Eine Gesamtschullehrerin, die in einem sozial schwachen Stadtteil einer nicht genannten Stadt Norddeutschlands arbeitet, berichtet in diesem Buch unter Pseudonym aus ihrem Alltag:
Ehrlich, nah am Geschehen und sehr humorvoll.
Ihre zehnte Klasse soll sich a) auf die anstehenden Prüfungen zum Realschulabschluss vorbereiten und sich b) auf Lehrstellen bewerben. Da die Jugendlichen bereits daran scheitern, sowohl regelmäßig als auch pünktlich in der Schule zu erscheinen, ist qualifizierter Unterricht meist Wunschdenken. Frau Freitag verzweifelt häufig daran, dass ihre Schüler kein Interesse an einem beruflichen Einstieg haben und gleichzeitig glauben, dass schon das Richtige von allein passiert, wenn die Zeit reif ist. Außerdem macht es ihr Sorgen, dass ihre Schützlinge davon ausgehen, dass es auch weiterhin für Jede und Jeden eine zweite, dritte und vierte Chance geben wird – so wie an der Schule eben.
Der Humor von Frau Freitag zeigt sich sowohl in zitierten Unterhaltungen mit den Jugendlichen (und deren weltfremden Zukunftsgedanken) als auch in ihren Reflektionen zum jeweiligen Thema. Das klingt dröge, ist es aber nicht! 😉
So wundert sich Frau Freitag beispielsweise, dass es pro Klasse an ihrer Schule ein bis drei Jungs gibt, die Zuhälter werden wollen, aber nie ein Mädchen, das ein Leben als Prostituierte anstrebt – und keinem Jungen jemals auffällt, dass sein Berufswunsch, wenn er sich in seinem direkten sozialen Umfeld umsieht, nicht zukunftsversprechend ist, weil es schlichtweg an „Angestellten“ fehlt.
Dies ist bereits der zweite Band von Frau Freitag, den ersten habe ich nicht gelesen – macht nichts, das hole ich bei Gelegenheit nach.
Wen eine ehrliche, praktisch ungefilterte Beschreibung des Schulalltags mit Jugendlichen interessiert und wer trotz der beschriebenen Realität lachen kann: Eine herzliche Empfehlung meinerseits!