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Arbeitsreiches Leben – lebenswerte Arbeit?

 

Und wieder sagte Marcuse einen Satz, der mich wegen seines utopischen Inhalts begeisterte. Er sprach von der realen Möglichkeit „eines Lebens, das nicht mehr als Hauptinhalt lebenslang die entfremdete und entmenschlichte Arbeit hat. Ein Leben, das um des Lebens willen gelebt werden wird und das den Genuss des Lebens erlaubt.“

aus: Ulrich Wickert, „Neugier und Übermut. Von Menschen, die ich traf“

 

 

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Träume wahr werden lassen: Rezension zweier Ratgeber

Du sehnst dich nach frischem Wind in deinem Leben?
Du möchtest lange unterdrückte und kleingehaltene Wünsche in die Realität befreien?
Du möchtest dich auf die Suche nach deinen Stärken und Potenzialen begeben?
Du hälst das Alte nicht mehr aus, wartest aber noch auf Mut für das anbrechende Neue?
Du gibst dir die Freiheit, noch einmal ganz anders auf dich und deinen Alltag zu schauen, weißt aber nicht, wohin das führen wird?

Herzlich willkommen zu zwei wunderbaren Büchern, die mir mehrfach von interessanten Dozentinnen empfohlen wurden, bis ich sie mir endlich besorgte:
„Wishcraft – Wie ich bekomme, was ich wirklich will“ von Barbara Sher und „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron. Von beiden Büchern habe ich sehr profitiert, sodass ich mich zum Weiterempfehlen einreihe.

Barbara Sher hat mit ihrem Bestseller „Wishcraft (Wunschhandwerk)“ ein Werk geschaffen, das die Schilderung inspirierender Lebensläufe ganz normaler Menschen mit vielen Aufgaben verbindet. Einige Beispiele sind:
„Zwanzig Dinge, die Sie gerne tun: Wann haben Sie sich zum letzten Mal dafür Zeit genommen? Benötigen Sie dafür Geld? Tun Sie es allein oder mit…? Geplant oder spontan?“ Sowie weitere mögliche Charakteristika nach eigenem Ermessen, um Katergorien zu füllen.
„Ein idealer Tag: Was tun Sie, wo, mit wem? Beschreiben Sie den Tag, den Sie durchleben würden, so, als ob Sie absolute Freiheit, unbegrenzte Mittel und alle Fähigkeiten und Kräfte hätten, die Sie sich jemals gewünscht haben.“
Im Anschluss werden mit sechs Fragen die relevanten Parameter heraus gefiltert, um zu entdecken, was zum idealen Tag fehlt. Diese und weitere Übungen dienen dazu, die eigenen Wünsche immer konkreter zu benennen, damit sie anschließend umgesetzt werden können. Kapitel zum Thema „Zieldefinition“, „Unterstützung suchen“, „Widerstände erkennen und sich davon befreien“ und viele mehr folgen, bis der Wunsch in der Realität angekommen ist.

 

„Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron hilft Menschen, die ungenutzte Begabungen haben, diese zu fördern und ihnen Raum im Leben zu geben. Dabei bezieht sie sich viel auf Personen, die künstlerisches und kreatives Potenzial haben, dies jedoch nicht im Alltag erleben. Weil der Mut dazu fehlt, mit Freude zu spielen, statt gleich große Erfolge zu erwarten. Weil die Angst vor dem Versagen so groß ist, dass es sicherer erscheint, im alten Beruf zu verharren, statt zu einem erfüllten Leben aufzubrechen.
Einer Freundin, der ich den Inhalt knapp darstellte, war dieser Band zu esoterisch. Meiner Einschätzung nach kommen Menschen, die wahlweise spirituell interessiert oder gläubig sind, mit diesem Buch sehr gut zurecht. Auch wenn die Autorin nicht im klassischen Sinne religiös ist, bezieht sie sich auf Gott und darauf, dass vieles ohne „göttliche Unterstützung“ nicht machbar ist. Wer das spukig findet, lässt den Band liegen – mir persönlich hat die Autorin zahlreiche Impulse gegeben, die ich bisher noch nirgends fand.
Dies ist ein reines Arbeitsbuch, das wochenweise arbeitet. Jede Woche wird ein neues Kapitel bearbeitet, das einen thematischen Schwerpunkt erst theoretisch und dann praktisch behandelt. Mit Hilfe eines Tagebuch sowie eines „Künstlertreffs“ entsteht ein inspirierendes Leben, das durch weitere Workshops vertieft wird.
Der „Künstlertreff“ ist eine Maßnahme, sich selbst dazu zu bringen, der eigenen Kreativität und Entwicklung im Alltag Raum zu geben. Dabei gilt alles als „Künstlertreff“, was ich in Ruhe mit mir allein tue, um Inspirationen zu sammeln: Im Schreibwarenladen Aufkleber und Tüdelkram kaufen und daraus etwas basteln, eine Ausstellung besuchen, einen langen Spaziergang unternehmen und Fundstücke sammeln, mit ganzer Aufmerksamkeit Musik hören oder selbst musizieren, einen tollen Bildband besorgen und darin schmökern, mit Ton matschen, …
Ebenso gibt es Aufgaben wie „Werfen Sie fünf verlotterte Kleidungsstücke weg“, „Beschreiben Sie fünf Charakterzüge, die Sie als Kind an sich mochten“, „Verbotene Freuden: Listen Sie zehn Dinge auf, die Sie mögen und die Sie gerne tun würden, aber sich nicht erlauben“, „Führen Sie sich zu einem geheiligten Ort aus (was auch immer im eigenen Auge heilig ist)“.
Innere Widerstände, Versagensängste und erdrückender Perfektionismus werden als Hemmungen entlarvt und entmachtet. Dabei passt das Wochenthema geradezu perfekt zu der inneren Entwicklung, die die TeilnehmerInnen des Workshops durchlaufen. Wenn Julia Cameron schreibt „Diese Woche werden sie verstärkt….., Sie werden erleben, dass …..“ stimmt es häufig – was zeigt, wie viel Erfahrung sie in der Begleitung von Menschen gesammelt hat.

Wer ungelebtes Leben und verdrängte Träume in die Realität begleiten möchte, ist mit den beiden Bänden gut beraten. In Bibliotheken sind sie ebenso zu finden wie Second-Hand und im Buchhandel – die allerletzte Ausweichstrategie, dass das Geld zum Anschaffen nicht reicht, fällt also auch flach. Auf geht´s!

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Kindheitsträume leben

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„Neale Donald Walsch, ein weltweit bekannter Autor, hat in einem Bestseller bezweifelt, dass wir Menschen mit einer Tafel auf die Welt kommen, auf der steht, wozu wir bestimmt sind. Er mag recht haben, wenn er damit einen starren Lebensentwurf oder ein feststehendes Berufsbild meint. Meiner Ansicht nach sind wir nur mit einem bestimmten Auftrag auf diese Welt gekommen. Und dieser Auftrag heißt für Sie und mich, so viel kindliche Freude wie nur möglich in unserem Leben zu entfalten. Je mehr Kindheitsträume in unserem Erwachsenendasein tatsächlich Raum zum Leben erhalten, desto größer ist unsere Chance auf seelische Gesundheit. Mir ist bewusst, dass das für manche Experten eine kühne Behauptung ist. Doch ich bleibe dabei: Die Kindheit ist eine Zeit voller Wunder, Paradoxien und gewaltiger Phantasien. Wenn Sie mit Ihren kindlichen Träumen und Interessen in Berührung kommen, fühlt sich das wie Heimat an. Sie erkennen, dass Sie längst mit Ihrer Berufung in Berührung gekommen sind. Denn es kann Sie nicht wirklich etwas berühren, was Sie nicht schon längst irgendwann in der Kindheit berührt hat. Das muss nicht unbedingt das Wesen Ihres augenblicklichen Berufs verändern. Doch Ihr Beruf muss Freundschaft mit Ihrer Identität schließen. Umgekehrt kann ein wiedererstarktes inneres Kind Ihnen die Kraft zurückgeben, die Sie in Ihrem momentanen Wirken so vermissen.“

aus: „Ja! Es gibt den Job, der wirklich zu mir passt!“ von Guido Ernst Hannig
Poster von Urban Graphic UK

