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Inneren Reichtum entdecken: Schätze statt Schwächen finden

Viele von uns haben einen sehr klaren Blick auf das, was wir können und wer wir sind. Und entsprechend auch auf die Bereiche der Persönlichkeit, mit denen wir fremdeln und die wir eher verstecken. Ein Blick „in die eigene innere Schatzkiste“ hilft zu erkennen, dass häufig noch mehr Möglichkeiten in uns schlummern, als wir oft meinen.
Oben auf liegen die Charaktermerkmale und Fähigkeiten, die von unserem Umfeld anerkannt werden und derer wir uns häufig bedienen. Hier befindet sich Gold, das wir meinen produzieren oder präsentieren zu müssen, um den Anforderungen der Gesellschaft zu genügen. Wir versuchen, dem allgemeinen Lebenstempo zu folgen und dem Leistungsdiktat zu entsprechen. Theoretisch darf jedeR heute „ganz individuell“ sein – aber bitte auf eine Weise, die in modernen Zeiten Anerkennung findet. Wer auf jedwede Art anders ist, als aktuell propagiert wird, erntet immer noch verletzende Kommentare.
Dabei las ich in der letzten Zeit an mehreren Stellen, dass das, was scheinbar unsere größte Schwäche ist, unsere auffälligste Seltsamkeit, stattdessen unseren größten Schatz und ein immenses Potential bedeutet.
Ja, wir wurden oft schon in unserer Kindheit und Jugendzeit für bestimmte Charaktermerkmale oder Vorlieben beschämt.
Ja, wir haben gelernt, einzelne Facetten gut zu verbergen und, wenn überhaupt, ganz allein für uns auszuleben.
Noch öfter haben wir bestimmte Bereiche unserer Identität abgelehnt, unterdrückt und vor unserem Umfeld herunter gespielt – um nicht schon wieder Ablehnung und Häme dafür zu kassieren.

Ich bekomme gerade von anderen Menschen, die mehr als oberflächlich auf mich schauen, gespiegelt, dass meine „uncoolsten Persönlichkeitsmerkmale“ meine größten Stärken sind. Jenseits von gesellschaftlichen Erwartungen und jenseits von Lebenslügen, die mich immer dazu getrieben haben, bestimmte Talente als Schwächen zu deklarieren und permanent abzuwerten, statt sie wertzuschätzen.
Deshalb lade ich dazu ein, bewusst zu schauen, welche Teile unserer Identität wir verstecken und schützen, statt sie liebevoll zu kultivieren und ihnen Wachstumsmöglichkeiten zu geben.
Gibt es dafür gute (wirklich gute) Gründe oder stecken falsche Urteile unserer Umwelt dahinter?
Ist es an manchen Stellen sogar Kalkül unserer Mitmenschen, um uns kleinzuhalten und von unserem vollen Potential abzubringen?
Der Wert einer Schatztruhe bemisst sich für mich nicht darin, dass sie zu hundert Prozent mit blanken Goldtalern gefüllt ist, die alle wie geklont und fabrikneu aussehen. Sondern darin, dass verschiedene Edelsteine, Metalle, Perlen und ganz unterschiedliche Ressourcen darin aufgestöbert werden können.

Welche inneren Schätze hast du lange vergraben?
Für welche Kompetenzen schämst du dich, statt sie liebevoll aufzupolieren, zum strahlen zu bringen und dich an ihnen zu erfreuen?
Wo duckst du dich unter das heutige Leistungsdiktat, das dir einredet, dass Charaktereigenschaften besser oder schlechter sein können – je nachdem, was der Zeitgeist vorgibt?
Wo wertest du Begabungen ab und sehnst dich nach dem, was deine Freundin oder Kollegin kann – statt stolz auf deine persönliche Eigenheit zu sein?
Vieles, was wir an uns für selbstverständlich, langweilig oder unattraktiv halten, wäre für unser Umfeld eine große Bereicherung – wenn wir es denn wahrnehmen und wertschätzen könnten.

