aufmerksam, glaubhaft

Kurze philosophische Gedanken für zwischendurch

Stell dich deinen Ängsten.
Lass dich nicht von irgendwelchen Bedenken abhalten.
Verbünde dich mit dem Schrecken, denn wer weiß, wohin es dich führt.

„Jeder hat heimlich Kummer, den er zu verbergen versucht“, erwiderte Emily und starrte auf den Namen der Frau, die sie nur zu gut kannte.

„Vergiss nicht“, sagte er mit einem Kuss auf jede Wange und noch einem per la fortuna, „wenn du nichts an dich heranlässt, stehst du am Ende mit leeren Händen da.“

Es waren die Menschen, die Catriona geprägt hatten, sie zu der Frau gemacht hatten, die sie wurde.
Jede zwischenmenschliche Interaktion, so geringfügig sie auch sein mag, hat einen Einfluss darauf, wer man wird.
Jedes Gespräch, jede Enttäuschung, jede Berührung verquicken sich zu einem Kuddelmuddel, das wir Leben nennen.

alle Zitate aus: „Alles Glück da draußen“ von Katherine Slee

 

aufmerksam, feminin, glaubhaft

„Ich möchte hier nicht das Sorgenkind sein“: Warum es so schwer fällt, Schwäche zuzugeben und um Hilfe zu bitten

„Ich möchte hier nicht das Sorgenkind sein,“ dieser Satz einer Freundin fiel in einem gemütlichen Bistro in Dänemarks ältester Stadt Ribe. Dabei ist Anja* eine der fröhlichsten, scheinbar unverwüstlichsten Frauen, die ich kenne.
Ein paar Tage zuvor hatte mir Clara* (Name geändert) erzählt, dass sie aus einem Kurs der Gemeinde ausgetreten war, weil sie von einem der Leiter zu sehr gefordert und zu Leistung gepusht worden war. Sie hatte ihm nie direkt gesagt, dass sie seine befehlende Art als Zwang empfunden hatte, die ihr Angst machte, statt sie zu ermutigen.
Und ich selbst überlege tatsächlich manchmal, bevor ich nach dem Gottesdienst zu denjenigen gehe, die an dem Tag mit allen beten, die göttlichen Rückenwind suchen: Meine Güte, Marie, kommt es denen nicht zu den Ohren raus, dass du schon wieder anmarschiert kommst? Oder dir selber, ständig mit dem gleichen Quark vor Gott zu kommen und damit auch noch unschuldige Andere zu belästigen?

Drei Beispiele, ein Problem:
Selbst in der Kirchengemeinde, wo „bedingungslose Liebe“ durch die Person Jesus Christus allgegenwärtig ist, trauen wir uns nur eingeschränkt, anderen die dunkelsten Orte unserer Seele zu zeigen. Zu groß ist die Sorge, als psychisch schwach oder geistlich unreif zu gelten. Wir wollen nicht die sein, für die gebetet wird und die allgemeines Mitleid ernten. Der scheinbare Tiefpunkt ist erreicht, sollten unsere Namen jemals in der Rubrik „Wir beten besonders für die folgenden Menschen….“ auf dem Sonntagsblatt erscheinen. Klar, dazu muss man Krebs haben oder obdachlos sein, das sollte uns in nächster Zeit nicht passieren. Und dennoch scheuen wir davor zurück, anderen unsere Lebensgeschichte zuzumuten. Andere mit unseren Enttäuschungen und Narben zu belasten. Oder uns einfach „nur“ Erwartungen zu widersetzen, weil sie nicht zu uns passen.

Wir haben ein Team aus tollen Frauen, die regelmäßig einen Abend lang in der Gemeinde sitzen und für alle beten, die vorbei kommen und Heilung brauchen. Ob es um Bandscheibenvorfälle oder Depressionen oder Neugeborene mit Behinderung geht, ist dabei völlig egal.
Ganz ehrlich, bei einer Gemeinde mit mehreren hundert Mitgliedern würde man doch glauben, dass die Damen kaum aus dem Gebet heraus kämen. Dass es Warteschlangen gäbe.
Stattdessen erzählte mir eine ganz frustriert, dass sie oft ans Aufgeben denkt, weil kaum jemand auftauche.
Wie bitte?
Da sitzen Frauen, die die liebevollste, geduldigste, kraftvollste und weiseste Ausstrahlung haben, die ich je erlebte, und keiner kommt?
Weil wir uns sogar dann zu sehr schämen, über unsere Schwächen zu reden, wenn uns nur eine einzige, dafür ausgebildete und zutiefst begabte Person gegenüber sitzt?
Wenn es diese Person sogar glücklich macht, uns zu dienen und für uns zu beten?
Und das nur, weil unser Ego sogar in den dreckigsten Momenten unseres Lebens zu groß ist, um zu sagen „Ich brauche deine Hilfe und ich mute mich dir zu“?
Und das unter ChristInnen, die daran glauben, dass es Gottes sehnlichster Wunsch war, die gesamte Sch*** des menschlichen Lebens zu erfahren, sämtliche vorstellbaren Schmerzen zu erleiden, nur um uns zu befreien?
Wenn Gott uns die Freiheit von unserer Vergangenheit, von unseren Fehlern und Grenzen geschenkt hat, warum haben wir dann Angst davor, was andere von uns denken? Noch dazu, wenn diese anderen sogar den gleichen Glauben wie wir teilen und keine gleichgültigen Arbeitskollegen sind, die wir nur oberflächlich kennen?

