aufmerksam, feminin, glaubhaft

Rumjammern oder anpacken?

In den Sommerferien nehme ich seit vielen Jahren einige kluge Bücher sowie ein Notizheft mit. Im jeweiligen Garten des Ferienhauses sitze ich in aller Ruhe und denke anhand von inspirierender Literatur über mein Leben nach.

Dieses Jahr hatte ich unter anderem den wunderbaren Ratgeber „Bleib dran, wenn dir was wichtig ist“ von Gene C. Hayden mit. Eine tolle Frau, deren Gedanken einleuchtend, praktisch, handfest und schlau sind. Sie thematisiert, wie wir unsere Ziele erreichen, ohne zu früh aufzugeben. Jedes Kapitel beginnt mit „Ja, aber…“:
Ja, aber ich habe zu wenig Zeit. Ja, aber ich habe kein Geld. Ja, aber ich weiß nicht, ob mein Ziel mich überzeugt. Ja, aber ich kann mich vor lauter Ideen nicht entscheiden. Ja, aber mich langweilt mein Projekt. Ja, aber mir fehlt die Energie. Ja, aber ich brauche einen Mentor…. und viele weitere mehr.
Jedes Kapitel enthält kluge Gedanken über das „warum“ unserer Ausweichstrategien und wie wir sie zielgerichtet und motiviert in den Griff kriegen. Fröhlich, alltagsnah und gut umzusetzen.

Rattanstuhl im Garten

Da dieses Buch für mich ein wirklicher Gewinn ist, möchte ich einige Zitate teilen:

Menschen mit dem Dranbleib-Faktor wissen, dass man zu manchen täglichen Aufgaben oder auf manche Bitten „Nein, jetzt nicht!“ sagen muss, damit man „Ja“ zum eigenen Projekt sagen kann. Jeden Tag kommen Forderungen und Bitten wie immer wiederkehrende Meereswellen auf uns zu, daher müssen wir selbst darauf achten, gelegentlich aus dem Wasser herauszugehen.
Ihr Leben setzt sich aus den Minuten und Stunden jedes Tages zusammen. Ihr Leben und Ihre Zeit sind ein und dasselbe. Achten Sie daher auf Ihre Zeit und überlegen Sie gut, auf welche Weise Sie sie verbringen. Wenn Sie eine Idee umsetzen wollen, sollten Sie ihr jetzt die erforderliche Zeit widmen, weil ein erfülltes Leben aus Momenten besteht, die Ihnen etwas bedeuten.

Herbstanemonen

Wie der religiöse Autor Edwin Cole einmal so treffend gesagt hat:
„Lassen Sie niemanden Ihre Welt für Sie erschaffen, denn andere werden sie stets zu klein gestalten.“

Mosaiktisch Katzen

Falls Sie unter einer lähmenden Angst vor dem Scheitern leiden, sollten Sie sich bewusst machen, dass es leichter ist, Fehler zu rechtfertigen und zu akzeptieren, als die eigene Untätigkeit zu erklären, auch sich selbst gegenüber.
Ein Misserfolg tut nicht so weh, wie wir annehmen. Wir übertreiben stets, wenn wir uns vorstellen, wie wir uns in der Zukunft fühlen werden.
Wenn Sie aktiv werden haben Sie keine Garantie, dass Ihr Traum ein märchenhaft gutes Ende nehmen wird. Aber zumindest werden Sie eine wahre Geschichte zu erzählen haben, ob sie nun gut oder schlecht ausgeht. Das wird Ihrem Leben einen größeren Sinn und mehr Schwung verleihen als ein Ziel, das Sie nie verfolgt haben.

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Ja oder Nein?

Vor zwei Jahren lernte ich sehr plastisch die Schwierigkeit zwischen „Ja“ und „Nein“ kennen: Für einen Urlaub in Tanzania prägte ich mir auf den langen Flügen einige Grundbegriffe auf Suaheli ein. Diese erinnere ich bis heute gut, nur die Wörter „Ja“ und „Nein“ kann ich immer noch nicht sicher zuordnen: „Ndiyo“ ist „Ja“ und „Hapana“ bedeutet „Nein“, für mich völlig willkürlich.

