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Kindermund: Die krumme Logik der Erwachsenen

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Ein Junge, 8 Jahre alt, meinte zu mir, als ich das heutige Datum in der entsprechenden Spalte im Rezept notiert hatte und die Mutter wie immer um eine Unterschrift zur Quittierung der Stunde bat:
„Warum schreibst du 12.11.’10? Das muss doch andersrum sein: 10.11.12!“

Ein Fünfjähriger baut mit mir die Brio-Bahn auf und setzt die Waggons auf die Schienen, um sie aneinander zu fügen. Nun fehlt nur noch die Lok. Er stellt sie vor die Waggons und schiebt die Waggons von hinten an die Lok – die ausweicht. Er schaut erstaunt und versucht es noch einmal. Wieder weicht die Lok aus und rollt ein Stück vor. Er, ehrfürchtig und verwundert: „Hua!“
Beim nächsten Versuch ruft er völlig verzückt: „Hua! Die Lok fährt weg! Hua! Ich bin ein Zauberer!“

 

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Kindermund: Von Pfannkuchen, verstiefelten Katern und Flugschraubern

Wie kreativ der Umgang mit Sprache ist, wird in den folgenden Zitaten von Kindern, mit denen ich als Logopädin arbeite, deutlich – viel Freude beim Lesen!

Ein Junge, 6 Jahre alt, ruft beim Anschauen eines Bilderbuchs freudig überrascht: „Der verstiefelte Kater!!!“

Mädchen, 6 Jahre alt, zeigt mir stolz ihre neue Zahnlücke und erzählt, dass ihre Mutter beim Verlieren ihres Zahns etwas nachgeholfen habe. Sie, ganz stolz und froh:
„Das tute gar nich weh!“
Etwas später: „Und ein Flugschrauber…“ (Hubschrauber)

Junge, 4 Jahre alt, zu einem Rochen: „Das ist ein Pfannkuchen…“
Außerdem ist sein Satzbau oft hinreißend: „Nein, ich kann mich nicht!“
oder auch bezüglich der Seifenblasen: „Noch mal pusten ganz doller!“

Mädchen, 7 Jahre alt, schreibt: „… Dan FraKT eR Di Schafe ob Si wisen wo deR NekSTe BauerhoF isT Dan SaKT das FeRT…“

Ich unterteile mit einem 4 jährigen Jungen Nahrungsmittel, die nacheinander aus einem Stoffbeutel gezogen werden, in Obst und Gemüse. Er holt eine Paprika aus dem Beutel und ruft, als er sie sieht: „Ein Papa!“

Mädchen, 8 Jahre alt, will mir etwas über Bauklötze bzw. Holzsteine erzählen und sagt: „Klötzsteiner“

Junge, 5 Jahre alt, zu einem Huhn: „Dumm und alt und fett.“

Am Ende der Stunde puste ich mit einem Mädchen, 5 Jahre alt, Seifenblasen aus dem Fenster über den Marktplatz. Da kommt ein gelber Hubschrauber, recht tief, in unsere Richtung geflogen.
Sie: „Wenn der Hubschrauber fliegt, rufen die Seepferdchen immer `Deutschland, Deutschland!`“
Ich verstehe nicht, was sie meint, und frage nach.
Inzwischen betritt ihre Mutter den Raum, um mit mir die Resultate der Stunde zu besprechen und erklärt: „Die Seepferdchen sind die Kinder aus der anderen Gruppe im Kindergarten.“
Das Mädchen: „Und der Hubschrauber hat so ’ne Farbe wie Deutschland!“
Trotz dieser Auflösung finde ich den Satz „Wenn der Hubschrauber fliegt, rufen die Seepferdchen immer `Deutschland, Deutschland!`“ ganz wunderbar.

Mädchen, 9 Jahre alt, als sie nach unserer letzten Stunde den Raum verlässt:
„Tschüß! Ich werd‘ Sie vermissen!“ Da bin ich doch dankbar für meinen anstrengenden, aber sinnvollen Beruf.