aufmerksam, glaubhaft

Buchempfehlung: „Das Happiness-Projekt. Oder: Wie ich ein Jahr damit verbrachte, mich um meine Freunde zu kümmern, den Kleiderschrank auszumisten, Philosophen zu lesen und überhaupt mehr Freude am Leben zu haben“ von Gretchen Rubin

Dieses Buch ist großartig und ich könnte davon in einem Schwung zwanzig Exemplare kaufen und reihum verschenken, wenn ich das Geld über hätte!
Das ist die wichtigste Aussage zu diesem empfehlenswerten Buch.
Trotzdem erzähle ich natürlich mehr dazu…. 😉

Die Autorin ist ehemalige Juristin und hat sich vor einigen Jahren entschlossen, das zu tun, was sie im tiefsten Inneren erfüllt, nämlich: Lesen und Schreiben. In dieser Reihenfolge. So recherchiert sie, verfasst Artikel, Biographien und verschiedenste Bücher.
Sie lebt in New York City, ist verheiratet, hat zwei kleine Töchter und ist mit sich selbst unzufrieden. Sie möchte weniger perfektionistisch sein, weniger unzufrieden mit ihrer Arbeit angesichts der eigenen Ansprüche. Sie möchte weniger motzen und urteilen, weniger nörgeln und mehr genießen. Sie möchte die Person werden, als die sie gemeint ist – weniger das tun, was andere tun oder was sie meint, tun zu müssen, und mehr aus eigenen Überzeugungen leben.
So entschließt sie sich, ein Jahr lang auf der Suche nach mehr Glück und Zufriedenheit ihr Leben zu verändern. Heraus gekommen ist neben einem Blog dieses Buch, das ich mit großem Gewinn lese. Es behandelt pro Monat ein großes Thema in mehreren Abschnitten und ist sehr praxisnah und autobiografisch geschrieben. Dabei werden Bereiche untersucht wie Geld, Beziehungen, Achtsamkeit, Kreativität, Gesundheit, Spiritualität, Wachstum.
Die Autorin ist sehr belesen (eine ihrer inneren Berufungen) und fügt großartig Zitate ein, die perfekt passen und nie den Lesefluss stören, weil sie sich ganz natürlich mit den Zeilen verbinden. Das Buch ist sehr persönlich und dadurch angenehm zu lesen, es hat nichts von einem „Zwölf-Punkte-Plan“ oder dergleichen.
Wer möchte, kann am Ende jeden beschriebenen Monats die beiden leeren Seiten nutzen, um ähnliche Ziele zu formulieren und anzugehen. Schließlich ist das Buch keines, das nur gelesen werden möchte- es regt zur Auseinandersetzung an und möchte zum Mitmachen auffordern.

Besonders Menschen, die mit Unzufriedenheit kämpfen und auch solche, die das Gefühl von „Leere“ oder Sinnlosigkeit haben, profitieren meiner Vermutung nach von diesem Buch.
Alle anderen lesen es, wie ich, in ruhigen Momenten eines trubeligen Lebens und werden ihre Lieblingspassagen finden, da bin ich mir sicher.

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Buchempfehlung: „Der Sommer auf der Veranda“ von Juliette Fay

Janie LaMarche findet sich plötzlich als Witwe Anfang Dreißig mit einem Kindergartenkind und einem Baby in einem Leben wieder, das aus den Fugen geraten ist: Unterwegs mit dem Fahrrad hatte ihr Mann einen schweren tödlichen Unfall. Die Protagonistin ist so in ihrer Trauer und Wut über diesen Schicksalsschlag gefangen, dass sie nur mit Mühe den täglichen Aufgaben nachkommt – der kleine Sohn kommt zu spät und ohne Schwimmzeug im Kindergarten an, zum Einkaufen hat sie keinen Elan und vergisst ganz, den Kindern etwas zu kochen, weil sie selbst vor Trauer keinen Hunger verspürt.
Hilfestellungen von außen findet Janie nervig und überflüssig – die anderen sollen sich nicht einmischen, ihrer Ansicht nach wissen Freundinnen und Verwandte sowieso nicht, was sie wirklich braucht. Sie wünscht sich ihren Mann zurück – ihren Freund, Gefährten, Liebhaber, Begleiter. Da keiner ihn zurück holen kann, igelt sie sich in ihrem Häuschen ein.
So ist Janie allen gegenüber sehr kratzbürstig und ablehnend. Einmal pro Woche wird sie von einem Pastor besucht, den sie anfangs lächerlich und weltfremd findet, bis sich eine enge Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, die bald mehr als reine Freundschaft ist.


