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Juvenile hyperfunktionelle Dysphonie? Kaufen Sie einen Hamster!

Bei mir in Behandlung ist ein Junge im Vorschulalter, der neben verschiedenen Komorbiditäten im logopädischen Bereich eine hyperfunktionelle Dysphonie hat (Stimmstörung mit Überanstrengung der Stimme). Die gesamte Familie spricht sehr laut, was aber schwierig zu vermitteln ist.
Nun kam die Mutter freudestrahlend in den Therapieraum und erzählte:
„Wir haben einen Hamster gekauft. Der Käfig ist von der Nachbarin, und er steht im Wohnzimmer. Immer, wenn Marcel (Name geändert) laut ist, sage ich: `Was schreist du denn so? Der Hamster wacht doch auf und erschrickt sich! Der ist sooooo klein und hat sooooo kleine Ohren und soooo ein kleines Herz – der erschrickt sich zu Tode, wenn du so brüllst!`
Naja, und dann kriegt er Angst und läuft ganz schnell ganz leise zum Käfig und beruhigt den Hamster. Mit ganz lieber, leiser Stimme.
Und wenn der Hamster abends raus kommt, sitzt er eine geschlagene halbe Stunde davor (trotz Verdacht auf ADHS) und erzählt dem Hamster was vor. Naja, der Hamster turnt dann in seinem Rad rum, und dann will Marcel auch turnen und toben. Aber wenn er das leise macht, hab ich da ja nix gegen.
Also, das ist echt ’ne ganz andere Stimmung bei uns zu Hause jetzt!“

Ich habe mich mitgefreut und abends im Telefonat mit einer guten Freundin, die auch Logopädin ist, diesen heißen Tipp verraten. 😉
Ich finde es klasse, wenn Menschen sich zu helfen wissen – und wenn sich jemand durch diese Schilderung angesprochen fühlt, etwas Ähnliches zu versuchen, freut mich das. Unabhängig davon ersetzt ein kleiner, junger Hamster keine medizinische und/oder sonstige Therapie, aber das sollte jedem klar sein.

aufmerksam, glaubhaft, kreativ

Kindermund: Aufklärung

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Aufklärung die Erste: Ich wurde aufgeklärt
Junge, 6 Jahre alt: „Guck mal, ich hab hier so Haare am Fuß,“ rutschte vom Stuhl, kam um den Schreibtisch und legte mir seinen Fuß auf’s Knie.
Ich: „Das ist das Bein, ja, da hast du kleine Härchen.“
Er: „Fühl mal!“
Dann: „Und am Arm, da habe ich auch Haare. Da.“
Während er zurück um den Tisch auf seinen Platz ging: „Mein Papa hat auch Haare. An den Eiern.“
Ich schaute ihn mit großen Augen an, er präzisierte: „Aber ich nicht. Die hat man nur am Pieschermann, wenn man groß ist.“
Daraufhin leitete ich ihn zügig zurück auf unsere ursprüngliche Aufgabe, bevor er meinte, mich noch weiter aufklären zu müssen.

Aufklärung die Zweite: Ich klärte auf (bezüglich EHEC, da sich kaum noch jemand traut, etwas Frisches zu essen)
Während ich am PC saß und Berichte schrieb, kam mein Chef rein und sah ratlos aus:
„Normalerweise esse ich ja jetzt immer einen Salat………“
Ich: „Jaaa, mach doch. Ich habe gestern Salat gegessen und vorgestern Gurke.“
Er: „Nee! Wie machst du das denn? Mit ganz viel Abwaschen?“
Ich: „Abwaschen – beten – essen.“
Er: „Mariiie!“ und bekam einen Lachanfall.
Ich: „Na, wirkt doch. Ich bin quitschlebendig.“

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Logopädische Therapie jetzt auch für Spatzen!

