aufmerksam

Kindermund: Damals in den Achtziger Jahren

Kindergeburtstag, wir sind als Detektive unterwegs. Ein Junge baut sich vor mir auf, mit Detektivkappe, grauem Schnurrbart und nostalgischer Plastikpfeife, auf der er eifrig kaut.
Er: „Guck mal, ich seh total aus wie in den Achtzigern!“
Ich: „Du sieht auf jeden Fall sehr überzeugend aus.“
Er: „Ja, wie früher in den Achtzigern!“
Ich: „Wieso, wie sahen sie denn da aus?“
Er: „Wie früher, wo die Filme alle schwarz-weiß waren. So typisch Achtziger, Filme nur schwarz-weiß!“
Ich: „Ah, du meinst die ganz alten Filme aus den zwanziger und dreißiger Jahren?“
Er zischt ab: „Ich bin so voll aus den Zwanzigern!“

Glück gehabt, ich hatte mich schon gefragt, warum ich mich an die Achtziger „ganz früher“ so völlig anders und ohne Schwarz-weiß erinnerte…

 

Keine Detektive aus den Achtzigern, sondern Wappen und Rüstungen aus der Vergangenheit des Mont-Saint-Michel

aufmerksam, kreativ

Gedächtnis-Training einmal anders: Hab` ne Tante aus Marokko und die kommt, hipphopp!

 

Heute hatte ich für das „Musikalische Quiz“ im Haus eine wunderbare Idee:
Als Ersatz für die Sommerurlaube früherer Zeiten wollte ich alte Schlager mit jeder Menge „Amour“ und „Signorina“ anspielen und von den SeniorInnen erraten lassen. Außerdem hatte ich ein Quiz über diverse (mehr oder weniger bekannte) Nationalgerichte europäischer Länder zur Hand und eine Akkordeon spielende Dame inklusive ihres Repertoires an der Seite.
Nun ja, die hervorragenden Schlager der Fünfziger waren leider nicht bekannt, weder Teil Eins noch Teil Zwei der Doppel-CD. Ich spielte ein Lied nach dem anderen an, aber meistens erntete ich nur Schulterzucken. Dabei wählte ich extra Lieder von Damen wie Caterina Valente. Keine Reaktion. Ich war kurz davor, mich zu beschweren, dass mir die SeniorInnen doch überhaupt erst erklärt hatten, wer Caterina Valente war, aber ich hielt den Mund und ließ die Dame am Akkordeon „In München steht ein Hofbräuhaus“ spielen. War zwar kein sommerliches Lied aus dem Urlaub, aber die Stimmung stieg. Na denn.

Am Ende der Stunde, als ich dachte, ich hätte mich für heute genug blamiert, als dass eine weitere Schnapsidee schaden könnte, fragte ich nach „der Tante aus Marokko“. War natürlich nicht bekannt, aber wider Erwarten schaute ich in viele interessierte Gesichter und sogar leuchtende Augen, als ich einfach loslegte.
Sobald ich wieder mit dem „Gedächtnis-Training“ an der Reihe bin, werde ich zwischen diversen schwierigen Aufgaben eine Runde „Hab ´ne Tante aus Marokko und die kommt, hipp-hopp!“ singen. Denn das Lied bringt in jeder Strophe eine Bewegung mit sich, die sich im Verlauf summieren: Zu der neuen Bewegung der aktuellen Strophe müssen jeweils alle Bewegungen (und deren Geräusche) der vorhergehenden Strophe dargestellt werden. Aus dem Stegreif sang ich eine Kurzversion, die überraschend gut ankam.
Im Nachhinein erzählte mir meine Kollegin, dass sie noch nie so kräftigen, fröhlichen Gesang durch die Wand bis ins Büro gehört hätte. Wunderbar, Stimmung gerettet!

Gedächtnis-Training für mich:
Manchmal ist das Naheliegende nicht so spannend wie das völlig Abwegige.
Auch bei SeniorInnen!

Für alle, die ebenfalls eine Runde Schwung in´s Gedächtnis-Training bringen wollen, egal ob mit Neunzigjährigen oder Zweitklässlern:
Hier sind absolut alle Strophen, die ich finden konnte!