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Kompetenzen für Quereinsteigerinnen: Kurse finden

In der letzten Zeit war ich viel auf der Suche nach Kursen, die sich für Quereinsteigerinnen eignen: Bezahlbar, für Privatpersonen zugänglich, fachlich fundiert und praxisorientiert. Doch selbst eine Großstadt wie Hamburg bietet nicht für alle Interessentinnen adäquate Informationsveranstaltungen, wie ich feststellen musste. So recherchierte ich in umliegenden Bundesländern und entdeckte unter anderem die Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein. Wer, wie ich, soziale Kompetenzen mit kreativen und kaufmännischen Inhalten ergänzen möchte, findet dort passende Angebote. Nach einem netten Gespräch mit der Ansprechpartnerin in Lübeck möchte ich den Hinweis weitergeben, dass manche Veranstaltungen so gut „versteckt“ angeboten werden, dass es oft noch viele freie Plätze gibt. Für die Veranstaltung zum Thema „Die Feste feiern – Firmenveranstaltungen richtig planen und organisieren“ im September 2015 gibt es bisher so wenig Resonanz, dass ich sehr auf genügend Anmeldungen hoffe. Wer dazu viel recherchiert hat, weiß, dass Kurse zu diesem Thema sehr rar sind und nur selten stattfinden.

Somit möchte ich heute für berufliche Weiterbildungen jenseits der bekannten Veranstalter in Großstädten werben. Hinter der Stadtgrenze gibt es so viele wunderbare Schulungen, die wir nicht besuchen, weil wir derart auf das Naheliegende fixiert sind.
Und wer weiß, vielleicht treffen wir uns mal bei den Landfrauen im Kreis Aurich oder bei einer Schulung in Husum?!

 

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Hier ist der Link zum Thementag „Veranstaltungsmanagement“ in Lübeck.

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Die richtigen Fragen stellen

Was ist meine größte Angst?

Was ist meine größte Motivation?

Was ist Wahrheit?

Wer ist Gott?

Was ist Erfolg?

Es gibt eine Handvoll Fragen, die dich an der Hand nehmen
und durch das, was du gerade erlebst, hindurch leiten.

Wenn du dir die richtigen Fragen stellst,
wird dein Leben in die richtigen Antworten hinein wachsen.

Ann Voskamp

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aufmerksam

Kindermund: Versehentlich verbotene Wörter

Szene aus meinem Alltag als Logopädin

Mit einem kleinen Jungen, frisch in die Vorschule gekommen, übe ich die Präpositionen. Auf einem Blatt mit verschiedenen Situationen springt unter anderem ein Mädchen in eine Pfütze.
Ich: „Wo springt das Mädchen hinein?“
Er: „In die Schlampe (Vermischung der Begriffe „Schlamm“ und „Pampe“).“

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Muttis Meinung: Warum muss sich der Berufswunsch dem Kinderwunsch unterordnen?

Am vergangenen Donnerstag traf ich auf einer Fortbildung die Mutter einer ehemaligen Praktikantin. Wir unterhielten uns kurz über die Zukunft der Logopädie als solche, wobei ihr als schlagendes Argument für die Berufswahl ihrer Tochter die „Tatsache, dass man es wunderbar Teilzeit neben den Kindern machen kann“ wichtig war.
Seltsam, mit diesem Spruch kam mir schon meine eigene Mutter, was mich insofern nicht tangiert, da ich keinen Kinderwunsch verspüre.
Dennoch dachte ich: „Unglaublich, knapp fünfzehn Jahre sind vergangen und die fürsorglichen Muttis dieser Nation denken nach wie vor mit hoher Priorität daran, dass sich der zukünftige Job ihrer Tochter gut mit der (deterministisch erwarteten) Familienphase in Einklang bringen lässt!“

