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Buchempfehlung: „Verbietet das Bauen! Eine Streitschrift“

„Genau wie vor zwanzig Jahren leben auch heute gut achtzig Millionen Menschen in Deutschland. Doch während dieser Zeit stieg die Zahl der Wohnungen von 35 auf 41 Millionen. Wir bauten genug neue Wohnungen, um sämtliche Niederländer unterzubringen, obwohl die Zahl der Einwohner hierzulande stagniert. Die 6 Millionen neue Wohnungen bestehen aus knapp dreißig Millionen Räumen auf über achthundert Millionen Quadratmeter. Selbst wenn man die Baukosten vorsichtig mit zweitausend Euro je Quadratmeter ansetzt, haben wir für anderthalb Billionen neu gebaut, nur weil wir uns auf mehr Platz ausbreiten. Dieses Geld könnte fünf Jahre lang den kompletten Bundeshaushalt finanzieren: sämtliche Bundeszuschüsse zur Rentenversicherung und zum Arbeitslosengeld II (Hartz VI), dazu alle Kosten für die Bundeswehr und die Rückzahlung der Kredite.“

Daniel Fuhrhop, Architekt, in „Verbietet das Bauen! Eine Streitschrift“

„So stark der Traum vom Haus sein mag, so schnell ist er wieder vergessen: Sobald die Kinder groß sind, ziehen sie als junge Erwachsene in die Stadt, und sobald die Kinder ausgezogen sind, wollen auch die Eltern wieder zentraler wohnen. Eigentlich wollte scheinbar jeder in der Stadt bleiben, doch >für die anderen< (für die Kinder, die Mutter, die Oma) zogen alle raus. Aber wenn die jungen Erwachsenen älter werden, beginnt der Kreislauf aufs Neue. Während neue Generationen mit vielen Idealen ihrer Eltern brechen, scheint sich der Mythos Eigenheim fortzupflanzen.“

„Zwei Drittel der deutschen Städte und Gemeinden wissen nicht, wie viele Häuser, Wohnungen oder Büros bei ihnen leerstehen. Gerade mal ein Viertel der Kommunen hat zumindest einen Teil des Leerstands erfasst, nur jede achte kennt ihn komplett, sagt eine Studie des Bundesministeriums für Bau-, Stadt- und Raumforschung.
Viele Städte erlauben Neubau und wissen nicht einmal, wo es in Altbauten noch Platz gibt!“

„Wir müssten uns nicht um Neubau kümmern, wenn wir all das täten, was ihn entbehrlich macht: keine alten Häuser abreißen, den Leerstand bei Büros, Läden und Wohnungen beseitigen, bei Kirchen und Kasernen ebenso; hier leere Büros in Wohnungen umnutzen, dort genau umgekehrt, je nachdem, was wo fehlt. Und Prestigeprojekte verhindern: Übertrumpfen wir den Nachbarn nicht länger mit einem neuen Haus, einem neuen Museum oder einer neuen Philharmonie, sondern mit der Liebe zu unserer gebauten Stadt. Wir sollten nicht in die vermeintlich tollen Bezirke und Städte ziehen, sondern uns mit offenen Augen auch die weniger beliebten Stadtviertel anschauen; nicht wie selbstverständlich unser eigenes Büro fordern, wenn wir ohnehin meist unterwegs sind, sondern einen Arbeitsplatz nur dann beanspruchen, wenn wir ihn wirklich benötigen. Und wir sollten uns nicht immer breiter machen und immer mehr Zeug ansammeln, sondern uns darauf besinnen, was wir wirklich brauchen. Bringen wir Mut zu Nähe auf, und teilen wir Räume mit anderen. Wenn wir all das tun, müsste nichts neu gebaut werden.“

