aufmerksam, glaubhaft

Buchempfehlung: „Lieber Matz, dein Papa hat ’ne Meise – Ein Vater schreibt Briefe über seine Zeit in der Psychiatrie“ von Sebastian Schlösser

Am Wochenende war ich endlich wieder in der Bücherhalle, um meine längst versiegte heimische Bücherquelle wieder aufzufüllen. Nachdem ich die letzten beiden Tagen ein unendlich mittelmäßiges Buch gelesen habe, während dessen Lektüre ich statt der Handlung zu folgen permanent grübelte, welcher Verlag derart langweiligen, schlecht geschriebenen spätpubertierenden Schmonzes veröffentlicht, bin ich nun umso angetaner von dem aktuellen Buch:
Es nennt sich „Lieber Matz, dein Papa hat ’ne Meise – Ein Vater schreibt Briefe über seine Zeit in der Psychiatrie“ von Sebastian Schlösser und ist so authentisch und mitreißend, dass ich es rezensiere, bevor ich es zu Ende gelesen habe. Das tue ich normalerweise nicht.
Es ist autobiografisch und beschreibt in Form von Briefen, wie der junge Theaterregisseur Sebastian Schlösser als talentierte Hoffnung am Theaterhimmel gesehen wird (oder sich als solche sieht) und in Form einer manischen Episode, die sich über viele Monate erstreckt, über das eigene Leben hinaus schießt. Er erzählt sachlich, aber in engem Kontakt zum eigenen Erleben seine manische Empfindungswelt und wie aus Kreativität „Wahnsinn“ wurde. Ebenfalls stellt er den Alltag in der Klinik dar und die Unsicherheit, wenn es um die Zeit danach geht – einerseits fühlt er sich „viel weniger bescheuert als die anderen hier“, andererseits befürchtet er, dass aufgrund seines abrupten Ausscheidens Gerüchte unterwegs sind und er vielleicht in der Theaterbranche nicht zurück erwartet wird. Sehr anrührend dabei ist die Perspektive auf den Sohn – die Kapitel beginnen mit „Lieber Matz,“ und enden mit „Papa“, der Inhalt der Briefe ist teils kindgerecht, teils für einen Jungen im Grundschulalter zu komplex. Durch Abschweifen und Gedankensprünge wirken die Briefe sehr realistisch.

Dafür, dass ich das Buch aus der Rubrik „Neue Bücher“ aus reiner Neugier gegriffen und mitgenommen habe, ist es ein echter Lesegenuss. Gleichzeitig beschreibt der Autor seine Innenwelt so real, dass ich nicht viel am Stück darin lesen kann – nach ein paar Kapiteln reicht’s, damit meine Nerven die Lektüre unbeschadet überstehen.

aufmerksam, kreativ

Anleitung: Einen attraktiven Umschlag für Geldgeschenke falten

Aus festem Geschenkpapier, Magazinseiten und Katalogen habe ich durch falten Umschläge gefertigt, die für Geldgeschenke, Eintrittskarten, kleine Präsente und Karten als hübsche Verpackung geeignet sind.
Interessierte möchte ich anhand einer kleinschrittigen Foto-Dokumentation anleiten, eine Runde mit zu falten:

Dies ist das Grundmaterial: Eine DIN A4 Seite, die bereits durch Knicke die weitere Faltung zeigt. Außer einem ca. DIN A4 großen Papierstück benötigt man nur noch Klebe (als Klebestift oder Flüssigkleber, wie es den eigenen Vorlieben entspricht).

Das Papier wird gedrittelt: Zuerst wird das obere Drittel über die Mitte gefaltet, sodass es am unteren Drittel anstößt (wer möchte, markiert die drei Abschnitte zuvor mit einem Knick).

Als nächstes wird vorn der „Überschlag“ gefaltet, was ein gutes Augenmaß erfordert, damit beide Seiten gleich stark zur Spitze hin abfallen. Wer mag, hantiert hier mit dem Lineal, um die Spitze durch Einzeichnen der „unteren“ Mitte zu bestimmen und anschließend rechts und links auszumessen, wie weit die Diagonalen reichen sollen.
Ich spare es mir.

Nun wird der Überschlag geschlossen, also durch Falten nach „oben“ geklappt.

Anschließend wende ich den Umschlag und drehe ihn, sodass eine der Öffnungen vor mir liegt (unten) und eine von mir weg zeigt (oben).

Dann falte ich am „unteren“ Ende kleine Ecken, damit ich nachher einen schönen Abschluss an der Seite habe.

