Zu Beginn und für´s Protokoll: Ich bin sehr dankbar für die Einladung ins Ballett und fand die Aufführung insgesamt gelungen.
Unabhängig davon schwärme ich mehr für moderne Choreographien und abstraktes Ballett, „alte Schinken“ mag ich in Form von Antiquitäten, aber weniger auf der Bühne.
Was mich bei den Karlsruher Solisten gestört hat, war oftmals die wenig unterschiedliche Mimik: Siegfried vorrangig leidend und depressiv, Odette nur melancholisch und hilflos, und die restlichen Solisten (besonders in den pas de trois) permanent grinsend. Natürlich haben Siegfried und Odette bestimmte Rollen, die einen entsprechenden Ausdruck fordern – das bedeutet aber nicht, in die Einseitigkeit abzurutschen und schmalzig zu werden.
Besonders das zähnebleckende Grinsen der Solistinnen hat mich schrecklich genervt. Das Haus war vollbesetzt mit Familien und Senioren – dass man da ein gefälliges Bild abgeben will und Lächeln passt, dem stimme ich zu. Im Ballett möchte ich trotzdem kein Grinsen mit blitzenden Zähnen sehen – lächeln ja, grinsen nein.
Die Hamburger Tänzer grinsen definitiv nicht – passend zum hanseatischen Publikum wird zurückhaltend gelächelt oder das Gesicht dezent ruhig gehalten. Wenn die Darsteller im Musical oder im Fernsehen penetrant die perlweißen Zähne ins Licht halten, mag das angemessen sein – im Ballet ist es das nicht.
Unabhängig davon habe ich wieder einmal bemerkt, dass ich im Ballett zur fanatischen Perfektionistin werde und mir kein, aber auch kein Patzer entgeht. Wenn ich also eines fernen Tages keine kreative, fröhliche Logopädin mehr sein will, werde ich zur zähneknirschenden Trainerin im Ballettsaal mutieren 😉