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Buchempfehlung: „Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden“ von Lori Gottlieb

Das Sachbuch „Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden“ tauchte eher zufällig auf meinem Radar auf, als ich über meinen eBook-Reader neue Lektüre auslieh. Die enthusiastischen Lesermeinungen fand ich aus der Distanz teils überzeugend, teils befremdlich. Bis ich das Buch las und innerhalb kürzester Zeit völlig gefesselt war. Lori Gottlieb ist Psychologin und erzählt sehr authentisch und mitreißend aus ihrem Alltag: Einerseits beschreibt sie PatientInnen, ihre Beziehung zu ihnen, was sie selbst in den Sitzungen denkt und fühlt, wie sich die Personen langsam verändern. Gleichzeitig erlebt sie selbst eine Lebenskrise, die scheinbar nur auf die unerwartete Trennung von ihrem Partner zurückgeht, aber plötzlich viel umfassender und existenzieller wird.
Ja, das klingt wie eine sehr anstrengende Lektüre.
Nein, das ist es überhaupt nicht!
Ganz, ganz viele gute Erkenntnisse über das eigene Denken und Fühlen, über Beziehungen zu Mitmenschen, über seelische Grundkenntnisse werden hier klug, humorvoll und leicht verständlich der Leserin nahegebracht. Ein so wertvolles und dabei so spannendes Buch habe ich lange nicht gelesen. Ich empfehle es absolut allen, die sich auf das Thema „Selbsterkenntnis“ und „Warum Menschen sind, wie sie sind“ einlassen können.


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Warum du gut bist, wie du bist. Egal, was du selbst darüber denkst

Manche von uns wären gern geheimnisvoll und sexy, stattdessen sind sie die authentischsten und ehrlichsten Menschen im weiten Umkreis. Andere wären gern geistreich und spritzig, stattdessen strahlen sie eine solche Wärme aus, dass sich in ihrer Gegenwart viele geborgen fühlen. Wieder andere wären gern athletisch und schlank, stattdessen erleben die Mitmenschen sie als gemütlich und kreativ und lassen sich von ihrer inneren Zufriedenheit anstecken.
Wer wir sein wollen und wer wir sind, klafft oft auseinander.
Ständig werden wir mit Botschaften und Bildern manipuliert, die uns täglich tausendfach zeigen, wie wir sein sollen:
Plakatwände, Zeitschriften, Fernsehen und Internet präsentieren Menschen, die gesund sind, schlank, sportlich, witzig und sexuell attraktiv. Auch wenn wir wissen, dass wir all diese Anforderungen nicht gleichzeitig leisten können, erwarten wir es unbewusst doch oft von uns. Der Anspruch, wie wir sein sollen, höhlt uns innerlich aus. Selbst, wenn wir uns bewusst von manchem Zeitgeist distanzieren, fehlt uns das volle „Ja“ zu unserem Körper und unserer Persönlichkeit. Wir sind einfach so oft so anders, als wir sein sollen. Und als wir uns in unseren schillerndsten Träumen manchmal ausmalen.

„Du, Gott, bist es ja auch, der meinen Körper und meine Seele erschaffen hat, kunstvoll hast du mich gebildet im Leib meiner Mutter.
Ich danke dir dafür, dass ich so wunderbar erschaffen bin, es erfüllt mich mit Ehrfurcht.
Ja, das habe ich erkannt: Deine Werke sind wunderbar!“

aus: Die Bibel, Psalm 139, Verse 13 und 14

Dabei ist das, wer wir sind, oft so viel wertvoller für uns selbst und unsere Mitmenschen, als die Vorstellung, wie wir gerne wären.
Unser extrem cooler Pastor, bei dem wir uns einig sind, dass wir niemals so cool sein werden wir er, predigte mal darüber, wie unwichtig „cool“ eigentlich ist. Und wie viel wertvollere Persönlichkeitsmerkmale es gibt. Dass unsere Geduld, Freundlichkeit, Offenheit, Herzlichkeit, Durchhaltevermögen und Barmherzigkeit so viel wichtiger für unsere Familien und FreundInnen als ein bestimmtes Image sind.
Auch ich wäre gern anders und bügle oft Komplimente ab, weil ich denke, dass bestimmte Eigenschaften an mir langweilig sind. Dabei sind es gerade diese Facetten, warum andere gern mit mir zusammen sind. Und die Persönlichkeitsmerkmale, die ich mir so für mich ersehne, haben eigentlich keinen bleibenden Wert.

Und das passende Lied dazu: Ich weiß, wer ich bin
Der Klassiker Vergiss es nie, dass du lebst, war keine eigene Idee ist eine beliebte Erinnerung an die Liebe unseres göttlichen Vaters.