  • /: Hab ne Tante aus Marokko, und die kommt [hipp, hopp], :/
    hab ne Tante aus Marokko, hab ne Tante aus Marokko,
    hab ne Tante aus Marokko, und die kommt.
    Hipp, hopp (Hände zum „Daumen hoch“ formen und über die Schulter zeigen).
    .
  • Und sie kommt auf zwei Kamelen,
    wenn sie kommt [hoppeldihopp] . . .
    Hipp hopp, hoppeldihopp (Wie auf einem Kamel reiten)
    .
  • Und sie schießt mit zwei Pistolen,
    wenn sie kommt (Piffpaff)…
    Hipp hopp, hoppeldihopp, piffpaff (In die Luft schießen)
    .
  • Und dann schlachten wir ein Schwein,
    wenn sie kommt [krks, krks] . . .
    Hipp hopp, hoppeldihopp, piffpaff, krks, krks (Hals durchschneiden)
    .
  • Und dann trinken wir ne Flasche,
    wenn sie kommt [gluck-gluck] . . .
    Hipp hopp, hoppeldihopp, piffpaff, krks, krks, gluck gluck (Kopf in den Nacken legen, trinken)
  • Und dann essen wir ne Torte,
    wenn sie kommt [schmatz-schmatz] . . .
    Hipp hopp, hoppeldihopp, piffpaff, krks, krks, gluck gluck, schmatz schmatz (Torte in den Mund stopfen)
    .
  •  Und dann schrubben wir die Bude,
    wenn sie kommt [schrubb-schrubb] . . .
    Hipp hopp, hoppeldihopp, piffpaff, krks, krks, gluck gluck, schmatz schmatz, schrubb-schrubb (Wild scheuern)
    .
  • Und dann kommt ein Telegramm,
    dass sie nicht kommt [weinen: Uhuh] . . .
    Hipp hopp, hoppeldihopp, piffpaff, krks, krks, gluck gluck, schmatz schmatz, schrubb-schrubb, uhuh (Dramatisch weinen)
    .
  • Und dann kommt ein Telegramm,
    dass sie doch kommt [juchhe] . . .
    Hipp hopp, hoppeldihopp, piffpaff, krks, krks, gluck gluck, schmatz schmatz, schrubb-schrubb, uhuh, juchhe (Freudig in die Luft springen)
    .
  • Und dann läuten wir die Glocken,
    wenn sie kommt (ding dong)…
    Hipp hopp, hoppeldihopp, piffpaff, krks, krks, gluck gluck, schmatz schmatz, schrubb-schrubb, uhuh, juchhe, ding dong (Mit dem Kopf wackeln)
    .
  • Und dann singen wir ein Liedchen,
    wenn sie kommt (la la)…
    Hipp hopp, hoppeldihopp, piffpaff, krks, krks, gluck gluck, schmatz schmatz, schrubb-schrubb, uhuh, juchhe, ding dong, la la (Dirigieren)

 

Und dann waschen wir die Hose, wenn sie kommt, plitsch-platsch…

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Ein Nachmittag mit Vögeln – zum vögeln?

Vor dem Restaurant treffe ich Frau R., die mich anspricht und meint, wir hätten uns länger nicht in Ruhe gesehen. Daraufhin lade ich sie in die Bibliothek ein, wo ich einen thematischen Nachmittag anbiete: „Mit interessanten Informationen über Vögel, mit diversen Bildern und Gesängen zum Erkennen von Vögeln, außerdem passende Lieder und die Vorstellung des historischen Hintergrunds der „Vogelhochzeit“. Wie wär´s?“
Sie: „Neee, ich würde lieber richtig vögeln…“
Von hinten nähert sich Herr D., er: „Ja, das ist gut. Ich war ja früher Taubenzüchter…“
Ich: „Wunderbar, dann passt das Thema doch! Ich habe eine Menge Interessantes vorbereitet…“
Er: „Neee, die Vögelei gefällt mir besser!“
Ich gebe auf: „Jedenfalls wünsche ich Ihnen einen schönen Nachmittag, so oder so!“
Die beiden schütteln sich vor Lachen.

Später gerate ich noch mehr aus der Fassung, als ein Grüppchen rätselt, was der Storch ist. Wohl ein Vogel, oder? Aber ja kein Singvogel. Und kein Greifvogel. Daraufhin ruft Frau K. von der anderen Seite des Raums, dass die Enten auf dem Bild auf dem Tisch ja auch keine Vögel seien. Doch, Wasservögel, meine ich.
Nun meldet sich Herr Z. und behauptet, Eichhörnchen seien doch auch Vögel, nicht?
Nein! Nein nein nein! Schluss mit Vögeln! ;-).

aufmerksam

Kindermund: Fujiama im Gehörn

Wieder habe ich mich köstlich amüsiert.

Ein Mädchen scheint die Idee einer Pyjama-Party auszubrüten und beginnt mit „Fujiama“.

