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Kindermund: Trauben-Träume

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Wir üben die Artikel mit Obst aus Plastik. Das Mädchen staunt darüber, wie echt die „Weinkräumen“ aussehen. Da sie /tr/ mit /kr/ vertauscht, wollte sie wahrscheinlich „Weinträumen“ sagen.
Ein schönes Wort, viel besser als die langweiligen „Weintrauben“.

 

Die Mutter eines Patienten (gebürtig aus Russland) berichtet mir auf dramatische Weise, wie heftig sie die letzten Tage unter einem grippalen Infekt gelitten habe.
Sie schließt mit den Worten „Ich war nicht mehr ganz dicht!“

 

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Kindermund: Neue Infrastruktur

Szene aus meinem Alltag als Logopädin

Wir üben das /sch/, der Junge soll ein Bild von einer Schiene benennen. Er überlegt, wie es wohl heißen könnte und ob das /sch/ darin vorkommt, dann meint er:
„Bahnstraße.“

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Kindermund: Bei uns im Garten…

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ich bespreche mit einer Erstklässlerin Präpositionen. Wir basteln ein Bild von einem Haus mit vielen Dingen darin, darüber, darauf, daneben, dahinter usw. In der darauf folgenden Stunde wiederholen wir und ich frage:
„Was ist hinter dem Haus?“
Sie: „Ein Vulkan!“
Ich schaue verdutzt.
Sie: „Ja, so ein Vulkan. Hm… ein Walkon.“
Da dämmert es mir…

 

Ich erkläre einer Fünfjährigen, was „Teekesselchen“ (Homonyme) sind – am Beispiel von Birne und (Glüh)birne.
Sie: „Ja, und: Schatz und Schatz!“
Sehr niedlich.

 

IMG_8035Eine Schatzinsel… ganz ohne Vulkan

 

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Kindermund: Rätsel um ein Tier

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Rate, rate, wer gemeint ist:

Manche nennen es Papogei, andere Pakagei, Gagei oder auch Popogei.
Mir kamen diese Bezeichnungen von Mädchen und Jungs zwischen 4 und 8 Jahren zu Ohren, und ich werde weiter sammeln. 😉

 

 

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Kindermund: Übergestern

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein siebenjähriges Mädchen beschwerte sich während einer Fahrt in der S-Bahn vehement bei ihrer Mutter, dass das letzte Mal Computerspielen schon lange her sei – „Das war übergestern!“

Heute versuchte ich Lars (Name geändert), 4 Jahre alt, das Fragewort „wie“ beizubringen. „Wer“, „was“ und „wo“ klappten schon ganz gut, aber die Bedeutung von „wie“ erschloss sich ihm trotz dem Anfassen der Heizung (heiß) und des Fensters (kalt) sowie weiterer Versuche nicht.
Ich: „Wie bist du heute? Fröhlich?“ (zeigte ein betont fröhliches Gesicht). Er schüttelte den Kopf. „Bist du müde?“ (machte es wieder pantomimisch vor). Er schüttelte den Kopf. Ich, nach weiteren Versuchen etwas ratlos: „Wie bist du denn?“ Er: „Lars!!!“

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Kindermund: Wenn das Xylofon aus Ost klingelt…

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Mit einem Fünfjährigen trainiere ich die auditive Merkspanne: Er schließt die Augen, ich spiele nacheinander drei Instrumente, und anschließend erzählt er mir (bitte in der richtigen Reihenfolge), was er gehört hat.
Er: „….und dann kam… das Telefon!“ (zeigt auf das Xylofon).

Ein fünfjähriges Mädchen, sonst sehr ruhig, erzählt mir schon begeistert beim Hereinkommen:
„Ich war im Theater! Das heißt `Der Zauberer von Ost‘! Und da war eine Hexe. Und noch mehr Leute, aber die waren bloß verkleidet. Die Hexe, die war echt!!!“

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Kindermund: Philosophie über die Dunkelheit und brummelige Wörter