Den Rand des Papiers knicke ich über die kleinen Ecken von eben,

und schlage es ein weiteres Mal um. An dieser Stelle wird geklebt, um den Umschlag sicher zu schließen.

Nun drehe ich den Umschlag (was oben war, ist nun unten) und schiebe den Geldschein (oder das kleine Präsent, die Karte) in den Umschlag.

Danach falte ich die offene Kante genauso und verklebe sie, wie ich es oben an der ersten Seite dargestellt habe.

Zum Schluss wende ich den Umschlag und entdecke – er ist fertig!

Wer möchte, sichert den Überschlag unten unsichtbar mit einem kleinen Klebepunkt.

Weitere kreative Projekte finden sich beim Creadienstag und bei Meertje.
Beim Feathered Nest Friday pinne ich diesen Beitrag auch dazu…

 

aufmerksam

Holunder-Ernte

 

Was tut man, wenn man im Herbst ein paar Tage Urlaub hat?
Sich mit einer Gartenschere und dem Verlobten bewaffnen, Holunder suchen und sich zu den entfernt hängenden Beeren hoch heben lassen (notfalls auf den Schultern des Verlobten sitzend), Holunder ernten, zu Hause kochen und mit Grießbrei genießen!
Und nebenher Kastanien sammeln… und sich Orte zum Sammeln von buntem Laub für die Dekoration der Kirche am Erntedank-Sonntag merken….

aufmerksam, feminin

Buchempfehlung: „Licht an, Socken aus! Ein erfülltes Sexleben als Basis einer guten Ehe“ von Kevin Leman

Punkt 1: Wer glaubt, dass ich in diesem Artikel Details über Sex schreibe und in Boulevard-Manier „auspacke“, irrt. Dennoch lohnt es sich, weiter zu lesen 😉 .

Punkt 2: Ich kann nur jeder Frau empfehlen, eine Freundin zu haben, die Hebamme ist (oder einen artverwandten Beruf hat). Ich bin mit Alexandra (Name geändert) selbstverständlich NICHT deswegen befreundet, weil sie Hebamme ist, schließlich kennen wir uns aus Studentenzeiten. Aber, im Laufe der Jahre, bin ich immer wieder froh und dankbar, dass ich Alexandra als Freundin und als Fachfrau bezüglich Frauenthemen kenne.
Das besagte Buch entdeckte ich Anfang der Woche in ihrem Bücherregal, durfte es mir ausleihen und habe es seitdem verschlungen.

Nun zum Buch.
Ich berichte darüber, weil ich es als Sachbuch großartig finde.
Und, weil es perfekt beweist, dass es keinen Grund gibt, Christ zu sein und Gott gegen Themen der Sexualität auszuspielen. Nachwievor fehlt uns Christen ein angemessener Umgang mit „heißen Themen“, eins davon ist natürlich Sex. Ich finde es überaus bedauerlich, dass viele Zeitgenossen denken, an Gott zu glauben und prüde zu sein wäre unabdingbar miteinander verknüpft. Wenn ich mich in manchen Kirchen umsehe, scheint der Gedanke auf den ersten Blick nahe zu liegen – aber gut, das ist ein anderes Thema.
Kurz: Mir ist meine Beziehung zu Gott wichtig und ein erfülltes Liebesleben ebenso.
Dass ich mit meiner Sexualität sehr bewusst und sorgsam umgehe, versteht sich als Konsequenz daraus. Persönlicher werde ich an dieser Stelle nicht.

Die Quintessenz des Buches ist:
Nimm dir Zeit für deine Ehefrau, deinen Ehemann,
schätze sie/ihn, unterstütze sie/ihn im Alltag und tu alles, wozu du bereit bist, dass ihr ein Leben lang regelmäßig eine schöne Zeit der Zärtlichkeit und der Erotik habt. Seid kreativ und erweitert euer Repertoire. Lasst es nicht zu Routinen  kommen, überrascht euch gegenseitig, traut euch etwas Neues zu. So lange ihr es liebevoll und respektvoll tut, gibt es keine Grenzen dessen, was man miteinander „tun darf“ oder auch nicht (offenbar in den USA weiterhin ein großes Thema).
Das Buch lockt, fordert auf, ermutigt und informiert.
Gut, es wurde von einem Amerikaner geschrieben und das ist an einigen Stellen deutlich spürbar.
Der ewige Verweis darauf, dass Männer stets mehr Lust haben als Frauen, ist für mich absolut nicht verständlich und in der Beweisführung nicht haltbar, aber sonst hat mir der Autor eine Vielzahl guter Ideen zugetragen.
Auch Themen wie „Das erste Mal“, „Sexualität im Alter“ und ähnliches werden besprochen, der Leserkreis ist bewusst sehr offen gehalten.
Eine herzliche Empfehlung von mir!