P.S.: Ich habe keinen akuten Schlaganfall erlitten, die obigen Zeichnungen habe ich mit der linken Hand angefertigt. Fand ich thematisch passend…

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„Ich bin es nicht wert, dass du mich liebst“: Lebenslügen entlarven

„Aus den Ängsten, nicht genug zu bekommen, nicht genug Anerkennung, nicht genug Geld, aus der Angst, nicht dazu zugehören oder zu kurz zu kommen, hatte sich mein erstes Leben gespeist.“
Bodo Janssen in „Die Stille Revolution“

Batz! Dieser Satz knallte mir voll ins Gesicht.
Lebenslügen lenken uns unbewusst und begrenzen unseren Lebensweg. Sie engen uns ein, halten uns klein, zementieren Ängste.
Das Gemeine an Lebenslügen ist, dass wir sie selbst nicht erkennen. Als Taktgeber und Denkmuster sind sie in unsere DNA übergegangen. Scheinbar sind sie untrennbar mit uns verbunden. Nur selten haben wir genug Abstand und einen klaren Blick auf uns selbst, um diese inneren Grenzen zu entlarven.

„Ich habe nichts Besseres verdient (als das, was ich erlebe).“
„Ich muss mir Liebe und Vertrauen erst erarbeiten.“
„Ich muss immer mein Bestes geben, sonst überholen die anderen mich und ich bin die/der Letzte.“
„Wenn ich erst das Examen geschafft habe / den passenden Partner gefunden / ein Baby bekommen / ein Reihenhaus gekauft habe, werde ich endlich glücklich sein.“
„Ich bin nicht liebenswert und muss mich deswegen immer perfekt schminken und anziehen / anderen Gefallen tun / teure Geschenke machen, damit die anderen nicht merken, wie fehlerhaft ich bin.“
„Das Verhalten / der Erfolg meiner Kinder bestimmt meinen Wert als Mutter (und damit als Mensch).“

Wenn wir diese und andere Lebenslügen lesen, denken wir oft „Wer kann denn so einen Blödsinn denken und danach sein Leben ausrichten?“ Selbst, wenn Freundinnen erzählen, wie sie ihren persönlichen Taktgebern und Angstmachern begegnen, weisen wir noch jede Ähnlichkeit zu unseren eigenen Gedankengängen ab.
Ich habe selbst noch keinen zuverlässigen Weg gefunden, hinter meine Kulissen zu schauen und den blinden Fleck sichtbar zu machen. Bisher bin ich auf plötzliche Geistesblitze oder erhellende Lektüre angewiesen.
Umso glücklicher bin ich, wenn sich der Vorhang ein Stück hebt und ich Lebenslügen am Genick packen und ins Licht ziehen kann.

Zwei passende Lieder: Truth to be told von Matthew West und King of my heart,Bethel Worship

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Thementafel, um Ziele sichtbar und greifbar zu machen

 

Wenn Veränderungen und neue Ziele im Raum stehen, ist immer wieder auf´s Neue die Frage, wie sie sich realisieren lassen. Neben den tatsächlichen Schritten im realen Leben hilft es, sich kreativ mit dem Ziel auseinanderzusetzen. Zum Beispiel mit einer „Themen-Tafel“, wie ich sie nenne. Dazu sammle ich aus Zeitschriften und Werbeblättern lauter Bilder, die mir gefallen und die im weitesten Sinne etwas mit dem Ziel zu tun haben. Dabei brauchen die Fotos und Zeichnungen nur für mich einen Sinn ergeben: Die Bilder meiner Themen-Tafel könnten sowohl bedeuten, dass ich dringend ein Kind gebären will (bloß nicht!) oder einen Garten anlegen möchte (leider nicht…). Sie können genauso gut ein eigenes Yoga-Studio darstellen. Die Wahrheit liegt natürlich ganz woanders, aber das ist ja egal: Hauptsache, ich finde die Fotos schön und sie lösen positive Gefühle in mir aus.

