Beten ist Verweilen bei einem Freund.
Teresa von Avila
Heute habe ich einen Engel getroffen. Er ist groß, muskulös, blond, braun gebrannt und hat blaue Augen. Und Bartstoppeln. Er zeigte sich als Engel, indem er „Hey!“ rief und hinter mir her lief. Als ich dann doch langsamer fuhr und mich umdrehte, kam er auf mich zu und sprach die wunderbaren Worte: „Hast du einen Schlüssel verloren?“
„Denn er (Gott) tut heute noch Wunder. Stunde um Stunde. Tag für Tag.“
Auf dem Weg zu einem Kindergeburtstag verlor ich heute mein Schlüsselbund, was ich erst feststellte, als ich vor Ort war und mein Rad anschließen wollte (Das erste Wunder war, dass ich es in Rekordzeit quer durch die Stadtteile geschafft hatte und pünktlich kam). Da ich schlecht sagen konnte: „Du, Sabine (Name geändert), ich muss mal kurz zurück zu dieser Kreuzung fahren, da habe ich wohl meinen Schlüsselring verloren, an dem ALLES hängt, was ich an Schlüsseln habe,“ habe ich artig meinen Beitrag zum Geburtstag geleistet und die ganze Zeit gebetet, dass Gott gut auf mein Schlüsselbund aufpasst.
Auf dem Rückweg suchte ich gründlich alles ab und fand nichts. Dann traf ich einen Polizisten (halb zufällig), den ich fragte, was ich jetzt am Besten täte. Er verwies mich an das nächste Polizeikomissariat. Auf dem Weg dorthin schaute ich mich noch einmal genau auf der Kreuzung um. Die ganze Zeit betete ich: „Gott, du weißt, wo meine Schlüssel sind. Du siehst sie jetzt, wer auch immer sie hat. Bitte schenke, dass sie bald zu mir zurück kommen, sonst wird es so schrecklich teuer…“
An der Wache musste ich mein Rad notgedrungen unangeschlossen stehen lassen. Drinnen bekam ich die Auskunft, abzuwarten und die Website des zentralen Fundbüros im Blick zu behalten. Na gut. Vor dem Gebäude überlegte ich, zur Abwechslung einen anderen Weg nach Haus zu fahren und dachte, nee, ein drittes Mal über die Kreuzung schieben und Augen offen halten, wäre die bessere Lösung.
Das tat ich auch – lief im Zick-zack über die Straße, schaute sogar in einen Mülleimer am Laternenmast und inspizierte eine Ecke Unkraut, die ich vorher nicht beachtet hatte.
Nichts.
Also stieg ich auf mein Rad und fuhr los.
Dann tauchte mein Engel auf. Als er nach dem Schlüssel gefragt hatte, meinte ich: „Naja, ich suche ein ganzes Schlüsselbund.“ Er hielt mir meins entgegen, ich bekam fast keine Luft mehr vor Überraschung. Er: „Das habe ich auf der Straße gefunden und dich eben aus dem Fenster gesehen, als du da rum liefst…“ Ich war so verdattert, dass ich fragte, was ich ihm Gutes tun könnte – zehn Euro hätte ich sicher dabei. Er verstand mein dankbares Gestammel genug, um abzulehnen, während ich ihn nicht gehen lassen konnte, ohne mich erkenntlich zu zeigen. Zum Glück fielen mir die elegant verpackten, exclusiven Trüffel ein, die ich statt Trinkgeld auf dem Kindergeburtstag geschenkt bekommen hatte. Also zog ich schnell die Schachtel aus dem Schokoladen-Delikatessgeschäft aus dem Fahrradkorb und meinte: „Hier, die hab ich gerade erst bekommen!“ Nicht, dass er denkt, ich will ihm etwas Blödes andrehen…
Den ganzen Rückweg über konnte ich es nicht glauben. Dass alles so gut ausgegangen war. Dass ich nur eine halbe Stunde später als geplant nach Hause kam. Dass Gott tatsächlich den Schlüssel im Blick hatte. Dass der ehrliche Finder direkt an der Kreuzung wohnte und mich beobachtete, wie ich dort suchend herum lief. Und dass ich sogar ein passendes Dankeschön-Geschenk parat hatte.
„Tut der Herr heute noch Wunder, Stunde um Stunde, Tag für Tag.“
Samuel Harfst
Nichts geht bei Gott verloren.
Kein Gebet, keine Tränen, kein Lachen, kein Schlüssel.
Noch nicht einmal ein paar Entenfedern.
Sicherlich kennst du es auch: Es gibt Fragen oder Pläne, die dich innerlich unruhig werden lassen. Du sammelst gedanklich diverse Fakten oder Arbeitsschritte. Du denkst immer wieder daran, jedoch ohne Fortschritte. Du fühlst dich auf dem Sprung, aber wirklich vorwärts geht es nicht. Somatische Marker springen an (Verspannungen, Gänsehaut, Bauchweh u.ä.) und verstärken den Druck.
