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Kindermund: Leckere Lo-iven

Szenen aus meinem Alltag in der logopädischen Praxis:

Sigmatismus-Therapie. Mit einem Vorschüler spiele ich Quartett (Hast du für mich ein Eis?), bei dem unterschiedliche Gerichte abgebildet sind und gesammelt werden sollen.
Er gibt sich große Mühe: „Hassssst du für mich noch… Lo-iven?“ Er meinte „Oliven“.

Nachdem ich mit einem türkischen Mädchen im Vorschulalter über zwei Monate Verben mit Vorsilbe geübt habe (anmalen, einsammeln, auspacken usw.) und davon scheinbar nur wenig in der Spontansprache ankam, benutzt sie nun plötzlich Äußerungen wie „Was willst du jetzt unternehmen?“ oder „Ich muss das mal überprüfen!“
Ich bin völlig überwältigt!

Das gleiche Mädchen fragt mich über die Putzfrau aus, die abends kommt. Ob sie wohl Angst hat, wenn sie allein abends durch die „verschlossene“ Praxis läuft und putzt? Noch bevor ich antworten kann, meint sie: „Wenn ich hier Putzfrau bin, habe ich keine Angst!“
Ich dagegen hoffe, dass dieses türkische Kind niemals Putzfrau wird, sondern größere Ziele verwirklichen kann.

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Anscheten, Herr Paster!

„Anscheten, Herr Paster!“ ist eine alte Redensart, hinter der sich ein Döntje verbirgt, das der aus alter Hamburger Juristen- und Pastorenfamilie stammende Franz Theodor Mönckeberg 1950/54 in seinem „Grabbelbüddel“ überliefert hat.

Im Religionsunterricht fragt ein kleiner Buttje den Pastor zur Allgegenwärtigkeit Gottes:
„Is der liebe Gott auch in unsern Garten?“
„Ja, Klein Bubi.“
„Auch in unsern Hausflur?“
„Auch dort.“
„Auch in Vater sein Weinkeller?“
„Er ist überall, also auch dort.“
„Anscheten, Herr Paster! Unser Vater hat gaakein Weinkeller!“

 

aus: Kleines Lexikon Hambuger Begriffe, Daniel Tilgner

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Kindermund: Ist das neu oder ist das cool?

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin
Dank des Einsatzes „unserer“ aktuellen Praktikantin erscheinen hier neue Kinder-Zitate:
Sie hat fleißig mitgesammelt und mich daran erinnert, sie auch online zu stellen
😉

Thema Nebensatzstellung anhand der Konjunktion „weil“, dazu einleitend die Frage nach dem „warum“.
Ich frage ein Kindergartenkind: „Warum brauchen wir Toilettenpapier?“
Er, schwer beschäftigt: „Erzähl ich dir gleich.“

Ein Kindergartenmädchen wurde von der Praktikantin nach einer Input- und Spielsequenz zurück an den Tisch gebeten. Während das Mädchen auf den Tripp-Trapp-Stuhl kletterte und versuchte, dabei auf dem Tisch zu entdecken, was als Nächstes passiert, fragte sie:
„Ist das neu oder ist das cool?“

Ein Schulkind erklärte angesichts des Stichpunktes „älter werden“ beziehungsweise „groß werden“: „Wenn ich acht bin, krieg ich ein Telefon, das heißt iPhone.“

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Kindermund: Ein bleiches Toast ist das neue Trend-Accessoire

Im Rahmen meiner Tätigkeit als Logopädin therapiere ich unter anderem ein kleines verjähriges Mädchen, ich nenne sie aufgrund der Schweigepflicht hier Lilly.
Lilly kam morgens zusammen mit ihrer Mutter in die Praxis, in der kleinen Hand eine Scheibe ungeröstetes Toastbrot. Nun ja, dachte ich, vielleicht hatte sie keine Zeit zum Frühstücken… Nach der Begrüßung bat sie um einen Teller, auf den sie während der Stunde ihre Toastscheibe legen konnte.
So leistete uns das bleiche Brot Gesellschaft während der Therapie, um im Anschluss wieder mit nach Hause genommen zu werden:
Sie hatte das Toast als Begleitung mitgebracht, und nun sollte es sie wieder nach Hause geleiten. Mit dem Teller aus der Praxis-Küche, natürlich.
Das konnten wir ihr ausreden, aber wie die kleine Lilly würdevoll ihr weißes Toast in die Praxis und wieder hinaus trug, als wäre es die aktuelle Designer-Tasche der Hollywood-Stars, war einfach nur großartig.

