aufmerksam, feminin, glaubhaft

Was Schmuck und Eheringe mit Kinderarbeit zu tun haben

Morgen besuchen mein Verlobter und ich einen Juwelier in Hamburg, der NUR faires Gold (recycled oder per Hand gewonnenes Waschgold) in der eigenen Werkstatt verarbeitet, um dort über unsere Eheringe zu sprechen.
Ich war (und bin) entsetzt, als ich Kolleginnen und Angehörigen fröhlich von dem Beratungstermin erzählte und aus allen Richtungen nur hörte:
„Faires Gold? Wie, was soll denn an Gold fair oder unfair sein?“
Wenn ich in einer beliebigen Suchmaschine „Gold, Kinderarbeit“ eingebe, rattern die Links nur so runter.
Auch die Zeitschrift „Öko-Test“ schrieb vor Kurzem erst in der Dezember-Ausgabe darüber (http://www.feelgreen.de/-oeko-test-herkunft-von-gold-fuer-schmuck-ist-oft-nicht-nachvollziehbar/id_66713538/index), sodass es sich definitiv nicht um geheime Informationen handelt.
Wie kann es sein, dass sich offensichtlich bis genau heute keine der fragenden Personen darüber Gedanken macht (und, ja, damit meine ich auch eine ganze Reihe christlicher Personen in sozialen Berufen)?
Dass das Stichwort „Verantwortung“ sowohl mit alltäglichem Konsum als auch mit größeren Anschaffungen zu tun hat, ist leider vielen nicht bewusst.

Dabei geht es so einfach: Wikipedia nutzen und, ganz ohne kognitiven Aufwand, einfach diesen Absatz lesen:

Umweltauswirkungen

Beträchtliche Mengen von hochgiftigem Quecksilber, schon bei der Goldgewinnung mit ausgeschwemmt oder beim Verdampfen wissentlich in die Umwelt freigesetzt, vergiften große Gebiete und Flussläufe dauerhaft.[37] Da Goldgewinnung oft improvisatorische Züge trägt und fernab von effektiver behördlicher Überwachung stattfindet, werden Umweltaspekte untergeordnet oder ignoriert.[38]

Die negativen Umweltauswirkungen führen häufig auch zu Konflikten zwischen den Goldschürfern und der einheimischen Bevölkerung.[39] Es gibt jedoch auch erste Projekte ökologischen Goldabbaus, wie das Oro Verde in Kolumbien. Für Barren, deren Gold aus dieser Mine stammt, wurde im Februar 2011 erstmals das Fair-Trade-Siegel vergeben.[40]

Oder, wenn ich eine Suchmaschine benutze, den ersten Link anschauen. In diesem Fall handelt es sich um ein Video, dessen Text ich kopiert habe.

„At least 20,000 children work in Malian artisanal gold mines under extremely harsh and dangerous conditions. These children literally risk life and limb. They carry loads heavier than their own weight, climb into unstable shafts, and touch and inhale mercury, one of the most toxic substances on earth. Courtesy NBC Rock Center“
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=KLpHQGExt68

Dann kommt als nächstes ein Artikel der Initiative „Aktiv gegen Kinderarbeit“:

Betroffene Länder
Wo wird mit Kinderarbeit produziert?

Kinderarbeit in Goldminen kommt vor allem in Andenländern Lateinamerikas vor. In Ecuador arbeiten über 2.000 Kinder in solchen Bergwerken. Die ILO schätzt, dass Peru, der größte Goldexporteur Südamerikas, über 50.000 Kinder in Goldminen beschäftigt. 1) Aber auch in Afrika, wie zum Beispiel in Niger, wird Kinderarbeit zum Goldabbau eingesetzt. 2)

Tätigkeiten
Welche Arbeiten werden von den Kindern ausgeführt?

In den meisten Bereichen der Goldproduktion werden Kinder ohne Einschränkungen eingesetzt. Kinderarbeit in Goldminen ist besonders schwierig, weil Kinder oft in nicht mehr industriell betriebenen Minen eingesetzt werden. Bereits Sechsjährige suchen in Goldminen kleine Bruchstücke des Goldes. Mit zehn Jahren müssen sie Gesteinsbrocken schleppen und zerschlagen; später helfen sie, Explosionen vorzubereiten. Besonders anstrengend und gefährlich ist dabei das Graben in den engen Tunneln. 4)

Konsequenzen
Welche Gefahren und Folgen ergeben sich für die Kinder?

Sie arbeiten meist ohne jeglichen Einsatz von Maschinen. Die Luft ist sehr stickig und heiß, das Einatmen der Dämpfe schädigt die Organe. Oft verursacht die Arbeit sogar geistige Schäden. Es kommt zu Verletzungen an den spitzen Werkzeugen. Da die Kinder meistens barfuss sind, reißen sie sich die Füße an den Steinen auf und riskieren Bisse von Schlangen oder Skorpionen. Es kann zu Todesfällen kommen, wenn Kinder bei Sprengungen unter einstürzenden Stollen begraben werden. 5

Verbraucher-Tipps
Wie können wir gegen Kinderarbeit aktiv werden?

Die Initiative Faire Edelsteine bietet Goldschmuck an, der ohne Kinderarbeit produziert und fair gehandelt wurde.
Auch in elektronischen Geräten wird Gold verwendet. Über die Internetseite Make it Fair kann man sich vor dem Kauf darüber informieren, wo die Geräte hergestellt wurden. Außerdem besteht seit Anfang 2013 die Möglichkeit, sich ein faires Handy zu kaufen, das Fairphone.

