aufmerksam, glaubhaft

Eine Minute später wäre alles vorbei gewesen!

Juhu: Über dreißig Grad Außentemperatur, Samstag Kirche putzen, Sonntag arbeiten, was kann es Besseres geben?!
Auf das Wochenende habe ich mich trotz Himmelfahrt nicht gefreut, aber wir sind ja erwachsen und tun, was die Pflicht verlangt. So fuhr ich gestern artig in die Kirche, um dort meine Putzpflicht als Mitglied abzuleisten. Immerhin besitzt die Gemeinde im Keller einen krass ausgestatteten Putzraum, sodass ich wie ein Profi mit dem Kärcher-Staubsauger durch die Räume sausen kann. Mein Team hatte sich komplett weggetauscht, sodass ich gar nicht wusste, wer nun eigentlich als Ersatz putzt und wann und überhaupt.
Entsprechend lag ich Gott auf dem Weg in die Kirche mit diversen Bitten in den Ohren, und dann fiel mir ein, dass ich ja mal in den Dank-Modus wechseln könnte. Also lief ich dankend die letzten Schritte durch die Hitze und lobte Gott für alles mögliche, unter anderem dafür, dass ich bestimmt gleich irgendwelche netten Menschen treffen würde. Dann überlegte ich, welche der Türen wohl offen wäre. Normalerweise hätte ich direkt die Tür im Hinterhof angesteuert, aber diesmal dachte ich, ich könnte es ja der Wahrscheinlichkeit zum Trotz vorne probieren. Schließlich ist in der Gemeinde zwischen Bandprobe, Kinder-Aktions-Tag und Putzdienst samstags jede Menge los.
Vor mir öffnete sich eine inoffizielle Vordertür und ein Ehepaar kam heraus.
Ich: „Moin, komme ich durch das Treppenhaus auch in die Gemeinde? Ich will nämlich putzen.“
Die beiden schauten sich und mich perplex an: „Hier ist heute niemand! Es wurde extra eine Verbindungstür offen gelassen, damit wir beide rein und rauskommen. Sonst ist alles zu, alle sind unterwegs! Wärst du nur eine Minute später gekommen, hättest du vor verschlossenen Türen gestanden!“
Ich, heiter: „Ach, kein Problem, ich habe Gott eben dafür gedankt, dass ich gleich nette Leute treffe. Na also, da seid ihr ja, und ich bin da, dann kann ich doch gleich loslegen.“
Sie, drängend: „Aber wenn du eine Minute später gekommen wärst, wären wir weg gewesen und du wärst nicht reingekommen!“
Ich: „Ja, das war eine Gebetserhörung! Eben noch gebetet, schon erfüllt, ist doch wunderbar!“
Die beiden schauten mich nur sprachlos an.
Sie, ratlos: „Aber eine Minute später, und aus dem Putzen wäre nichts geworden…“
Ich strahlte sie an: „Gebetserhörung, sag ich doch.“
Sie, etwas entkräftet: „Wir haben jedenfalls auch geputzt, und es ist nur noch ein Bereich über, der gereinigt werden muss…“
Ich: „Wunderbar, dann ist das ja mein Job. Schönes Wochenende noch!“
Die beiden waren immer noch sprachlos: Nur eine Minute später…. und es wäre nichts aus meinem Einsatz geworden, ich hätte zurückfahren müssen.

Tja, aber Gott weiß ja, was er tut: Ich hatte keinen Bock, wirklich fit war ich durch die plötzliche Hitze auch nicht, trotzdem war ich artig in die Bahn gestiegen und zur Kirche gefahren.
Dann ist es doch nur fair, dass Gott sich darum kümmert, dass alles, was außerhalb meiner Hand liegt, hinhaut und ich meiner Pflicht nachkommen kann, oder?
Na also. Warum sollte er so gemein sein, wenn ich meine Freizeit opfere, mich dann auf die Fresse fallen zu lassen? Neee, das mit der perfekten Minute war von göttlicher Hand exakt getaktet.

aufmerksam, glaubhaft

Wie kann ich Gott im Alltag erleben? Wie kann ich im Glauben wachsen?

Wer mit Gott im Leben unterwegs ist, merkt immer wieder, dass der Glaube Nahrung braucht.
Daher möchte ich heute Möglichkeiten teilen, wie wir an „Schwarzbrot“ kommen, das uns sättigt. Das Gott im Alltag sichtbar macht, das uns in Krisenzeiten durchträgt, das den Glauben vor dem Verhungern schützt.