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Heute fielen wegen plötzlicher, vorgezogener Urlaubslaune mehrere Patienten aus, sodass ich Berichte schrieb und dann auf einen Schnack meine Kollegin im Nachbarzimmer besuchte. Während dessen hatte ich eines der beiden Fenster weit offen, weil die Luft in der Praxis oft sehr stickig ist.
Als ich in meinen Therapieraum zurück kam, erschrak ich plötzlich:
Im Regal saß, mit schiefem Flügel, ein junger Spatz – ausgewachsen, aber noch wie ein Jungvogel aussehend. Vor Schreck hastete ich zurück ins Zimmer meiner Kollegin, die nun gerade telefonierte, was sich mit vielen mitfühlenden „Ja“s und „Hm“s hinzog.
Als sie auflegte und ich ihr die Situation schilderte, rief sie völlig entzückt:
„Ein Spatz! Ohhh, ein Spatz! Na sowas! Wo ist er denn?“
Wenige Sekunden später nahm sie behutsam, aber nachdrücklich den Spatz hoch, trug ihn zum Fenster und ließ ihn weg flattern.
Er segelte mit schiefem Flügel quer über den Platz auf den Kindergarten zu, machte direkt vor der Mauer eine kleine Wendung und sauste nun diagonal dem Wasser entgegen. Den Brückenpfeiler verpasste er knapp und landete holprig auf der Brücke.

Das war noch einmal gut ausgegangen…

 

 

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Kindermund: Kaffee-Zwang

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein türkischer Junge, 5 Jahre alt, mit dem ich schon seit längerem das /sch/ übe, fragt mich nach der Stunde: „Welche Kinder müssen mehr das /sch/ üben, die hellen oder die dunklen?“
Ich schaue fragend, er: „Na, den dunklen Kindern muss man mehr helfen als den hellen, die machen alles richtig!“
Diese Beobachtung des Kindes und die Einteilung in „helle“ und „dunkle“ Kinder hat mich erschreckt. Ich erklärte ihm, dass es auch viele „helle“ Kinder gibt, die zu mir zum Üben kommen.

Ein Mädchen, mit der ich zum Kennenlernen Puppenhaus spielte, erzählte:
„So, und den Eimer, den tu ich erstmal auf die Wann-randa.“ (Veranda)
Später: „Jetzt kommt die Mutter und sagt: Kinder, ihr müsst aufschlafen!“
(Verschränkung der Wörter „einschlafen“ und „aufwachen“)

Wir spielen mit Tieren, unter anderem habe ich ein kleines Stoff-Nilpferd und einen Delphin. Das Kind greift in die Kiste und ruft: „Hey, Flippo!“
(Verschränkung von „Flipper“ und „Hippo“)

Junge, vier Jahre alt, als ich einen Schluck Wasser aus meinem Becher nehme:
„Ist das Kaffee?“
„Nein. Ich trinke Wasser.“
„Doch, du trinkst Kaffee!“
„Nein, schau mal, hier habe ich die Wasserflasche (halte sie hoch). Und in meinem Becher ist kein Kaffee, das ist auch Wasser.“
„Aber du musst doch Kaffee trinken!“
„Ich mag aber keinen Kaffee.“
„Doch!“
„Nein, ich finde Kaffee ekelig!“
„Gar nicht! Alle Großen trinken Kaffee! Du musst Kaffee trinken!“

