aufmerksam

Nachts auf dem Friedhof: Sternschnuppen beobachten

Wer den Perseiden-Schauer Mitte August beobachten möchte und befürchtet, dass in der Großstadt der Himmel zu hell sei, kann in Hamburg auf den Friedhof Ohlsdorf ausweichen:

„Was gibt es Schöneres, als nachts in den Himmel zu schauen und Sternschnuppen zu entdecken? Vom Ort der Ewigkeit in den Kosmos schauen. Nirgends ist es in Hamburg so zappenduster wie auf dem Parkfriedhof Ohlsdorf. Wir öffnen die Tore für Fußgänger und Radfahrer in den Nächten vom 11. auf den 12. August und vom 12. auf den 13. August und empfehlen allen Sterneguckern den Lippertplatz im Herzen des Parks. Die Gäste sollten zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen. Vom Eingang Fuhlsbüttler Straße geht es rund 1 Kilometer nach Osten in die Cordesallee, dann die zweite Straße links in die Waldstraße, die direkt zum Lippertplatz führt, dem Planquadrat U 25 auf dem Friedhofsplan. Um Streulicht zu vermeiden, löschen wir alle Straßenlaternen, damit Sterne und Schnuppen besser leuchten können. Taschenlampe, Decke und Isomatte nicht vergessen.“ berichtet das Marketing-Team des Friedhofs

 

aufmerksam, kreativ

Nachbarschaftsgarten der zweiten Chance: Märchenhaftes Bienenbeet vor der eigenen Haustür

Neuer Tag, neues Glück in der „Abteilung für die Rettung von Pflanzen aus öffentlichen Müllkörben“. Dazu links ein Eindruck eines Müllkorbs und rechts unten die heutige Ausbeute. Wer mein Guerilla-Gardening-Projekt noch nicht kennt, bekommt hier einen ersten Eindruck.

Anfang Mai winkt die letzte Chance, beim „Annemarie Dose Preis für das Ehrenamt“ mitzumachen. Also habe ich heute ein paar letzte, gerettete Stauden eingepflanzt und viele Fotos aufgenommen: Schließlich soll der „Nachbarschaftsgarten der zweiten Chance“ eindrücklich präsentiert werden.

Da ich mit einem gravierenden Nacktschnecken-Problem kämpfe (die Biester sind wirklich hartnäckig, schließlich müssen sie eine vielbefahrene Straße oder Radweg und Fußgängerweg überqueren, um in das Blumenbeet zu gelangen), ziehe ich auf dem Balkon Sommerblumen vor. Sie würden im Straßenbeet sofort abgebissen, entsprechend pflanze ich sie raus, sobald sie groß genug gewachsen sind. Auch hier sind die Behälter aus dem Müll gefischt, die Samen habe ich kostenfrei gesammelt bzw. von einer Nachbarin geschenkt bekommen. Für Insekten keimen hier Kugeldisteln, Calendula (Ringelblumen), Zottige Wicke und eine Blumenmischung.

Die sanitären Einrichtungen für Vögel und Insekten sind finalisiert:
Die bereits erwähnte Salatschüssel mit Steinen und Stöckern, gefüllt mit Wasser als Tränke sowie endlich, endlich ein Sandbad: Schon sehr lange war ich auf der Suche nach Sand. Da die Grundlage des Straßenbeets ist, dass dazu nur weggeworfene Materialien verwendet werden, konnte ich nicht einfach Vogelsand kaufen. Endlich entdeckte ich auf einem Kompostplatz etwas grobkörnigen Sand, den ich in die schon lange wartende Tonschüssel füllte. Die Sonnenuhr dient als Anflug- und Abflugplatz, sie wurde am Straßenrand aufgegabelt. Außerdem ist sie seeeehr malerisch, finde ich.

 

 

 

Ein Rebenherz voller Kieferzapfen heißt alle Krabbeltiere willkommen, die dort vorbeischauen mögen – genauso wie die benachbarten Steinhaufen und Muschelschalen, die Schutz für Kleinstlebewesen bieten. „Bienengarten“, wir kommen!


