„Wenn ihr aus eurem Leben erzählt, geht es die ganze Zeit um eure Beziehung zu Jesus. Wenn ich euch Christen höre, dann scheint euch die Beziehung zu Jesus sogar wichtiger als die zu eurer EherpartnerIn zu sein!“ meinte letzte Woche ein Iraner im Gebetskreis.
Und darin liegt schon das größte Geheimnis, dass Christen von Nichtchristen unterscheidet: Wir wollen etwas mit Gott erleben. Wir vertrauen ihm. Unser größtes Ziel ist es, nicht ständig alles allein schaffen zu wollen, sondern ihm tatsächlich unser ganzes Leben anzuvertrauen. Wenn Gott uns geschaffen hat, ist er der Profi, was uns Menschen angeht! Unsere eigenen Pläne haben uns oft genug auf die Fresse fallen gelassen. Statt es immer weiter allein zu versuchen, wollen Christen immer mehr lernen, sich auf Gott einzulassen und auf seine Versprechen für uns zu verlassen.
Wir sind auf der Suche nach ihm und vertrauen darauf, dass wir seine Stimme im Alltag hören. Nicht als Gebrüll vom Himmel, sondern als klugen Gedanken, als wachrüttelnden Hinweis oder als beruhigende Stimme in unserem Herzen.
Wir bauen darauf, dass Jesus es gut mit uns meint. Auch, wenn unser Leben Umwege macht und wir oft nicht schlau daraus werden: Wir schmeißen im Gebet alle Angst, alles Chaos, Wut und Traurigkeit vor Gottes Füße und glauben, dass er in unserem Leben aufräumt. Dass er die Verletzungen heilt, die im täglichen Miteinander mit anderen Menschen passieren. Dass er die Trümmer unserer Hoffnungen auffegt und uns hilft, unsere Träume solide in der Realität zu bauen. Dass er unsere Abhängigkeiten auflöst und uns befreit.
Und was ist dann Religion? Was ist Christentum?
Religion ist eine menschliche Erfindung, die aus Millionen Regeln und Moralvorstellungen zusammengesetzt ist.
In der Religion muss ich etwas tun: Ich muss nett sein, spenden, moralische Regeln einhalten, bestimmte Verhaltensweisen zeigen, sonntags schick gekleidet in den Gottesdienst gehen und immer das tun, was alle anderen von mir erwarten. Dafür darf ich auf andere herab sehen und über sie urteilen, weil sie „weniger religiös sind“ als ich oder weil sie meiner Meinung nach Fehler machen.
Religion ist Leistungssport. Oder für Menschen, die sich besonders gebildet fühlen, ein philosophisches Hobby, indem sie Bücher lesen und schreiben, die nur andere Insider verstehen. Es geht dabei ständig um mich, nicht um Gott. Auch wenn ich die ganze Zeit so tue, als wäre all das Gottes Wille. Ist es nicht, Religion ist ein Ego-Trip.
Deswegen lässt Religion sich für alles mögliche missbrauchen: Macht, Geld, Gewalt, Sex.
Nicht, weil Gott der große Böse ist, der dahinter steckt. Sondern weil wir Menschen alle einen Knacks haben und diejenigen mit dem besonders großen Knacks gerne Religion benutzen, um andere zu auszunutzen. Schließlich ist Religion eine menschliche Erfindung und lässt sich entsprechend in alle Richtungen pervertieren.
Wer dagegen in einer Beziehung zu Gott lebt, wird niemals auf den Gedanken kommen, anderen dadurch zu schaden. Denn eine Beziehung ist etwas Persönliches, etwas Privates. Es ist keine Show, mit der ich angeben kann. Natürlich hilft es mir, wenn ich mit anderen Menschen unterwegs bin, die auch eine Beziehung zu Gott haben. Und die, wie ich, immer wieder Fragen stellen und nicht alles verstehen, was Gott tut. Gott ist allmächtig und allwissend, kein Wunder, wenn ich längst nicht alles kapiere. Gemeinsames Bibellesen und den Gottesdienst besuchen stärkt uns Christen in einer Welt, die ganz anders ist, als Gott sie sich ursprünglich vorgestellt hat (Gottes Welt war ein friedliches Kunstwerk, bevor wir Menschen anfingen, alles zu missbrauchen und zu zerstören, was uns in die Hände kam). Dabei ist Gottesdienst kein Heilmittel und keine Pflicht, so wie die Religion es darstellt. Gottesdienst ist ein Familientreffen, bei dem Gläubige zusammen kommen, um sich auszutauschen, mehr über Gott zu lernen, sich zu unterstützen und einfach Spaß zu haben.
Die irische Band „Rend Collective“ hat ein wunderbares Video produziert, in der sie den Unterschied von Glaube und Religion lustig und verständlich darstellen:
(Erklär-)Video „Good News“