig viel langweilige Kleidung. An Menschen, deren Individualiät etwas viel Persönlicheres verdient. Warum kleiden wir uns so öde? Und warum trauen wir uns noch nicht einmal, einen verrückten Aufnäher zu tragen?

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Mode ist… ein mutiger Blick auf uns selbst

Heute möchte ich ein Buch empfehlen: „Fashion – Was verrät mein Stil über mich?“ von der Psychologin Dr. Jennifer Baumgartner.
Darin stellt sie verschiedene Phänomene bezüglich eigener Gewohnheiten beim Anziehen vor und bietet Lösungen  an.
Jede von uns kennt mindestens eine Frau, die sich zu bieder, zu langweilig und zu altbacken kleidet. Diese Frau ist keine klassische Schönheit, aber mit einer neuen Frisur und fröhlicherer Kleidung könnte sie viel dynamischer aussehen. Derzeit macht ihr Kleidungsstil sie zehn Jahre älter, als sie ist. Warum ist das so? Was geht in dieser Frau vor? Und welche Ideen für einen neuen Blick auf die Kleidungsgewohnheiten könnten ihr helfen?
Ebenso gibt es immer Frauen, die sich deutlich zu jung oder zu (nach)lässig für ihr Alter kleiden. Auch ihnen stellt Jennifer Baumgartner kluge Fragen und gibt Tipps, wie ein wertschätzender, neuer Blick auf den eigenen Körper gelingt.
Wir kennen auch die Frauen, die sich in große schwarze Zelte hüllen, weil sie auf die kaschierende Wirkung von wallendem Stoff setzen und auf den schlankmachenden Effekt von Schwarz vertrauen. Dabei sieht keine Frau in schlabbriger, schwarzer Kleidung schlank aus. Eher deprimiert und unsicher. Wer den eigenen Körper mit Achtung und neu gewonnener Liebe anschauen und anschließend einkleiden möchte, findet viele sinnvolle Ratschläge.
Das Gleiche gilt für die Frau, die Tag und Nacht ihre Arbeitskleidung trägt. Und für die, die seit der Geburt der Kinder nur noch verwaschene Jeans und Sweatshirts trägt. Und für die, die den Schrank voller wunderschöner Schätze hat und sich nicht wertvoll genug fühlt, sie auch zu tragen. Statt dessen läuft sie in ausgefransten Uraltklamotten herum. Auch für die, die kaufsüchtig ist oder die, die unbedingt einen riesigen Markennamen auf jedem Kleidungsstück tragen muss: Mit einem ehrlichen Blick auf die eigene Denkweise und kluge Hinweise bringt die Autorin Frauen voran, die sich selbst mehr wertschätzen und das auch äußerlich zeigen wollen.

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Mode ist…. Würde

„I believe that high heels are something on par with when the Chinese used to bind women´s feet.
People think they make your legs look great but they
bind your mind and bind your body

– you can´t  run away from a rapist, that´s for sure.
You are on this pedestal and you look good
but you can´t move, so you need to be carried.

As  a woman, you should be able to be on the move.“

Henny Garfunkel, Fotografin, New York

in: „True Style is what´s underneath“, Elise Goodkind and Lily Mandelbaum

„Ich glaube, dass High Heels (Schuhe mit hohem Absatz)
auf einer Ebene sind mit den Chinesen,
als sie den Frauen die Füße banden.

Leute glauben sie sorgen dafür,
dass die Beine großartig aussehen,
aber sie binden dein Denken und deinen Körper:

Du kannst vor einem Vergewaltiger nicht weglaufen,
das ist sicher.

Du bist auf diesem Podest und du siehst gut aus,
aber du kannst dich nicht bewegen,
also musst du getragen werden.

Als Frau solltest du in der Lage  sein, in Bewegung zu sein.“

Henny Garfunkel, Fotografin, New York

Ich finde nicht, dass Frauen halbnackt herum laufen müssen, um interessant auszusehen. Jeden Tag die gleiche langweilige Jeans-Pulli-Kombination zu tragen, ist aber genauso wenig Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Heute stelle ich mein „Pariser Tennis-Outfit“ vor: Ich liebe diesen frisch entdeckten Löcherpulli mit seinen französischen Streifen. Obwohl ich noch nie Tennis gespielt habe, ist es mit meiner petrolfarbenen Blumenwiesen-Bluse und einer Perlenkette gerade mein persönliches Tennis-inspiriertes Outfit.
Welche Geschichte erzählt deine Kleidung heute?
Keine?
Warum nicht?