Aus meinem Alltag als Logopädin

Eine Fünfjährige bemerkte während der Therapie bei einem Blick aus dem Fenster:
„Boah, ist das dunkel draußen!“
Ich: „Erstmal wird es immer dunkler, so ungefähr bis Weihnachten, und dann wird es wieder heller.“
Sie: „Das ist, weil Herbst ist.“
Ich: „Ja, da steigt die Sonne nicht so hoch wie im Sommer. Sie kommt so ein bißchen raus, und dann scheint sie kurz, und dann geht sie bald wieder unter.“
Sie: „Und in Schweden, also in Schweeeeden, da ist es jetzt… (überlegt, weiß aber nicht mehr, was sie eigentlich sagen wollte) … da ist es jetzt auch dunkel!“
Ich : „In Schweden ist es noch dunkler als bei uns. Von uns aus ist Schweden im Norden. Und im Norden ist es im Winter sehr viel dunkler. Wenn man weiter nach Norden fährt, bis zum Nordpol, da wird es immer dunkler. Im Winter gibt es dort ein paar Tage pro Jahr, wo es gar nicht hell wird. Weil die Sonne nämlich im Winter nicht im Norden ist. Dafür ist sie im Sommer ganz viel im Norden – so sehr, dass es an ein paar Nächten im Jahr gar nicht dunkel wird.“
Sie: „Ja. Aber jetzt ist es da dunkel.“
Ich: „Sehr dunkel.“
Sie, nachdenklich: „Hm hm.“
Dann plötzlich: „Ich weiß auch, warum es da so dunkel ist! Weil die Sonne nämlich woanders ist! (ruft in triumphierendem Ton) Und die ist in Chile!!!“
Ich schaue verdutzt, sie: „Das stimmt. Das weiß ich! Das sagt nämlich meine Schwester, da ist jetzt Hochsommer, in Chile, und die fährt da bald hin.“
Was manche Kinder alles schon wissen…

Außerdem erzählte ein Junge mir heute etwas von „Gummelstiefeln“ und „Strohreim“ (Strohhalm).

Angesichts der Diskussion über die Dunkelheit ist es sehr einleuchtend, dass so brummelig klingende Wörter wie „Gummelstiefel“ vorrangig im Winter gebraucht werden.

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Kindermund: Die krumme Logik der Erwachsenen

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein Junge, 8 Jahre alt, meinte zu mir, als ich das heutige Datum in der entsprechenden Spalte im Rezept notiert hatte und die Mutter wie immer um eine Unterschrift zur Quittierung der Stunde bat:
„Warum schreibst du 12.11.’10? Das muss doch andersrum sein: 10.11.12!“

Ein Fünfjähriger baut mit mir die Brio-Bahn auf und setzt die Waggons auf die Schienen, um sie aneinander zu fügen. Nun fehlt nur noch die Lok. Er stellt sie vor die Waggons und schiebt die Waggons von hinten an die Lok – die ausweicht. Er schaut erstaunt und versucht es noch einmal. Wieder weicht die Lok aus und rollt ein Stück vor. Er, ehrfürchtig und verwundert: „Hua!“
Beim nächsten Versuch ruft er völlig verzückt: „Hua! Die Lok fährt weg! Hua! Ich bin ein Zauberer!“

 

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Kindermund: Der Tod kommt schneller, als man denkt

Meine Kollegin erzählte mir folgende Begebenheit:
Sie hat einen Jungen in Therapie, der leidenschaftlich gerne schnitzt und vor kurzem sein Taschenmesser verloren hat. Zufällig entdeckt sein wacher Blick an ihrem Schlüsselbund ein kleines, mit Glitzersteinen besetztes Ding.
„Was ist das?“
„Ein Taschenmesser und eine kleine Schere, die kann man heraus klappen.“
„Ich hab mein Taschenmesser verloren.“
„Ja, hast du erzählt.“
„Gibst du mir deins?“
„Nein, das habe ich geschenkt bekommen – was man geschenkt bekommt, gibt man nicht einfach weiter. Außerdem ist es ganz praktisch.“
„Bitte, schenkst du es mir trotzdem?“
„Nein.“
Er überlegt kurz, dann:
„Und wer kriegt es, wenn du mal tot bist?“

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Kindermund: Eine Sache der Definition

Aus meinem Alltag als Logopädin

Ein Mädchen, 5 Jahre alt, erzählt von ihren Ferien: „…und dann war’n wir noch im Bille-Bad (Name des örtlichen Freizeit-Bades)…
Ich: „Bist du denn gerne im Schwimmbad?“
Sie, sehr nachdrücklich und genervt: „Das heißt nich‘ Schwimmbad, das heißt Bille-Bad!“