Das Weidentipi füllte ich mit dem Schnitt von Ziergräsern, beides im Winter auf einem städtischen Kompostplatz entdeckt. Innen bildet ein Holzklotz aus einem gefällten Baum die Basis, rund herum schichtete ich Tontöpfe und -scherben sowie weitere Baumscheiben auf: Wertvolle Nistplätze für Wildbienen, die im Holz brüten.

 

 

Der hintere Bereich des Beets wurde bewusst mit höheren Büschen bestückt, um die Luftverwirbelungen der vorbeirasenden Autos etwas abzufangen. Hier legte ich zusätzlich Totholz ab, um weitere Habitate zu schaffen.

Aktuell wird die Pflanzenauswahl durch aussortierte Stauden bestimmt: So zum Beispiel Heuchera, Farne, Schneeheide, Günsel, Bellis, Primeln, Hornveilchen, Vergissmeinnicht, Frauenmantel und die Überreste von Hyazinthen und Narzissen.
Mal abwarten, wann die Sommerblumen-Anzucht auf dem Balkon bereit zum Auspflanzen ist…

 

 

 

 

Am Straßenrand entdeckte ich einen Rumtopf sowie später einen Metalltisch, sie bilden nun die Mitte des Nachbarschaftsgartens unter der Linde. So ist der hässliche „Mulch-Vulkan“ etwas kaschiert. Ein verrostetes Emaillesieb beherbergt jetzt einige Sedumrosetten, die im Sommer sicherlich bis über den Rand hinaus wachsen werden.

Innovativ an meinem Straßengarten ist die Kombination der Themen:
Erstens ressourcenschonendes Haushalten mitten in einer Wegwerf-Gesellschaft, verbunden mit dem Respekt den Menschen gegenüber, die all die Pflanzen gezogen haben.
Zweitens das Nutzen von öffentlichen Grünflächen, die uns allen gehören: Statt sie mit Müll zu verschandeln, können wir sie auch tatkräftig verschönern!
Drittens die Dringlichkeit, auch kleine „Eh-da-Flächen“ ökologisch zu nutzen um Lebensraum für Wildtiere im urbanen Raum zu schaffen.
Viertens der Klimawandel, der dazu drängt, Böden durch Bepflanzung vor dem Austrocknen zu bewahren und durch Stadtgrün die steigenden Temperaturen abzupuffern.
Fünftens das gesellschaftliche Klima, das viel durch Ängste und Konkurrenzgedanken belastet wird, statt gemeinschaftliches Miteinander zu leben:
Mein Garten soll durch seine Ästhetik eine Oase im Alltag sein. Viele Passant*innen teilen mir mit, dass sie sich immer freuen, wenn sie mein aufwändig gestaltetes Beet sehen: Inzwischen ist daraus ein richtiger Treffpunkt für ein spontanes Gespräch geworden.

aufmerksam

Eintritt frei: Kostenlose Veranstaltungen in Hamburg

Zarte Rose

 

Jetzt habe ich in den letzten Wochen diversen Personen von den „Kulturlotsen“ erzählt und während eines Seminars (als Teilnehmerin) einen Stehgreif-Vortrag darüber gehalten, weil es mir gerade passend schien, und habe mein eigenes Blog dabei völlig außer acht gelassen. Passiert.

Also, die „Kulturlotsen“ sind ein Verein ehrenamtlicher Interessierter, die auf ihrer Website kostenlose Veranstaltungen in Hamburg sammeln. Mit der Hilfe vieler HamburgerInnen, die über ein Formular selbst Events melden können. Diese werden geprüft, um fehlende Informationen ergänzt und online gestellt. Für alle Generationen sind Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Führungen, Filme und vieles mehr im Angebot.
Ziel ist, Menschen mit wenig Geld den Besuch von Veranstaltungen zu erleichtern, indem nur kostenlose Angebote veröffentlicht werden. SeniorInnen, die mit geringer Rente auskommen müssen und gerne in Gesellschaft sind werden ebenso angesprochen wie Kinder mit Migrationshintergrund, die selten Zugang zu kulturellen Angeboten haben. Auch Menschen mit Behinderungen werden mit möglichst vielen Informationen zum Thema „Barrierefreiheit“ versorgt, um ihnen die Teilnahme zu ermöglichen.