 

Das Foto stammt vom „alten Handtuch“

aufmerksam, kreativ

Gestalten auf dem Gehweg

Vor dem Nachbarhaus wurde der Gehweg mit Gestalten aus Kreide gestaltet.

Zwei laufen vergnügt draußen in den Garten,

einer reckt und streckt sich und schaut sich um,

 

 

zwei Kleine sind noch vorsichtig und wagen sich langsam nach draußen

 

 

 

und zum Schluss folgt eine tollpatschige, letzte Gestalt.

Ich finde es bemerkenswert, wie die sehr ähnlichen Gestalten mit einfachen Umrissen so individuell und persönlich wirken können.

aufmerksam

Flucht aus dem Alltag: Labskaus essen in „Stoof Mudders Kroog“

Wenn man an seinem Wohnort hängt und mit offenen Augen unterwegs ist, merkt man bald, dass es eine ganze Reihe „Spezialitäten“ gibt, für die sich die Region rühmt. Im Fall Hamburg gibt es so viele, dass ich sie hier nicht aufzählen werde, weil ich auf ein ganz bestimmtes Gericht hinaus will: Labskaus. An Aalsuppe habe ich mich bis heute nicht ran getraut, aber gestern war die Zeit reif, um diese Spezialität zu probieren.
Da mir meine Freundinnen zum Geburtstag (auf meinen Wunsch hin) verschiedene Gutscheine als Einladung in Cafés und Lokale schenkten, die ich noch nicht kenne und ihrer Meinung nach mal kennen lernen soll, wurde ich unter anderem in „Stoof Mudders Kroog“ im Freilichtmuseum Kiekeberg (Rosengarten bei Hamburg) eingeladen.
Um das gute Wetter auszunutzen, machte ich mich gestern nach der Arbeit auf den Weg Richtung Süden über die Elbe.
Nach einem Spaziergang schlichen wir durch ein verstecktes Gatter durch das (bereits geschlossene) Museum, bevor wir uns auf die Terrasse des Restaurants setzten.

 

 

 

Ich sach ma so: De Infall mit’n Labskaus war ’n gooden Versöök, aber eenmal war ooch genug. Veelen Dank an mien leef Freundin! Dat war bannig schöön.

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Ein eigenes Zimmer

Auf der Suche nach einer Wohnung für uns zwei fällt mir immer wieder auf, dass ein eigenes Zimmer beziehungsweise ein Arbeitszimmer für die Frau nach wie vor keine Selbstverständlichkeit ist: In meinem Freundeskreis haben die meisten Männer zwischen Ende zwanzig und Mitte vierzig ein vollwertiges Arbeitszimmer, während die Frauen eine kleine, nicht abgetrennte Ecke der Wohnung bekommen oder „sich die Küche hübsch machen dürfen.“
Bedauerlicherweise spreche ich nicht von den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, sondern vom Jahr 2012.
Fest steht: Entweder mein Verlobter und ich teilen uns ein größeres Zimmer (Hälfte/Hälfte) oder wir richten uns jedeR unser eigenes Refugium ein (und sei es auf 8 Quadratmetern pro Person).
Solcher Quatsch wie „Du kannst doch deinen Nähtisch im Schlafzimmer unterbringen“ oder „Meine Monitore brauchen viel mehr Platz als deine Sachen, also nimmst du die Ecke neben dem Fernseher im Wohnzimmer“ (von anderen Frauen in Varianten zitiert) gehört definitiv der Vergangenheit an!
Jede Frau hat ein Recht auf ihr eigenes Zimmer und ihren Freiraum.
Gut, wenn man sich darüber vor dem Mieten einer Wohnung einig ist.

