Schlagwort: Natur
Kindermund: Erkältete Bäume
Septemberwunsch
Ich wünsche dir,
dass dir ein Staunen bleibt
über die Spuren, die das Leben
legt, wenn Altes vergeht:
Unter welkendem Laub
reifen Nüsse heran,
am verblühten Rosenstrauch
leuchten Hagebutten.
Mehr als genug,
um sich daran zu freuen
und kleine Wunder zu säen
in die kommende Zeit.
Tina Willms
Vor der Haustür… mitten in Hamburg.
Geheime Schätze
Im Urlaub schauten mein Verlobter und ich die BBC-Reihe „Planet Earth“ an. Dass die Tier- und Pflanzenwelt immer wieder überraschend komplex ist, wissen die meisten von uns, wenn wir vom Schreibtisch weg gelockt werden und man es uns plastisch wieder in Erinnerung ruft.
Die Vielfalt an unterirdischen Höhlen voller variantenreicher Kristalle war für mich beim Anschauen der Dokumentationen besonders überwältigend: Nicht nur die Kristalle als solche, die aus den herausgeschwemmten Partikeln des umgebenden Kalksteins entstehen, sondern auch deren Aufbau in dreidimensionalen Gebilden haben mich begeistert.
Sie befinden sich tief versteckt in Höhlen, und vielleicht kommt in Jahrmillionen mal jemand vorbei, vielleicht aber auch nicht. Einerseits sind sie offensichtlich tot, andererseits aber auch überraschend kreativ in ihrer Entstehung. Im Ökosystem scheinen sie nicht vorzukommen, und dennoch existieren sie – scheinbar ohne jeden „Sinn“.
Da dachte ich: Gott hat wirklich Humor.
Ganz im Geheimen die schönsten Kreationen ohne jeden „Ertrag“ entstehen zu lassen, nur damit er sich daran freuen kann oder um überrascht in Höhlen stolpernde Menschen zu überwältigen. Bestimmt schaut er dort gelegentlich vorbei, bewundert die Schönheit der Kristalle und grinst sich eins…
Gedicht unter freiem Himmel
Vor Kurzem entdeckte ich beim Aufräumen ein schönes Urlaubsgedicht. Eine Woche später, nun habe ich Zeit es abzutippen, finde ich es nicht mehr. Urlaubsreif!
Trotzdem, so schnell gebe ich nicht auf, ein Ersatz:
Schlafversuch
Am Teich eine Decke ausgebreitet
Grashalme erniedrigt
Die Nachbarin aus den Augenwinkeln belauert
Fische beim Ringeln gezählt
Dem Himmel Wolken verschoben
Kondensstreifen befühlt
Blättern beim Rascheln zugesehen
Dem Wellendrängen nachgegeben
Levrai (Rainer Leverenz)
Poesie
L’automne
Salut! Bois couronnés d’un reste de verdure!
Feulliages jaunissants sur les gazons épars!
Salut, derniers beaux jours! Le deuil de la nature
Convient à la douleur et plaît à mes regards!
Je suis d’un pas revêur le sentier solitaire,
J’aime à revoir encor, pour la dernière fois,
Ce soleil pâlissant, dont la faible lumière
Perce à peine à mes pieds l’obscurité des bois!
(…)
Der Herbst
Salut! Wälder, die mit einem Rest Grün bedeckt sind!
Vergilbtes Laub auf den zerstreuten Rasenflächen!
Salut, letzte schöne Tage! Die Trauer der Natur
Passt zu dem Schmerz und gefällt meinen Blicken!
Ich folge verträumten Schrittes dem einsamen Pfad,
Ich mag zum letzten Mal noch sehen
Die erblassende Sonne, deren schwaches Licht
Die Dunkelheit der Wälder zu meinen Füßen kaum durchbricht!
(…)
Alphonse de Lamartine (1790-1869), französischer Dichter
aus: Langenscheidt Sprachkalender Französisch 2010
Lob der Schöpfung – eine Andacht
Die Andacht enthält Lieder, Bibelzitate und einen thematischen Teil (ähnlich einer Predigt). Sie ist in sich geschlossen, kann jedoch beliebig erweitert und verändert werden. Unter Nennung meines Namens kann der thematische Teil gern direkt vorgelesen werden.
Die Lieder sind dem Buch „Feiern & Loben, Die Gemeindelieder“
aus dem Hänssler Verlag, Holzgerlingen; Bundes-Verlag, Witten
und Oncken Verlag, Kassel und Haan entnommen. Erste Auflage 2003
Moderne Lieder für Gemeinden mit Band und Beamer gebe ich als Variante an.
Eine Sammlung klassischer und moderner Lieder zum Thema „Schöpfung“ habe ich hier versammelt.