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Mode ist…. unser sichtbar gemachter Selbstwert

„What you wear says so much about self-worth.
It´s individualism on display.
I make very distinct choices in my style,
and they´re not safe.“

Cathy Cooper, Artist, Los Angeles

in: „True Style is what´s underneath“, Elise Goodkind and Lily Mandelbaum

„Was du trägst, sagt so viel über deinen Selbstwert.
Es ist ausgestellte Individualität.
Ich treffe sehr klare Entscheidungen in meinem Kleidungsstil,
und sie sind nicht gefahrlos.“

Cathy Cooper, Künstlerin

Ein fantastisches Buch über Identität, Lebenswege, Selbstbewusstsein und Kleidung habe ich in der Hamburger Zentralbibliothek aus dem Regal gefischt: „True Style is what´s underneath“ von Elise Goodkind und Lily Mandelbaum, einem Mutter-Tochter-Team. Sie haben Menschen angesprochen, deren Kleidung wild, märchenhaft, individuell oder jenseits der Geschlechterrollen aussah. Viele von ihnen haben vor der Kamera ihre Kleidung Stück für Stück abgelegt und dabei aus ihrem Leben erzählt.
Die Porträts sind wahnsinnig kraftvoll, weil sie keine Mode, sondern Persönlichkeiten abbilden. Weil sie nachzeichnen, wie die Personen wurden, wer sie heute sind. Und warum wir es alle wert sind, uns so zu kleiden, dass wir unserem Inneren Ausdruck geben, statt uns hinter schnell wechselnden Trends oder bequemen Uraltklamotten zu verstecken.

Deshalb zeige ich heute meine heißgeliebte Karusselpferde-Bluse, neulich second-hand aus dem Internet gefischt. Die bunten Karusselpferde sind so verrückt, dass ich erst nicht wusste, ob ich damit wirklich zur Arbeit gehen möchte. Interessiert hat sich dafür natürlich letztlich niemand, was nur beweist, dass all die Ängste vor abfälligen Kommentaren vorrangig in unserem eigenen Hirn wuchern. In diesem Sinne:
Mehr Karussel-Pferde auf Blusen!
Mehr dramatische Strickjacken in giftgrün (oder jeder anderen kraftvollen Farbe, die dir steht)!
Mehr Mut zum eigenen Ausdruck!

aufmerksam, feminin

Mut zum Anderssein: Einfach mal was Wildes zum Arbeiten anziehen

Neulich bekam ich ein Buch geschenkt, das ich nicht brauchte, und tauschte es in einem Einkaufszentrum um. Direkt neben dem Buchladen befindet sich H&M, sodass ich entgegen meiner ökologischen Überzeugung aus Spaß einmal durchlief. Und in der Kinderabteilung ein wunderbares kimonoähnliches Überwurf-Dings fand, das so künstlerisch und fröhlich aussah, dass ich mich umgehend verliebte. Für den geselligen Montagnachmittag hatte ich mir ein „Midsommar-Fest“ ausgedacht und brauchte dazu natürlich das passende Outfit. Da ich keine schwedische Tracht besitze (komisch…), zog ich eine weiße Bluse an und das bunte Dings oben drüber. Sommerlich-fröhlich, einen Versuch wert.
Als ich morgens in die Verwaltung kam, um das Postfach zu leeren, schaute ich ganz überrascht in lachende Gesichter, die sich an meiner Kleidung erfreuten und mich mit Komplimenten begrüßten. Ich bedankte mich artig und verwies auf die Kinderabteilung bei H&M…
Nachmittags, während ich noch mit dem Laptop und Beamer für das Foto-Quiz aus Skandinavienurlauben beschäftigt war, begeisterte sich die zweitschlimmste Meckerliese des Hauses über mein „sommerliches Kleid“. Ich doktorte an den Verbindungen der Elektronik herum und sie erzählte allen schon mal, da sie einen guten Blick auf mich, am Boden hockend, hatte, wie schick ich heute gekleidet sei. Eine Woche später verwies eine Dame am Montagnachmittag darauf, die wunderbar ich doch letztes Mal ausgesehen hätte.

