aufmerksam, glaubhaft

Zum heutigen Gottesdienst

Unser Pastor hat heute wieder eine sehr gute Predigt gehalten:

Aus dem Brief an die Römer, neues Testament, die Verse 4 und 7-10:
„Ob jemand mit seinem Tun bestehen kann oder ob er nicht besteht, das zu beurteilen ist einzig und allein Sache seines Herrn, dem er verantwortlich ist. Und er wird bestehen, denn es steht in der Macht des Herrn, ihn zu bewahren. (…)
Keiner von uns lebt für sich selbst, und auch wenn wir sterben, gehört keiner von uns sich selbst. Wenn wir leben, leben wir für den Herrn, und auch wenn wir sterben, gehören wir dem Herrn. Im Leben wie im Sterben gehören wir dem Herrn. Denn Christus ist gestorben und wieder lebendig geworden, um seine Herrschaft über alle auszuüben – über die Toten und über die Lebenden.
Woher nimmst du dir da noch das Recht, deinen Bruder oder deine Schwester zu verurteilen?“

Er betonte in seiner Predigt, wie individuell jeder in seinem Glauben ist.
Keiner glaubt wie der andere.
Das Wunder daran ist, dass wir glauben, nicht wie gut wir glauben.
Wir Christen sollen uns freuen, dass andere das gleiche Geschenk bekommen haben und auf ihre ganz eigene Art damit leben – und nicht ständig anderen gegenüber dozieren, wie man „richtig“ glaubt. Das betrifft sowohl den Umgang miteinander in der eigenen Gemeinde als auch in der Ökumene, kirchenübergreifend.
Er betonte auch, dass wir bestimmte Maßstäbe haben und anhand dieser nicht jeden Lebensentwurf gelungen und „richtig“ finden – und dass es trotzdem viele Menschen gibt, die eine Sehnsucht nach Gott haben. Die glauben -auch wenn manche Christen meinen, dass Glauben „anders“ geht, nämlich „korrekt“ und nicht so. Und trotzdem lebt Gottes Geist in jedem, der glaubt.
Heute war ich das erste Mal dabei, das Abendmahl auszuteilen – eine ehrenvolle Aufgabe, die in unserer Gemeinde sonst den Mitgliedern des Vorstandes vorbehalten ist.
Mein Gebet, zum Mitbeten oder Weiterverwenden:

Gott,
danke, dass wir von dir so viel empfangen. Alles, was wir sind, sind wir durch dich.
Danke für unsere Persönlichkeit und unsere Begabungen.
Danke für das, was wir können, und für das, was wir haben. Alles kommt von dir, alles sind und haben wir nur durch dich.
Danke auch für unsere Grenzen – durch sie sind wir ehrlich uns und anderen gegenüber. Durch Grenzen wird unser Blick auf dich, der keine Grenzen hat, gelenkt. Und wir erkennen uns in anderen wieder, die ebenfalls nicht fehlerlos sind.
Bitte segne unser Miteinander.
Amen.

aufmerksam, glaubhaft

Geliebt

Ich vergaß, o Gott, dass du ein liebender Vater bist und dass du schon seit Ewigkeit dich sehnst, aus mir dein Kind zu machen.
Ich vergaß, o Gott, dass du die Liebe bist und dass diese Liebe zu uns gekommen ist.
Ich vergaß, o Gott, mich lieben zu lassen.


Michel Quoist (französischer Priester und Autor)

 

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aus: „Die Losungen 2011“, Herrnhuter Brüdergemeinde

 

aufmerksam, glaubhaft

Liebesbrief

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„Gott trägt dein Foto
in seiner Brieftasche.

