feminin, glaubhaft

Was jede von uns für die Artenvielfalt vor der eigenen Haustür tun kann

Heute nahm ich an einem Online-Seminar der Initiative „Kommunal nachhaltig“ teil.
Darin wurde nicht nur das Ausmaß des Insektensterbens und damit der größten Welle des Artensterbens in der Menschheitsgeschichte deutlich, sondern auch ausführlich dargestellt, was jede Privatperson und jede Stadt dagegen tun kann.
Die Rednerin des BUNDs meinte: „Aussterben bedeutet tot für immer – keins der Lebewesen, das gerade ausstirbt, wird jemals wiederkommen.“

Bienen-Blog“Decimated”: Germany’s birds disappear as insect abundance ...

Was können wir als Privatperson tun, um das Artensterben abzumildern?

  • Jede Pflanze zählt. Statt Kiesflächen und Rasen anzulegen oder Beete mit Holzhäckseln zu mulchen, was wertvollen Platz für Lebewesen verschenkt, sollten wir den Blick eines Maklers in einer Großstadt annehmen. Kein geschäftstüchtiger Makler würde in Hamburg, Berlin oder München eine Fläche sinnlos verschenken, hier ist jeder Zentimeter Gold wert. In unserem Garten auch: Jede Pflanze reinigt die Luft, kühlt und befeuchtet sie. Vom kleinsten Gänseblümchen bis zur größten Eiche helfen sie alle gegen die Klimakrise. Platz zum Betonieren, Pflastern oder mit Kies bestreuen kann wirklich niemand von uns vergeuden. Noch dazu, wenn in Zukunft heftige Regenmengen im Garten schnell versickern sollen, statt über versiegelte Flächen in den eigenen Keller zu laufen.
    Daher: Pflanzen aussuchen, die der Region und dem Boden angepasst sind, die Tieren Nahrung bieten (Blüten und Früchte) und die mit Trockenheit in den Hitzesommern zurecht kommen.
  • Stauden, Büsche und Bäume, die sowohl ökologisch sinnvoll als auch trockenheitsresistent sind, stellt das Buch „Garten ohne Gießen“ vor. Da der Traum vom Haus im Grünen immer mehr Fläche frisst, die unwiderbringlich der Natur verloren geht, ist die Frage: Wie schaffen wir einen Ausgleich? Das Buch stellt clevere Methoden vor, das Garagendach zu begrünen oder durch Kletterpflanzen am Haus nicht nur Tieren ein Zuhause zu bieten, sondern gleich noch eine kostenlose Kühlung zu genießen.
    Statt mit diversen sinnlosen Tricks gegen Unkraut oder leere Flächen im Beet anzukämpfen, bietet sich das Aussäen von Wildblumen an: Billig, ökologisch wertvoll und keinerlei Pflege nötig. Die Blumen, die zu den Bodenbedingungen passen, säen sich ganz von allein aus und kommen komplett kostenlos im nächsten Jahr wieder.
  • Verblühtes und Samenstände den Winter über stehen lassen, da hierin (für Menschen unsichtbar) Insekten überwintern. Erst im April/Mai sollten tote Stängel entfernt werden, damit die Wintergäste Zeit zum Schlüpfen hatten. Auch Vögel bedienen sich im Winter an Samen und Körnern.

Was können wir als Nachbarschaft oder Stadt für die Artenvielfalt tun?

