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Kindermund: Rätsel um ein Tier

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Rate, rate, wer gemeint ist:

Manche nennen es Papogei, andere Pakagei, Gagei oder auch Popogei.
Mir kamen diese Bezeichnungen von Mädchen und Jungs zwischen 4 und 8 Jahren zu Ohren, und ich werde weiter sammeln. 😉

 

 

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Kindermund: Übergestern

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein siebenjähriges Mädchen beschwerte sich während einer Fahrt in der S-Bahn vehement bei ihrer Mutter, dass das letzte Mal Computerspielen schon lange her sei – „Das war übergestern!“

Heute versuchte ich Lars (Name geändert), 4 Jahre alt, das Fragewort „wie“ beizubringen. „Wer“, „was“ und „wo“ klappten schon ganz gut, aber die Bedeutung von „wie“ erschloss sich ihm trotz dem Anfassen der Heizung (heiß) und des Fensters (kalt) sowie weiterer Versuche nicht.
Ich: „Wie bist du heute? Fröhlich?“ (zeigte ein betont fröhliches Gesicht). Er schüttelte den Kopf. „Bist du müde?“ (machte es wieder pantomimisch vor). Er schüttelte den Kopf. Ich, nach weiteren Versuchen etwas ratlos: „Wie bist du denn?“ Er: „Lars!!!“

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Kindermund: Wenn das Xylofon aus Ost klingelt…

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Mit einem Fünfjährigen trainiere ich die auditive Merkspanne: Er schließt die Augen, ich spiele nacheinander drei Instrumente, und anschließend erzählt er mir (bitte in der richtigen Reihenfolge), was er gehört hat.
Er: „….und dann kam… das Telefon!“ (zeigt auf das Xylofon).

Ein fünfjähriges Mädchen, sonst sehr ruhig, erzählt mir schon begeistert beim Hereinkommen:
„Ich war im Theater! Das heißt `Der Zauberer von Ost‘! Und da war eine Hexe. Und noch mehr Leute, aber die waren bloß verkleidet. Die Hexe, die war echt!!!“

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Kindermund: Philosophie über die Dunkelheit und brummelige Wörter

Aus meinem Alltag als Logopädin

Eine Fünfjährige bemerkte während der Therapie bei einem Blick aus dem Fenster:
„Boah, ist das dunkel draußen!“
Ich: „Erstmal wird es immer dunkler, so ungefähr bis Weihnachten, und dann wird es wieder heller.“
Sie: „Das ist, weil Herbst ist.“
Ich: „Ja, da steigt die Sonne nicht so hoch wie im Sommer. Sie kommt so ein bißchen raus, und dann scheint sie kurz, und dann geht sie bald wieder unter.“
Sie: „Und in Schweden, also in Schweeeeden, da ist es jetzt… (überlegt, weiß aber nicht mehr, was sie eigentlich sagen wollte) … da ist es jetzt auch dunkel!“
Ich : „In Schweden ist es noch dunkler als bei uns. Von uns aus ist Schweden im Norden. Und im Norden ist es im Winter sehr viel dunkler. Wenn man weiter nach Norden fährt, bis zum Nordpol, da wird es immer dunkler. Im Winter gibt es dort ein paar Tage pro Jahr, wo es gar nicht hell wird. Weil die Sonne nämlich im Winter nicht im Norden ist. Dafür ist sie im Sommer ganz viel im Norden – so sehr, dass es an ein paar Nächten im Jahr gar nicht dunkel wird.“
Sie: „Ja. Aber jetzt ist es da dunkel.“
Ich: „Sehr dunkel.“
Sie, nachdenklich: „Hm hm.“
Dann plötzlich: „Ich weiß auch, warum es da so dunkel ist! Weil die Sonne nämlich woanders ist! (ruft in triumphierendem Ton) Und die ist in Chile!!!“
Ich schaue verdutzt, sie: „Das stimmt. Das weiß ich! Das sagt nämlich meine Schwester, da ist jetzt Hochsommer, in Chile, und die fährt da bald hin.“
Was manche Kinder alles schon wissen…

Außerdem erzählte ein Junge mir heute etwas von „Gummelstiefeln“ und „Strohreim“ (Strohhalm).

Angesichts der Diskussion über die Dunkelheit ist es sehr einleuchtend, dass so brummelig klingende Wörter wie „Gummelstiefel“ vorrangig im Winter gebraucht werden.