Ich trage eine weiße Hose, die ich mit grüner Textilfarbe besprenkelt habe. Das Ergebnis ist außerordentlich künstlerisch. Auf die Frage eines Mädchens, warum meine Hose denn so aussähe, meine ich: „Weil ich erwachsen bin, darf ich mit meiner Kleidung machen, was ich will. Ich darf auch grüne Farbe auf meine Hose spritzen. WEIL ICH ERWACHSEN BIN. Kinder dürfen das nicht einfach so!“
Sie: „Ich glaub das nicht! Grüne Farbe auf die Hose! Du magst wohl grün!“
Ich: „Ja, ich habe ja auch in grün geheiratet.“
Sie: „Aber doch nicht die Hose! Mit Farbe! Du musst mal zum Gehörnarzt!“
Ich stehe ein paar Meter entfernt: „Wie bitte? Ich muss zum Gehörarzt? Warum denn?“
Sie: „Neeeiiiin, Gehörnarzt! Für dein Kopf! Das ist doch nicht normal! Grüne Farbe auf die Hose, also bitte!“

 

Stecknadeln

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Kindermund: Schwangere Tattoos

Wieder habe ich von den Kindern viel Neues gelernt:

Nach dem Wochenende tauche ich mit einem (aufgeklebten) Drachen-Tattoo auf, das von einer chinesischen Geburtstagsparty stammt. Mehrfach werde ich gefragt, ob es wirklich nicht echt sei. Ein Junge gerät ins Fabulieren:
„Wenn man tätowiert ist, ist das bis für den Tod. Wenn man denn so tot ist, hat man das immer noch. Und dann machen sie das Grab auf und gucken rein…. dann ist der da so… bleich und weiß…. und tätowiert… überall…“ Ihm ist anzusehen, dass er es förmlich vor Augen hat und wohlig schaudert.

Ich spendiere eine Runde Eis. Wir sitzen vor der Eisdiele auf dem Marktplatz, das Mädchen beißt kräftig in ihre Kugel Erdbeereis.  „Im Fernsehen, da essen die das Eis immer ganz komisch. Guck mal, so,“ meint sie und leckt das Eis geziert. „So kann man doch kein Eis essen!“ und beißt herzhaft zu.

Ich habe ein Fotoalbum mitgebracht, in dem Fotos aus meiner Kindheit sind, um zu zeigen, wie überraschend ähnlich ich ihr damals sah. Das erkennt sie tatsächlich auch, die Mutter  findet die Ähnlichkeit ebenfalls frappierend. Wir blättern durch das Album. Das Mädchen, ganz entsetzt angesichts der Bilder, auf denen ich immer wieder ein neues Geschwisterkind als Baby halte: „Da sind ja ständig neue Babys! Habt ihr dauernd neue gekriegt? Wieso denn so viele?“

 

Wildblumenwiese

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Kindermund: Promis im Gebüsch

Wir kommen an einem brachliegenden, wild wuchernden Grundstück vorbei.
Ein Junge: „Ich würde hier mal einen Promi-Film drehen.“
Ich, etwas irritiert: „Aha, mit welchem Promi denn?“
Er: „Äh, also, so ein Film – so ein Krimi! Dann nenn ich es  ´Die Nacht, in der die Welt unterging`.“

Ein Mädchen fragt mich: „Mit wem ist man mehr verwandt – mit der Mutter oder mit dem Vater?“

Ich erkläre, was ein „Terrain“ ist.
Daraufhin ein Junge: „Wo mein Terrain aufhört, ist dein Terrain. Und wo dein Terrain aufhört, ist meins.“
Wunderbar, da konnte ich mir sicher sein, dass das Wort korrekt verstanden wurde…

Und der Spruch eines Erwachsenen, den ich unter „Kindermund“ zitiere, weil ich ihn dort passend finde:
„Also bist du verheiratet und hast keine Kinder?!“
Ja, richtig. Glücklicherweise muss niemand in Deutschland heiraten, und von denen, die heiraten, muss sich glücklicherweise niemand fortpflanzen. Kaum zu glauben, aber wahr.
Mir hat zumindest niemand im Standesamt einen positiven Schwangerschaftstest vor die Nase gehalten, kaum dass ich die Urkunde unterzeichnet hatte.
Bloß komisch, dass ich ständig nach Kindern gefragt werde, aber nie mein Mann…
Da ich täglich mit Kindern arbeite, verweise ich gerne darauf, dass ich viele Kinder in meinem Herzen habe und das völlig ausreiche. So oder so freue ich mich auf den Tag, an dem mich niemand mehr danach fragt, weil angesichts vielfacher ungewollter Unfruchtbarkeit einerseits und gewollter Kinderlosigkeit andererseits diese Frage endlich als unhöflich gilt!

 

Häuschen

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Kindermund: Nützliche Insekten

Weiterhin lerne ich täglich dazu – hier die neuen, erheiternden Kindersprüche.

Ich wurde gefragt, ob ich die „Svissbee“ wieder dabei hätte: „Ja, die Frisbee habe ich mitgebracht. Übrigens, wenn du Svissbee sagst, klingt es wie „la Suisse“, das ist die Schweiz auf französisch.“
Er: „Ich kann auch Frisbee sagen (versucht es tapfer), aber Svissbee klingt viel besser.“
Dem kann ich nur zustimmen, man hört förmlich, wie die Sssssvisssssbee durch die Luft zischt.

