Atemfreude, aufmerksam

„Atemfreude“: Interaktive Geschichten für Atem- und Lockerungsübungen in der Gruppe

Für meine SeniorInnen habe ich ein Konzept entwickelt, wie ich mit inneren Vorstellungen und bildhafter Sprache Atemübungen anleite. Die heterogene Gruppe besteht teilweise aus fitten SeniorInnen, die alle Bewegungen ausführen können, und teilweise motorisch und geistig stark eingeschränkten Personen.
Durch das viele Sitzen mit eingesunkenen Schultern und eingeschränkter Beweglichkeit des Brustkorbs verflacht die Atmung bei vielen älteren Personen. Dies führt dazu, dass sie sich subjektiv kurzatmiger und schwächer fühlen, als sie oft sind. Dank der Übungen zur Aufrichtung (Körperhaltung), zur Lockerung verspannter Körperbereiche und Vertiefung der Atmung fühlen sich viele Betroffene deutlich beweglicher und kraftvoller.

In meinem Kurs „Atemfreude“ stelle ich jeden Termin unter ein Motto, zum Beispiel „Ein Morgen auf dem Bauernhof“, „Frühjahrsputz“ oder „Spaziergang durch den botanischen Garten“.
Alle Übungen können im Stehen ebenso wie im Sitzen durchgeführt werden. Perfekt zum Sitzen wäre ein Hocker, da er dem Oberkörper mehr Bewegungsspielraum als ein Stuhl lässt.
Die Übungen leite ich alle indirekt an.
Statt „Wir strecken unseren Oberkörper und die Arme zu allen Seiten“ sage ich „Die Sonne scheint auf die Katze, die sich genüsslich in der Wärme räkelt. So dehnen wir uns auch und machen uns ganz lang“.
Einerseits können so Personen, die kognitiv (geistig) eingeschränkt sind, auch bei komplizierten Übungen alles verstehe. Das hilft Betroffenen nach Schlaganfällen, Personen mit Demenz, aber auch Menschen mit geringen Sprachkenntnissen aus anderen Kulturkreisen. Andererseits aktiviert eine bildhafte Sprache unsere Intuition, sodass die Bewegungen von innen heraus ganz natürlich ausgeführt werden, statt mechanisch als „Aufgabe“ abgearbeitet.
Im Anschluss singen wir grundsätzlich sehr bekannte, fröhliche Lieder, die zum Thema passen. So erleben die SeniorInnen ihre Stimme deutlich kraftvoller und klarer als sonst, weil die vorangegangenen Körperübungen mehr Dynamik verleihen. Außerdem werden Lieder über die rechte, assoziative Hirnhälfte abgerufen. Auch Personen mit eingeschränktem Gedächtnis können plötzlich wieder flüssig mitsingen, unabhängig von Schädigungen in der linken, analytischen Hirnhälfte.
Lieder transportieren Emotionen und wecken Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. So verlassen alle Teilnehmenden beschwingt und lächelnd den Gymnastiksaal.

Bereits vor einiger Zeit habe ich mehrere Stundenkonzepte bei madoo hochgeladen. Dort teilen LogopädInnen ihre Übungen mit Kolleginnen. Bisher haben es drei Konzept auf die Website geschafft: Ein Tag auf dem Bauernhof,  Ein Tag am Meer und Ein Tag im Zirkus.
Eine Übungssammlung, die Atmung und ganzkörperliche Aktivierung verbindet, bietet sich für eigene Therapiestunden mit einzelnen PatientInnen an.
Wer mich über das Kontaktformular anschreibt, bekommt die Konzepte gern direkt zugesandt. Je nach Nachfrage veröffentliche ich sie auch hier auf dem Blog.

aufmerksam

Kindermund: Wildschwein im Seniorenheim

Szenen aus meinem Alltag als Logopädin

Momentan mache ich jede Menge Überstunden, um sie bald zu Gunsten des Umzugs und der Renovierung wieder „abzufeiern“. Daher kommen mir zwar viele lustige Sprüche zu Ohren, aber weil ich so eifrig von einer Patientin zur nächsten unterwegs bin, merke ich mir davon nur die Wenigsten.

Meine Frau Kramer (Name wie immer geändert) aus dem Seniorenheim hat von ihrem Sohn Zeitschriften mitgebracht bekommen (Klatsch, Tratsch und Schund en masse).
Auf einer Doppelseite sind stimmungsvolle Herbstbilder mit Tieren des Waldes abgebildet: Ich frage sie, was das denn für Tiere seien und was diese Tiere im Wald so täten, um die Wortfindung anzuregen und einen leichten Einstieg in die Stunde zu gewährleisten.
Sie schaut sich die Seite an, entdeckt ein Wildschwein, schielt kurz auf die Überschrift, ohne sich Zeit zum Lesen zu nehmen und erzählt mir aus dem Stegreif etwas vom „Weihbischof“. Ach so… Immerhin stimmte der Wortanlaut 🙂

 

Weder Wildschweine noch Weihbischöfe…