Lebe gut
Liebe viel
Lache oft
.
aus dem Essraum der Northumbria Community
„Miss Pettigrew mischte sich unter die Menge. Sie war eine Dame mittleren Alters, von kantiger Statur und durchschnittlicher Größe, mangels ordentlicher Ernährung dünn wie eine Bohnenstange und mit einer guten Portion Verzagtheit und Furcht im Blick – sofern jemand sich die Mühe gemacht hätte, genau hinzusehen. Doch es gab auf der ganzen Welt weder Freunde noch Verwandte, denen bekannt oder wichtig gewesen wäre, ob Miss Pettigrew unter den Lebenden oder unter den Toten weilte.“
Die Dame ist unterwegs zu einem Vorstellungsgespräch als Gouvernante, obwohl sie „keine verzogenen Gören“ mag wie die, mit denen sie seit Jahren arbeiten muss. Da sie leider nichts anderes kann, ist sie darauf angewiesen, eine Familie zu finden, die sie anstellen möchte. So bekommt sie von der Arbeitsvermittlung eine Adresse, bei der sie sich vorstellen soll.
Sie findet sich in einer Wohnung wieder, die einer reizenden jungen Frau in einem Negligé zu gehören scheint. Die junge Frau ist außergewöhnlich hübsch, aber ebenso außergewöhnlich unkonzentriert: Statt sich mit Miss Pettigrew bezüglich ihrer Anstellung zu unterhalten, muss sie einen Liebhaber aus der Wohnung schaffen, bevor ein anderer Liebhaber (und Besitzer der Wohnung) herein kommt.
„Miss Pettigrew warf einen streng missbilligenden Blick in die Runde, doch trotz allem regte sich etwas in ihr, das sie in helle Aufregung zu versetzen drohte. In Räumen wie diesem tat sich etwas, fielen seltsame Dinge vor, wohnten wundersame Geschöpfe wie das, das ihr eben noch Fragen gestellt hatte. Und deren Leben war prall, aufregend, gefährlich.“
So muss Miss Pettigrew der angehenden Sängerin und Schauspielerin Miss LaFosse dabei helfen, ihre unterschiedlichen Verehrer rechtzeitig abzufertigen, bevor die nächsten kommen. Die verknöcherte Guinevere Pettigrew, die seit Jahren in einem ärmliche Zimmer haust und sehr klare moralische Vorstellungen hat, weiß vor Aufregung weder ein noch aus. Warum hat das hübsche Mädchen so viele Liebhaber, wenn sie keinen davon mag? Andererseits: Warum mag sie alle zu sehr, um einen davon oder auch alle loswerden zu wollen? Und wer ist der geheimnisvolle Verlobte von der Küste?
Bedauerlicher Weise hat Miss LaFosse aber nicht den Mumm, ihren Liebhaber heraus zu werfen, bevor der nächste kontrolliert, ob sie auch treu ist; sodass sich unversehens die verschreckte Miss Pettigrew in der Situation befindet, den Hausdrachen spielen zu müssen.
Wie die englische Dame im Laufe des Tages zusehens aufblüht, neues Selbstbewusstsein schöpft, einer Typberatung unterzogen wird und anschließend mit auf Parties geschleift wird, wo sich doch tatsächlich ein Verehrer für sie findet – das liest sich im Original viel besser, als ich es hier beschreiben kann.
Ein leichtes, lustiges Buch, das an den Genuss von Schokoküssen erinnert.
Mit 15 Jahren wurde ich getauft und bekam den folgenden Vers zugesprochen:
„Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ In meiner Übersetzung, der Hoffnung für alle, steht statt der Besonnenheit „Selbstüberwindung“, in anderen Sprachen ist von „Weisheit“ und „Disziplin“ die Rede.
Die Taufe fiel in eine Zeit, in der ich als Jugendliche von meinen Mitschülern wegen meines Glaubens und meiner klaren Haltung viel Abwertung erlebt habe. So war mir dieser Zuspruch oft eine Hilfe, weil ich ihn als Versprechen gelesen habe – zusammen mit dem Vers:
„Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht, sei mutig und stark.“ (Josua 1, 5)
Auch später gab es erneut Krisensituationen, in denen ich darauf zurückgegriffen habe. Manchmal ging mir erst im Nachhinein nach vielen Sorgen und Gesprächen auf, dass ich mir viel erleichtert hätte, wenn ich mir diesen Bibelvers öfter vorgesagt hätte.