 

 

Sobald ich mit der Bilderauswahl zufrieden bin, klebe ich sie auf ein mindestens DIN A 3 großes Papier. Rund um die Fotos schreibe ich dann, was genau ich mir wünsche. Wie immer, wenn es um Ziele geht, formuliere ich alle Begriffe und Sätze positiv. Worte wie „nicht“ oder „weniger“ oder andere Verneinungen müssen draußen bleiben!
Zum Schluss brauche ich einen guten Platz, wo ich meine Themen-Tafel aufhängen kann. Damit ich sie täglich sehe und die positiven Bedeutungen innerlich immer tiefer ins Bewusstsein sinken. Das hilft einerseits, um auf dem Weg keine faulen Kompromisse zu schließen – die würden sich mit den positiven Bildern und Begriffen beißen. Und andererseits entwickelt alles einen Einfluss auf uns, womit wir uns täglich umgeben. Bewusst und unbewusst. Außerdem fokussiere ich mich beim Gestalten der Themen-Tafel darauf, für das eigene Ziel die passenden Vorstellungen zu suchen und zu finden. Das Ergebnis zeigt sich in meinem konkreten Veränderungsprozess, weil ich immer besser ausdrücken kann, was mir wichtig ist.

Verlinkt mit CreaDienstag, HoT, DienstagsDinge, Pamelopee.

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Rumjammern oder anpacken?

In den Sommerferien nehme ich seit vielen Jahren einige kluge Bücher sowie ein Notizheft mit. Im jeweiligen Garten des Ferienhauses sitze ich in aller Ruhe und denke anhand von inspirierender Literatur über mein Leben nach.

Dieses Jahr hatte ich unter anderem den wunderbaren Ratgeber „Bleib dran, wenn dir was wichtig ist“ von Gene C. Hayden mit. Eine tolle Frau, deren Gedanken einleuchtend, praktisch, handfest und schlau sind. Sie thematisiert, wie wir unsere Ziele erreichen, ohne zu früh aufzugeben. Jedes Kapitel beginnt mit „Ja, aber…“:
Ja, aber ich habe zu wenig Zeit. Ja, aber ich habe kein Geld. Ja, aber ich weiß nicht, ob mein Ziel mich überzeugt. Ja, aber ich kann mich vor lauter Ideen nicht entscheiden. Ja, aber mich langweilt mein Projekt. Ja, aber mir fehlt die Energie. Ja, aber ich brauche einen Mentor…. und viele weitere mehr.
Jedes Kapitel enthält kluge Gedanken über das „warum“ unserer Ausweichstrategien und wie wir sie zielgerichtet und motiviert in den Griff kriegen. Fröhlich, alltagsnah und gut umzusetzen.

Rattanstuhl im Garten

Da dieses Buch für mich ein wirklicher Gewinn ist, möchte ich einige Zitate teilen:

Menschen mit dem Dranbleib-Faktor wissen, dass man zu manchen täglichen Aufgaben oder auf manche Bitten „Nein, jetzt nicht!“ sagen muss, damit man „Ja“ zum eigenen Projekt sagen kann. Jeden Tag kommen Forderungen und Bitten wie immer wiederkehrende Meereswellen auf uns zu, daher müssen wir selbst darauf achten, gelegentlich aus dem Wasser herauszugehen.
Ihr Leben setzt sich aus den Minuten und Stunden jedes Tages zusammen. Ihr Leben und Ihre Zeit sind ein und dasselbe. Achten Sie daher auf Ihre Zeit und überlegen Sie gut, auf welche Weise Sie sie verbringen. Wenn Sie eine Idee umsetzen wollen, sollten Sie ihr jetzt die erforderliche Zeit widmen, weil ein erfülltes Leben aus Momenten besteht, die Ihnen etwas bedeuten.

Herbstanemonen

Wie der religiöse Autor Edwin Cole einmal so treffend gesagt hat:
„Lassen Sie niemanden Ihre Welt für Sie erschaffen, denn andere werden sie stets zu klein gestalten.“

Mosaiktisch Katzen

Falls Sie unter einer lähmenden Angst vor dem Scheitern leiden, sollten Sie sich bewusst machen, dass es leichter ist, Fehler zu rechtfertigen und zu akzeptieren, als die eigene Untätigkeit zu erklären, auch sich selbst gegenüber.
Ein Misserfolg tut nicht so weh, wie wir annehmen. Wir übertreiben stets, wenn wir uns vorstellen, wie wir uns in der Zukunft fühlen werden.
Wenn Sie aktiv werden haben Sie keine Garantie, dass Ihr Traum ein märchenhaft gutes Ende nehmen wird. Aber zumindest werden Sie eine wahre Geschichte zu erzählen haben, ob sie nun gut oder schlecht ausgeht. Das wird Ihrem Leben einen größeren Sinn und mehr Schwung verleihen als ein Ziel, das Sie nie verfolgt haben.