Ich lese vor. Als ich eine Seite umblättere, kreischt eine Fünfjährige auf: „Ich wusste ja gar nicht, dass du verheiratet bist!“ und zeigt auf meinen Antrags- sowie den Ehering.
Ich: „Doooch, bin ich, er heißt *+*++*+*.“
Sie: „Wie habt ihr euch denn kennengelernt?“
Ich beginne die (sehr unspektakuläre) Geschichte zu erzählen.
Sie, nach ca. 5 Sätzen, plötzlich: „Wann liest du mir weiter voooor???“

Mir wird erklärt, wozu Ohrenkneifer gut sind: „Dann setzt man die einem Kind auf den Kopf, das Läuse im Haar hat, und der frisst die mit dem Kneifer auf…“

 

Torhaus

Hier sind sicherlich auch viele Ohrenkneifer unterwegs…

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Kindermund: Erklärungsnot

Die neusten Kindersprüche, diesmal fast philosophisch.

Mehrfach lassen sich die Mädchen den Unterschied zwischen einer Klassenreise, einem Schüleraustausch und einem Auslandsjahr erklären. Wir landen beim Thema „Heimweh“, das Mädchen: „Wieso, is doch nicht schlimm, dann können die doch mit ihren Eltern … so … skaten.“
Ich bin völlig irritiert und überlege: „Meinst du skypen?“ „Ja, genau, skaten!“

Ich bekomme die Welt erklärt:
Sie: „Hast du gestern ferngesehen?“
Ich: „Nee, ich sehe selten fern. Und gestern habe ich schon morgens um fünf gearbeitet, da war mir dann abends alles egal.“
Sie: „Also, das ist ganz schlimm. Da sind die von der rechten Republik, und die aus der linken. Und dann ist da der Rechtsanwalt, und der Linksanwalt.“
Ich komme überhaupt nicht mit und meine: „Es gibt nur Rechtsanwälte, der linke wird wohl jemand anderes sein. Redest du vielleicht von Parteien in Deutschland?“
Schlussendlich erklärt sie mir, dass der Rechtsanwalt aus der rechten Republik alle Flüchtlinge vertreibt, und wo die denn jetzt hinsollen?

Ich habe eine Frisbee mitgebracht, damit spielen wir „Schweinchen in der Mitte.“
Zwischendurch müssen Konflikte bereinigt und Absprachen geklärt werden, jedes Mal rufen sie ungeduldig „Werf!“. Daraufhin rufe ich grundsätzlich „Es heißt wirf!“ zurück.
Beim gefühlt zwanzigsten Mal Korrektur antworten sie auf mein „WIRF!“ mit „Würf!“
Ich: „Also, wenn ich werfen soll, heißt es wirf. Da ist kein E in dem Wort, sondern ein I. WIRF.“
„Sag ich doch: Würf!“
Ich überlege kurz, ob ich lachen oder weinen soll, und würfe stattdessen einfach.

 

Petunien

aufmerksam

Kindermund: Ideenreiche Reportagen

Heute versammle ich diverse Sprüche verschiedener Mädchen zum Thema „Kindermund“.

Sie: „Ich habe Husten – schon drei Mal war ich damit krank. Wer hat sich Husten eigentlich ausgedacht? Das war eine richtig blöde Idee.“

Sie: „Guck mal, die haben hier so Reportagen gebastelt.“ (Collagen)

Ich: „Jetzt kommen wir gleich wieder an den schönen blauen Blumen vorbei-“
Sie unterbricht mich und freut sich, den Namen der Blumen zu erinnern, den ich ihr letzte Woche erklärt hatte: „Weiß ich! Vergess dich nicht!“

 

Pusteblume

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Kindermund: Wiedergeborene Salange

Ich frage ein Mädchen, wie viel sie essen möchte.
Sie: „Das Stück Salange (Lasagne) da ist gut!“

Mit einem anderen Mädchen fahre ich an einem Gebäude vorbei, das wie aus einem arabischen Traum aussieht. Es ist allerdings ein ehemaliges Krematorium. Ich erkläre ihr in einigen Sätzen, wozu ein Krematorium dient, was bei ihr (natürlich) auf Ekel stößt. Abschließend füge ich hinzu, dass man die Urne nicht beerdigen müsse, man könne sie auch dazu benutzen, die Asche im Meer zu verstreuen.
Sie: „Oh ja, dann wird man als Meerjungfrau wiedergeboren!“

 

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Das Bild der Tulpen und Forsythien verlinke ich bei Ganz nah dran.