Daniel Fuhrhop ist Architekt und zutiefst davon überzeugt, dass Neubauten grundsätzlich zu Lasten der Umwelt und der sozialen Umgebung ausfallen. Neubauten verschlingen Unmengen an Ressourcen, die sie nie wieder „einsparen“ können. Sie verdichten die Stadt, vernichten Parks und Kleingärten. Sie zerschneiden immer weiter die eng besiedelte Landschaft Deutschlands, denn jede Neubausiedlung zerstört Natur. Zusammen mit den gleichzeitig entstehenden Strukturen wie Straßen, Parkplätzen und Einkaufscentern wird immer mehr Fläche versiegelt. Völlig egal, wie energieeffizient die Neubauten sind, sie nehmen Pflanzen und Tieren Lebensraum weg. Und damit uns Menschen langfristig die Lebensgrundlage.
Aber der Mythos vom „Haus im Grünen“ und vom „gesunden Aufwachsen der Kinder“ ist so groß, dass selbst gebildete und ökologisch sensible Menschen regelmäßig auf den Traum vom Eigenheim reinfallen. Kaum ist das Haus fertig, steht der Zweitwagen davor, denn die Entfernungen summieren sich ganz schnell. Einkaufen, zur Arbeit fahren, die Kinder zum Sport bringen, die Freundin besuchen: Plötzlich fehlt das enge Netz der öffentlichen Verkehrsmittel aus der Stadt und jeder düst mit dem eigenen Wagen durch die Gegend. Sehr umweltfreundlich.
Wer in der Stadt in Neubauten zieht, muss sich darüber klar sein, dass hier vorher alte Häuser standen, in denen Menschen mit niedrigerem Einkommen lebten. Die jetzt dort, ganz offensichtlich, nicht mehr leben können.

Wer sich dafür interessiert, wie wir alle ressourcenschonend und zu Gunsten eines positiven sozialen Klimas miteinander leben können, ob in der Metropole oder im Dorf, sollte zu diesem Buch greifen: Schlau, prägnant, und mit vielen guten Ideen. Der Autor hat in den letzten Jahren viele Möglichkeiten entwickelt, wie alle Generationen sowie Zuwanderer erfüllend miteinander leben können.

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Buchempfehlung: „Frauen und Kleider. Was wir tragen, was wir sind.“

„Es ist wunderbar, eine Frau zu sein, wenn man jung und dünn ist und Männern gefällt. Ansonsten gibt es nicht so viel Wunderbares daran. Uns wird gesagt, dass wir sexy sein sollten und dass wir ohne Kinder keine erfüllten Frauen seien, aber sie unter vernünftigen Bedingungen aufzuziehen, ist praktisch unmöglich. Es scheint zum Wesen des Kapitalismus zu gehören, dass Frauen vermittelt wird, dass sie in einer Tour versagen. Jede Entscheidung ist eine falsche Entscheidung.“
Christen Clifford in „Frauen und Kleider. Was wir tragen, was wir sind.“

 

 

Wer jemals Lust hatte, ein Buch darüber zu lesen, wie Frauen ihren Körper erleben und was sie warum anziehen, sollte zu diesem Kunstwerk greifen. Es sieht auf den ersten Blick aus wie ein Buch, tatsächlich versammeln sich darin Gedanken, Ideen, Sammlungen, Interviews, Meinungsschnipsel und Alltagsfotos. Es geht dabei nicht um Mode und nicht um Schönheit im klassischen Sinn, sondern um die Persönlichkeit jeder einzelnen Frau und ihr Leben. Dabei hat mich überwältigt, wie viele dieser Frauen berichten, vergewaltigt worden zu sein und wie viele täglich Sexismus und blöde Sprüche erleben. Wer bunte Bilder und fröhliche Sommerkleidchen sehen möchte, sollte eine Zeitschrift kaufen. Wer an einem ehrlichen Blick interessiert ist, wie Frauen zwischen dem Blick von außen und dem Gefühl im Inneren versuchen, den Ansprüchen anderer und sich selbst gerecht zu werden, ist hier richtig.