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Kindermund: Die krumme Logik der Erwachsenen

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein Junge, 8 Jahre alt, meinte zu mir, als ich das heutige Datum in der entsprechenden Spalte im Rezept notiert hatte und die Mutter wie immer um eine Unterschrift zur Quittierung der Stunde bat:
„Warum schreibst du 12.11.’10? Das muss doch andersrum sein: 10.11.12!“

Ein Fünfjähriger baut mit mir die Brio-Bahn auf und setzt die Waggons auf die Schienen, um sie aneinander zu fügen. Nun fehlt nur noch die Lok. Er stellt sie vor die Waggons und schiebt die Waggons von hinten an die Lok – die ausweicht. Er schaut erstaunt und versucht es noch einmal. Wieder weicht die Lok aus und rollt ein Stück vor. Er, ehrfürchtig und verwundert: „Hua!“
Beim nächsten Versuch ruft er völlig verzückt: „Hua! Die Lok fährt weg! Hua! Ich bin ein Zauberer!“

 

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Kindermund: Eine Sache der Definition

Aus meinem Alltag als Logopädin

Ein Mädchen, 5 Jahre alt, erzählt von ihren Ferien: „…und dann war’n wir noch im Bille-Bad (Name des örtlichen Freizeit-Bades)…
Ich: „Bist du denn gerne im Schwimmbad?“
Sie, sehr nachdrücklich und genervt: „Das heißt nich‘ Schwimmbad, das heißt Bille-Bad!“

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Kindermund: Von Pfannkuchen, verstiefelten Katern und Flugschraubern

Wie kreativ der Umgang mit Sprache ist, wird in den folgenden Zitaten von Kindern, mit denen ich als Logopädin arbeite, deutlich – viel Freude beim Lesen!

Ein Junge, 6 Jahre alt, ruft beim Anschauen eines Bilderbuchs freudig überrascht: „Der verstiefelte Kater!!!“

Mädchen, 6 Jahre alt, zeigt mir stolz ihre neue Zahnlücke und erzählt, dass ihre Mutter beim Verlieren ihres Zahns etwas nachgeholfen habe. Sie, ganz stolz und froh:
„Das tute gar nich weh!“
Etwas später: „Und ein Flugschrauber…“ (Hubschrauber)

Junge, 4 Jahre alt, zu einem Rochen: „Das ist ein Pfannkuchen…“
Außerdem ist sein Satzbau oft hinreißend: „Nein, ich kann mich nicht!“
oder auch bezüglich der Seifenblasen: „Noch mal pusten ganz doller!“

Mädchen, 7 Jahre alt, schreibt: „… Dan FraKT eR Di Schafe ob Si wisen wo deR NekSTe BauerhoF isT Dan SaKT das FeRT…“

Ich unterteile mit einem 4 jährigen Jungen Nahrungsmittel, die nacheinander aus einem Stoffbeutel gezogen werden, in Obst und Gemüse. Er holt eine Paprika aus dem Beutel und ruft, als er sie sieht: „Ein Papa!“

Mädchen, 8 Jahre alt, will mir etwas über Bauklötze bzw. Holzsteine erzählen und sagt: „Klötzsteiner“

Junge, 5 Jahre alt, zu einem Huhn: „Dumm und alt und fett.“

Am Ende der Stunde puste ich mit einem Mädchen, 5 Jahre alt, Seifenblasen aus dem Fenster über den Marktplatz. Da kommt ein gelber Hubschrauber, recht tief, in unsere Richtung geflogen.
Sie: „Wenn der Hubschrauber fliegt, rufen die Seepferdchen immer `Deutschland, Deutschland!`“
Ich verstehe nicht, was sie meint, und frage nach.
Inzwischen betritt ihre Mutter den Raum, um mit mir die Resultate der Stunde zu besprechen und erklärt: „Die Seepferdchen sind die Kinder aus der anderen Gruppe im Kindergarten.“
Das Mädchen: „Und der Hubschrauber hat so ’ne Farbe wie Deutschland!“
Trotz dieser Auflösung finde ich den Satz „Wenn der Hubschrauber fliegt, rufen die Seepferdchen immer `Deutschland, Deutschland!`“ ganz wunderbar.

Mädchen, 9 Jahre alt, als sie nach unserer letzten Stunde den Raum verlässt:
„Tschüß! Ich werd‘ Sie vermissen!“ Da bin ich doch dankbar für meinen anstrengenden, aber sinnvollen Beruf.