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Als ich noch jung war… (…war mein Leben NICHT besser)

Aktuell habe ich privat und beruflich mit mehr Teenagern als sonst zu tun. Dabei stelle ich nicht nur fest, dass sie mich und ihre Umgebung stark beanspruchen, sondern auch, dass sie mir sehr, sehr Leid tun.
Abgesehen von den Zeiten, in denen ich als Jugendliche gemobbt wurde, waren meine Teenagerjahre völlig mittelmäßig: Ich war weitestgehend artig und eifrig, lieferte in der Schule gute Leistungen ab und verhielt mich lediglich der eigenen Familie gegenüber zickig. Wie sehr und wie häufig ich maulig war, kann ich schlecht einschätzen, dennoch war ich im Grunde ein harmloser Teenager.
Unabhängig von den Mobbingphasen erinnere ich mich an unzählige innere und äußere Dramen:
Wer mit wem in der Pause redet oder nicht und wieso. Wer mich gut findet und wer nicht und wieso. Was ich von irgendeinem Jungen halte, ob er mich beachtet, wie er mich behandelt und wieso. Wie ungerecht mich Wer-weiß-wer behandelt hat, was ich davon halte und wieso. Wie ich heute aussehe, was ich morgen an der Nähmaschine zusammen schustere, wen das beeindrucken soll und wieso.
Tausend völlig irrelevante innere emotionale Monologe, die für nichts und wieder nichts sinnvoll waren.
Und dann beobachte ich die heutigen Teenies und Kinder mit vorpubertären Anwandlungen und denke: Was für eine Verschwendung an Lebenszeit und Energie! Auch heute noch kämpfen die Jugendlichen mit tausend tatsächlichen und eingebildeten Problemen, schwanken zwischen Größenwahn und Selbsthass. Und wozu? Ist die Pubertät tatsächlich für die psychische Reifung notwendig oder würde es reichen, wenn der Körper sich veränderte und das Selbstbild sich dem Ganzen geschmeidig anpassen würde? Sind die ganzen Irrungen und Wirrungen, egal wie harmlos sie für gestandene Erwachsene aussahen, prägend und nachhaltig? Ich glaube nicht.
Vor einigen Jahren habe ich all meine Teeny-Tagebücher weggeworfen – was soll ich damit? Mich an albernes, triviales und nachhaltig blödes Elend erinnern? Selbst wenn ich eines Tages dement werden sollte, möchte ich ganz sicher nicht, dass mir eine Pflegerin die Tagebücher vor die Nase hält und sagt: „Schauen Sie mal, Frau Krüerke, dieser pickelige, unsichere Heini damals hat Ihnen schwer zugesetzt, ganz egal, wie cool Sie taten!“? Mit Sicherheit nicht, der Schund gehörte entsorgt, und ich bin heilfroh darüber, dass zumindest (m)ein Teil der Beweise verschwunden ist.

Liebe Jugendlichen, egal wie sehr ihr mich nervt mit euren völlig überflüssigen Dramen:
Ihr tut mir sehr Leid, denn aus welchem Grund auch immer könnt ihr nicht anders. Leider gibt es keine Evolution, die sagt, dieser ganze hormonverseuchte Hampelkram sei sinnlos und ab sofort abzuschaffen. Pubertät ist leider kein rezessives Gen, das langsam ausstirbt. Nein, bis heute quälen Teenager sich und ihre Umwelt damit.
Ich finde wirklich, dass Gott unglaublich viele hervorragende Lebewesen und Pflanzen erschaffen hat, aber den Quatsch mit der Pubertät hätte er anders regeln sollen.

Und ich kann niemanden verstehen, die oder der von früheren Zeiten schwärmt, „als wir noch jung waren“ und alles so wunderbar war. Nee, ehrlich, auch wenn mir heute keiner das Essen zubereitet und ich selbst für meinen Lebensunterhalt sorgen muss: Das ist mir allemal lieber, als fünfzehn zu sein. Ganz, ganz bestimmt.