1) Als Heranführung an das Thema wird das folgende Gedicht gelesen:
Das sind die Sommertage von Annegret Kronenberg
In früher Morgenstunde
die Lerche steigt empor.
Sie singt aus vollem Munde,
ihr Lied dringt in mein Ohr.Vom Himmel strahlt die Sonne;
das Herz klopft laut vor Lust;
die Seele sprüht vor Wonne,
erfüllt mit Freud die Brust.Das Rauschen grüner Bäume
klingt in mir wie ein Lied,
und unvergessene Träume,
die schwingen leise mit.Der Seele wachsen Flügel,
sie schwingt sich himmelwärts;
trägt über Tal und Hügel,
was einst bedrückt das Herz.Das sind die Sommertage,
die spielend dies vollbracht.
Das ist des Vaters Gnade,
die mich so glücklich macht.
2) Um die Stimmung des Gedichtes aufzunehmen, wird das bekannte Lied „Geh aus mein Herz“ gesungen:
Lied 493: Geh aus, mein Herz (Text von Paul Gerhardt)
Strophen 1-3, 6
Moderne Gemeinden mit Band singen „Höher“
3) Was die Schöpfung hier und heute mit uns zu tun hat
Als Einstieg in meine Gedanken möchte ich die Kennzeichen der Natur nennen:
- Schönheit
- Ordnung
- Sinn
- Vielfalt
Wenn wir die Natur wissenschaftlich betrachten, schauen wir uns vorrangig die Funktion an: Unter welchen Bedingungen leben, entwickeln sich und „arbeiten“ bestimmte Lebewesen? Wie passen sie sich ihrem Lebensraum an? Wie weit reicht die Funktionalität bestimmter Gesetzmäßigkeiten, denen die Tiere unterworfen sind?
Ich finde es großartig, dass in dieser Definition der Blick weit hinaus geht über die reine Funktionsweise eines bestimmten Teils der Natur. Hier geht es um Schönheit, um Vielfalt. Das Leben ist so viel facettenreicher als die Reduktion auf die Aufgabe und Leistung. Gott hat die Welt so geschaffen, dass sich ihr Zauber über das Notwendige hinaus entfaltet.
Lebewesen haben nicht nur eine bestimmte Aufgabe in ihrem Ökosystem, sondern jede Art birgt ein Augenzwinkern in sich:
Die schillernden Schuppen auf den Flügeln des Schmetterlings.
Die knittrige Oberfläche der Mohnblüte, wenn die Knospe aufspringt.
Die Eleganz der Bewegungen einer springenden Gazelle.
Und auch die scheinbar unbelebten Teile der Natur haben Charakter und unvergleichliche Eigenschaften:
Das Geräusch, das Meereswellen am seichten Kieselstrand erzeugen.
Das Gefühl eines Teppichs aus Tannennadeln unter den Füßen.
Der Geruch von Süßwasser, das träge unter den Zweigen der Bäume dahin fließt.
Die Natur ist so viel mehr als sich berechnen und messen lässt. Und deswegen passt für mich das Wort „Schöpfung“ viel besser, weil es über den wissenschaftlichen Aspekt hinaus geht. Es ist eben nicht nur Funktionalität, sondern Schönheit, Ordnung, Sinn und Vielfalt. Diese Merkmale sind Zeichen der Liebe und der Sorgfalt Gottes für seine Schöpfung. Und Zeichen seiner Kreativität und seines Humors, um uns zu erfreuen und uns seine vielfältige Macht zu zeigen.
Und es zeigt mir, welchen Blick Gott auf mich hat. Da ist eine gute Leistung im Sinne von „straffer Organisation, effizienter Arbeit, sauberem Haushalt, politischer Bildung, kulturellem Interesse und Spenden für den guten Zweck“ gar nicht nötig.
Gott schaut mich an und sieht Schönheit. Er sieht die Ordnung, die er vor Augen hatte, als er mich schuf. Er sieht den Sinn, der in meinem Leben steckt. Außerdem sieht er die Vielfalt meiner Möglichkeiten.
Und das einfach so. Ohne Leistungen. Ohne Anstrengungen. Gott hat mein Leben geschaffen, nicht ich. Ich darf mich an seinem Geschenk freuen, an dem Leben freuen, dass er mir täglich gibt. Und ich darf mich an den Spuren freuen, die er hinterlässt – in der Natur, aber auch in meinem Leben.
„Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, dass man neue Landschaften sucht, sondern dass man mit neuen Augen sieht.“ (Marcel Proust)
Gott zeigt sich in meinem Alltag – durch Aufgaben, die mir gut gelingen.
Durch Menschen, die mir mit Großzügigkeit und offenem Herzen begegnen.
Durch materielle Dinge, die ich benötige und plötzlich bekomme – als hätte Gott dafür gesorgt, dass genau ich genau heute das bekomme, was mir fehlt.