Tony Campolo

„Wenn wir uns selbst
nur für eine Sekunde
mit den Augen
der Liebe Gottes
sehen könnten,
dann hätten sich
unsere Selbstzweifel
gleich für eine
ganze Ewigkeit
verflüchtigt.“

Hans-Joachim Eckstein

aus: „AufAtmen“ November-Januar 2008

aufmerksam

Lebenskunst

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Die wichtigste Stunde unseres Lebens ist immer
der gegenwärtige Augenblick.
Der bedeutsamste Mensch ist immer der, der uns gerade gegenüber steht.
Das notwendigste Werk in unserem Leben ist stets die Liebe.

Leo Tolstoi

aufmerksam, feminin

Liebeserklärung

Es ist das erste Mal, dass ich es zu jemandem gesagt habe – jedenfalls so.
Ich weiß auch nicht, warum ich dachte, es sei so schwer. Das ist es gar nicht:
Ich liebe dich.
Ich liebe, was wir beide zusammen sind.
Ich liebe, was aus uns vielleicht noch werden kann.
Ich werde bestimmt Mist bauen. Du auch, schließlich bist du nicht perfekt.
Wir werden einander wehtun und einander zum Lachen bringen. Wir werden
miteinander schlafen und uns streiten.
Ich möchte, dass wir einander eins versprechen: Dass wir versuchen werden,
einander nicht fallenzulassen. Mehr als versuchen können wir es nicht.

Nora Roberts, aus: „Frühlingsträume“

 

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aufmerksam

Buchempfehlung: „Glückliche Ehe“ von Rafael Yglesias

Wer ein Buch lesen möchte, das von der Liebe und dem Leben ohne Pathos und Schmalz berichtet, sollte es mit diesem Roman versuchen:
Die Handlung besteht aus zwei Erzählsträngen. Im Rückblick wird die männliche Hauptperson, Enrique, in seiner jugendlichen Energie und Zerrissenheit beschrieben. Er lernt Margaret, seine spätere Frau kennen und versucht, sie für sich zu gewinnen.
Parallel wird die Gegenwart geschildert, in der die beiden trotz Krisen seit 30 Jahren zusammen leben und vor einer neuen Herausforderung stehen: Margaret hat Krebs und bereitet sich auf ihren Tod vor, indem sie sich nach und nach von allen Freunden und Familienmitgliedern verabschiedet. Dabei ist Enrique stets an ihrer Seite, plant die Besuchszeiten und wacht darüber, dass niemand seiner Frau mehr Energie abverlangt, als sie in ihrem Zustand hat. Gleichzeitig quält ihn die Frage, ob er ihr ein guter Ehemann war – seine Unruhe fällt ihm ein, seine Unsicherheit, seine schroffe und manchmal arrogante Art. Nach all den Jahren, in denen er ihr oft ihre Lebensart übel genommen hat, fühlt er sich als derjenige, der schwerer zu ertragen war. Er ist dankbar, dass sie ihn immer wieder mit ihrer optimistischen Art mitgerissen hat und häufig ein Kontrapunkt zu seiner Wahrnehmung und Gefühlswelt war. Angesichts des Todes und der wenigen Tage, die ihm noch bleiben, fragt er sich, wie er ihr zeigen kann, dass er sie geliebt hat und heute noch liebt. Trotz allem. Und mehr, als ihm im Alltag bewusst war. Weiß sie es auch?

Dieser Roman kommt ohne Romantik und, trotz des nahen Todes, ohne Rührseligkeit aus.
Sehr sachlich und mit einem guten Auge gerade für die weniger angenehmen Seiten der Menschen beschreibt der Autor ein Paar und ihr Leben. Dadurch lernt man die Protagonisten gut kennen, erlebt aber keinen hollywood-ähnlichen Gefühlsrausch wie bei anderen Liebesromanen. Sowohl die Sehnsucht nach einer scheinbar unerreichbaren Frau als auch das kleinliche Gegnaddel zwischen Eheleuten werden sehr realistisch dargestellt – wirklich nahe kommt man den beiden aber erst in den Szenen, in der Margaret ihren Tod vorbereitet und Enrique tapfer, aber hilflos versucht, sie dabei zu unterstützen. Teilweise stört der Wechsel zwischen den Rückblenden und der Gegenwart, und dass der Erzählstrang der Vergangenheit so intensiv um den ersten Sex der beiden kreist strapaziert die Geduld der Leserin/ des Lesers.
Trotzdem empfehle ich diesen Roman – und zwar sehr ausdrücklich beiden Geschlechtern.
Durch den männlichen Erzähler und die autobiografischen Anklänge finden sich Männer in ihrem Blick auf das Leben wieder, auch wenn es sich auf den ersten Blick nicht wie ein „Männerthema“ anhört. Frauen empfehle ich dieses Buch, weil es beweist, dass Liebesgeschichten auch jenseits des Schnulzen-Genres erzählt werden können.