Ein Wort der Bibel enthält oft soviel Weisheit wie drei Telefonate mit Freundinnen 😉 !
Zwischenzeitig las und lese ich den Vers aber mehr wie eine Aufforderung, dann denke ich: „Marie, wo ist die Kraft, die Liebe und die Besonnenheit in deinem Leben?“ Daraufhin nehme ich es als Impuls für mein persönliches Wachstum und weiß gleichzeitig, dass jede innere Haltung des Herzens von Gott kommt und mir letztlich geschenkt wird – ich kann nichts davon produzieren. Aber ich kann versuchen, Gott Raum in mir zu geben und dadurch anderen Gutes zu tun. Durch Präsenz und freundliche Aufmerksamkeit anderen gegenüber (Liebe), durch das rechte Wort zur rechten Zeit (Besonnenheit!) und durch klare Standpunkte (Kraft).
In diesem Jahr stehen für meinen Verlobten und mich große Veränderungen an. So sehne ich mich nach viel Kraft, um mich rechtzeitig um alles zu kümmern. Nach Liebe, damit wir uns in wichtigen Dingen einig sind. Und ich sehne mich nach Besonnenheit, damit ich geduldig bleibe und mich nicht von Sorgen verunsichern lasse.
So nehme ich den Vers mit in die vor uns liegende Zeit und bete, dass Gott Wege ebnet und Türen öffnet.
Eine Indianerin pflegte meiner Mutter stets ein paar Rebhuhneier oder eine Handvoll Waldbeeren zu bringen. Meine Mutter sprach kein Wort Araukanisch mit Ausnahme des begrüßenden „Mai-mai“, und die Indianerin konnte kein Spanisch, doch sie genoss Tee und Kuchen mit anerkennendem Lächeln.
Wir Mädchen bestaunten die farbigen, handgewebten Umhänge, von denen sie mehrere übereinander trug. Wir wetteiferten bei dem Versuch, den melodischen Satz zu behalten, den sie jedes Mal zum Abschied sagte.
Schließlich konnten wir ihn auswendig, ein Missionar hat ihn uns übersetzt:
„Ich werde wiederkommen; denn ich liebe mich, wenn ich bei euch bin.“
Legende, aus: Der andere Advent 2007 / 2008
Die einleitenden Sätze auf der ersten Buchseite sagen bereits alles über den Inhalt:
„Dieses Buch ist allen Müttern auf der Welt gewidmet.
Wann immer du dir wie eine schlechte Mutter vorkommst und dich vollkommen allein fühlst
– du bist es nicht.
Du bist es nicht.“
Dieser Roman handelt von der Autorin und Ich-Erzählerin sowie ihren sieben Freundinnen.
Es ist in vieler Hinsicht autobiografisch, auch wenn sie die Figuren der Freundinnen verfremdet hat, um ihre Privatsphäre zu schützen.
Die Frauen, alle Mütter in den Dreißigern, haben sich eine Nacht von ihren familiären Verpflichtungen freigenommen und treffen sich abends zum Essen und Schnacken.
Dabei wird schnell deutlich, dass jede der Frauen ihr Päckchen zu tragen hat:
Ein untreuer Ehemann, ein psychisch kranker Ehemann, ein ständig auf Geschäftsreisen weilender Mann, gar kein Mann.
Ein geistig behindertes Kind, ein verhaltensauffälliges Kind, Kinder mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten, ein Einzelkind, von einer philippinischen Nanny betreute Kinder während die Mutter Karriere macht: Alle realen Möglichkeiten, die das Familienleben kompliziert gestalten, treten auf.
Dabei ist das Buch weder zynisch noch melodramatisch – es ist einfach sehr, sehr nah an der Realität (was daran liegt, dass die Autorin sowohl eigene Kinder hat als auch Journalistin ist).
Was passiert, wenn aus dem Traum der perfekten Kleinfamilie und dem niedlichen Baby harte Realität wird; was sich körperlich und seelisch bei den Frauen während und nach der Geburt verändert; wie sie eine Beziehung zu ihren Kindern aufbauen und oft genug zweifeln, dass die Liebe und die Geduld reicht.
Wie aus der perfekten Bilderbuch-Mutter eine ungeduldige, schreiende Frau wird, die einfach nur noch Ruhe haben will.
