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Lob der Schöpfung: Gottes Welt ist wunderbar

Gott,
du bist stärker als ein Tsunami und sanfter als der Federflaum eines Entenkükens.
Du bist größer als die Milchstraße und kleiner als ein Atom.
Du bist lauter als ein Orkan und leiser als stetiger Schneefall.

Du bist heller als das Licht einer Explosion und dunkler als der tiefste Seegraben im Ozean.
Du bist zärtlicher als die Hand meines Geliebten und geduldiger als der Albatros, der seine Eier ausbrütet.
Du bist fröhlicher als Eichhörnchen im Spiel und trauriger als Elefanten beim letzten Abschied.
Du kennst unsere besten Talente und unsere tiefsten Traumata besser als wir
– und dennoch wartest du darauf, dass wir einen Schritt auf dich zu wagen.Du hast uns auserwählt, Teil des Wunders „Leben“ zu sein und hoffst täglich auf’s Neue,
dass wir endlich aufwachen und erkennen, wie wertvoll jeder Augenblick deiner Schöpfung ist.
Dass wir nicht nur Menschenkinder, sondern Gotteskinder sind.
TeilhaberInnen und ErbInnen deiner Herrlichkeit.

© Marie Krüerke

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Warum dein Leben wertvoll ist und einen Unterschied für deine Mitmenschen macht

„Es geht alles um Gott.
Es geht alles um sein Königreich, seine Absicht, seinen Namen, seine Pläne, die sich bis in die Ewigkeit ausdehnen. Wir sind alle ein Teil einer weit größeren Geschichte. Wir sind eingeladen, eine Rolle in der einzig wirklichen Wahrheit zu spielen. Das ist eine unglaubliche Ehre.
Was sagt das über dich aus? Es bedeutet, dass du ausgewählt bist. Du bist wertgeschätzt, begehrt. Du bist in Ehren gehalten. Du bist wichtig für Gottes Arbeit in dieser Generation. Es bedeutet, dass er dir etwas sehr Bedeutsames anvertraut hat, ein Teil seines Herzens wird in deinem wiedergespiegelt.

Du bist nach dem Vorbild Gottes gestaltet, und es gibt einen Bereich seiner Identität, der nur dadurch ausgedrückt wird, wer du bist. Niemand von uns kann all das beinhalten, was ihn ausmacht – nur Jesus konnte das – aber du offenbarst ein kleines bißchen von dem, wie Gott ist, auf eine Weise wie niemand sonst.
Deine Gott-großen Lebensträume drehen sich nicht nur darum, seinen Auftrag und seine Pläne Realität werden zu lassen. Sie enthüllen seinen Charakter durch dich. Wer du auf dieser Reise bist, ist genauso wichtig wie das, was du in deinem Leben tust.“

aus: „You’re Made for a God-sized Dream“ von Holley Gerth, Übersetzung von mir

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Eine echte Herausforderung: Die Bibel auswendig lernen. Warum es so hart und so lohnend ist

Illustration Tinte Buch
Ich habe schon oft erzählt, dass ich eine sehr aktive Beterin bin, aber eine sehr lausige Bibelleserin. Daher habe ich mich sofort angemeldet, als in unserer Gemeinde die Kleingruppe „Chinese Bootcamp“ gegründet wurde. Dort unterstützen wir uns gegenseitig, bis zum nächsten Termin einen Abschnitt aus der Bibel auswendig zu lernen, der uns persönlich wichtig ist. Da ChristInnen in China heftig verfolgt werden und der Besitz von Bibeln verboten ist, gibt es den Bericht, dass sie die Bibel bei heimlichen Untergrundtreffen auseinander reißen und die Einzelteile untereinander verteilen, um sie bis zum nächsten Treffen auswendig zu lernen, wo dann alle ein anderes Stück erhalten. Inwiefern diese Praxis der Wahrheit entspricht, weiß ich nicht, aber es klingt für mich sehr plausibel.

Fakt ist, dass wir das große Glück haben, täglich und angstfrei die Heilige Schrift lesen zu können, aber nur die wenigsten von uns es wirklich tun.
Fakt ist auch, dass die Bibel eine riesige Power hat, die unser Leben grundlegend verändern kann, wenn wir es denn zulassen.
Fakt ist zudem, dass das, was wir auswendig im Herzen tragen, uns nicht mehr genommen werden kann.