Ich habe den Eindruck, dass wir im Alltag oft mit diesen grundlegenden Begriffen die meisten Schwierigkeiten haben. Auch und gerade in der Muttersprache…
Oft sagen wir „Ja“ zu Aufgaben, um deren Erledigung uns andere bitten, die wir aber eigentlich unattraktiv finden und ihnen wenig Wichtigkeit beimessen. Dagegen sagen wir zu vielen spannenden, neuen und daher unsicheren Herausforderungen sicherheitshalber lieber „Nein“.
Dabei ist die Frage, ob es sich um Bequemlichkeit im Alltag oder tendenziell weibliche Probleme handelt. Ich behaupte, dass Männer zu Pflichtaufgaben, die ihnen jemand anderes aufdrückt, eher „Nein“ sagen als Frauen, die Ablehnung durch Kolleginnen und Freundinnen befürchten, wenn sie sich verweigern. Ob es Unterschiede gibt, wer lieber und öfter aus der Komfortzone kommt und Neues mit einem „Ja!“ anpackt, weiß ich nicht.
So oder so bin ich zutiefst überzeugt, dass insbesondere wir Frauen sehr davon profitieren, wenn wir mit diesen beiden kleinen und doch so weitreichenden Wörtern anders umgehen.

 

Die meisten von uns wissen, dass reiner Fleiß weder besonders gute Ergebnisse noch ein erfolgreiches Vorankommen im Beruf bedeuten. Dennoch summen wir wie fleißige Bienen im Hintergrund, ohne aufzufallen – weder positiv noch negativ. Wir schaffen viel, stellen unsere Leistung aber nie zur Schau (Im Gegensatz zu Männern, die sich gern für Kleinigkeiten feiern lassen). Und manche von uns lassen sich zusätzlich weitere unattraktive Aufgaben von Kolleginnen und Kollegen aufhalsen, die weitere Fleißarbeit, aber nie den „großen Wurf“ bedeuten. Womit wir weiter schön mit den Kulissen verschmelzen und ganz sicher nie auffallen, erst recht nicht positiv. Es könnte ja sein, dass man uns dann schwierige, neue Aufgaben zutraut, an denen wir scheitern könnten, was so peinlich wäre, dass wir lieber schlecht bezahlt im Hintergrund bleiben.
An dieser Stelle wünsche ich uns Frauen viel öfter ein klares „Nein“ gegenüber Vorgesetzten, KollegInnen, Familienmitgliedern und Freundinnen. Wir können nur gewinnen: Mit einem standfesten Auftreten, mehr Freiheit und mehr Entscheidungsspielraum. Alles super Vorteile – warum trauen wir uns so selten?

Außerdem hoffe ich, dass wir immer öfter „Ja“ zu dem Neuen, Ungewohnten, Verheißungsvollen und Beängstigenden sagen. Dass wir „Ja“ zu unseren Talenten sagen, statt zu unseren Gewohnheiten. Ich erlebe, dass nach einem „Ja“ nur sehr selten gleich Wunder zu leisten sind. Meistens geht es Schritt für Schritt in die neue Aufgabe, sodass wir genug Zeit haben, um uns warm zu spielen. Egal, wie groß die Herausforderung wirkt: Wie alles im Leben beginnt sie mit Kleinigkeiten, nicht mit den ganz großen Veränderungen. Und nur sehr selten bedeutet es, tatsächlich den Beruf von heute auf morgen hinzuschmeißen, in eine fremde Stadt zu ziehen und eine Fernbeziehung zu leben (alles drei auf einmal, natürlich!). Wir stellen uns häufig ein ganz großes Drama vor, wenn es an neue Möglichkeiten geht. Dabei brauchen wir wahrscheinlich lediglich den Arbeitsweg zu ändern. Oder drei Wochenenden mit Fortbildungen verbringen. Oder eine halbe Stunde früher aufstehen. Nur sehr selten reißt uns eine neue Perspektive komplett aus dem Alltag und wir müssen plötzlich in Japan eine Modenschau organisieren. Von heute auf morgen, ohne Japanischkenntnisse, dabei warst du bis gestern sieben Jahre lang Vorschullehrerin und kennst weder Designer noch Models.
Du lachst, aber genau so denken wir oft: Wenn ich diese eine Möglichkeit ergreife, dann ändert sich ja mein ganzes Leben. Total. Für immer. Wie anstrengend!

Lasst es uns wagen, Mädels. Immer öfter. Immer mutiger. Und immer freier. Denn es ist unser Leben zu unseren Bedingungen, zu dem wir „Ja“ sagen. Und die Zwänge der anderen, zu denen wir „Nein“ sagen.

 

Schnecke

Egal, wie langsam es voran geht – du triffst die Entscheidungen.

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