Aber statt dich darum zu kümmern, machst du weiter mit dem Alltag, während du innerlich zunehmend wuschig wirst. Du wirst leicht reizbar und dein Blick verengt sich, dennoch hampelst du unbeirrt in deiner Spur.
Bis du dich dann endlich der Angelegenheit zuwendest: In Ruhe auf dem Sessel, draußen im Garten oder in Bewegung unterwegs. Schließlich sperrst du den Alltag aus und wirst still. Erst jetzt verschaffst du dir einen Überblick, fasst nötige Pläne und fällst Entscheidungen. Zuletzt wendest du dich an Gott, nachdem du seit Wochen unruhig innerlich zappelst.
Ich frage mich, wie wir Menschen es schaffen, unangenehme Gedanken, Gefühle und Aufgaben so lange in der Schwebe zu lassen, bis sie uns nervös werden lassen.
Und erst recht frage ich mich, warum wir Gott erst dann dazu bitten, wenn wir uns ausreichend selbst weich gekocht haben. Warum warten wir damit, zu Gott zu beten, bis es uns so aufregt, dass wir nachts nicht mehr schlafen können?
Selbst wenn es Probleme sind, die wir in einem halben Jahr vergessen haben und bei denen andere gar nicht verstehen, was uns so schwanken lässt: Warum beten wir nicht gleich? Warum hühnern und hampeln wir ewig herum, bis dann doch mal der Gedanke kommt, den Mist an eine höhere Instanz abzugeben?
Ich ertappe mich jedenfalls dabei, wie ich bis heute den Kopf darüber schütteln kann, wie lange ich brauche, um einen Konflikt endlich vor Gott zu bringen. Das Problem wirklich bei Gott abzugeben und liegen zu lassen, während ich zurück in den Alltag kehre, ist dann noch eine ganz andere Herausforderung.
Jedenfalls bin ich froh, dass Gott mich nie fragt, warum ich nach mehreren Jahrzehnten des Glaubens immer noch lieber alles selbermache, statt mein Vertrauen auf ihn zu setzen und zeitnah Verstärkung anzufunken.
Keinen Tag soll es geben, an dem du sagen musst: Niemand ist da, der mich hält.
Keinen Tag soll es geben, an dem du sagen musst: Niemand ist da, der mich liebt.
Keinen Tag soll es geben, an dem du sagen musst: Niemand ist da, der mich schützt.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
bewahre dein Herz und alle deine Sinne in Jesus Christus unsrem Herrn.
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Herr, ich bitte nicht um Wunder und Visionen, sondern um Kraft für den Alltag. Mach‘ mich erfinderisch, damit ich mich im täglichen Vielerlei nicht verliere. Lass mich die Zeit richtig einteilen und mich herausfinden, was erst- und was zweitrangig ist. Ich bitte um Zucht und Maß, dass ich nicht durch das Leben rutsche und auf Lichtblicke und Höhepunkte achte, sowie mir Zeit für Besinnung, Erholung und kulturellen Genuss nehme.
Träume helfen nicht weiter, weder über die Vergangenheit, noch über die Zukunft. Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass im Leben nicht alles glatt gehen kann, dass Schwierigkeiten und Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen. Schick mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu sagen. Viele Probleme lösen sich dadurch, dass man nichts tut. Gib, dass ich warten kann.
Schenke mir wahre Freunde und lass mich diese Freundschaft wie eine zarte Pflanze pflegen. Mach aus mir einen Menschen, der einem Schiff mit Tiefgang gleicht, um auch die zu erreichen, die „unten“ sind.
Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen.
Gib mir nicht, was ich wünsche, sondern das, was ich brauche.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.
AMEN
Antoine de Saint-Exupery
Ich bin deine Freude.
Fürchte dich also nicht,
froh zu sein!
Ich bin in deiner Not,
denn ich habe sie selbst erlitten.
Ich bin in deinem Tod,
denn als ich geboren wurde,
begann ich mit dir zu sterben.
Ich gehe nicht mehr weg von dir.
Was immer dir geschieht,
durch welches Dunkel dein Weg
dich auch führen mag,
glaube, daß ich da bin!
Glaube, daß meine Liebe
unbesiegbar ist!
Dann wird auch deine Nacht
Heilige Nacht.
Also zünde getrost die Kerzen an.
Sie haben mehr recht als alle Finsternis.
Nach Karl Rahner
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„Dass jede Gabe, die Gott Dir schenkt,
mit Dir wachse,
und Dir dazu diene,
denen Freude zu schenken,
die Dich mögen.
Dass Du immer einen Freund hast,
der es wert ist, so zu heißen,
dem Du vertrauen kannst,
der Dir hilft, wenn Du traurig bist,
der mit Dir gemeinsam
den Stürmen des Alltags trotzt.
Und noch etwas wünsche ich Dir:
Dass Du in jeder Stunde der Freude
und des Schmerzes die Nähe Gottes spürst.
Das ist mein Wunsch für Dich,
und für alle, die Dich mögen.
Das ist mein Wunsch für Dich.
Heute und alle Tage.“
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Irischer Segensspruch