Also lerne ich artig Bibelstellen auswendig, die ich mir ausgesucht habe, und stelle fest: Das ist echt, echt anstrengend. Viel schwerer als gedacht. Bis ich endlich den kompletten Psalm 139 auswendig konnte, dauerte es WOCHEN (vier, um genau zu sein).
Aaaaber: Ich schätze die Bibel ganz anders wert. Und ich freue mich an dem tiefgehenden Inhalt, der auf mich übergeht, sobald ich die Worte nicht nur überfliege, sondern in meinem Herzen behalte. Und ich bekomme immer mehr Lust, noch mehr auswendig zitieren zu können, um in schwierigen Gesprächen meine Mitmenschen damit unterstützen zu können.

Daher lade ich dich ein, es selbst zu versuchen: Die Aufgabe ist abenteuerlicher, als du meinst! Und ich freue mich über Erfahrungsberichte…

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Umgekehrter Adventskalender: Wir zählen täglich, wie reich wir sind, und spenden dafür

Wir machen bei einem „umgekehrten Adventskalender“ mit:
Statt täglich etwas zu bekommen, geben wir jeden Tag etwas ab.
In Deutschland gehören wir alle zu den reichsten Menschen der Welt – was wir theoretisch wissen, uns praktisch aber selten ins Bewusstsein rufen.
Als Gemeinde zählen wir täglich jede*r zu Hause und damit alle gemeinsam, womit wir gesegnet sind:
Wir zählen, wie viele Wasseranschlüsse, Steckdosen, Paar Schuhe, Teller, Bettdecken, Töpfe und Jacken wir besitzen. Jeden Tag zählen wir einen anderen Gegenstand, von denen wir meist diverse Ausführungen besitzen, die meisten Menschen weltweit aber maximal überhaupt einen.
Wir summieren die Jahre, die wir in die Schule gehen durften, genauso wie die Tage, die wir pro Jahr Urlaub haben.

Wir zählen Kontakte und Freunde ebenso wie Mahlzeiten, die wir täglich einnehmen und Verkehrsmittel, die wir benutzen können.
Jede Zahl wird mit einem Centbetrag multipliziert, sodass jeden Tag ein bis zwei Euro gesammelt werden.
Das auf diese Weise gesammelte Geld spenden wir am Ende einer Organisation unserer Wahl.
Wer sich für die Aktion interessiert und gern die pdf-Datei hätte, die wir als Adventskalender verwenden, schreibe mich bitte über das Kontaktformular an.
Da ich nicht weiß, auf wessen Urheberrecht die Idee ursprünglich zurück geht, kann ich sie hier nicht öffentlich zum Download anbieten.

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Mit Kritzeleien die Bibel verstehen: Bible Art Journaling ausprobiert

Seit einigen Jahren ist der „neue heiße Scheiß“ für christliche Frauen, Bilder in eine Bibel mit halbleeren Seiten zu malen. Es nennt sich super hip „Bible Art Journaling“. Ich persönlich habe viel zu viel Schiss, eine Bibel mit meinem Gekrakel zu verhunzen. Schließlich können versaute Seiten nicht schnell raus gerissen werden, denn ist es die BIBEL, da reißt man einfach keine Seiten raus!
In meiner Kleingruppe beschäftigen wir uns momentan mit den wirklich komplexen Texten aus dem Brief des Paulus an die ChristInnen in Ephesus. Die Sätze sind voll höchst bedeutungsschwerer Begriffe wie „Herrlichkeit, Ehre, Reichtum, Erkenntnis, Erfüllung“, dass einem nur so der Kopf schwirrt.
Und zum ersten Mal war es einfacher, meine Gedanken dazu als Zeichnungen festzuhalten, als die Dichte der Bedeutung sprachlich zu fassen.
So entstanden leuchtende Wolken voller Göttlichkeit und Herrlichkeit, die kraftvoll verwurzelte Liebe Gottes in Höhe, Breite, Tiefe und Länge, und am Ende trat Dagobert Duck auf: So, wie er in Goldtalern badet, segnet Gott mich „überschwänglich über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen“.