Punkt eins: Traurig, dass es weiterhin an den Frauen zu hängen scheint, daran zu denken, „wie der Alltag später mit den Kindern gelingen soll“. Ich habe von keinem einzigen männlichen Teenager gehört, der sich darum den Kopf zerbrach oder dessen Mutter sich darum sorgte.
Was die Jahre der Familie mit Kleinkindern angeht:
Wer sagt, dass wir gebären müssen?
Und wenn wir gern gebären wollen:
Wer sagt, dass in Haushalt und Erziehung der Vater seine anteiligen 50% nicht ebenso beizutragen hat? Ja, Kevin-Jamie (oder wie die Väter in ca. zehn Jahren heißen mögen), auch auf Kosten deiner potenziellen Karriere. Gleiches Recht für alle: Karriere für alle und Familien-Jahre für alle.

Punkt zwei: Das Herz von uns Frauen ist (sowohl klischeebehaftet als auch tatsächlich) so weit und unsere Forderungen nach wie vor so zaghaft. Als eine Frau von vielen habe ich aus Engagement und Idealismus den Beruf der Logopädin gewählt, der überaus vielseitig ist, sich aber weder durch gutes Geld noch durch Karrierechancen auszeichnet. Beides war mir mit achtzehn Jahren egal. Heute ist es mir nicht mehr egal:
Eines Tages bin ich, zusammen mit vielen weiteren Frauen aus sozialen und pflegerischen Berufen, überproportional viel von Altersarmut betroffen. Wenn wir Fehlzeiten bedingt durch Schwangerschaft und Elternzeit mit Jahren der Teilzeit addieren und die Tatsache einberechnen, dass egal was wir arbeiten, Männer im Schnitt 30% mehr für den gleichen Job bekommen, dann haben wir´ s: Altersarmut, olé olé!

Was ist unsere Antwort darauf?
In die Wirtschaft gehen und nur noch ehrenamtlich soziales Engagement zeigen, weil wir Angestellten uns angesichts der mageren Löhne keine sozialen Berufe mehr leisten können?
Soziale Berufe um jeden Preis „aufwerten“ bezüglich Bildungsgrad, Image und Gehältern (was die vergangenen zweihundert Jahre nicht funktioniert hat, als pessimistische Bemerkung am Rande)?
Uns eine Nische suchen, in der wir unsere Talente entfalten können und dadurch der finanzielle Mangel ausgeglichen wird? Die innere Erfüllung ist der Altersarmut aber egal (schon wieder so eine pessimistische Randbemerkung…).

Liebe Berufstätigen, Studentinnen, Auszubildenden, Schulabbrecherinnen:
Macht was draus!

Beste Grüße, Mutti Marie

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Viel zu gewinnen

Es gibt keinen Grund, in Unzufriedenheit zu verharren:
Ob Partnerschaft, Beruf, Wohnsituation, Spannungen in der Familie oder die eigene Gesundheit:
Nichts wird besser, wenn du abwartest. Nichts.
Dieses Leben ist endlich, mehr als du ahnst.
Wir haben keine Zeit zu verlieren – aber viel zu gewinnen.
Es ist kein Grund, wenn du dir vor Augen hälst, dass es anderswo „noch schlechter“ ist.
Das ist keine Entschuldigung – weder für die Umstände, noch für die Täter, noch für die Opfer.
Du hast dein Leben in der Hand: Was machst du daraus?
Hast du jemals erlebt, dass Abwarten langfristig zu positiven Veränderungen führt?
Dass Aushalten eines Tages mit einer Ehrenmedaille belohnt wird?
Dass ständiges „Runterschlucken“ von Unzufriedenheit und Trauer das Leben bunter macht?
Ich nicht.

Natürlich gibt es Momente, in denen Gott im Gebet zu dir sagt: „Warte, ich bin unterwegs, es dauert noch eine Weile.“
Aber bist du dir sicher, dass der Stillstand im Leben daher kommt, dass Gott dich bittet, die Hände in den Schoß zu legen und auf ihn zu vertrauen?
Oder ist es eine ganz andere Macht, die sich darüber freut, wie passiv du bist und wie unbefriedigend dein Leben an dir vorüber zieht?
Dann pack es an und brich, mit Gottes Segen, zu einem weiten Horizont auf und atme die Freiheit.