Ich kann es mir nur damit erklären, dass unser Ego immer noch größer ist als die Wahrheit in unseren Herzen. Auch meins, immer wieder. Und dass es genügend Mächte in dieser Welt gibt, die uns ständig einflüstern, dass wir sogar in der Kirche gut aussehen, intelligent reden und physisch wie psychisch belastbar sein sollen. Dass die Maßstäbe dieser Welt auch unsere Gemeinschaft durchdringen, wir als Kind Gottes neben anderen Kindern Gottes doch immer noch gut dastehen wollen. Wie peinlich, wenn uns jemand für ein Sorgenkind hielte! Ich kenne solche Gedanken selbst sehr gut.
Und doch liegt genau darin die Macht der Wahrheit:

Dreimal habe ich zum HERRN gebetet, dass Er mich davon befreie. Jedes Mal sagte Er: „Meine Gnade ist alles, was du brauchst. Meine Kraft zeigt sich in deiner Schwäche.“ Und nun bin ich zufrieden mit meiner Schwäche, damit die Kraft von Christus durch mich wirken kann. Da ich weiß, dass es für Christus geschieht, bin ich mit meinen Schwächen, Entbehrungen, Schwierigkeiten, Verfolgungen und Beschimpfungen versöhnt. Denn wenn ich schwach bin, bin ich stark.

2. Korinther Kapitel 12, Verse 8-10

Das passende Lied dazu: Raise A Hallelujah

aufmerksam, glaubhaft

Es ist unglaublich, was die Menschen alles glauben, solange es nicht in der Bibel steht!

Es ist unglaublich, was die Menschen alles glauben, solange es nicht in der Bibel steht!

Arno Backhaus 

Quelle: „Woran starb das Tote Meer“ von Arno Backhaus

Gestern hatte ich spontanen Besuch von einer lieben Freundin, die gerade von ihrem mehrwöchigen Flitterurlaub aus Thailand wiederkam.
Sie erzählte von den Tempeln und all den Regeln, die beachtet werden müssen, damit die Geister gezähmt und das Glück angelockt wird: Hier spenden, dort verbeugen, hier drei Mal drehen, dort Mönche beschenken und noch viel mehr.
Es klang wahnsinnig anstrengend, und ob die Thailänder jemals wissen, ob sie genug für ihr Glück (Geld! Erfolg! Schöne Kinder! Gesundheit!) getan haben, blieb unklar. Ich schätze, dass man sein Leben lang  in Glücks-Beschwörungs-Mission unterwegs ist, ohne sicher zu wissen, ob man sich jetzt entspannen darf oder ob das Glück weiter angelockt werden muss.

Gnade ist, wenn Gott etwas für mich tut. Gesetz ist, wenn ich etwas für Gott zu tun habe.

Watchman Nee 

Quelle: Aus dem Buch: Das normale Christenleben, SCM Hänssler, 2009, Seite 109

Ich bin so froh, dass es vor der Person, die wir Christen „Gott“ nennen (schließlich kann jeder alles mögliche Gott nennen), völlig egal ist, wie viel und was wir tun, um unser Leben zu verbessern. Unser Leben ist ein Geschenk, das uns ohne Bedingungen gemacht wird. Gott hat nur eine Hoffnung: Dass wir ihn als den Urheber dieses Geschenks erkennen und eine persönliche Beziehung zu ihm suchen.
Klar freut er sich über Nächstenliebe den Mitmenschen gegenüber, aber das ist es nicht, was letztendlich zählt: Wir müssen uns nicht von Pflicht zu Pflicht schleppen und immer neue Gesetze befolgen, in der Hoffnung, jemanden gnädig zu stimmen.
Nein: Gottes „JA“ zu uns steht von Beginn an über allem, da können wir Dinge wie Moral und Gesetze völlig außen vor lassen. Natürlich freut es Gott, wenn wir durch unsere Lebensgestaltung deutlich machen, wer hinter unserer Lebensfreude steckt und wir freigiebig sind, was Liebe, Gastfreundschaft, Vergebung, Hoffnung, Zeit und Geduld angeht. Aber es ist nicht der entscheidende Punkt, ob Gott sich uns zuwendet oder nicht.
Er ist da, gegenwärtig, und nichts auf dieser Welt bringt ihn dazu, sich abzuwenden.

Mein Herz ist der Schauplatz eines regelrechten Bürgerkriegs.

Watchman Nee 

Quelle: Aus dem Buch: Das normale Christenleben, SCM Hänssler, 2009, Seite 25

Auch die Kriege in unserem Herzen bringen Gott nicht dazu, sich zu distanzieren.
Auch die Enttäuschung, dass wir unsere Ziele nicht erreichen, nicht.

Satan sagt, lass die Maske nicht fallen, du verlierst dein Gesicht.
Gott sagt, lass die Maske fallen, du hast mein Gesicht.

Arno Backhaus 

Quelle: „Woran starb das Tote Meer“ von Arno Backhaus

Gott kennt uns so, wie wir von niemandem gekannt werden möchten, weil es uns viel zu peinlich ist, was in unseren Köpfen und Herzen für dunkle Untiefen lauern. Er sagt nicht: „Verstecke es!“ sondern: „Komm zu mir, damit ich dich von diesem Dreck reinigen kann und damit du zu dem Mensch wirst, als der du gedacht bist.“
Und darüber bin ich sehr dankbar.

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