Ich dagegen hatte mich gefragt, ob dieses künstlerische Dings nicht reichlich albern aussah. Mein Herz hatte es auf den ersten Blick gewonnen, aber in einer Senioren-Residenz gelten bezüglich der korrekten Arbeitskleidung gewisse Regeln. Wildbunte Kimonos, die aussehen, als sei ich unterwegs zur Strandbar, gehören nicht unbedingt zum Dresscode… Dass ein grenzwertig bedrucktes Oberteil aus der Kinderabteilung weit mehr positives Echo hervor rief als eine korrekte Bluse-Hose-Kombi, fand ich interessant. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mir die ganze Kollektion besorgt, aber leider war sie bereits weitgehend ausverkauft – und in Kindergröße 128 passe ich nun wirklich nicht rein.
Mir legt dieses Erlebnis nahe, dass ich besser aussehe, wirke und wahrgenommen werde, wenn ich die Kleidung wirklich liebe, die ich trage. Das scheint in den Augen anderer wichtiger als regelkonforme Outfits. Immer wieder kommentieren BewohnerInnen meine Kleidung und merken an, dass ich „immer etwas Besonderes“ trüge. Das Überwurf-Dings aus der Kinderabteilung, das im ersten Moment mein Herz berührt hat, scheint dagegen noch einmal eine Klasse für sich zu sein.
Daraus lerne ich: Wenn etwas, das mir zu hundert Prozent gefällt, auf den ersten Blick nicht zum Arbeitsalltag zu passen scheint, ist es dennoch eine bessere Wahl als ein regelkonformer Blazer, der „nur nett“ statt „großartig“ ist.

Welche Kleidungsstücke liebst du und lässt sie aus Angst vor Ablehnung im Schrank hängen? Was muss auf dem Bügel bleiben, statt mit dir die Welt zu erobern? Wann fürchtest du, zu albern, bunt, verrückt, kindisch, sexy oder sonst wie „falsch“ auszusehen, obwohl dein Herz sich danach sehnt?

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Dahlien in fröhlichem Durcheinander

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Vor Kurzem erhielt ich einen Blumengutschein, den ich umgehend einlöste, da so mancher Gutschein in diesem Haus bereits vergessen wurde und verfiel (ähem).

 

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So besorgte ich regionale Dahlien auf dem Wochenmarkt und kaufte über den Gutschein Kamille und Färberdisteln. Unterwegs mit dem Fahrrad pflückte ich Goldrute und Schilf (Schilfgras? Grasiges Schilf? Die Recherche deutet auf Schilfrohr, Phragmites australis).

 

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Zu Hause wässerte ich die Blumen einige Stunden und band dann einen Strauß daraus, den ich in einen großen Krug stellte. Leider neigen die Dahlien oft ihre Köpfe im Wachstum, sodass sie während des Bindens gut platziert werden müssen, um schön auszusehen.

 

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Da die Kamille sich in alle Richtungen gleichzeitig reckt, die Färberdistel wiederspenstig hervorschaut und die dunkelroten Schilfrohr-Rispen über allen anderen wippen, folgen die übrigen TeilnehmerInnen des Straußes ebenfalls ihrer eigenen Ordnung.

 

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Aus den Resten fertigte ich einen Baby-Strauß: Er steht auf dem Küchentisch, während der große Strauß auf dem ausgezogenen Esstisch thront.

Bei Friday Flowerday, Floral Friday Foto und Maleviks Rosengarten sind weitere blumige Ideen versammelt.

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Stilvolle Unterhaltung

Wer mich gut kennt, weiß, dass ich ein Laster habe: Ich liebe Gutshöfe, ausgedehnte Parks, altes Leinen und Silberbesteck sowie Reportagen rund um das Thema „Adel“. So muss ich umgehend mitteilen, dass ich in der Mediathek des WDR gerade die (fast aktuellen) Sendungen zur dritten Runde „Von und zu lecker“ entdeckt habe.