 

 

Lieblingsstrand Bornholm

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Was bedeutet heute Mannsein?

Zwischen Gleichberechtigung und Mannsein:
BRIGITTE-Autor Till Raether hat die Schnauze voll vom Gejammer seiner Geschlechtsgenossen.

Im folgenden Zitate aus dem Artikel, der hier komplett zu finden ist.

Eigentlich müssten die Männer mir leidtun. Denn es heißt ja, Männer neigten zum Selbstmitleid. Und ich werde ständig dazu eingeladen, mich in meiner Eigenschaft als Mann selbst zu bedauern: keine Woche, in der nicht ein Zeitschriften-Aufmacher erscheint oder ein Fernsehbeitrag läuft, in dem es um „Männer in Not“ geht, um „Schlappe Männer“, um Männer, die von den emanzipierten Frauen beruflich, gesellschaftlich und sexuell abgehängt werden, Männer, die mit ihren Chefinnen nicht zurechtkommen und die sich durch die Frauenquote bedroht fühlen. Männer, die finden, dass jetzt auch mal gut ist mit Frauenförderung und Gender-Mainstreaming. Ganz zu schweigen davon, dass wir armen Männer ungesünder leben, zu spät zum Arzt, viel zu spät zum Therapeuten gehen und früher sterben. Männer sind „in Gefahr“, Männer sind „verunsichert“, ja, es droht das „Ende der Männer“. Eigentlich müsste ich mich als solcher bedroht oder zumindest angesprochen fühlen. Tue ich aber nicht. Oder höchstens, indem ich darauf reagieren möchte mit einer einfachen Mitteilung: Es reicht mir. Weder möchte ich von irgendjemandem Mitleid, Zuspruch oder besondere Fürsorge, weil ich Mann bin. Noch habe ich Mitgefühl für jene Männer, die sich jetzt über den „Siegeszug der Frauen“, die „Gleichmacherei“ und ihren Machtverlust beschweren oder deren Verunsicherung von anderen beklagt wird.

(…)

Aus meiner Sicht hat etwa ein großer Teil der Männer überhaupt kein grundsätzliches Problem mit der Emanzipation der Frauen, mit gelebter Gleichberechtigung, mit alltäglicher Aufgabenverteilung jenseits ollster Gender-Klischees. Klar, diese Männer kämpfen und arrangieren sich und stecken zurück und sind zuweilen erschöpft und genervt, aber: Damit geht es ihnen genau wie den Frauen, so geht Leben. Ich nenne diese Männer zur leichteren Erkennbarkeit mal die „Jetzt-Männer“. Wir sind in dem Bewusstsein aufgewachsen, dass es keine lebenswerte Alternative zur bedingungslosen Gleichberechtigung gibt, weil alle mehr Freiheit und mehr Freude am Leben haben, wenn alles geteilt wird.

(…)

In der aktuellen Debatte werden diese verschiedenen Gruppierungen aber immer schön zusammengerührt. Wer sind denn die „Männer in Not“? Jetzt-Männer brauchen kein Mitleid, weil die Art, wie sie leben, selbst gewählt ist, mit allen Frustrationen, allen Herausforderungen und Rückschritten. Und die anderen, die Vielleicht-Männer und die Ur-Männer? Ganz ehrlich, ich habe keine Lust mehr und kein Interesse daran, Mitgefühl und Verständnis für gesellschaftliche Gruppen zu haben, die sich einer so elementaren (und im Übrigen, wie es immer so schön heißt, „grundgesetzlich verankerten“) Tatsache wie der Gleichberechtigung widersetzen. Egal, auf welche Art: durch Blockieren, Nörgeln, passiven Widerstand, Zoten, Selbstzerstörung oder weinerliche und zugleich selbstbeweihräuchernde Väter-Bücher. Warum soll ich mich, erstens, mit diesen Leuten in einen Topf werfen lassen, und warum soll ich, zweitens, mich darum sorgen, ob sie von der gesellschaftlichen Entwicklung „abgekoppelt werden“, ob sie noch „mitkommen“ oder ob sie das alles „überfordert“? Sie sind doch selber ausgestiegen. Lasst sie doch. Schwierig ist der Weg mit ihnen oder ohne sie, warum also nicht gleich lieber ohne?

