aufmerksam, glaubhaft

Love it, change it or leave it: Eine Frage der inneren Freiheit

Anfang der Woche traf ich eine Logopädin, mit der ich sonst nur im Vorübergehen ein paar Worte wechsle. Jetzt hatten wir Zeit, uns ungestört zu unterhalten, und ich berichtete ihr, was seit meinem Ausstieg als Logopädin passiert ist. Dabei hatte ich zwar nicht den Eindruck, mich rechtfertigen zu müssen, aber sehr wohl gut erklären zu sollen, wie es zur beruflichen Veränderung kam.

Außerdem rief eine Diakonisse (evangelische Variante von Nonne) an und fragte, warum ich nicht mehr in den Gottesdienst käme. Dass ich inzwischen einen anderen Gottesdienst besuche, hat sich offensichtlich nicht zu ihr herum gesprochen. Dass ich nach zwölf Jahren und fünf Ehrenämtern in der gleichen Kirche Lust auf etwas Neues hatte, ließ sie nicht gelten: „Aber du hast dich doch so engagiert! Du warst doch voll dabei!“ Ja, und? Was für elf Jahre gepasst hat, muss sich im zwölften Jahr nicht mehr gut anfühlen. Glücklicherweise sind wir alle freie Menschen und können einen Arbeitsplatz oder eine Kirchengemeinde verlassen, wenn das unser Wunsch ist. Mit keinem von beiden sind wir verheiratet, und sogar Ehen darf man scheiden, wenn keine Chance auf Veränderung besteht.

Dabei habe ich den Eindruck, dass besonders Menschen aus dem sozialen Bereich sich sehr schwer tun, ihren inneren Wunsch nach Aufbruch in die Realität umzusetzen: „Was werden all die SchülerInnen / PatientInnen / SeniorInnen / KundInnen ohne mich tun? Wie wird sich meine Kündigung auf das Team auswirken? Und meine Chefin ist gerade in der Midlife-Crisis: Kann ich ihr das jetzt wirklich antun?“
Oft genug habe ich erlebt, das unglückliche Kolleginnen aus einem Loyalitätsgefühl in ihrem Alltag verharrten, statt sich nach etwas Neuem umzusehen. Und wem tut das gut? Meiner Einschätzung nach niemandem. In Gottes Augen sind wir zu hundert Prozent wertvoll und einzigartig, die reale Marktwirtschaft sieht das deutlich anders. Die Wahrscheinlichkeit, dass wochenlang Tränen fließen, nur weil die Friseurin / Kindergärtnerin / Ärztin / Therapeutin / Käseverkäuferin den Arbeitsplatz wechselt, ist eher gering. Ja, auch ich habe schon erlebt, dass eine Mutter mit ihrer Tochter quer durch die Stadt fährt, nur für eine Dreiviertelstunde Logopädie in meiner „neuen“ Praxis. Das war eine Patientin von 37.

Natürlich möchten wir niemanden verletzen, indem wir unser Leben umkrempeln und Kolleginnen oder Vereinsfreundinnen hinter uns lassen. Wobei die, mit denen uns eine wirkliche Freundschaft verbindet, weiter unser Leben bereichern werden. Und umgekehrt. Alles andere sind oberflächliche Verpflichtungen, an die wir uns klammern, um nicht den veränderten Lebensbedingungen in die Augen sehen zu müssen.
Wenn ich mich an einem Arbeitsplatz nicht weiter entwickeln kann, gehe ich. Wenn die Gehaltserhöhung zu lange auf sich warten lässt, auch. Wenn ich alles erreicht habe, was ich erreichen wollte, und mich eine neue Herausforderung lockt, sowieso. Dass ich dabei viele Beziehungen zu Menschen beende, mit denen ich die letzten Jahre verbracht habe, ist unumgänglich. Aber selten so dramatisch, wie wir es uns ausmalen, um den Konsequenzen auszuweichen. Wobei auch Stillstand Konsequenzen hat, die uns ängstlichen Gewohnheitstieren nur weniger einschneidend vorkommen.

 

 

Wenn in meiner Kirchengemeinde kaum noch positive Beziehungen gelebt werden, die Predigten mich langweilen und das Ehrenamt eine öde Pflicht wird, dann kann ich mich sehr wohl entscheiden, mir etwas Neues zu suchen. Und solange das Neue eine andere Kirchengemeinde und nicht Buddha oder Allah ist, verstehe ich nicht, wie man sich darüber aufregen kann. Ja, früher haben die Leute von der Wiege bis zur Bahre ihr Leben in der gleichen Gemeinde verbracht. Nur: Früher ist früher und heute ist heute. Und auch früher waren ChristInnen nicht sechzig Jahre in der gleichen Kirche permanent zufrieden, das haben sie lediglich für sich behalten.
Davon unabhängig ist für mich das einzig Wichtige, dass meine Beziehung zu Gott lebendig und gesund ist, völlig egal, wie der „Verein“ heißt, den ich sonntags morgens besuche.