Rafael Yglesias, „Glückliche Ehe“, erschienen im Klett-Cotta Verlag im Februar 2010, gebunden

aufmerksam

„Obwohl mein Mann normalerweise nicht viele Worte macht, findet er manchmal genau die richtigen.“

Wenn wir beide gesund bleiben und mehr Zeit haben – ich meine als Mann und Frau – nutzen wir sie dann, um mehr über einander zu erfahren? Oder verbringen wir die Zeit nur damit, miteinander auszukommen und Frieden zu halten?“

Ist das wichtig? Muss es das eine oder das andere sein?“

Ich glaube schon.“

Ich nicht. Du musst nur leben, Ave, und das Leben sich entfalten lassen. Sag, was du meinst. Du kannst nicht immer darüber nachdenken, was du verloren hast, was du nicht besitzt oder was du nicht bekommen kannst. Denn wenn du das tust, verpasst du das Jetzt. Ich bin heute Nacht bei dir, aber ich kann nicht wissen, ob ich es morgen oder in einem Jahr sein werde – und ob du hier sein wirst. Egal, wie viele Pläne man macht, man kann dennoch nichts mit Sicherheit vorhersagen. Wir sollten keinen Tag verstreichen lassen, ohne innezuhalten und darüber nachzudenken, was wir uns bedeuten, und uns bewusst werden, dass der beste Teil davon derjenige ist, der sich verändert. Das Unbekannte anzunehmen und darauf zu vertrauen.“

Woher weißt du das?“

Jack lächelt. „Weil ich um ein Haar alles verloren hätte. Und ich dachte darüber nach, was ich wäre, wenn du mich nicht lieben würdest.“

Und was wärst du?“

Ich hätte nie wirkliche Freude und auch keine wirkliche Trauer kennnengelernt. Ich war böse auf dich, weil du mich manchmal traurig gemacht hast, und das ist nur allzu menschlich. Es war nicht deine Schuld, aber wenn es ganz schlimm wurde, wollte ich einen Schuldigen finden. Das hieß nicht, dass ich dich weniger geliebt habe – es hieß nur, dass wir gemeinsam etwas lernen mussten, und wenn wir nur zusammen blieben, würden wir es auch schaffen. Du hast es immer geschafft. Als ich es am nötigsten brauchte, hast du für mich gesorgt. Nie hat eine Frau für einen Mann so gesorgt wie du für mich – außer vielleicht meine Mama für meinen Pa. Ich habe so lange mit der Ehe gewartet, weil ich nicht wusste, ob es so einen Menschen überhaupt gibt. Und dann habe ich dich gefunden. Du hast mich nicht enttäuscht. Ich habe eine gute Frau geheiratet, die mich und meine Kinder zu lieben wusste. Du hast zwei Engel in mein Leben gebracht: Etta war die Freude, und Joe – Joe war die Trauer. Und beide haben mich für die Dauer, die sie bei uns waren, zu einem besseren Menschen gemacht. Was keine Kleinigkeit ist.“

Obwohl mein Mann normalerweise nicht viele Worte macht, findet er manchmal genau die richtigen.

 

Auszug aus: Adriana Trigiani, „Himmelslichter“, Heyne