(…)

Wenn ich meine Privilegien checke, habe ich mein Leben lang ein Kästchen in jeder Box machen können: weiß, männlich, heterosexuell, gebildete Mittelschicht und so weiter. Ich habe immer zu denen gehört, die am wenigsten diskriminiert werden und die andere am meisten diskriminieren. Diese Erkenntnis hat auch mein Selbstbild als Mann bestimmt: Ich weiß, dass ich den allergrößten Teil meines Lebens fast überall ein etwas besseres Standing gehabt habe, weil ich als Mann in einer Männerwelt agiert habe. Jetzt aber wandelt diese Männerwelt sich langsam zu einer Menschenwelt, und plötzlich soll ich betrauern, dass die Privilegien von Männern wie mir weniger werden? Ich soll besorgt sein und einstimmen in den Chor derer, die nicht damit klarkommen, dass sie abgeben und kooperieren müssen?

Nein, ohne mich, dafür habe ich gar keine Zeit. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, die Nachmittage mit meinen Kindern, die Besäufnisse mit anderen Jetzt-Männern und die Gehaltsschecks meiner Frau zu genießen.

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Buchrezension: „Das Geschlechterparadox“ von Susan Pinker

Auf Zanzibar entdeckte ich in unserem kleinen, luxuriösen Strand-Resort am vorletzten Tag das Bücherregal, dessen Fund mich gut unterhielt und geistig rege hielt. Wer auch immer das Buch „Das Geschlechterparadox. Über begabte Mädchen, schwierige Jungs und den wahren Unterschied zwischen Männern und Frauen“ von Susan Pinker gelesen und dort für andere Gäste deponiert hat – es begleitete mich zum Strand und auf dem langen Rückflug.
Normalerweise schreibe ich nur über Bücher, die ich (fast) ohne Wenn und Aber empfehlen kann. Dies trifft auf den vorliegenden Band nicht zu, dennoch möchte ich mich damit auseinandersetzen.
Kurz gefasst stammt Susan Pinker aus der gleichen Familie, zu der Steven Pinker gehört – letzterer ist jeder Linguistin, Logopädin und vielleicht auch Pädagogin ein Begriff. Sie ist Psychologin und Journalistin und beschreibt sich als eine Feministin der 70er und 80er Jahre. Sie habe an die Gleichheit der Geschlechter geglaubt, bis sie festgestellt habe, dass Frauen und Männer in ihrer Genetik und Biologie fundamental unterschiedlich seien und letztendlich völlig verschiedene Lebensziele hätten, was als Folgerung darin münde, dass Männer Karriere machten und Frauen nicht. Weil Frauen nicht wollten. Oder weil sie es versuchten, schafften und dann auf dem Höhepunkt oder kurz vor dem Zenit ihres Erfolgs „etwas Sinnvolles, Soziales“ tun würden oder einfach bei ihren Kindern zu Hause sein wollen.
Elendig lange Kapitel über die Auswirkungen des bereits im Fötus wirkende Testosteron sowie die beispielhaft für das Männliche stehenden Asperger-Autisten haben mich sehr ermüdet und genervt. Dass die Dame in die gleiche Posaune bläst wie Luann Brizendine mit ihrer Denkweise über die deterministischen Auswirkungen des Körpers auf den Geist ist unübersehbar.
Doch so sehr es mich fuchsig macht, wenn eine Dame sich als Feministin darstellt, um dann zu erzählen, dass Frauen ein gemütliches Familienleben der harten Karriere vorziehen und es aufgrund ihrer Biologie auch einfach das Schlauste für sie ist: Manches hat mich zum Nachdenken gebracht.
Ich bin zutiefst der Überzeugung, dass es die viel zitierte gläserne Decke gibt, dass nach wie vor viele Männer durch Beziehungen und Gefälligkeiten Karriere machen und dass Frauen auf bestimmten Posten einfach nicht erwünscht sind. Ja, ich bin für die Quote. Völlig egal, was die Männer davon halten: Wer weiß und männlich ist, hatte mit seinen Geschlechtsgenossen so viele Jahrtausende das Ruder in der Hand, dass sie keinerlei Grund zur Beschwerde haben – weder sachlich noch emotional auf Bild-Zeitungs-Niveau.
Von daher stimme ich der Kernaussage des Buches, dass Frauen überall umfassend gefördert würden, die Männer überholten und dann im Laufe der Karriere ausstiegen, um „etwas Sinnvolles, Soziales“ zu machen, nicht zu. Es gibt hinreichend Frauen, die mehr Einfluss nehmen möchten, was ihnen bisher verwehrt bleibt; und die weit und breit keinen Mentor und keine Mentorin haben, die ihnen den Weg ins Eckbüro ebnen.