„Für mich erledigt sich seither ein gewisses Maß an Nervosität und Scham, was das Anziehen angeht. Jeden Tag sehen wir Tausende von Bildern: Das sind Sachen, die ihr toll finden müsst, Sachen, mit denen ihr eure Komplexe und Makel kaschieren könnt, denn ihr dürft nicht zugeben, dass ihr euch irgendwie unwohl fühlt. Unser Buch ist ein riesiges Eingeständnis. Vielleicht bringt es den Leserinnen ein wenig Erleichterung.“
Leanne Shapton, Herausgeberin

 

 

„Auf einem Flug habe ich mal eine ältere Frau kennengelernt, und wir kamen ins Gespräch. Ich sagte ihr, wie sehr mir ihr Outfit gefalle, an das ich mich im Detail gar nicht erinnern kann, aber von dem ich noch genau weiß, dass es ganz fabelhaft war. Sie dankte mir und sagte: „Jeder Tag, an dem ich aufwache und feststelle, dass ich nicht tot bin, gibt mir die Gelegenheit, zu sagen >Scheiß drauf<. Also ziehe ich mich so an.“
Fatima G.

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Buchempfehlung: „Unter Tränen gelacht. Mein Vater, die Demenz und ich“ von Bettina Tietjen

 

>>Das ist das Problem, über das ich viel zu selten nachgedacht habe, das aber viele Angehörige von Demenzkranken kennen. Die Familienmitglieder, die im unmittelbaren Umfeld des Betroffenen leben, bekommen alles hautnah mit: die Unsicherheiten, die fortschreitende Orientierungslosigkeit, die Launen, die Ängste und die Aggressionen. Je weiter man entfernt ist, desto größer ist auch die emotionale Distanz. „Das geht doch alles noch“ lässt sich leicht sagen, wenn man selbst nicht diejenige ist, die alles unter Kontrolle halten muss, das eigene Leben und das des Vaters, das zunehmend aus den Fugen gerät.<<

Dass ich einen Bericht aus dem Leben mit Demenz lese, hängt natürlich eng mit meiner Arbeit zusammen. Dass ich es gern (und freiwillig…)  gelesen habe, ist Bettina Tietjen zu verdanken: Sie schreibt ehrlich, direkt aus dem Leben, benennt Hoffnungen und Ängste. Trotz aller Schwierigkeiten im Alltag ist es ein lebensbejahendes, fröhliches Buch.
In einer Gesellschaft, in der Gesundheit und geistige Leistungsfähigkeit das höchste Gut sind, grenzen wir alles aus, was nicht dazu zu passen scheint: Von der Abtreibung potentiell behinderter Kinder bis zu Alter und Sterben. Umso wichtiger ist es, über Tabuthemen mit Respekt aufzuklären. Denn früher oder später wird es in unseren Familien Angehörige mit Demenz geben – oder es erwischt uns eines Tages selbst. Wer sich mit offenem Herzen mit solchen Themen auseinandersetzt, geht anders durch´s Leben, da bin ich mir sicher.

„Unter Tränen gelacht. Mein Vater, die Demenz und ich“ von Bettina Tietjen, Pieper

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Zwei wunderbare Bücher über Gastgeberinnen und ihre Geheimnisse

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In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr ist Schmökern eine der schönsten Beschäftigungen, finde ich. Zwei wunderschön bebilderte Bände möchte ich hier vorstellen:
Manuela von Perfalls Buch „Willkommen bei großartigen Gastgeberinnen“ stellt interessante Frauen und ihre Art der Gastfreundschaft vor. Wie leben sie, wie gestalten sie ihren Alltag, wie zelebrieren sie Feste? Welche Gestaltungsideen teilen sie und welche Traditionen haben sie entwickelt? Sehr anschaulich und abwechslungsreich!