Gleichzeitig taucht ein Handwerker auf, der noch von ihrem Mann beauftragt wurde, im neuen Jahr zu Janies Geburtstag eine schöne Veranda um das Haus zu bauen. Nun ist sie sowohl mit dem verspäteten Geschenk ihres verstorbenen Mannes als auch mit der Anwesenheit des Handwerkers konfrontiert – dementsprechend ruppig verhält sie sich.
Im Laufe des Buches bekommt Janie zunehmend mehr Boden unter den Füßen und kann sich an kleinen Dingen wieder freuen. Auch die Beziehung zu ihren Kindern wird wieder inniger, nachdem sie sich aus Trauer zwischenzeitig sehr abgekapselt hat. Trotzdem fällt sie noch in depressive Momente zurück, was der Geschichte viel Glaubwürdigkeit verleiht: Schließlich wird auch „im echten Leben“ nicht von jetzt auf gleich alles perfekt.
Wer wissen möchte, welche Rolle der geduldige Pastor einerseits und der schwer durchschaubare Handwerker andererseits spielen, ist eingeladen selbst das Buch zu lesen 😉

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Buchempfehlung: „Der Duft des Mangobaums“ von Jan Winter

Wer sich rechtzeitig auf die länger und schnell dunkler werdenden Abende vorbereiten will, sollte sich dieses Buch aus der Bücherhalle/Bibliothek ausleihen:
Es bietet jede Menge Irrungen und Wirrungen in den 30er und 40er Jahren vor der Kulisse Malayas. Eine junge Frau, Alma, verlässt ihre Heimat Bremen und bricht nach England auf, weil ihr Vater mit seiner Firma Konkurs gegangen ist und es für sie keine Zukunft in Deutschland gibt. Dort lernt sie Howard kennen, sie heiraten und bekommen einen Sohn, Albert. Kurz darauf bricht Howard in die englischen Kolonien auf und folgt seinem Bruder nach Malaya, um dort eine Kautschuk-Plantage zu bestellen. Erst nach anderthalb Jahren folgt seine Frau und findet ihre Ehe mit Howard innerhalb kurzer Zeit aufgrund von Alkoholsucht und Untreue in Scherben vor. Sie lebt sich jedoch, verglichen mit anderen weißen Ladies, sehr gut ein und pflegt enge Kontakte mit den Einheimischen. Bald darauf stirbt Howard bei einem Tigerangriff (so ein Glück) und danach nimmt die Handlung weiter an Fahrt auf, weil Alma einige Zeit später zwischen zwei Männern steht und nicht weiß, in welche Richtung ihre Zuneigung sie zieht…

Dieses Buch ist gut geschrieben, aber kein Meisterstück. Es reicht, um es auszuleihen und gemütliche Stunden auf der Parkbank oder dem Sessel zu verbringen. Besonders schön sind die Schilderungen über die Menschen und die Landschaft Malayas, sodass man sich die Szenen sehr gut bildlich vorstellen kann.

Mangroven

 

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Buchempfehlung: „Weit übers Meer“ von Dörthe Binkert

„Möchten Sie meine Meinung hören?“, fragte er schließlich.
Valentina nickte.
„Ich glaube, Sie sollten damit beginnen, darüber nachzudenken, was Sie mit Ihrem Leben anfangen möchten, ganz unabhängig davon, was andere Menschen von Ihnen wollen und was Sie glauben, ihnen schuldig zu sein.“
Er sah sie freundlich an.
„Das klingt vielleicht etwas ungewohnt, und Sie haben vermutlich eine andere Erziehung genossen. Ich bin aber der Meinung, dass jeder Mensch, egal ob Mann oder Frau, die Aufgabe hat, darüber nachzudenken und herauszufinden, was seine ganz eigenen Talente und Begabungen sind, und dass wir Menschen verpflichtet sind, uns den Träumen zu stellen, die wir tief in uns finden. Wir erfüllen unser Leben nur, wenn wir das, was wir tun, mit Liebe tun. Nur, was wir mit Liebe tun, gelingt auf die Dauer. Und wir müssen herausfinden, was das ist, was wir lieben können.“
Dr. Kirschbaum reichte Valentina ein Taschentuch. „Die Stürme im Innern sind manchmal heftiger als die Stürme hier draußen auf dem Meer,“ sagte er sachlich (…).

Das Zitat stammt aus einem wunderbaren Roman, der Anfang des letzten Jahrhunderts auf einer Überfahrt nach New York spielt und die Frage „Wie lebe ich das Leben, das ich wirklich will“ behandelt.