Die Frage ist nicht, ob Gott hier und heute als Schöpfer wirkt, sondern ob wir sein Wirken entdecken. In der Natur. Und in uns.
Und doch geht durch die ganze Schöpfung ein Riss: Tiere fressen Pflanzen, Tiere fressen Tiere, Menschen essen Tiere, Menschen töten andere Menschen. Von umfassendem Frieden und ganzheitlicher Harmonie sind wir weit entfernt. Das merken wir auch in unserem eigenen Leben: Wir fühlen uns innerlich verkrampft und verletzt. Wir werden von alten Geschichten belastet und belasten gleichzeitig andere mit unseren Vorwürfen. Die zu Beginn erwähnten Punkte fehlen uns oft in unserem Leben: Schönheit, Ordnung, Sinn und Vielfalt. Bei uns überwiegen Chaos, Müdigkeit und Frust.
Deshalb rege ich an, darüber nachzudenken, wie Gott hier und heute in unserem Leben als Schöpfer wirken möchte:
– Welches Unkraut möchte Gott aus deinem Herzen und deinem Leben reißen? Was möchtest du selbst loswerden? Womit soll Gott dich stattdessen füllen?
– Wo glaubst du, dass erstmal das Chaos geordnet werden muss, bevor dein „echtes“ Leben endlich beginnen kann? Gott ist der allmächtige Chaos-Bändiger. Und lässt viel Gutes aus dem scheinbaren Durcheinander wachsen. Versteckst du dich vielleicht hinter der Ausrede, zuerst „innerlich aufräumen“ zu wollen, bevor Gott dich verändern und als Segen benutzen kann? An welchem Punkt möchtest du Gott dein Vertrauen schenken, dass er am besten weiß, wie dein Leben gelingt? Wo lässt du dich herausfordern?
– Im Paradies war die Schlange unterwegs und hat die Harmonie zwischen Gott und Mensch mit Lügen zerstört. Welchen Lügen glaubst du? Was treibt dich weg von Gott? Was gehört in deiner Seele entlarvt und entmachtet, damit Gott sich heilsam in dir entfalten kann?
– Vielleicht herrscht in dir auch einfach nur Leere. Entweder, weil du mit Gott und Glauben nichts anfangen kannst und auf der Suche nach etwas bist, das dich im Innersten befriedigt. Oder du hast Gott aufgegeben und bist seit einiger Zeit planlos in deinem Alltag unterwegs. Zeige Gott deine Leere und bitte ihn, sie mit dem aufzufüllen, was du heute und hier am meisten brauchst.
„Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ 2. Korinther 1, 7
4) Wir loben Gott für seine Kreativität, für seine Liebe und seine Macht:
Lied 65: „Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte“ (Text von Carl Boberg / Manfred von Glehn)
Lied 22 und 23: „All die Fülle ist in dir, oh Herr“ (Norbert Jagode)
und direkt im Anschluss „Dank sei dir“ (Steve Smith, deutsch: Jim Mills)
Variante für moderne Gemeinden mit Band: „Du bist der Schöpfer des Universums“
„Unbeschreiblicher, unbegreiflicher“
„He is Yahweh“, auf deutsch: „Er ist Jahwe“
.
5) Zum Schluss folgen zwei Bibelstellen, in denen die Schöpfung beschrieben wird:
„Gott breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres. Er macht den Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.“
Hiob 9, 8+9
„Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird seit der Schöpfung der Welt ersehen aus seinen Werken, wenn man sie wahrnimmt.“
Römer 1, 20
6) Wir denken an die letzte Woche und überlegen uns, wofür wir dankbar sind: Menschen, Momente, Nahrungsmittel usw. Entweder teilen wir unsere Dankbarkeit mit einer Sitznachbarin und beten gemeinsam, oder alle beten still für sich, oder wir haben eine Gebetsgemeinschaft (alle beten spontan und laut, achten aber darauf, dass sie niemandem ins Wort fallen).
Wir beenden die Andacht mit dem „Vater unser“ oder einem Segen.
„Gott, von dir kommt das Wasser des Lebens, du selbst bist das lebendige Wasser.
Gib mir davon zu trinken, damit die Wüste in mir und um mich herum grün werde und zu blühen beginnt.“
Irene Löffler
Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden dazu ein, mit Körper und Seele Gott zu erleben.
Wer selbst philosophische Nachmittage plant oder Andachten hält und sich Impulse wünscht: Informationen, Praxistipps und Erfahrungen zu Andachten und Gesprächen über persönliche Themen präsentiere ich in meinem Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“. Es ist aufgeteilt in die Bereiche Achtsamkeit, Spiritualität und philosophische Themen und eignet sich sowohl für Einzelbetreuungen als auch Gruppenangebote mit SeniorInnen. Das Fachbuch ist erschienen im Verlag Vincentz Network.