Das zweite Buch ist vorrangig ein Bildband. „Gäste empfangen“ von Nathalie Soubiran und Karine Villame zeigt diverse Esszimmer und Tischdekorationen. Auch attraktiv eingerichtete Wohnküchen und Sitzplätze im Freien werden vorgestellt. Sehr französisch, nicht für jede Leserin alltagstauglich, aber schön anzusehen…

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Lektüre für dunkle Winterabende

 

Heute möchte ich zwei Romane der Autorin Susan Mallery vorstellen, die ich gerade in der Bücherhalle (Filialnetz der Hamburger Bibliotheken) im Nachbarstadtteil entdeckte: Eine eher lustig-romantische Geschichte und eine etwas tiefgehendere Handlung, jeweils von Frauen dominiert.

„Weiter geht es nach der Werbung“ beschreibt den Weg eines Mannes und einer Frau, die sich vor sechzehn Jahren als junge Erwachsene getrennt haben. Sie stellte, kurz nachdem sie verlassen worden war, eine Schwangerschaft fest. Ihre Tochter lernte den Vater nie kennen, sie leben zusammen mit der Mutter der Protagonistin und meistern gemeinsam den Alltag. Der Mann, Jonathan Kirby, ist inzwischen ein bekannter und medienwirksamer Psychologe. Die Frau, Taylor McGuire, ist ebenfalls Psychologin geworden. Im Rahmen einer Talkshow treffen sie aufeinander, da der ursprünglich eingeladene zweite Gast abgesprungen ist. Noch ahnt die Moderatorin der Sendung nichts von der früheren Verbindung der beiden, und da Taylor hofft, mit der Sendung Interesse für ihre Doktorarbeit zu wecken, zieht sie das Interview durch. Während der Talkshow entsteht der Gedanke, die beiden sehr unterschiedlichen Theorien darüber, wie Paare zusammen finden und glücklich werden, gegeneinander antreten zu lassen. Taylor McGuire glaubt, dass harmonische Paare mit gleichen Interessen langfristig glücklich werden. Jonathan Kirby besteht darauf, dass Unterschiede und viel Sex eine Beziehung stabil machen.  Die Idee ist, dass beide auf der Grundlage von Fragebögen jeweils zwanzig Paare zusammen stellen: Zwanzig sehr unterschiedliche Paare sowie zwanzig sehr ähnliche Paare. Sie werden ausgewählt, einander vorgestellt und sollen für einen Monat zusammenleben. Die Position, die am Ende die meisten Paare vorweisen kann, die durchgehalten haben und langfristig zusammen bleiben wollen, gewinnt. Unter allen Paaren wird zudem eine Million Dollar verlost, um einen Anreiz zum Mitmachen zu schaffen.
Taylor und Jonathan müssen den Monat eng zusammen arbeiten und stellen einerseits fest, dass die alten Gefühle für einander schnell wieder hochkommen. Andererseits haben sie sich sehr verändert, und die Existenz der bis dahin verheimlichten sechzehnjährigen Tochter stellt den Frieden zwischen ihnen auf eine harte Probe.
Parallel werden drei Paare beschrieben, die sich durch das Experiment finden – mit unterschiedlichem Ausgang. Spannend, lustig und romantisch – dieser Roman bietet alles auf einmal.

„Wie zwei Inseln im Meer“ ist die Geschichte zweier Freundinnen, die sich nach langer Zeit wiedersehen. Zwischen ihnen stehen Enttäuschungen, Missverständnisse, Lügen und viele Fragen. Michelle kehrt nach zehn Jahren im Kriegsdienst zurück in ihr Heimatstädtchen. Sie möchte die Leitung des kleinen Hotels ihrer Familie wieder übernehmen, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Währenddessen hat ihre ehemalige beste Freundin Carly die Stellung gehalten. Darüber ist Michelle nicht erfreut, denn all die Veränderungen, die sie vorfindet und nicht billigt, meint sie Carly anlasten zu können. Zwei große Vertrauensbrüche, inzwischen zehn Jahre alt, stehen zusammen mit diversen Schuldzuweisungen zwischen ihnen. Die finanzielle Lage des Hotel ist sehr angespannt, sodass Michelle auf Carlys Hilfe angewisen ist. Dabei möchte sie eigentlich nur die Albträume und Flashbacks aus Afghanistan loswerden und ihre Schussverletzung in der Hüfte ausheilen lassen. Der Roman beschreibt, wie sich die beiden zwischen ersten Klärungen und wieder aufflammendem Groll einander annähern. Und natürlich kommen auch zwei Männer ins Spiel…