Dennoch stimmt es mich nachdenklich, dass eine der Thesen stimmt:
Männer suchen sich Jobs, die Geld und Aufstieg verheißen,
Frauen suchen sich Jobs, die erfüllend sind und auch in Teilzeit machbar.
Kurz: Männer arbeiten in Industrie und Wirtschaft, sitzen viel im Büro und verdienen viel, Frauen arbeiten eher für soziale oder staatliche Träger sowie unbezahlt für Kinder und zu pflegende Angehörige und verdienen wenig.
Das ist bedauerlicherweise eine Tatsache, egal wie blöd die sonstigen Thesen der Autorin sind. Nun behauptet sie, dass es daran läge, dass Männer einen klaren Plan in Bezug auf ihre Tätigkeit und ihr Vorankommen hätten und Frauen keine oder nur diffuse Vorstellungen von ihrer Arbeit und ihrer Zukunft. – Was dadurch unterstützt wird, dass es die Frauen sind, die für die Kinder beruflich pausieren und für die zu pflegenden Angehörigen später ebenfalls. Das bedeutet, dass vorrangig Frauen Teilzeit arbeiten, wodurch sie bezüglich des Einkommens und der Karriere weiterhin im Rückstand sind und diesen nur selten aufholen können.
Frauen handeln in ihren Entscheidungen, die ihre Arbeit betreffen, flexibler:
Sie wechseln die Arbeitsstelle, wenn es ihnen keine Freude mehr macht, wenn sie ihre Aufgaben als sinnlos empfinden, wenn sie moralisch nicht den Praktiken des Arbeitsgebers zustimmen oder wenn sie sich um die Familie (Babies, Kinder und Senioren) kümmern möchten. Damit ist klar, dass gerade Lebensläufe und strategischer Aufstieg in die höchste Chefetage selten entstehen.
Traurig für die geringe Zahl der Frauen in hohen Positionen, wo Entscheidungen für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik fallen, aber wahr.