Wenn du an dem Punkt, an dem du gerade steckt, verharrst, profitiert niemand. Du meinst, damit alle (außer dir selbst) zufrieden zu stellen, aber das halte ich für eine Lüge. Niemand möchte eine Ehefrau / Angestellte / Kollegin / Sportskameradin haben, die permanent frustriert und innerlich abwesend ist. Völlig egal, wie sehr wir uns früher für das Unternehmen / die Praxis / die Familie / den Verein eingesetzt haben und was wir alles erreichten: Früher ist früher. Und jetzt ist jetzt.
Was uns heute nicht gut tut, macht uns kaputt. Wenn wir es nicht mehr lieben können wie vor Jahren, nicht mehr verändern können wie noch vor einigen Monaten, dann bleibt uns nur noch, innerlich und äußerlich zusammen zu packen und zu gehen. Das fällt natürlich einigen leichter als anderen. Aber alle sind sich der Konsequenzen wohl bewusst und wissen, dass es keine Alternative gibt. Wenn sie es vor lauter Angst vor dem Neuen zugeben könnten.

Daher plädiere ich an alle, ihre FreundInnen / KollegInnen / VereinskameradInnen zu unterstützen und zu loben, wenn sie sich verabschieden und zu neuen Zielen aufbrechen.
Sie sind mutig!
Sie sind engagiert!
Sie sind weise!
Viel mehr, als wenn sie um der Bequemlichkeit und der „Freundschaft“ willen in einem Lebensabschnitt verharren, der sie einengt und lahmlegt.
Party!
Unsere Freundin hat den Mut, sich zu trennen!
Unsere Kollegin hat den Mut, sich selbstständig zu machen!
Unsere Laufpartnerin hat den Mut, auszuwandern!
Das ist ein Grund zur Freude!
Wenn wir uns gegenseitig im Wunsch nach Veränderung unterstützen, profitieren wir alle. Weil wir über uns hinaus wachsen, gemeinsam und allein. Das tut uns und unserer Gesellschaft gut! Viel mehr, als wenn wir uns gegenseitig kritisieren, weil wir die anderen am Ausbrechen hindern wollen. Wenn wir uns wechselseitig kleinhalten und Veränderungen bestrafen, leben wir in einem engherzigen, unversöhnlichen, frustrierten Umfeld. Wollen wir das wirklich? Oder tut es uns allen nicht viel besser, wenn wir den anderen etwas zutrauen und sie ermutigen, die nächste Etappe in Angriff zu nehmen?!
Es lebe der Neuanfang!

 

aufmerksam, glaubhaft

Zu spät!

„Im Leben der meisten von uns gibt es Zeiten,“ bemerkte William Edward Hartpole Lecky,
„in denen wir alles dafür geben würden, so zu sein, wie wir gestern waren,
obwohl dieses Gestern ungewürdigt und ohne dass wir es genossen haben an uns vorbeigezogen ist.“

schrieb Gretchen Rubin in „Das Happiness-Projekt. Oder: Wie ich ein Jahr damit verbrachte, mich um meine Freunde zu kümmern, den Kleiderschrank auszumisten, Philosophen zu lesen und überhaupt mehr Freude am leben zu haben“

Die Rezension des Buchs folgt in Kürze!

aufmerksam, glaubhaft

Liebe es, verändere es oder verlasse es – Love it, change it or leave it

Den Spruch „Love it, change it or leave it“ kennen inzwischen wohl fast alle:
Er bezieht sich auf Situationen des Lebens (die Arbeit, die Partnerschaft, die Wohnung, die Freizeit, die körperliche Fitness, die Kirchengemeinde, … was auch immer), bei denen wir selbst bestimmen, wie wir sie erleben:

Liebe es – love it: Beim morgendlichen Klingeln des Weckers können wir sagen „Schon wieder muss ich aufstehen, die Nacht war viel zu kurz. Ich weiß schon, womit ich mich auf Arbeit heute wieder herum schlagen muss, und anschließend wartet der Einkauf und die Bügelwäsche.“
Wir können uns ebenso gut entscheiden, zu denken: „Ich habe sicher, trocken und warm geschlafen. Mein Frühstück wartet in einer gut ausgestatteten Küche auf mich. Auf Arbeit habe ich die Möglichkeit, etwas voran zu bringen. Ich bin finanziell unabhängig und habe dadurch einen guten Lebensstandard, von dem viele Menschen am Rande des Existenzminimums nur träumen. Nach der Arbeit kaufe ich ein und sorge mich damit um meinen Körper und meine Gesundheit. Ich habe genug Kleider, die ich tragen kann – wenn ich sie bügle, kann ich die Zeit nutzen, um gedanklich zur Ruhe zu kommen.“
Ich entscheide mich, ob ich die Welt positiv oder negativ sehe. Ich habe die Wahl zwischen müssen und dürfen. Muss ich arbeiten oder darf ich arbeiten?!

Verändere es – change it: Wenn ich nicht zufrieden bin, darf ich etwas verändern. Ich kann auch meckern und ständig anderen die Schuld dafür geben, dass ich mit meinem Leben nicht zufrieden bin.
Bringt mich diese Haltung weiter? Nein. Erweise ich mich damit als erwachsen? Nein. Nutze ich die Ressourcen, die ich habe? Nein. Wird sich auf diese Weise etwas verändern? Natürlich nicht, weil ich meine Energie auf’s Meckern und auf’s Im-Kreis-drehen verschwende. Verantwortung übernehmen für mein Leben ist die Devise.

Verlasse es – leave it: Wenn es nicht möglich ist, die Situation zu „lieben“, also im positiven Sinn mit Leben zu füllen und wenn es nicht möglich ist, daran etwas zu ändern, darf ich „Nein“ sagen. Ich darf mein Leben verändern, indem ich die Motivation dazu aus mir selbst beziehe (intrinsische Motivation). Wer darauf wartet, dass jemand vorbei kommt und mich erstens motiviert, um mir zweitens ein verwandeltes Leben zu schenken, stiehlt sich wieder aus der Verantwortung (siehe „Verändere es“). Ich habe die Chance, Entscheidungen zu treffen und an meinem Leben zu arbeiten. Sobald ich mich auf den Weg mache und den Stillstand verlasse, entdecke ich plötzlich neue Möglichkeiten, die mich dabei unterstützen. Hätte ich mir weiter den Po breitgesessen, wären mir keine „Zufälle“ passiert, die sich als Steigbügel erweisen.

Zitate von Boris Grundl, dessen Buch „Steh auf! Bekenntnisse eines Optimisten“ ich gerade lese:

Es geht nicht darum, was Ihnen im Leben passiert, sondern was Sie daraus machen!
Was immer Ihnen im Leben passiert: Sie könne dem Erlebten stets eine eigene Bedeutung verleihen. Was andere sagen, spielt keine Rolle! Die eigenständige Interpretation gibt Kraft, und das gilt jeden Tag aufs Neue – auch für Kleinigkeiten. Wenn Ihnen also das nächste Mal jemand sagt, etwas sei dumm gelaufen – versuchen sie es einfach mal und fragen Sie: „Woher wollen Sie das wissen?“

Ein Mensch findet sich, während er auf dem Weg ist.

Gewinner machen ihren Weg zum Ziel, Sieger den Sieg über andere.

Jemand, der lernen will, muss auch lernen, die Verantwortung für das Gelernte zu übernehmen.

Disziplin ist die Kunst, den Ernst des Lebens mit Freude wahrzunehmen.

Wenn etwas nicht so gelingt wie gewünscht, resigniere ich nicht!
Ich sage: Es klappt so nicht. Oder: Es klappt noch nicht.

Niemand bringt dich in Flow, außer du selbst.

Schlechte Bedingungen – was ist deine Ausrede?

Motivation? – Ich erlaube dir nicht, mich zu demotivieren.

 

Für alle, die zutiefst frustriert sind, aber Angst vor dem nächsten Schritt haben: Leave it: Eine Frage der inneren Freiheit

 

Torhaus

Wohin führt dein Weg?

Die wichtige Unterscheidung zwischen dem, was wir hinter uns lassen wollen, und dem, was wir uns wünschen, aber noch nicht trauen:
Ja oder Nein?

Träume entwickeln

Zwei Ratgeber, um neue Wege zu wagen

Aufbrechen, neue Wege einschlagen, das Leben genießen, sich von sich selbst überraschen lassen:

Buchempfehlung „Das große LOS“ von Meike Winnemuth

Ermutigende Ziate: Hier,  hier, ,hier hier , hier, hier und hier

Erhellende Zitate:  Hier und hier.

Tipps einer Quereinsteigerin