  • „Eh da“-Flächen nutzen. „Eh da“-Flächen sind die Bereiche, die quasi übrig bleiben, nachdem alle ihr Haus gebaut und ihren Parkplatz gepflastert haben. Hier können Bäume und Sträucher gepflanzt oder einfach nur Blumensamen für Magerwiesen ausgesät werden. Parkplätze entwickeln sich im Sommer immer mehr zur Hitzehölle, bereits das Pflanzen von Bäumen hilft, das Aufheizen der riesigen Asphaltflächen rund um Supermärkte und Einkaufszentren zu verringern.
    „Eh da“-Flächen können, mit einer Bank aufgewertet und von Büschen umpflanzt, auch die Lebensqualität der PassantInnen und AnwohnerInnen erheblich verbessern. Allein das sinnvolle Begrünen von Straßenrändern, statt sie zu betonieren, schafft lange „Flure“ für die Fortbewegung und Ernährung von kleinen Lebewesen. Dazu bietet der „Blühpakt Bayern“ vielfältige Informationen.
  • Je älter ein Baum, desto höher sein Wert für sämtliche Organismen. Statt alte Bäume „vorsichtshalber“ zu fällen, lieber regelmäßig kontrollieren lassen. Jeder Baum ist für sich ein komplexes Biotop, das durch das Fällen und Nachpflanzen eines Jungbaums komplett verloren geht.
  • Lichtverschmutzung und Insektensterben haben eins miteinander gemeinsam: Zu helle Straßenlaternen. Häufig werden durch Straßenlampen komplette Grundstücke erhellt, statt sinnvoll gebündelt die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und tatsächlich nur Straße, Rad- und Gehweg zu beleuchten.
    Warme Lichtfarben ziehen Insekten wesentlich weniger an als kaltes Licht.
    Und für viele Regionen reichen Lampen, die durch Bewegungsmelder anspringen und anschließend wieder verlöschen, auch im öffentlichen Raum völlig aus.

Ohne Insekten gibt es weder Obst noch Gemüse mehr, weil sie nicht bestäubt werden

  • Fairpachten“ ist eine Initiative des NABU, um Landwirtschaft und Ökologie bessern miteinander zu verbinden. Kommunen und Kirchen haben oft große Ländereien, die sie verpachten. Dabei kann durch sinnvolle und faire Pachtbedingungen die Landwirtschaft gesünder und nachhaltiger gestaltet werden. Durch das Einsparen von Gift oder die Einrichtung von Blühstreifen profitieren Menschen und Tiere gleichermaßen.
  • Da zunehmend im Winter und Vorfrühling komplette Hecken und Alleen von städtischer Hand ohne erkennbaren Grund gefällt werden, ist ein Umdenken nötig: Fällungen können in schneearmen Wintern keine „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“ für städtische Angestellte und Bauhöfe sein, wenn damit Lebensräume zerstört werden. Hier wird Schulungsmaterial für den Garten-Landschaftsbau angeboten: Praxishandbuch kommunale Grünflächen
aufmerksam, kreativ

Hamburger Stillleben

 

Ein Hamburger Stillleben in der Küche:
Blumen vom Straßenrand und von der Alster, Apfel aus dem Innenhof, Tomaten vom Balkon, einzelne Rudbeckia-Blüte vor dem Blumenladen aufgesammelt gerettet.
Und schwupp-diwupp zeigt sich das pralle Leben.

My arrangement in the kitchen shows what´s surroundig us in Hamburg:
Flowers from the roadside and the riverside of Alster, an apple from our backyard, tomatoes from our balcony and a Rudbeckia that I´ve found in front of the florist´s.

Verlinkt mit RUMS, FloralFridayFoto, Holunderblütchen, Crealopee und Freutag.

aufmerksam

Frühlingsboten an der Alster

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Neben dem Wanderweg blühen die Winterlinge, während unten an der Böschung im Schatten die Schneeglöckchen lieber nahe des Wassers wachsen.

 

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Frühlingsglaube

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muss sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal;
Nun, armes Herz, vergiss der Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.

Ludwig Uhland
(Erstdruck 1813)
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aufmerksam

Ausflug nach Lüneburg

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Mit einer Freundin setzte ich mich in die Bahn Richtung Lüneburg, wo wir einen herrlichen sommerlichen Tag verbrachten: Häuser bestaunten, Cafés ausprobierten, „aus Versehen“ alles Mögliche in netten kleinen Geschäften kauften, an der Ilmenau entlang bummelten, Engel betrachteten.

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Die Lüner Straße am alten Kran, eins der Wahrzeichen Lüneburgs.

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Überall romantische alte Backsteinhäuser und Blüten am Weg.