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Wir können alles tun

„Without Emelie and Matthew, I´d be a quivering wreck, hiding out in my mum´s spare bedroom. Or, worse, I´d be back with Simon. Now we could do anything. I could do anything. I could colour my hair, I could start running, I could get a tattoo, I could hunt down my first crush, I could buy myself something obscenely expensive and selfish, I could write Simon a letter that explained what a knob he was, I could bungee jump-ish, I could break the law, I could travel to a country I´d never visited before and I could find a date to my dad´s wedding who made me feel fantastic about myself because he was my best friend. The point of the list wasn´t just to tick items of and forget about them, it was to learn something new. And the most important thing I´d learned was that I could do anything.“

„The Single Girl´s To-Do List“, Lindsey Kelk

 

 

„Ohne Emelie und Matthew wäre ich ein zitterndes Wrack, das sich im Gästeschlafzimmer meiner Mutter versteckte. Oder, schlimmer, ich wäre wieder mit Simon zusammen. Jetzt konnten wir alles tun. Ich konnte alles tun. Ich konnte mir die Haare färben, ich konnte mit laufen anfangen, ich konnte ein Tattoo bekommen, ich konnte meinen ersten Schwarm auftreiben, ich konnte mir etwas obszön Teures und Selbstsüchtiges kaufen, ich konnte Simon einen Brief schreiben indem ich erklärte was für ein Arschloch er war, ich konnte etwas Bungee-Sprung-ähnliches unternehmen, ich konnte das Gesetz brechen, ich konnte ein Land bereisen das ich noch nie besucht hatte und ich konnte eine Begleitung zur Hochzeit meines Vater finden, die mir ein fantastisches Gefühl gab, weil es mein bester Freund war. Der springende Punkt der Liste war nicht, die Dinge abzuhaken und sie zu vergessen, sondern etwas Neues zu lernen. Und der wichtigste Punkt, den ich lernte, war, dass ich alles tun kann.“

aus: „The Single Girl´s To-Do List“, Lindsey Kelk, Übertragung ins Deutsche von mir

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Nur eine B-Version meiner selbst?

 

Vor Kurzem las ich den Roman „Neun Tage und ein Jahr“ von Taylor Jenkins Reid. Dabei sprang mich eine Passage an, bei der ich sofort daran dachte, sie hier mit Leserinnen zu teilen. Anschließend brachte ich das Buch zurück in die Bücherhalle und merkte erst im Nachhinein, dass ich noch nicht daraus zitiert hatte. So lieh ich mir den Roman ein zweites Mal aus, blätterte durch alle Seiten und fand die Stelle endlich:

>> Obwohl Anna toll aussieht – mit ihren Locken war sie noch nie zufrieden. Wenn ich sage, dass ich meine kleinen Brüste nicht mag, erinnert sie mich daran, dass ich lange Beinen und einen Hintern habe, für den sie töten würde. Sie sagt immer, wie sehr sie ihre kurzen Wimpern  hasst und ihre Knie und dass ihre Füße aussehen wie die von einem Troll.
Vielleicht sitzen wir alle im selben Boot. Vielleicht fühlen sich alle Frauen wie das „Vorher“ auf den Vorher-Nachher-Fotos.<<

 