Frauen sind wie Teebeutel:
Erst, wenn man sie in heißes Wasser taucht, weiß man, wie stark sie sind.
(gefunden bei Sabine Asgodom)

 

 

Zu „A Room of One’s Own“ von Virgina Woolf, von der ich mir die Überschrift geliehen habe:
`Auf die genannten historischen Umstände bezieht sich auch Ein eigenes Zimmer. Zwei Bedingungen mussten für Woolf erfüllt sein, damit auch Frauen „große Literatur“ produzieren konnten: „fünfhundert (Pfund) im Jahr und ein eigenes Zimmer“ (S. 113). 500 Pfund waren keine sehr stattliche Summe, aber es genügte, um über die Runden zu kommen. Materielle Sicherheit ist die zentralste Forderung des Essays, denn sie bedeutete Unabhängigkeit: Unabhängigkeit von Ehemännern oder Almosen. Diese Forderung war Woolf sehr wichtig; sie zieht sich durch ihr Leben wie durch ihr schriftstellerisches Werk. Den Luxus eines eigenes Zimmers genoss Virginia Woolf selbst seit 1904, als ihre Familie nach dem Tod ihres Vaters in ein Haus nach Bloomsbury zog. Ihr selbst verdientes Einkommen hatte erst im Jahr 1926 die Grenze von 500 Pfund überstiegen.
Materielle Sicherheit ist für Woolf also der eine Faktor; der andere ist das eigene Zimmer. Frauen war bis spät ins 19. Jahrhundert fast keine Privatsphäre zugedacht; gewöhnlich waren sie Hausfrauen, die sich um die Kinder und die Bediensteten kümmern musste. Wenigen war es vergönnt, täglich einige Stunden ungestört Zeit zu verbringen und zu schreiben. Das Haus galt über Jahrtausende als der Raum der Frau, während die Welt außerhalb den Männern gehörte (siehe Oikos). Doch selbst in diesem Raum, in dem die Frau herrschen durfte – und den sie meist nur mit Erlaubnis und in Begleitung verließ – hatte sie keinen Anspruch auf ein eigenes Zimmer. Das „eigene Zimmer“ ist einerseits eine Metapher für die Privatsphäre, es ist aber auch ganz konkret gemeint.
„Frauen haben seit Millionen Jahren in geschlossenen Räumen gesessen, so daß inzwischen sogar die Wände durchdrungen sind von ihrer Schaffenskraft.“ (S. 88) Die Zimmer der Frauen können und müssen daher auch Gegenstand der Literatur werden. Wenn Woolf von den „Gemächern“ und „Höhlen“ spricht, die die „Fackel“ der Literatur ausleuchten müsse, ist damit auch die Seele gemeint; die zahllosen alltäglichen Erfahrungen, Gedanken, Augenblicke, die ohne die Möglichkeit des Schreibens für immer verloren gehen.`

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ein_eigenes_Zimmer (Stand 11. 08. 2012)

aufmerksam, glaubhaft

Wünsche für den Urlaub

Und nun, bevor du gehst,
wünsch‘ ich dir, dass du dich erholst.
Sag nicht einfach: „Werd ich schon…“

Ich wünsch‘ dir,
dass du trotz Reisevorbereitungen,
trotz aller vollgepackten Koffer,
die so schwer sind
und doch nur das Notwendigste enthalten;
dass du, trotz deiner Angst, zur Ruhe zu kommen;
deinem Druck, alles nachzuholen,
wozu du im Alltag nie kommst,
dort, wo du hinfährst,
auch wirklich ankommst!

.

Janny Dethloff-Schimmer

Mit dem Kanu auf den Kanälen rund um den Stadtpark unterwegs
„Hammbooorch, meine Peeerle…“

aufmerksam

Gedicht unter freiem Himmel

Vor Kurzem entdeckte ich beim Aufräumen ein schönes Urlaubsgedicht. Eine Woche später, nun habe ich Zeit es abzutippen, finde ich es nicht mehr. Urlaubsreif!
Trotzdem, so schnell gebe ich nicht auf, ein Ersatz:

Schlafversuch

Am Teich eine Decke ausgebreitet
Grashalme erniedrigt
Die Nachbarin aus den Augenwinkeln belauert
Fische beim Ringeln gezählt
Dem Himmel Wolken verschoben
Kondensstreifen befühlt
Blättern beim Rascheln zugesehen
Dem Wellendrängen nachgegeben

Levrai (Rainer Leverenz)

 

aufmerksam, glaubhaft

Segen: Erntezeiten

                         

Ich wünsche dir Erntezeiten:
Momente, in denen das,
was in deinem Leben
gereift und gewachsen ist,
vor dir liegt:
dick wie ein Kürbis,
filigran wie eine Ähre,
rund wie eine Tomate,
duftend wie ein Apfel.

Gott hat seinen Segen in dich gelegt,
manchmal fast unbemerkt.
Jetzt liegt die Ernte da
und du staunst.
Die Mühe des Lebens
hat sich gelohnt.

Tina Willms