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Kindermund: Feurige Hörgeräte

Aus meinem Alltag als Logopädin:

In der Therapie frage ich: „Was braucht die Ärztin?“
Das Kind antwortet: „-ein Hörgerät (Stethoskop)!“

Auf der Suche nach einem Wort erkläre ich: „Man hat eine kleine Schachtel, da holt man ein kleines Hölzchen raus und -ratsch- zieht man es über den Streifen und dann brennt es.“
Der kleine Junge sehr energisch: „Sssießgewehr!!!“

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Kindermund: Meteorologen unter sich

Aus meinem Alltag als Logopädin:

Mir wurde von einer Vierjährigen folgende Logik zugetragen:
„Wenn die Sonne untergeht, fällt sie ins Gras.“
Und:
„Nachts gibt’s niiiie Donner. Und Blitz.“
Überhaupt haben mir schon einige Kinder erzählt, nachts würde es nie regnen. Nie.
Frei nach dem Motto:
„Nachts schlafe ich. Wenn ich schlafe, bekomme ich nichts mit. Wenn ich nicht mitbekomme, was passiert, passiert auch nichts. Die Welt hält nachts an, kurz gesagt.“

Bisher hat mir kein Kind geglaubt, dass es auch nachts regnet. Und gewittert.

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Kindermund: Abgesoffenes Schiff im Seniorenheim

Aus meinem Alltag als Logopädin

Der Kindermund wurde von einer älteren Dame kundgetan, trotzdem firmiert er unter obiger Überschrift
Frau Kramer (Name geändert) freut sich jedes Mal auf den letzten Teil der Stunde, wenn ich das Liederbuch hervor hole und wir schauen, was wir heute mal singen wollen.
In der vergangenen Stunde entschied sie sich für „Horch was kommt von draußen rein“ und „Dat du min Leevsten büst“.
Bezüglich des letzten Liedes fragte ich sie, wovon das Lied denn handle.
Frau Kramer antwortete mit größter Selbstverständlichkeit: „Ja, da ist ’n Schiff, und das is` abgesoffen, näch.“
Ich schaute sehr perplex, sie: „Ja, das Schiff ist untergegangen, da kann man nu nichts machen.“
Ich dachte, das Lied handle von einem Mädchen, das des Nachts heimlich einen Verehrer in ihr Kämmerlein lockt, aber gut. Ich wurde eines Besseren belehrt. 😉
Nächstes Mal bringe ich den „Hamborger Veermaster“ mit, dann sind wir auf der sicheren Seite, was das Thema Schifffahrt angeht.

 

aufmerksam

Kindermund: Eine Frage der Betonung

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein Junge, 5 Jahre alt, bezüglich der Bildergeschichte „Kim gießt Blumen“:
„Die Blume hat Durst – sooo Durst hat die, die kriegt ein‘ Schluckauf!“

Mein Chef wedelt mit einer Akte herum, auf der ein Klebezettel mit der Aufschrift „Perfekt!“ klebt.
Er: „Marie, was heißt das hier auf deiner Akte?“
Ich: „Perfekt, warum?“
Er: „Wir haben nämlich überlegt, und ich dachte, es hieße etwas anderes…“
Ich: „Wieso, dachtest du da steht `perfekt!`? Also, dann könnte ich ja genauso gut `Marie, du bist so eine großartige Logopädin!` drauf schreiben, aber warum sollte ich das tun?“
Er: „Naja, ich dachte, vielleicht kam der Patient aus dem Urlaub zurück und hat einen großen Entwicklungsschritt gemacht und du warst begeistert…?!“
Ich: „Nee, das ist eine Erinnerung, dass ich mit dem Patienten das Perfekt übe.“

Jaja, so entstehen Gerüchte…

aufmerksam, kreativ

Kindermund: Hygienefallen lauern überall

Szenen aus dem Alltag einer Logopädin

Junge, 5 Jahre alt: „Deine Hose ist hässlich.“
Ich: „Ach. Warum denn?“
Er: „Weil man deine Füße nicht sieht.“

Ich desinfiziere mir die Hände, ein Sechsjähriger beobachtet mich dabei.
Ich: „Das stinkt ganz schön, ne?“
Er: „Jaahaa. Was ist das denn?“
Ich: „Damit mache ich mir die Hände ganz besonders gut sauber.“
Er: „Nee, das stinkt so, damit gehn die Hände nich sauber.“
Ich: „Doch, das ist extra starke Seife.“
Er: „Wie heißt’n das?“
Ich: „Hmmm… das ist ein schweres Wort… also man kann es „Stinki“ nennen.“
Er: „Nee, wie heißt das echt?“
Ich: „Des-in-fek-tions-mi-ttel.“

Ein Sechsjähriger erzählt von der Katze, die sie seit einigen Tagen haben.
Er: „Wir haben ein Katzenfutter gekauft, wo die Katzen richtig gut von werden.“

Wir spielen mit kleinen Fingerpuppen, um die Präpositionen zu üben.
Der Junge schaut in den kleinen Papagei hinein, ich frage:
„Was ist denn in dem Papagei?“ (nichts)
Kind: „Da drin ist Bakteriens.“

aufmerksam, glaubhaft

Kindermund im Gottesdienst

Im Anschluss an das Gebet des Pastors, in die Stille nach dem „Amen“ hinein, klang heute die zarte Stimme einer Einjährigen: „Amen!“
Daraufhin sagte der Gemeindeleiter in das Gelächter hinein:
„Aus dem Mund der Kinder erklingt dein Lob“, ein Zitat aus Psalm 9, Vers 3
(nach der Übersetzung „Hoffnung für alle“).

 

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