Einerseits ist es einfach lustig, abends miteinander unter Corona-Bedingungen in der einbrechenden Dunkelheit auf der Terrasse zu sitzen und wirre Bildchen zu extrem komplexen Zusammenhängen zu kritzeln. Andererseits tauschen wir uns danach ganz anders aus, und bekommen neu einen Einblick in die Denkweise und Persönlichkeit der anderen. Und wenn der neben mir sitzende Physiker Sätze wie „Einwirkende Kraft verändert die Form oder die Richtung“ beiträgt, sehe ich Gottes Wirken in meinem Leben mit ganz anderen Augen.
Also, in der Bibel herum zu kritzeln, oder auf einem kopierten Blatt mit dem Text, ist eine viel bessere Idee, als ursprünglich gedacht…

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Das Geschenk der Ehrlichkeit

Du lästerst doch auch gerne, oder? Komm, gib es zu: Die eine oder andere Bemerkung über das Aussehen, die Ehe, die Erziehungsprobleme der anderen machen dir Spaß. Und solange es nicht richtig fies klingt, finden wir das auch völlig okay. Selbst ChristInnen lästern gern und finden nichts dabei, weil sie der Meinung sind, das sei noch gar kein Lästern, nur eine lässige Anmerkung nebenbei.

Gerade erlebe ich, welch großes Geschenk Ehrlichkeit ist. Radikale, liebevolle Ehrlichkeit. Die einschließt, dass bestimmte Arten der Kommunikation nicht stattfinden. Wenn mir jemand sagt: „Toll, wie schlank du über die Jahre geblieben bist, meine Ehefrau hat sich leider nicht so gut im Griff.“ ist das ein vergiftetes Geschenk. Ja, theoretisch freue ich mich darüber, nein, mit ganzem Herzen aber nicht: Weil zum Preis meines Kompliments jemand anderes erniedrigt wurde. Und weil ich weiß: Das Positive, das diese Person mir gegenüber nennt, verwendet sie jemand anderem gegenüber garantiert gegen mich. Wer mit bestimmten Mitmenschen nicht loyal umgeht, wird in meiner Abwesenheit auch nicht loyal zu mir stehen.

Ich war immer schon sehr direkt und wahrheitsliebend und versuche im Alltag, mich an den Spruch „Wenn du nichts Nettes sagen kannst, sag gar nichts“ zu halten. Aber erst durch meinen neuen Freundeskreis auf der einen Seite und Personen, deren Moral ganz anders aussieht auf der anderen Seite, wird mir der Wert von Ehrlichkeit bewusst. Eine Freundschaft ist für mich wertvoll, wenn ich über Siege und Niederlagen gleichermaßen sprechen kann. Und wenn nichts von beiden anderen gegenüber gegen mich verwendet wird. Wenn wir uns aus ganzem Herzen mitfreuen und mitrauern, ohne uns innerlich dafür krumm zu machen. Viele sind mit scheinbarem Mitgefühl in schwierigen Phasen des Gegenübers ja sehr freigiebig, kämpfen aber sofort mit Neid, sobald es im Leben der Freundin wieder bergauf geht.

Wann fällt es dir leicht, offen und authentisch zu sein?
Wann übertreibst du lieber oder spielst Erlebnisse herunter, um vor deinem Gegenüber deinen Stolz zu bewahren?
Wem fällst du, vielleicht unbewusst, in den Rücken? Und warum?
Was würde radikale Ehrlichkeit, in Liebe ausgesprochen, in deinem Leben verändern?

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Schnitzeljagd: Die Geschichte unseres Lebens

Unser Leben ist wie eine Schnitzeljagd, denke und erlebe ich gerade.
Wir sind unterwegs zu einem Ziel, das wir uns für unser Leben gesetzt haben, und versuchen, ohne größere Umwege dort anzukommen.
Manche Ziele, manchen Schatz erreichen wir leicht: Wir fühlen uns von Gott begleitet, sehen Hinweise unterwegs, werden von FreundInnen unterstützt, haben Erfolg. Am Ziel angekommen sind wir stolz und zufrieden und der Meinung, dass wir jetzt den Dreh raus haben, wie ein gutes Leben gelingt.
Die Zufriedenheit hält nicht lange, schon bald sind wir wieder unterwegs: Neue Perspektiven locken, unser Ehrgeiz hat noch lange nicht genug. Oder das bisherige Ziel, unser „Schatz“, war nicht so erfüllend und allumfassend seligmachend wie gedacht.