Nun stellt sich die Frage:
Warum hat mein Mann einen technischen, gut bezahlten Beruf, und ich bin unterbezahlte Logopädin?
Klar, weil er der mathematisch Begabte ist und ich die sprachlich Begabte.
Weil Tätigkeiten, die vorrangig von Männern ausgeübt werden, weiterhin bedeutend besser bezahlt werden als Tätigkeiten, die vorrangig von Frauen ausgeübt werden.
Pilot, Architekt, Jurist – Pädagogin, Arzthelferin, Friseurin.
Mir fällt etwas auf – das Gefälle.
Leider können wir nicht feststellen, was Ursprung und was Folge ist:
Mögen Frauen schlecht bezahlte Berufe so gern, weil sie sozial und kreativ sind,
oder sind soziale und kreative Berufe schlecht bezahlt, weil sie vorrangig von teilzeitarbeitenden und genügsamen Frauen ausgeübt werden?
So oder so gibt es eine klare Verteilung, welche Berufe von welchem Geschlecht ergriffen werden, sowie welches Geschlecht Vollzeit arbeitet und welches von einer Teilzeit-Stelle in die nächste rutscht.
Bedauerlicherweise sehe ich nicht, dass sich das langfristig ändert.
Ganz ehrlich, selbst wenn meine Ehre als Feministin auf dem Spiel steht – ich habe trotzdem keine Lust auf MINT. Und ob ich Karriere machen wollte, wenn ich könnte?
Mehr Geld möchte ich haben, um endlich angemessen honoriert statt mit Peanuts abgespeist zu werden. Mehr Einflussnahme und Gestaltungsmöglichkeiten, die nicht automatisch unbezahlt und damit „ehrenamtlich“ laufen, auch. Aber Aufsteigen, um schließlich in gehobener Verwaltungsposition zu sitzen? Das sieht für mich nach keiner Verbesserung aus.

An dieser Stelle halte ich die Frage fest, ob eine klassische Karriere überhaupt erstrebenswert ist.
Viele Frauen finden es ja offensichtlich nicht, sonst würden sie nicht Floristin oder Hebamme werden. Dennoch gibt es genug Frauen, die beruflich aufsteigen wollen und von der Möglichkeit eines erfolgreichen Lebenslaufs hin zu einer einflussreichen Position von den Entscheidungsträgern abgehalten werden.
Davon unabhängig habe ich in meiner Generation den Eindruck, dass Männer ebenfalls keine Lust auf Karriere haben – und auf den Trichter ist Susan Pinker noch nicht gekommen. In ihrem Buch wollen Männer aufsteigen und Frauen sinnerfüllt leben – in meiner Generation hat kaum Jemand Pläne, die weiter als ein paar Jahre gehen. Teilzeit wird inzwischen auch von Männern gewünscht, um mehr Raum für persönliche Interessen zu haben. Start-Ups funktionieren ebenfalls nur, wenn Menschen Ideen umsetzen und dafür ihr festes Gehalt riskieren – ein Merkmal unserer Generation bei beiden Geschlechtern. Dass Familienarbeit geteilt wird, spricht sich bei den jüngeren Männern langsam herum – viel zu langsam für eine wirkliche Revolution gegen alte Rollenbilder, aber immerhin, es ist (gemäääächlich) im Fluss. „Spaß haben und die eigenen Tätigkeiten als sinnvoll erleben“ zählt längst auch für Männer, und das jenseits von Strip-Club-Besuchen der Mittfünfziger Chefriege.

Die Generation Y gilt als vergleichsweise gut ausgebildet, oft mit Fachhochschul- oder Universitätsabschluss.[2] Sie zeichnet sich durch eine technologieaffine Lebensweise aus, da es sich um die erste Generation handelt, die größtenteils in einem Umfeld von Internet und mobiler Kommunikation aufgewachsen ist.[3] Sie arbeitet lieber in virtuellen Teams als in tiefen Hierarchien. Anstelle von Status und Prestige rücken die Freude an der Arbeit sowie die Sinnsuche ins Zentrum. Mehr Freiräume, die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, sowie mehr Zeit für Familie und Freizeit sind zentrale Forderungen der Generation Y: Sie will nicht mehr dem Beruf alles unterordnen, sondern fordert eine Balance zwischen Beruf und Freizeit. Nicht erst nach der Arbeit beginnt für die Generation Y der Spaß, sondern sie möchte schon während der Arbeit glücklich sein – durch einen Job, der ihnen einen Sinn bietet. Sie verkörpert einen Wertewandel, der auf gesellschaftlicher Ebene bereits stattfindet, den die jungen Beschäftigten nun aber auch in die Berufswelt tragen.

Wikipedia, 13.07.2014,  20.44 Uhr

In meinen Ohren klingt es so, als seien sich die Geschlechter meiner Generation an dieser Stelle sehr einig: Das wäre uns allen in Hinblick auf den gesellschaftlichen Wandel sehr zu wünschen.