  • Wer Gottesdienste in einer Gemeinde besucht, sammelt neue Impulse. Wer aus den Predigten der Pastorin /des Pastors wenig Neues zieht, aber in der Gemeinde feste Freundschaften pflegt und deshalb nicht wechseln möchte: Eine gute Ergänzung sind Abendgottesdienste, Bibelprojekte, Gebetstreffen und andere Veranstaltungen in der Umgebung. Dafür, dass unser Glaube durchhält und wächst, ist nicht die Pastorin verantwortlich! Das sind wir allein.
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  • Treffpunkte während der Woche mit anderen Christen stellen Gott in den Mittelpunkt des Alltags. Eine Stunde Gottesdienst in der Woche ist zu wenig, um den Glauben im Alltag zu stärken. Wer sich mit anderen austauscht, zusammen und füreinander betet und die Bibel liest, gibt dem Glauben die nötige Nahrung, um stabil zu sein. Zusammen sind wir weniger allein, was unsere Überzeugungen angeht. Im Gottesdienst fällt niemandem auf, dass der eigene Glaubenstank längst leer ist. Im Hauskreis besteht mehr Zusammenhalt, um gemeinsam in Gottes Spuren unterwegs zu sein.
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  • Manche haben auch Mentoren, die sie begleiten. Oder Zweierteams, in denen beide Kontakt halten: Für einander beten, sich ermutigen, sich erinnern. Im Alltag immer wieder eine kurze Nachricht schicken.
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  • Wer andere nach guten Büchern fragt, die sie gern weiter empfehlen, kann von den Erfahrungen christlicher Vorbilder lernen. Ich bin ein riesiger Fan der öffentlichen Bibliotheken, aber sie haben leider keine christliche Lektüre im Programm. Wer sich von anderen Büchern leiht, die sie empfehlen, weitet den Horizont. Auch online sind kostengünstig Second-Hand Bücher ein Weg, um geistlich zu wachsen.
    Auch eine Umfrage im Bekanntenkreis, welche christlichen Zeitschriften lesenswert sind, lohnt sich. Für mich ist es AufAtmen, eine Zeitschrift von Christen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, primär evangelisch in allen Varianten, aber auch katholische Gläubige kommen zu Wort. Dabei haben alle Zeitschriften, ob christlich oder nicht, bestimmte Werte und politische Meinungen. Hier ist es wichtig, vor Bestellung eines Abos zu untersuchen, ob die eigenen Einstellungen und die der Zeitschrift zusammenpassen!
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  • Ein wertvolles Ritual für den Alltag sind gesammelte Bibelzitate, die auf Zettelchen verteilt in der Wohnung an Gottes Treue zu uns erinnern. So stolpern wir im Alltag immer wieder über Gottes Wort. Sobald die Zettelchen durch Gewohnheit nicht mehr bewusst wahrgenommen werden, sollten sie ausgetauscht werden.
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  • Wenn wir putzen, bügeln, Gemüse schneiden, den Boden wischen: Tun wir es mit einem Lied für Gott! Einfach auf youtube einen der neusten Hits aus dem Gottesdienst laufen lassen und mitsingen. Gott ist kein Sonntagsphänomen. Er ist hier, bei uns, beim Aufräumen, beim Baby wickeln, beim Abwaschen. Auf der Toilette. Bei der Arbeit.
    Wo immer du bist, hab ein Lied auf deinen Lippen und preise unseren Gott!
aufmerksam, glaubhaft

Wenn die Wahrheit nicht gut ankommt

Zur Mittagszeit kam ich an einem Tisch mit drei Herren vorbei. Einer davon freut sich immer besonders, mich zu sehen, und kommentiert mein Erscheinen gern mit „Aaah, Frau Krüerke kommt, da geht die Sonne auf!“ oder ähnlichem.
Dieses Mal fragte er mich ganz direkt: „Woher haben Sie immer so gute Laune? Wie machen Sie das?“
Eine ehrliche Frage verdient eine ehrliche Antwort, also riskierte ich sie: „Wissen Sie, Herr Hansen, ich bete jeden Morgen, dass der Tag gut gelingt. Und ich habe den Eindruck, dass das hervorragend wirkt.“

Sämtliche Mienen, eben noch freundlich und interessiert, wurden plötzlich leer und emotionslos. Einen so durchschlagenden Effekt hatte ich nicht erwartet… ähem. Wahrscheinlich hätten die drei Herren es eher toleriert, wenn ich mit orangefarbenen Glückspillen angefangen hätte, statt vom Glauben zu sprechen.