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Jede Menge Manufakturen, Werkstätten und feine Geschäfte, die zum reinschauen einladen.

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Ein hölzerner Engel in einer ruhigen Ecke der Kirche.

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Ausgesprochen gut hat es mir in Lündeburg gefallen – vielleicht als Altersruhesitz, eines Tages?!

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Buchrezension: „Landleben. Von einer, die raus zog“ von Hilal Sezgin

Inzwischen ist es etwas her, dass ich das Buch „Von einer, die raus zog“ von Hilal Sezgin las – trotzdem habe ich es in bleibender Erinnerung behalten.
Die Autorin ist Journalistin und hat ihr bisheriges Leben vorrangig in der Großstadt verbracht. Trotzdem trägt sie den Traum eines „anderen Lebens“ in sich und beschließt, sich auf das Wagnis einzulassen – sie berichtet vom Wechsel in eine andere Redaktion, von der Suche nach dem richtigen Haus, von den Wünschen und leisen Zweifeln, die sich im Blick auf den zukünftigen Alltag einstellen.
In der Lüneburger Heide, weit weg von der Frankfurter Innenstadt, wird sie fündig. Die Besitzer des Hauses wohnen auf dem gleichen Grundstück, das weitläufig genug ist, um sich sowohl zu treffen als auch aus dem Weg gehen zu können. Langsam lebt die Autorin sich ein. Berichtet von der nächtlichen Stille, von ersten Kontakten, von der Hilfsbereitschaft der Dorfbewohner und den Marotten der Schafe, Ziegen und Gänse, die sie mit ihrem neuen Haus „geerbt“ hat. Anfangs kümmert sie sich laut Anweisung um die Tiere. Zunehmend verliert sie ihr Herz an jedes einzelne und entdeckt Individuen, wie sie innerhalb einer Schafsherde nicht unterschiedlicher sein könnten. Noch ehe sie es selbst begreift, füttert sie verlassene Lämmchen mehrmals pro Nacht mit der Flasche und rettet Hühner aus der jährlichen „Säuberungsaktion“ der nahegelegnenen Massentierhaltung vor dem endgültigen Tod. Besagte gerettete Hühner, völlig nackt und deformiert, verschlingen Unsummen an Tierarztkosten. Überhaupt, die Tierarztkosten – ich habe nicht mitgezählt, wie oft die Autorin Sonntags zum tierärztlichen Notdienst eilt, weil eines der Tiere versorgt werden muss. Im Laufe des Buches fragte ich mich immer öfter, wann genau Frau Sezgin eigentlich Zeit zum Arbeiten als Journalistin hat und woher das Geld für den Tierarzt kommt.
Auch vor der ehrlichen Beschreibung von Krisen scheut Frau Sezgin nicht zurück, sondern erzählt ruhig und aufrichtig aus ihrem Leben.
Zunehmend macht die Autorin, die vorher bereits Vegetarierin war, sich Gedanken darüber, dass auch die Erzeugung von Milch mit viel Leid für Kuh und Kalb einher geht. Und dass „biologisch erzeugte Milch, Eier und Fleisch“ der Massentierhaltung sehr ähnlich sind, wie sie während ihrer unangekündigten Besuche auf mehreren Höfen feststellen muss.
Inwieweit muss man „Nutztiere“ durch Verwertung wirtschaftlich verarbeiten? Können Hühner, Schweine und Kühe auch „einfach so leben“ oder erhalten sie ihr Lebensrecht erst dadurch, dass wir Menschen größtmöglichen Profit aus ihnen schlagen?
Das absolute Ende des Verzehrs von tierischen Erzeugnissen wird durch das Eintreffen eines Katalogs von „Spezialmaterial für den Landwirt“ eingeläutet, wo sie eine Vielzahl tierquälerischer Konstruktionen und Werkzeuge entdeckt, die auch in der biologischen Landwirschaft eingesetzt werden („Mit dieser elektrischen Brennschere können Sie sowohl Hoden als auch Ringelschwänzchen abtrennen….“).

Eine sehr herzliche Empfehlung zur Lektüre!