Quelle: http://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/produkte/bodenschatze/gold

Und, ratz-fatz, wenn ich denn möchte, kann ich mich informieren, wie ich als Verbraucherin Kinderarbeit ganz einfach nicht unterstütze, in dem ich nur Schmuck kaufe (oder Eheringe, die ein hoher Prozentsatz der Deutschen definitiv trägt), der zertifiziert fair gewonnen wurde.
Oder ich denke ganz selbstkritisch darüber nach, ob mir wirklich ein Zacken aus der Krone bricht, wenn ich recycletes Altgold am Finger trage.
Ja, verdammt, dann ist der Ring eben nicht von vorn bis hinten neu. Und? Allemal besser, als wenn es Vierjährige in den Tod reißt oder Sechzehnjährige einen für immer ruinierten Rücken und Krebs haben.
Doch, wenn das irgendwo „am Ende der Welt“ passiert, hat es etwas mit mir zu tun. Mit meiner Verantwortung anderen Menschen gegenüber – und seien sie noch so klein und noch so dunkelhäutig. Stupid white men.

Wer wissen will, wie es sein kann, dass „dreckiges Gold“ genauso wie „Blutdiamanten“ oder „Konfliktdiamanten“ nach Europa kommen, kann im untenstehenden Artikel erste Hinweise finden.
Ansonsten können wir, im Gegensatz zu den Kindern in Minen von Südamerika bis in die Mongolei, lesen.
Ja, tatsächlich. Und damit haben wir die Pflicht, uns zu informieren, bevor wir konsumieren.

http://www.epochtimes.de/Tausende-von-Kindern-schuften-in-afrikanischen-Goldminen-a323954.html

aufmerksam, glaubhaft

Büsche? Bäume? Alles fällen!

Derzeit findet in Hamburg ein großer Kahlschlag auf öffentlichen und privaten Flächen statt – mit öffentlich meine ich der Stadt Hamburg gehörend, mit privat meine ich dem HVV oder Immobilienbesitzern gehörend.
Wohin ich auch sehe, in welchem Stadtteil ich mich befinde:
Überall schauen mich kahle Flächen an, wo bisher noch Büsche und Bäume standen.
Dass Hamburg „Umwelt-Hauptstadt 2011“ war, war bedauerlicherweise und bekannterweise gelogenen Zahlen zu verdanken. Schlimm genug.
Nun jedoch jegliches Grün auf öffentlichen Flächen nieder zu mähen, während gleichzeitig überall die Parole „CO2 eindämmen“ ausgerufen wird, ist schlicht kontraproduktiv.
Einerseits wird seit drei Wochen überall die Säge angesetzt, andererseits wird für die Kampagne „Mein Baum – Meine Stadt“ geworben, in der man Geld spenden soll, damit in Hamburg mehr Bäume gepflanzt werden. Bitte?!
Ich fasse zusammen: Bäume abholzen kostet Geld, weil die Arbeiter bezahlt werden.
Bäume pflanzen kostet Geld, weil die Bäume und die Arbeiter bezahlt werden.
So oder so gibt Hamburg unnötig Geld aus und schadet seinem Ruf als „grüne Stadt“.
Fehlende Bäume können kein CO2 in Sauerstoff umwandeln, ganz egal, wie viel Elektroautos durch Hamburg fahren und wie sehr Hamburg aktuell dafür wirbt, wie viele Elektro-Tankstellen es gibt.
Spacken.
Wieder einmal können wir dem Senat und der Bürgerschaft bescheinigen:
Außer falschem Spiel nichts gewesen.

Da ich weder im Senat noch in der Bürgerschaft bin, ein Brief an meine Wohnungsbaugenossenschaft, um vor Ort gehört zu werden:

Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Bedauern stelle ich derzeit in vielen Stadtteilen Hamburgs fest, wie in Grünanlagen weiträumig Büsche und Bäume gerodet werden. Es wundert mich, wie wenig Respekt die „Umwelt-Hauptstadt 2011“ dem städtischen Grün entgegen bringt. Schade finde ich es, wenn auch bei uns in der Genossenschaft Bäume gefällt werden, deren Stamm von innen gesund und intakt ist. Auch Hecken, die ruhige Plätze in der Wohnanlage gebildet und den Raum in den Grünflächen untergliedert haben, werden entfernt. Ich bin mir sicher, dass Ihnen das Wohl der Wohnanlagen am Herzen liegt. Ich bin mir ebenfalls sicher, dass es Argumente für diese Maßnahmen gibt. Trotzdem stelle ich mit Erschrecken fest, wie leer und kahl manche Grünstreifen in unserer Siedlung inzwischen aussehen. Deshalb möchte ich Sie bitten, darüber nachzudenken, dass „ordentliche“ Anlagen zwar gut sauber zu halten, aber auch ökologisch tot sind. Gerade die grünen Ecken in unserer Siedlung genieße ich als Bewohnerin und vermisse sowohl das Grün als auch den Lebensraum für Tiere.

Danke für Ihr Mitdenken,
mit freundlichem Gruß, Marie Krüerke

Nachtrag: Inzwischen hat sich der Verantwortliche für die Gartenbaumaßnahmen telefonisch bei mir gemeldet, leider mittags, als ich wie immer arbeiten war…. Als ich zurück rief, war er leider nicht erreichbar. Nun bin ich neugierig, was er mir erzählt hätte…

Nachtrag 2: Der „Obergärtner“ hat mich telefonisch erwischt und mir mitgeteilt, dass meine Nachricht angekommen sei. Und dass ich, wenn ich möchte, eine Pflanzaktion mit meinen Nachbarn starten kann – die Pflanzen stellt die Genossenschaft. Danke!