Was das alles für die Liebesbeziehung bedeutet. Und für die Berufstätigkeit der Frau sowie die finanzielle Lage. Wie die Frauen die Rolle von der begehrten Partnerin und der sexy Fremden auf der Straße vermissen, weil sie zu einer abgekämpften, bleichen, schwabbeligen Hülle geworden sind.
Das klingt nicht nach einem Buch, das man freiwillig liest, oder?
Ich habe es trotzdem mit großem Gewinn getan.
Sicher, es ist keine leichte Schnulze, aber so ehrlich und realistisch wie kaum ein Buch, das ich bisher gelesen habe.
Ich kann meine Freundinnen und ihr Leben seit der Geburt der Kleinen nun deutlich besser verstehen. Und ich weiß genau, warum ich keine Kinder möchte – in diesem Buch kamen alle meine Gründe vor.
Trotzdem ist es kein Buch gegen Kinder – es ist ein Buch, das die Realität spiegelt, so wie die Autorin sie erlebt und wie ich sie wiedererkannt habe. Kinder sind großartig – es gibt nichts, was so unverdorben und lebendig ist in unserer industrialisierten Welt. Trotzdem ist es eine große Aufgabe, an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden täglich im Dienst zu sein.
Der Roman liefert wieder einmal den Beweis für das afrikanische Sprichwort „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind aufzuziehen.“ In Zeiten von alleinerziehenden Müttern und zerbrochenen Familien mangelt es an Unterstützung, das erlebe ich in meiner Arbeit täglich neu.
Inzwischen sind hoffentlich alle liebevoll gefertigten Karten bei den Verwandten angekommen, sodass die Omas und Tanten beider Familien informiert sind und wichtige Neuigkeiten nicht über das anonyme Internet mitgeteilt bekommen (den Freundinnen habe ich es gleich direkt verraten):
Mein Finger blinkt und glitzert wie der einer Prinzessin!
Ach nee, das ist nicht die eigentliche Neuigkeit…
Also von vorn:
Wir haben uns verlobt!
Und freuen uns!
Die veränderte Bezeichnung („Mein Verlobter“ statt „mein Freund“) muss ich allerdings noch üben. Sobald ich es automatisiert korrekt sage, werde ich mich wahrscheinlich schon wieder umgewöhnen müssen…
Tscha, dat is zu un zu aufregend. Aba bis dat man soweit is, wird noch feel passiern. Toerst bruken wia ’n tohuus in Hamborch for uns Leevslüüd.
Janie LaMarche findet sich plötzlich als Witwe Anfang Dreißig mit einem Kindergartenkind und einem Baby in einem Leben wieder, das aus den Fugen geraten ist: Unterwegs mit dem Fahrrad hatte ihr Mann einen schweren tödlichen Unfall. Die Protagonistin ist so in ihrer Trauer und Wut über diesen Schicksalsschlag gefangen, dass sie nur mit Mühe den täglichen Aufgaben nachkommt – der kleine Sohn kommt zu spät und ohne Schwimmzeug im Kindergarten an, zum Einkaufen hat sie keinen Elan und vergisst ganz, den Kindern etwas zu kochen, weil sie selbst vor Trauer keinen Hunger verspürt.
Hilfestellungen von außen findet Janie nervig und überflüssig – die anderen sollen sich nicht einmischen, ihrer Ansicht nach wissen Freundinnen und Verwandte sowieso nicht, was sie wirklich braucht. Sie wünscht sich ihren Mann zurück – ihren Freund, Gefährten, Liebhaber, Begleiter. Da keiner ihn zurück holen kann, igelt sie sich in ihrem Häuschen ein.
So ist Janie allen gegenüber sehr kratzbürstig und ablehnend. Einmal pro Woche wird sie von einem Pastor besucht, den sie anfangs lächerlich und weltfremd findet, bis sich eine enge Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, die bald mehr als reine Freundschaft ist.
Gleichzeitig taucht ein Handwerker auf, der noch von ihrem Mann beauftragt wurde, im neuen Jahr zu Janies Geburtstag eine schöne Veranda um das Haus zu bauen. Nun ist sie sowohl mit dem verspäteten Geschenk ihres verstorbenen Mannes als auch mit der Anwesenheit des Handwerkers konfrontiert – dementsprechend ruppig verhält sie sich.