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Meilensteine

In dieser Woche habe ich im Elterngespräch in der logopädischen Stunde das erste Mal einer Mutter ganz klar und direkt gesagt, dass ich von ihrem Vorgehen ihrem Kind gegenüber abrate.
Bisher habe ich Verbesserungsvorschläge in Formulierungen wie „Schön, dass sie mit ihr/ihm dieses und jenes tun, aber noch besser ist es, wenn Sie…..“ verpackt. Und dann folgte meine Erläuterung, was dem Kind angesichts seines aktuellen Entwicklungsstandes an Unterstützung gut täte.
Leider habe ich gemerkt, dass viele Mütter nicht gut zuhören und auf „pädagogisch vorsichtige“ Einwände nicht reagieren. Oder nur die Freundlichkeit in meiner Stimme hören und nicht die konstruktiven Hinweise, die ich ihnen auf der sachlichen Ebene übermitteln möchte.
So sagte ich vor Kurzem das erste Mal deutlich und direkt, ohne nette Rhetorik, dass das Kind eine andere Förderung benötigt als die, die die Mutter ihm angedeihen lässt.
In diesem Fall erklärte ich der Mutter, dass es dem Entwicklungsstand ihres Sohnes nicht entspricht, Zahlen und Buchstaben zu lernen: Er ist mit fast vier Jahren auf dem Stand eines knapp Dreijährigen und kann beispielsweise Pfanne und Topf weder benennen noch auseinander halten, obwohl wir seit der ersten Stunde immer wieder kochen spielen (mit spezifischem Input meinerseits). Ein Kind, das nur wenige Nomen kennt, das in Bezug auf Verben viel Input braucht und diese trotzdem nur im Ausnahmefall behält, das ist definitiv nicht reif für abstrakte Inhalte wie Zahlen und das Alphabet. So habe ich das erste Mal sehr deutlich das Bild der Mutter vom kognitiven Status ihres Sohnes demontiert. Selbstverständlich ließ ich sie erst gehen, nachdem wir eine Perspektive für die Zukunft entwickelt hatten.
Bisher hatte ich immer Angst, Mütter zu verletzen und zu verunsichern. Da ich gemerkt habe, dass es manchmal ohne die unverhüllte Wahrheit nicht vorwärts geht, werde ich nun öfter den Mut haben, beschönende und vorsichtige Formulierungen wegzulassen.
Unabhängig davon erschreckt es mich, wenn Mütter „objektive Leistungen“ wie zählen und schreiben wichtiger finden als Wortschatz und Satzbau, von Artikulation ganz zu schweigen.
Und es irritiert mich jedes Mal wieder neu, wenn Mütter meinen, ihr Kind fördern zu müssen und es heillos überfordern. Wenn ein Kind, dessen Mutter polnisch und dessen Vater türkisch spricht, im Kindergarten auf deutsch klarkommen muss, ist das anstrengend genug. Wenn es aufgrund des Ehrgeizes der Mutter zusätzlich in die Englisch-Stunde gesteckt wird, dann bin ich einfach sprachlos angesichts des kognitiven Pensums des Kleinen und der fehlenden Würdigung der Mutter genau dieser täglichen Leistung gegenüber.

Damit kein falsches Bild entsteht:
Selbstverständlich gibt es auch viele Mütter, die ihren Kindern ein ganz natürliches Vorbild sind und Bildung kreativ und alltagsnah statt ehrgeizig betreiben. Es freut mich immer wieder, mit Müttern zusammen zu arbeiten, die ganz selbstverständlich und entspannt als Co-Therapeutinnen und Expertin für ihr Kind auftreten. Die kompetent Informationen weitergeben, ebenso wie sie aufmerksam Fragen stellen oder sich Übungen erklären lassen.

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Kindermund: Die Zahnfee unterwegs

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein Junge, 7 Jahre alt, wird das erste Mal Bruder (noch ist das Geschwisterchen nicht da, aber Mama ist deutlich sichtbar schwanger). Wir üben Adjektive und gehen zu den Steigerungen über.
Das erste Beispiel, „hungrig – hungriger“ klappt gut. Dann sind zwei Frauen auf der Waage abgebildet. Statt „dick – dicker“ ruft er, ohne eine Sekunde zu zögern: „Schwanger – schwangerer!“

Mit einem anderen Jungen, 5 Jahre alt, übe ich das Partizip mit Playmobil-Figuren. Er sucht sich ein kleines Feen-Mädchen aus und meint:
„Hier ist ja die Zahnfee! Die ist bei dir!?“
Später erzählt mir die Mutter, dass er die Zahnfee sehnlich erwartet, aber leider kein Zahn wackeln will.

aufmerksam, kreativ

Kindermund: Die Teller amüsieren sich

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Junge, 5 Jahre alt, meinte nach kurzem Nachdenken zur Abbildung eines Hufeisens: „Handschellen.“

Ein anderer Junge, ebenfalls 5, mit dem ich gerade in den letzten Zügen bezüglich des /sch/ bin, verknotete sich mehrfach die Zunge, als wir „Spülmaschine“ übten: Es war grundsätzlich eine „Spielmaschine“.