Wir starten froh und munter zu neuen Ufern und merken bald, dass die Spuren vor uns verwischt sind: Wir finden weder Pfeile aus Sägespänen auf dem Boden, noch bunte Bänder an den Ästen, noch Botschaften unterwegs. Die Navigation ist viel schwieriger, wir stellen uns so langsam Fragen:
Ist das Ziel richtig gewählt? Sind wir reif dafür? Und: Geht Gott mit, oder sind wir mit dem eigenen Dickkopf voran ins Dickicht gestürmt?
Manches klärt sich, es tauchen unverhofft Wegbegleiter auf, wir finden eine schöne Picknick-Stelle und machen eine Pause. Doch danach die Frage: Weiter wie bisher, trotz viel Anstrengung und wenig Resultaten? Oder eine Weggabelung nehmen, den Trampelpfad statt des breiten Wanderwegs? Oder sogar umkehren? Nein, alles, nur nicht umkehren!
Wir versteifen uns, laufen im Kreis und stellen es erst abends in der Dämmerung fest – zu spät, um den Weg neu zu planen. Wir streiten mit unseren Wegbegleitern und weigern uns, Gott um Rat zu fragen. Dann, endlich, der lang ersehnte Hinweis – aber so ganz anders als erhofft. Verstehen wir das richtig? Meint Gott damit wirklich uns? Woher sollen wir wissen, wie es weitergeht, wenn wir die bisherigen Pläne beiseite legen und uns trauen, ganz neu die Position zu bestimmen? Alle eigenen Bemühungen fallen zu lassen und den inneren Antreiber abzuschalten, ist schwer genug – doch wohin dann, wie geht es weiter?

Ich bin froh, dass ich sicher sein kann, eines Tages garantiert das letzte große Ziel zu erreichen: Mit Gott im Himmel zu sein, in Ewigkeit zu feiern, in Frieden zu leben, alle geliebten Menschen wiederzusehen. Bis dahin werde ich noch vielen Hinweisen folgen, die Gott für mich ausgelegt hat. Ich werde an vielen auch vorbei laufen, weil ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt bin und zu wenig Gott im Blick habe. Ich werde Gipfel erklimmen und Siege feiern, weil Gott mir die richtige Abzweigung gezeigt und mir Wegbegleiter zur Seite gestellt hat.
Ich werde aber auch immer wieder im Tal zwischen dunklen Tannen im Nebel herum irren und mich fragen, wie es soweit kommen konnte und wo der nächste sch*** Wegweiser bloß stecken mag.

Egal, wie sichtbar Gott ist, egal, wie weit ich von einem Hinweis zum nächsten Pfeil scheinbar allein unterwegs bin: Ich kann mich felsenfest darauf verlassen, dass Gott den Weg kennt, ihn vor mir gegangen ist und jetzt mit mir geht, und dass ich am Ende den Schatz finden werde.

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Edelsteine wie altes Kaugummi: Gottes Liebe zu unserer Hässlichkeit

Gott hat wirklich Humor:
Als er gerade damit beschäftigt war, verschiedene Edelsteine zu erfinden, dachte er sich: „Immer nur Glitzer und brilliante Farben ist auch langweilig, ich mach mal einen Edelstein, der aussieht wie altes Kaugummi, das jemand auf den Boden gespuckt hat.“ Und so erfand er den Howlith.
Wir fühlen uns in manchen Momenten wie altes Kaugummi:
Kraftlos und ausgelutscht, verknautscht und bleich, innerlich leer.
Niemand von uns mag diese Phasen, weil wir vor anderen nicht schwach und unsicher wirken wollen. Wir wollen ein fröhliches, erfolgreiches Leben genießen und von anderen beneidet werden, nicht bemitleidet. Und doch gibt es immer wieder diese Ausgespucktes-Kaugummi-Phasen.


Der Howlith bringt mich zum Nachdenken:
Gott hat einen Schmuckstein gestaltet, der sich dadurch auszeichnet, dass er reichlich hässlich ist. Er hätte auch einfach noch eine weitere Variante Diamant oder Bernstein oder Rubin erfinden können. Hat er aber nicht. Das bedeutet für mich, dass in Gottes Plan das Langweilige, Unattraktive und Verquere absichtlich seinen Platz hat. Es ist kein Versehen aus Müdigkeit, kein Unfall. Sondern ein Teil unseres Lebens, der seinen Sinn und seinen Wert hat, auch wenn wir uns damit nicht vorzeigbar fühlen und Angst vor dem Urteil anderer haben.