 

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Wieder laden sechs Besitzerinnen von Landgütern zum Menü ein, reihum besuchen sich die Damen gegenseitig. Es wird sowohl das Gut und die dort wohnende Familie als auch das Dinner vorgestellt. Diese Sendungen sind wunderschön anzusehen, weshalb ich sie Gleichgesinnten wärmstens empfehle:

Von und zu lecker– wie immer nur zeitlich begrenzt in der Mediathek abrufbar.

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Getrödelt- gefunden – gefreut: Servierplatte mit Perlenrand

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Perlen mag ich unglaublich gern – als Schmuck und als Gestaltungslement.
Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich diese Servierplatte im Antiquitätengeschäft entdeckte. Tatsächlich besitzen wir mehr Geschirr dieser Art, als wir benötigen, weshalb ich bereits sehr schlichte oder weniger hochwertige Stücke aussortierte. Schließlich wächst der Platz mit der Anzahl der „Schätze“ nicht mit, da hilft nur priorisieren…

 

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In den zarten Eiern aus Glas lassen sich weiße Federn entdecken. Schmuck, der wie diese Dekoration je nach Gestaltung elegant, schlicht oder natürlich wirkt, mag ich besonders.

 

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Wieder sind weitere Stücke unter „Getrödelt – gefunden – gefreut“ zu entdecken.

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Ein Adventssonntag in Hamburg: Programm-Vorschlag

Statt eines Servier-Vorschlags präsentiere ich heute einen „Programm-Vorschlag“ in Hamburg-Eppendorf.
Einleitend gestehe ich, dass ich zutiefst der Meinung war, bereits über meine private Tradition des „Adventssonntags in Sankt Johannis“ geschrieben zu haben. Da ich das gesamte Archiv durchforstet habe und keinen entsprechenden Artikel fand, lüfte ich hier nun mein kleines Geheimnis:

 

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Einmal im Jahr, an einem der Advents-Sonntage, schwänze ich den Gottesdienst in meiner Gemeinde und besuche stattdessen die evangelisch-lutherische Kirche Sankt Johannis.
Mit ihrem dörflichen Charakter ist sie eine der beliebtesten Kirchen zum Heiraten in Hamburg.
Wenn ich dort im Kirchenschiff zwischen lauter Pelzen und Perlenketten sitze, genieße ich die gediegene Atmosphäre. Das Innere erinnert mich an eine Kirche auf den nordfriesischen Inseln, wie im Bauch eines Schiffs auf einem windumtosten Eiland fühle ich mich hier. Wobei ich angesichts der BesucherInnen sagen muss, dass die Pelz- und Perlen-Dichte vor acht Jahren, als ich meine private Tradition begann, deutlich höher war. Frei nach Vicco von Bülow, dessen Spruch aktuell ständig zitiert wird: „Früher war mehr Lametta!“
Dafür gibt es heute mehr frische Gesichter und junge Menschen, was auch sein Gutes hat – schließlich sind wir nicht im Zoo.
Im Anschluss an den Gottesdienst bietet es sich an, die „Konditorei Lindtner“, eine Hamburger Institution, zu besuchen: Nach einem fruchtig-feurigen Süppchen oder einem eleganten, winterlichen Blattsalat muss unbedingt eine der Torten des Hauses verkostet werden.
All die Kalorien werden kurz darauf im historischen Holthusen-Bad mit kräftigem Schwimmen abgearbeitet. Oder einfach nur in der Therme das sanfte Sprudeln auf verspannten Muskeln genossen, je nach Façon.

Da alle „Programm-Punkte“ fußläufig von den U-Bahn-Stationen „Hudtwalckerstraße“ oder „Kellinghusenstraße“ erreichbar sind, eignen sie sich wunderbar für Hamburg-Touristen.

Eine Bemerkung zum Schluss: Alle Grippegeplagten, hochbetagten SeniorInnen sowie sonstigen Maddeligen und Ramdösigen können diesen Vorschlag ebenfalls genießen:
Fitness wird dafür nicht benötigt. Ehrenwort, ich hab´s in entsprechendem Zustand getestet.

Als allerletzter Tipp: Ein edler Wollmantel, kombiniert mit Seidentuch und anglophilem Hut (für Damen und Herren) trägt sehr dazu bei, in Hamburg-Eppendorf ins Bild zu passen…