Nach dem heißen Spätsommer können wir bei plötzlich sinkenden Temperaturen, viel Regen und ersten Stürmen den Herbst spüren. Da das Ende der Wachstumszeit in Gärten, Landwirtschaft und Natur deutlich zu beobachten ist, feiern Menschen traditionell Ernte- und Dankfeste. Meine nachfolgenden Gedanken eignen sich für einen Impuls in einer Kleingruppe, eine Andacht oder einen Gottesdienst.
Heute möchte ich die Weinpflanze in den Mittelpunkt stellen. In der Bibel wird Wein als Symbol für Lebensfreude und , wenn es an Schwung mangelt, als Medizin für neue Kraft verwendet. Insbesondere bei Festen steht der Rebensaft für Genuss, durch ihn wird die Schönheit und Herrlichkeit der Schöpfung sinnlich erlebbar.
Wenn der Kalender das Erntedankfest ankündigt, spüren manche von uns das Gegenteil von Freude und Dankbarkeit: Wenn hinter uns Monate voll enttäuschter Hoffnung liegen, wenn sich Bemühungen nicht ausgezahlt haben, wenn Beziehungen von anhaltenden Konflikten belastet werden. Dann aus ganzem Herzen und mit freier Stimme Danklieder zu singen, kann sich überfordernd und unehrlich anfühlen.
Dem Propheten Habakuk geht es so, als er Gott um Hilfe bittet:
„Noch trägt der Feigenbaum keine Blüten, und der Weinstock bringt keinen Ertrag, noch kann man keine Oliven ernten, und auf unseren Feldern wächst kein Getreide; noch fehlen Schafe und Ziegen auf den Weiden, und auch die Viehställe stehen leer.
Und doch will ich jubeln, weil Gott mich rettet, der HERR selbst ist der Grund meiner Freude!
Ja, Gott, der HERR, macht mich stark; er beflügelt meine Schritte, wie ein Hirsch kann ich über die Berge springen.“
Aus der Bibel, Buch Habakuk Kapitel 3, die Verse 17 – 19
Wer in der Gruppe erlebt gerade, dass sie oder er viel mit Sorgen, Konflikten oder Krankheit beschäftigt ist?
Zu wem spricht der Vers „Ja, Gott, der HERR, macht mich stark; er beflügelt meine Schritte, wie ein Hirsch kann ich über die Berge springen.“?
Was fehlt an vertrauen oder Hoffnung, um in diese Aussage einstimmen zu können?
Psalm 18, die Verse 15 und 16 schließen sich mit einem Aufruf um Unterstützung an:
„Allmächtiger Gott, wende dich uns wieder zu! Schau vom Himmel herab und rette dein Volk! Kümmere dich um diesen Weinstock, den du selbst gepflanzt hast; sorge für den jungen Spross, den du hast aufwachsen lassen!“
Wer mag, kann den Vers gemeinsam laut in der Gruppe lesen und ein Gebet anschließen, in dem bei schwierigen Themen um Veränderung gebeten wird.
Die nächste Bibelstelle ist gedanklich schon einen Schritt weiter, hier hat sich die Krise zu Frieden und einem neuen Anfang gewendet:
„Ihr Felder, seid nicht länger bekümmert, freut euch und jubelt, denn der HERR hat ein großes Wunder getan! Ihr Tiere in der Steppe, habt keine Angst mehr! Eure Weideplätze sind wieder grün, die Bäume hängen voller Früchte, Feigenbaum und Weinstock bringen reiche Ernte. Auch ihr, die ihr auf dem Berg Zion wohnt, freut euch und jubelt über den HERRN, euren Gott! Wie treu und gerecht ist er! Er schenkt euch wieder erfrischenden Regen im Herbst und im Frühling, so wie er es früher getan hat.“
Aus der Bibel, Buch Joel Kapitel 2, die Verse 21 – 23
Wer möchte berichten, welche Situationen in den letzten Monaten ein gutes Ende gefunden oder einen positiven Aufbruch vollzogen haben?
Jesus sagt:
»Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Alle Reben am Weinstock, die keine Trauben tragen, schneidet er ab. Aber die Frucht tragenden Reben beschneidet er sorgfältig, damit sie noch mehr Frucht bringen. Ihr seid schon gute Reben, weil ihr meine Botschaft gehört habt. Bleibt fest mit mir verbunden, und ich werde ebenso mit euch verbunden bleiben! Denn eine Rebe kann nicht aus sich selbst heraus Früchte tragen, sondern nur, wenn sie am Weinstock hängt. Ebenso werdet auch ihr nur Frucht bringen, wenn ihr mit mir verbunden bleibt. Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich mit ihm, der trägt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts ausrichten. (…)
Wie mich der Vater liebt, so liebe ich euch. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr nach meinen Geboten lebt, wird meine Liebe euch umschließen. Auch ich richte mich nach den Geboten meines Vaters und lebe in seiner Liebe. 11 Das alles sage ich euch, damit meine Freude euch erfüllt und eure Freude dadurch vollkommen wird.“
Aus der Bibel, Buch Johannes Kapitel 15, die Verse 1-5, 9 und 10
Wann haben wir versucht, aus eigener Anstrengung Leistung zu bringen, anderen zu helfen, glücklich zu werden?
Wie gut oder mangelhaft hat das funktioniert?
Was bietet Jesus stattdessen an?
Wie können wir als Weinrebe mit ihm, dem fruchtbaren Weinstock, verbunden bleiben – im Herzen, in unseren Gedanken, in Gemeinschaft mit anderen?
Ein wunderbar passendes Lied ist „Du hast das Jahr gekrönt mit deinen Gaben, hast unser Wachsen mit Liebe gelenkt…“ von Christoph Zehender, hier anzuhören
Unter Nennung meines Namen darf meine Andacht nicht-kommerziell verwendet werden.
Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden in die Räume der „Villa der Freude“ ein, wo mit Körper und Seele Gott erlebt werden kann.