Warum schreibe ich darüber?
Zum Einen, weil ich diesen Verein großartig finde, der sich für die Personengruppen im reichen Stadtstaat Hamburg einsetzt, denen der Zugang zu Kultur oft schwer gemacht wird. Unnötiger Weise, wie das breite Angebot an kostenlosen Möglichkeiten zeigt.

Zum Anderen, weil jeder Verein von Mitarbeit lebt: Durch Menschen, die kostenlose Veranstaltungen melden. Durch Menschen, die hinter den Kulissen redigieren. Und durch Menschen, die zu denen gehören, die etwas abgeben können und den Verein finanziell unterstützen.
In diesem Sinne lade ich herzlich dazu ein, diese sinnvolle Möglichkeit von „Kultur für alle“ zu fördern.

 

Üppige Rose

aufmerksam, glaubhaft

Wohnungssuche in Hamburg, Teil 2

Eins vorweg: Wer aktuell nicht wohnungssuchend in Hamburg ist und sich zweifelnd fragt, ob die Lage wirklich so dramatisch ist, wie sie dargestellt wird, dem sage ich:
Ja, es ist so schlimm, wie es sich anhört, und schlimmer.
Heute kam ein Bekannter nach dem Gottesdienst auf mich zu, der bei der SAGA arbeitet und wohnungstechnisch an der Quelle sitzt und meinte, dass es NICHTS, aber auch nichts gibt, was er mir anbieten kann (ich hatte ihn neulich um Insider-Informationen gebeten). Als Nicht-Hamburger sollte man wissen: Der Konzern besaß 2008 rund 130.000 Wohnungen und ist das zweitgrößte Wohnungsunternehmen in Deutschland sowie das größte in Hamburg. Wenn jemand die Wohnungssuche in „Musterstadt“ mit der Wohnungssuche in Hamburg vergleicht und seufzt, dann muss ich mich schwer zusammenreißen, um nicht ausfallend zu werden.
Soweit die Vorgeschichte.
Inzwischen gehöre ich der verzweifelten Spezies Großstadtbewohner an, die „Wir suchen eine Wohnung!“-Zettel an Ampel klebt in der Hoffnung, Frau Meier kommt mit ihrer Gehhilfe auf dem Weg zum Wochenmarkt daran vorbei und denkt: „Meinen Platz im Seniorenheim habe ich – und wer nimmt die Wohnung? Ich ruf mal die jungen Leute hier vom Zettel an!“
Selbige Zettel mit Abreiss-Fähnchen verteile ich in der nächsten Zeit in den Hamburger Kirchen und Gemeinden und hoffe auf wohlwollende Unterstützung.
Das ist ein Grund, warum ich Kirchengemeinden mag:
Wo auch immer man hinkommt, trifft man auf eine Gemeinschaft, die gut vernetzt ist und füreinander eintritt – ob im Gebet oder praktisch. Sowohl der eigenen Jugend als auch Neuen in der Stadt wird ein Zuhause angeboten – als Wohnung wie auch als geistige Heimat. Da Freikirchen im Vergleich zu Ortsgemeinden ein großes Einzugsgebiet haben, hoffe ich ganz besonders „unter uns Baptisten“ auf nette Hinweise, denn ich weiß, dass es anderen bereits geholfen hat.
So wird mir sowohl im Gebet als auch ganz pragmatisch durch Anrufe nach dem Motto: „Hallo Marie, Gisela hier, ich hab da eine Idee…“ der Rücken gestärkt und ich werde darauf vertrauen, dass Gott weiß, was er tut – wann und wie auch immer wir letztendlich die passende Wohnung finden.

Das Motto für die nächsten Monate:
Geh auf deinem Weg getrost und ohne Sorgen,

geh mit Gottes Segen, geh ihn mutig voran.
Geh an seiner Hand, du bist bei ihm geborgen.
Er kennt deinen Weg und er kennt auch dein Morgen.
Er wird einzigartig täglich für dich sorgen.

(Heiko Bräuning)