Mich ermutigt es, in müden Zeiten darauf zu vertrauen, dass Gott mitten in der Altes-Kaugummi-Phase mit mir ist. Dass ich mich darauf verlassen kann, dass er mich liebt und mich geborgen hält. Und dass Leistung und Ehrgeiz vor Gott völlig irrelevant sind. Er liebt uns um unseretwillen, nicht um unserer Leistung willen. Völlig egal, wie durchgekaut und ausgespuckt wir uns gerade fühlen.
Deswegen habe ich aus Howlith-Steinen eine Kette und Ohrringe gebastelt, um mich selbst daran zu erinnern, dass Gottes Liebe bedingungslos ist.

„Der lebendige Gott ist mit uns,
dessen Kraft nie versagt,
dessen Arm niemals müde wird,
dessen Weisheit unendlich
und dessen Kraft unverändert ist.“

Georg Müller

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Musical „Martin Luther King“ tourt durch Deutschland

© Stiftung Creative Kirche

Spontan war ich gestern Abend im Musical „Martin Luther King: Ein Traum verändert die Welt“, weil eine Freundin noch eine freie Karte hatte.
Wer Gospel und dynamische Songs mag, wird die Stimmung genießen. Ich empfehle, sich vorher einen kurzen Überblick über das Leben des Baptistenpastors und Menschenrechtlers zu verschaffen, um die Handlung besser zu verstehen. Die Rückblenden sollen Aufschluss geben, verwirrten mich aber eher. Grundsätzlich steht der Kampf für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung im Vordergrund, immer verbunden mit dem Vertrauen darauf, dass Gott die Protestierenden stärkt und schützt. Die Konflikte zwischen den Polizisten und den Demonstrierenden, innerhalb der Gruppe und auch zwischen Männern und Frauen werden gut dargestellt. Dennoch ist das Musical relativ gleichförmig, da die primäre Handlung nun einmal der Befreiungskampf ist.

© Stiftung Creative Kirche

Sehr schade fand ich, dass der Chor aus 1346 komplett hellhäutigen Menschen bestand. Hamburg hat so viele internationale und afrikanischstämmige Gemeinden und Chöre – warum hier nicht aktiv um MitsängerInnen geworben wurde, kann ich mir nicht erklären. Denn dass dort zum Mitsingen eingeladen wurde und niemand gekommen sein könnte, ist unvorstellbar. So oder so – ein Musical über die Rechte der farbigen Minderheit kann und soll meiner Meinung nach nicht aus einem Chor ohne eine einzige farbige Person bestehen (Die Hauptdarsteller waren natürlich farbig, aber tausend weiße Gesichter im Background-Chor stimmen doch sehr nachdenklich).
Kritisch erlebte ich auch, dass bewusst stereotype weibliche Themen eingestreut wurden, um Abwechslung zu schaffen. Dass diese weiblichen Themen daran zu erkennen waren, dass sich die Frauen vom gesparten Busstreik-Geld Schuhe kaufen oder Kings Frau Coretta sich angesichts der Nominierung zum Friedensnobelpreis als Erstes fragt, was sie in Oslo bloß anziehen soll, ist komplett unnötig. Klar ist ein bißchen thematische Abwechslung zwischen dem von Selbstzweifel zerfressenen King und dem gewaltbereiten Malcolm X schön, aber dafür Geschlechterklischees zu bemühen – das hätten sich die rein männlichen Autoren und Regisseure besser ausdenken können.

Immerhin sorgten die Szenen um den Besuch in Ostberlin für einige Lacher und die Musik war wirklich gut. Um auch heute für Gerechtigkeit einzustehen, gingen gelbe Wassereimer von „Brot für die Welt“ durch die Reihen. Gegen eine Spende zum Brunnenbau in Kenia durfte man sich eine CD mit zwei Songs des Musicals heraus nehmen, eine unterstützenswerte Aktion.
Bis Mai tourt das Musical durch Deutschland, vom Schuldkind bis zur Oma werden damit alle Familienmitglieder gut unterhalten.

Die Fotos stammen von der Website „Das Chormusical Martin Luther King“, die Rechte der Fotos liegen bei der Stiftung Creative Kirche. Leider lässt sich das weiße Wasserzeichen mit meinem Namen nicht daraus entfernen, dies ist ein Versehen.