 

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„Psychologie Heute“ Sonderheft: „Ohne mich! Widerstand leisten gegen die Zumutungen der Zeit“

Normalerweise lese ich die Zeitschrift „Psychologie Heute“ nicht, weil ich den Eindruck habe, dass sie für meinen Geschmack zu psychoanalytisch geprägt ist. Mir ist die Psychoanalyse zu hierarchisch und patriarchalisch, weshalb ich um Inhalte aus dieser Denkrichtung einen großen Bogen mache.
Eine Ausnahme bildet das Sonderheft „Ohne mich! Widerstand leisten gegen die Zumutungen der Zeit“. Unterteilt in „Widerstand leisten“, „Grenzen setzen“ und „Abstand halten“ werden unterschiedliche Essays versammelt, die von philosophischen Gedanken bis zu praktischen Ideen viel Wissenswertes bieten.
Aus dem Vorwort:
„Indem wir den Ereignissen des Alltags unseren eigenen Sinn geben, respektieren wir uns selbst.
Indem wir nicht mehr länger etwas tun, nur weil es andere tun, zeigen wir unsere Individualität.
Indem wir darauf verzichten, Meinungen nur dann zu äußern, wenn sie niemandem weh tun, geben wir anderen die Chance, uns wirklich kennenzulernen.
Und: Indem wir Eigensinn lernen, sorgen wir für unsere körperliche Gesundheit und stärken unser psychisches Rückgrat. Unser Selbstbewusstsein wächst – und damit auch unsere innere Unabhängigkeit.“
Ursula Nuber

Wer Lust auf eine Runde Aussteigen aus der normierten, leistungsbezogenen Gesellschaft hat, ist eingeladen, einen Blick in dieses Sonderheft zu werfen.

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Buchempfehlung: „Lieber Matz, dein Papa hat ’ne Meise – Ein Vater schreibt Briefe über seine Zeit in der Psychiatrie“ von Sebastian Schlösser

Am Wochenende war ich endlich wieder in der Bücherhalle, um meine längst versiegte heimische Bücherquelle wieder aufzufüllen. Nachdem ich die letzten beiden Tagen ein unendlich mittelmäßiges Buch gelesen habe, während dessen Lektüre ich statt der Handlung zu folgen permanent grübelte, welcher Verlag derart langweiligen, schlecht geschriebenen spätpubertierenden Schmonzes veröffentlicht, bin ich nun umso angetaner von dem aktuellen Buch:
Es nennt sich „Lieber Matz, dein Papa hat ’ne Meise – Ein Vater schreibt Briefe über seine Zeit in der Psychiatrie“ von Sebastian Schlösser und ist so authentisch und mitreißend, dass ich es rezensiere, bevor ich es zu Ende gelesen habe. Das tue ich normalerweise nicht.
Es ist autobiografisch und beschreibt in Form von Briefen, wie der junge Theaterregisseur Sebastian Schlösser als talentierte Hoffnung am Theaterhimmel gesehen wird (oder sich als solche sieht) und in Form einer manischen Episode, die sich über viele Monate erstreckt, über das eigene Leben hinaus schießt. Er erzählt sachlich, aber in engem Kontakt zum eigenen Erleben seine manische Empfindungswelt und wie aus Kreativität „Wahnsinn“ wurde. Ebenfalls stellt er den Alltag in der Klinik dar und die Unsicherheit, wenn es um die Zeit danach geht – einerseits fühlt er sich „viel weniger bescheuert als die anderen hier“, andererseits befürchtet er, dass aufgrund seines abrupten Ausscheidens Gerüchte unterwegs sind und er vielleicht in der Theaterbranche nicht zurück erwartet wird. Sehr anrührend dabei ist die Perspektive auf den Sohn – die Kapitel beginnen mit „Lieber Matz,“ und enden mit „Papa“, der Inhalt der Briefe ist teils kindgerecht, teils für einen Jungen im Grundschulalter zu komplex. Durch Abschweifen und Gedankensprünge wirken die Briefe sehr realistisch.

Dafür, dass ich das Buch aus der Rubrik „Neue Bücher“ aus reiner Neugier gegriffen und mitgenommen habe, ist es ein echter Lesegenuss. Gleichzeitig beschreibt der Autor seine Innenwelt so real, dass ich nicht viel am Stück darin lesen kann – nach ein paar Kapiteln reicht’s, damit meine Nerven die Lektüre unbeschadet überstehen.