Ein weitere Junge, auch 5 Jahre alt, stellte sich nach einer Therapiepause erneut vor. Dementsprechend durchlief er den üblichen phonetisch-phonologischen Artikulationstest PLAKSS von A. Fox und begann angesichts des Bildes eines gestreiften Strumpfes (die norddeutschen Kinder sagen nie „Strumpf“, sie sagen alle „Socke“ – schade für das Testergebnis) zu erzählen: „Dem Osterhasen gehört die Socke, da sind Bonsche drin.“

aufmerksam, glaubhaft

Bitteschön und Dankesehr

In dieser Woche habe ich von Angehörigen der Patienten viel Bestätigung für meine Arbeit bekommen: Für Kreativität, für das Ermöglichen von Terminverschiebungen, für gute Resultate, für initiative Telefonate, für Termine zur Aufnahme einer neuen Therapie, für Humor, für die gute Aufklärung und Beratung einer Mutter inklusive Empfehlung eines Arztes sowie eine positive Rückmeldung des Arztes für meinen Standpunkt.
Außerdem traf ich heute beim Verlassen der Bahn auf dem Weg zur Praxis eine ehemalige Patientin, deren Namen ich prompt parat hatte und mit der ich mir die Zeit für einen Schnack nahm – und natürlich für einen Impuls, den ich ihr mitgab. Es tat gut, von ihr eine so positive und offene Motivation zum Austausch zu erleben: Es bestätigte meine innere Haltung und meine praktische Arbeit und zeigte mir, dass sie bezüglich ihrer Zukunft auf einem guten Weg ist. Und über gelungene Lebensläufe freue ich mich immer, umso mehr, wenn ich etwas dazu beitragen konnte.
Danke, Gott.

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Kindermund: Wilde Tiere

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ich lernte neulich, dass es wilde Tiere gibt, die „Korpssion“ heißen.

Außerdem ist das Erlernen fremder Sprachen, in diesem Fall des Deutschen, wegen der „Schatz-Wörter“ so langwierig – erklärte mir die Mutter eines Mädchens.
Ich fragte nach.
„Ja, wegen der Wörter-Schatz.“
Nun ahnte ich, dass sie den „Wortschatz“ meint – zugegebenermaßen ein recht ominöses und fast poetisches Wort, man könnte es auch „Wortwissen“ oder „Begriffsmenge“ nennen.

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Der nächste Glückstag

Heute passierten erfreuliche Dinge in Form von
– einer großen, geschwungenen weißen Schwanenfeder, die in Höhe des zweiten Stocks am Therapieraum vorbei segelte – ganz gerade und elegant direkt an beiden Fenster entlang
– einem Zufallsfund (Fand kostenlos und zufällig etwas für mein aktuelles Nähprojekt)
– einem netten Postbeamten, der mir mit meinem riesigen Valentins-Paket half
– einem ganzen Schwung Tiere für meine große Tier-Kiste (Jetzt habe ich endlich den semantischen Bereich der Meerestiere komplett. Super auch für die Schetismus-Therapie mit Fisch, Muschel und Schnecke)
– einer schönen Strecke an der Alster entlang, mit Frühlingsgefühlen und einem tollen Abendrot zum Schluss
– einer saftigen Schokoladentarte und einer Kugel Erdbeer-Eis.

Was will ich mehr? Danke, Gott!

 

Geburtstag30