aufmerksam, glaubhaft, kreativ

4. Oktober: Welttierschutz-Tag

Als Teenager habe ich zusammen mit einer Klassenkameradin anlässlich des Welttierschutz-Tages am 4. Oktober eine eigene Zeitschrift konzipiert. Einmal im Jahr überlegte ich mir, welche Artikel ich schreiben könnte, um Unrecht an Tieren anzuprangern, und fragte meine Freundin nach weiteren Ideen. Mein Vater musste meine Originalseiten im Büro kopieren, sodass ich sie zu Hause tackern und mit in die Schule nehmen konnte. Dort quatschte ich furchtlos diverse LehrerInnen an, um auf den Welttierschutz-Tag aufmerksam zu machen und mein Heft für 50 Pfennig zu verkaufen. Bloß blöd, dass mein Vater mir später verklickerte, dass die Kopierkosten pro Zeitschrift bei weit mehr als 50 Pfennig gelegen hätten. Ups….

So.
Heute, im Jahr 2023, bastel ich zwar kein eigenes Heft, sondern zeige meine Grußkarten mit Eisbären.
Die es heute noch gibt, zumindest die, die noch nicht verhungert oder ertrunken sind. Von den Weibchen, die unter den veränderten Umwelteinflüssen wegen Mangelernährung nicht mehr schwanger werden, nur wenig Nachkommen zur Welt bringen oder Frühgeburten erleiden, mal ganz abgesehen.
So.
Welttierschutz-Tag ist also einerseits ein Klimaschutz-Tag, um weitere Arten vor dem Aussterben zu bewahren.
Und andererseits ein „Ich-esse-kein-Billigfleisch-aus-Massentierhaltung“-Tag, ein „Ich-esse-gar-kein-Fleisch“-Tag, ein „Ich-konsumiere-nur-Biomilchprodukte“-Tag, ein „Ich-fahre-kein-Auto“-Tag, ein „Ich-rette-Essen-vor-dem-Müll“-Tag (schließlich soll all der tierische und menschliche Einsatz doch zumindest genutzt werden), ein „Ich-halte-mein-eigenes-Haustier-artgerecht“-Tag, ein „Ich-lasse-im-Garten-wilde-Ecken-als-Lebensraum-zu“-Tag –
soll ich noch weitermachen?
Könnte ich bis übermorgen.
Doch ich denke, dass der entscheidende Punkt klar ist.

 

aufmerksam

Warum Holz keine ökologische Ressource ist


Wie wir angesichts von Klimakrise und schwindenden Ressourcen verantwortliche mit der (Um-)Welt umgehen, interessiert immer mehr Menschen. Dabei bleibt es schwierig, zwischen all den Maßnahmen den Überblick zu behalten. Vor allem, wenn wir beurteilen wollen, welche Möglichkeiten tatsächlich sinnvoll sind und wo wir nur auf Lobbyisten reinfallen.
Aus der Bibliothek lieh ich mir eins der Bücher von Peter Wohlleben, Deutschlands berühmtesten Förster der letzten Jahre. Leider war das Buch inhaltlich unübersichtlich, regte aber dennoch zum Nachdenken an.


Unter anderem darüber, wie sinnvoll es ist, dass Holz als der perfekte klimaneutrale Werkstoff vermarktet wird. Am meisten Wirkung entfaltet ein lebender Baum in einem natürlichen (also nicht genutzten) Wald: Er beherbergt diverse pflanzliche und tierische Lebewesen, kühlt und befeuchtet die Luft, reinigt sie und ist ein jahrhunderte altes Lebewesen. Dieses Lebewesen zu verwerten, ist logischerweise von viel kurzlebigerem Nutzen, als es wachsen zu lassen.
Papiertüten als Alternative zu Plastik werden bereits nach ein- bis dreimaligem Tragen entsorgt. Bücher werden nach einem Mal lesen mit viel Glück noch an eine Freundin verliehen, bevor sie entsorgt werden. All die Zeitungen und Werbeblätter werden oft noch nicht ein einziges Mal gelesen. Da Konsumartikel aus Papier oft verbrannt werden und Recyclingpapier für die meisten Deutschen noch nicht einmal als Toilettenpapier benutzt wird, verbrauchen wir für Wegwerfartikel tatsächlich frische Bäume.
Die Möbel, die aus Holz hergestellt werden, sind nach einigen Jahren meist unmodern und werden entsorgt. Pelletheizungen, die ursprünglich ungenutzte Sägespäne verbrennen sollten, tragen inzwischen weltweit zur Abholzung bei und lassen die Feinstaubbelastung seit einigen Jahren erheblich steigen.
Und der anhaltende Trend zum Eigenheim im Grünen frisst weiterhin jährlich Millionen Hektar Fläche, die langfristig irreparabel versiegelt wird. Auch in ehemaligen Wäldern, deren kühlende und reinigende Funktion wir so dringend für die überhitzten Städte benötigen.

Um Holz zu gewinnen, werden sowohl weltweit Monokulturen angelegt (schlecht für die Umwelt) als auch Wälder durchforstet (schlecht für die Umwelt) als auch Urwälder abgeholzt (schlecht für die Umwelt). Der Schaden, der dadurch in ausbalancierten Ökosystemen geschieht, ist dabei noch gar nicht eingerechnet. Auch nicht die Tatsache, dass die anschließende Aufforstung meist als biologisch tote Plantage geschieht, die weiter intensiv genutzt wird.
Kurz: Zu glauben, dass wir weniger Plastik benutzen können und unsere Wegwerf-Mentalität einfach auf Holz übertragen können, hilft der Umwelt kein bißchen und heizt die Klimakrise weiter an.
Nur 2% Deutschlands sind Wald, die Monokulturen aus schnell wachsenden Kiefern (die in heißen Sommern von Borkenkäfern zerfressen und bei Winterstürmen reihenweise entwurzelt werden) nicht eingerechnet. Ein Forst ist eine Wirtschaftsfläche, kein Wald, auch wenn er von der Forstwirtschaft aus Imagegründen so deklariert wird.
Wo soll denn all das Holz so schnell nachwachsen, wie wir es verbrauchen?
Was wir tun können, um mit Wäldern ressourcenschonend umzugehen:
– Bücher in Bibliotheken leihen, statt sie zu kaufen (spart auch Platz zu Hause im übervollen Regal!)
– Statt gedruckter Bücher und Zeitschriften eBooks und ePaper kaufen
– das Zeitschriften-Abo mit einer Freundin teilen, quasi als privater „Lese-Ring“: Dann wird das Einmal-Produkt wenigstens zwei Mal benutzt
– Holzmöbel abschleifen und neu lackieren, wenn der Look nicht mehr gefällt. Viele Massivholzmöbel lassen sich auch umarbeiten
– Holzmöbel second-hand kaufen
– Vereinsblätter und andere Druckerzeugnisse im privaten Bereich auf Recyclingpapier umstellen oder nur noch digital versenden
– den Trend zum eigenen Kamin überdenken
– ich selbst habe als Autorin meinen Verlag kontaktiert und um Auskünfte bezüglich Recyclingpapier, CO2-neutraler Herstellung und dem Vorantreiben von eBooks erbeten