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Buchempfehlung: „Freundinnen. Eine Kulturgeschichte“ von Marilyn Yalom

 

„Lass niemals einen Ehemann die Rolle deiner besten Freundin spielen.“ Amy Poehler

 

Der Titel des Buchs „Freundinnen. Eine Kulturgeschichte“ von Marilyn Yalom und Theresa Donovan Brown klingt bereits etwas trocken. Glücklicherweise trifft das aber nur auf die ersten Kapitel zu: Von biblischen Zeiten und der Antike bis ins Heute zieht sich die umfassende Darstellung von Frauenfreundschaften. Naturgemäß sind in patriarchalischen Darstellungen der Geschichte (also bis vor knapp zweihundert Jahren) wenig Zeugnisse von Frauen selbst erhalten. Geschweigedenn, dass sie selbst ihre Geschichte dargestellt und veröffentlicht hätten. Insofern ziehen sich die ersten Kapitel reichlich, weil wenig Material vorhanden ist und wenn, dann nur Bösartiges aus den Federn von Männern. Nein, das wiederhole ich hier absichtlich nicht, der Dreck soll aussterben!
Danach liest sich der Band deutlich flüssiger, weil Frauen selbst zu Wort kommen und Zeitgeschichte mit ihren Augen lesbar wird. Je näher die Darstellung der Gegenwart rückt, desto vielfältiger und politischer werden die weiblichen Beziehungen. Entsprechend steigt das Lesevergnügen.

 

„Unsere Freundschaft ist schon so alt, dass Zeit und Distanz nie eine Rolle gespielt haben.“
Brief von Eleanor Roosevelt an Isabella Selmes Ferguson Greenway King, 9. Oktober 1953

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Glücksrezept, fünfte Zutaten

 

Ein letztes Zitat aus Maike van den Booms schlauem Buch „Wo geht´s denn hier zum Glück? Meine Reise durch die 13 glücklichsten Länder der Welt und was wir von ihnen lernen können“:

>> Ana Maria, die quirlige Rechtsanwältin aus Bogota, antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Erstens: Man muss die Familie, so viel es geht, genießen. Zweitens: Jeden Freitag muss man ausgehen, trinken und tanzen bis zum Abwinken. Das findet auch Kodwhani aus Montreal. „Wir haben Spaß am Leben: hart arbeiten und dann, wenn die Arbeit getan ist, rausgehen und feiern, was das Zeug hält. Wenn es Zeit ist zu feiern, ist es Zeit, zu feiern!“ (…)

„Und es ist so typisch für die Kanadier,“ so George vom Parklatz, „dass sie sich für etwas wirklich Zeit nehmen. Du fährst durch Kanada und dann hälst du hier in Brandon an und fragst die Leute Hey, kann ich mit dir über Glück reden? – Was antworten sie? Klar, liebend gerne! Und ich glaube, dass ist die Botschaft an die Deutschen: Seid nicht so diszipliniert, lasst euch ein bißchen mehr treiben, habt ein wenig mehr Flow.“<<

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Buchempfehlung: „Garten-Geschichten“ von Eva Demski

 

Eine 99jährige Dame, die sich mit Philosophie beschäftigt und bis heute wunderhübsch aussieht, empfahl mir ein Buch:
Eva Demskis „Garten-Geschichten“. Eine Sammlung abwechslungsreicher Erzählungen aus geheimen, überwucherten Ecken, Kindheitserinnerungen und englischen Klassikern.
Es erzählt deutsche Geschichte, lässt uns in andere Epochen reisen, macht uns mit einem neuen Blick auf die Kunst vertraut und warnt vor den typischen Anfängerfehlern im Garten.
Kurz: Für alle Gärtnerinnen und die, die es werden wollen, ein genüssliches Lesevergnügen und eine Quelle vieler kluger Informationen.
Die Kapitel lassen sich wunderbar im heimischen Liegestuhl oder im Strandkorb an der Küste lesen.