Im Laufe des Buches bekommt Janie zunehmend mehr Boden unter den Füßen und kann sich an kleinen Dingen wieder freuen. Auch die Beziehung zu ihren Kindern wird wieder inniger, nachdem sie sich aus Trauer zwischenzeitig sehr abgekapselt hat. Trotzdem fällt sie noch in depressive Momente zurück, was der Geschichte viel Glaubwürdigkeit verleiht: Schließlich wird auch „im echten Leben“ nicht von jetzt auf gleich alles perfekt.
Wer wissen möchte, welche Rolle der geduldige Pastor einerseits und der schwer durchschaubare Handwerker andererseits spielen, ist eingeladen selbst das Buch zu lesen 😉
Religiöse Traditionen, die sich weigern, das Leben zu genießen, verweigern das Leben.
Doch eine Religion, die das Leben verweigert, ist keine Religion. Sie schafft es nicht, das heilige Jetzt mit dem heiligen Jenseits in Verbindung zu bringen.
Spiritualität bedeutet, dass wir uns selbst dem Leben zuwenden, so dass Gott durch das ganze Leben zu uns kommen kann.
aus: „Das Leben beginnt in dir – Weisheitsgeschichten aus der Wüste“ von Joan Chittister, erschienen bei Herder
Auszüge aus dem Buch „Die Pille und ich – Ein Mann im Selbstversuch“ von Clint Witchalls (rororo):
Das Buch handelt von einem Journalisten, der sich zu Recherche-Zwecken bei einer englischen Studie anmeldet. Getestet werden soll ein hormonelles Verhütungsmittel für den Mann in Form eines Stäbchens, das in den Oberarm gepflanzt wird und kontinuierlich Hormone abgibt.
Mir hat es sehr gut gefallen, weil es sachlich und gleichzeitig sehr humorvoll geschrieben ist – und die Frage stellt: Warum ist grundsätzlich die Frau für die Verhütung beim Sex (und die möglichen Folgen in Form einer Schwangerschaft) verantwortlich, wenn doch beide dabei Spaß haben?
In den 14 Jahren unserer Ehe habe ich mich noch nie so gefühlt wie jetzt. Ich war nie besitzergreifend und anhänglich. Und hatte nie Zweifel an Sams Liebe.
Als ich Sam erzähle, wie ich mich fühle, meint sie: „Genauso fühle ich mich jeden Monat, kurz vor meiner Periode. Ich hab dir gesagt, es sind die Hormone. Jetzt weißt du, wie das ist.“
Wie kann man es aushalten, sich so zu fühlen, nutzlos, hässlich und ungeliebt? Nach Bestätigung betteln. Ich könnte das nicht jeden Monat ertragen.
(…)
Wasser tropft auf meine Tastatur. Das hat mir gerade noch gefehlt, ein Leck im Dach. Ich schaue an die Decke, um zu sehen, von wo das Wasser kommt. Dann wird mir klar, es tropft aus meinem Gesicht. Ich bin am Heulen.
Ich wische mir das Gesicht an meinem T-Shirt ab und bin irritiert. Obwohl ich durchaus eine feminine Ader habe, bin ich keine Heulsuse. Ich heule nur, wenn Leute sterben, die mir nahe stehen, oder wenn mein Penis im Reißverschluss eingeklemmt wird. Was also ist los? Warum heule ich – nur weil ich einen blöden Artikel neu schreiben muss? Ich weiß es ehrlich nicht.
(…)
„Was glaubst du, bin ich fett?“ frage ich Sam.
Sie schaut von ihrem Buch auf. Und sieht mich vor sich stehen mit einem Handtuch um die Hüfte.
„Du tropfst.“
„Ja, aber bin ich fett?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Okay, aber was sagst du dazu?“ Ich packe meinen Hüftspeck und wackle damit hin und her.
„Das ist doch nicht fett.“
„Würdest du mit mir zusammenbleiben, wenn ich ein fettes Schwein wäre?“
„Nein, ich würde dich abservieren,“ sagt sie mit einem schelmischen Grinsen.
„Echt? Nur weil ich fett bin?“
„Was ist los mit dir in letzter Zeit?“
„Ich weiß nicht. Ich komme mir einfach hässlich vor. Ich mache mir Sorgen, du könntest dich in jemand anderen verlieben. In jemanden, der nicht so fett und armselig ist.“
„Weißt du was?“
„Was?“
„Diese Hormone lassen dich langsam zur Frau werden.“