 

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Buchempfehlung: Vier Mädels gründen eine Hochzeits-Agentur

Um abzuschalten, lese ich gerne Liebesromane. Völlig hirnamputiert sollten sie jedoch nicht sein: Ein guter Schreibstil, interessante Charaktere und ausführliche Schilderungen dessen, was zwischen den Liebenden passiert, gehören für mich dazu.
Eine meiner Freundinnen berichtete von einer Buch-Serie von Nora Roberts, die ich auch kenne – und da sie in diesen Büchern ebenso schwelgte wie ich, nehme ich an, dass es weitere Frauen gibt, denen es so geht.

Die Bücher heißen „Frühlingsträume“ (Band 1), „Sommersehnsucht“ (Band 2) und „Herbstmagie“ (Band 3) – der vierte Band soll Ende 2011 erscheinen.

Vier junge Frauen Ende zwanzig leben auf dem Grundstück eines traumhaften Anwesens inklusive mehrerer Nebengebäude in der Nähe New Yorks. Sie kennen sich seit Kindertagen und haben sich zu einer Geschäftsgründung zusammen gefunden:
Parker ist diejenige, die alle Fäden in der Hand hat und für die Organisation der Hochzeiten zuständig ist, die auf dem Gelände der elterlichen Villa stattfinden. Ihre Eltern sind bei einem Unfall tragisch verstorben, und nach einer Zeit der gebührenden Trauer 😥 nutzen die vier die guten Rahmenbedingungen um sich selbstständig zu machen. Der große Bruder von Parker wird später der Mann einer ihrer Freundinnen, aber so weit sind wir noch nicht. Sie rennt ständig mit einem Headset am Ohr herum, ist auch nachts um 2 Uhr am Telefon für hysterische Bräute da und die absolute Perfektionistin.
Mac, um die es im ersten Band geht, ist die Fotografin. Sie stammt aus schwierigen familiären Verhältnissen und muss im Rahmen ihrer Liebesgeschichte ihre Bindungsangst überwinden. Ihre Bilder fangen die Essenz der Persönlichkeit und die Stimmung der Feier ein. Sie bleibt mit ihrer Kamera stets im Hintergrund und ist doch immer ganz nah dran. Mac verlobt sich später mit Carter, einem motorisch ungeschickten Lehrer in Tweed-Jackets, der sie seit der Highschool heimlich liebt.
Emma ist die Floristin, die täglich das gesamte Anwesen mehrfach umdekoriert – je nach dem, was die nächste Hochzeitsgesellschaft verlangt. Sehr ausführlich werden all die Sträuße, Gestecke und Girlanden beschrieben, die sie täglich in Handarbeit bindet. Sie findet später mit dem Architekten Jack zusammen – sie kennen und lieben sich seit langem, haben es sich jedoch nie eingestanden. 😳 Von den beiden wird im zweiten Band erzählt.
Laurel ist die Konditorin, sie fertig pausenlos siebenstöckige Torten, Muffins, verzierte Kekse, goldbestäubte Desserts und Pralinen. Sie verliebt sich ausgerechnet in den Anwalt Del, den großen Bruder von Parker – oh nein oh nein! Auch sie haben einander schon lange ins Auge gefasst, doch können sie sich zwischen sicherer Freundschaft und bodenloser Leidenschaft entscheiden? Welches wird der richtige Weg für die Zukunft sein? 😯
Der letzte Band wird von der Perfektionistin Parker handeln, und aller Wahrscheinlichkeit nach bekommt sie einen dreckigen, fluchenden und trotzdem sehr herzlichen Automechaniker. 😎 Die Fetzen werden vor Ablehnung und Erotik fliegen, und nachher gründen sie in tiefem Frieden und voller gegenseitiger Wertschätzung eine eigene Familie.
Oder so. Nora Roberts schreibt schließlich immer gleich.

Trotz meiner unverhohlenen Ironie gefallen mir diese sehr romantischen, kitschigen, femininen Bücher: Sie laden dazu ein, sich in das Unternehmen der Frauen hinein zu träumen. Wer hätte nicht gerne einen kreativen, herausfordernden Beruf, versüßt durch die vielen zufriedenen Komplimente seitens der KundInnen? Täglich dürfen sie die heimlichen Träume der weiblichen US-Amerikanerinnen ausleben… All die Aufregung und der Stress, die durch die unterschiedlichen Erwartungen verschiedener Familienmitglieder an die gleiche Feier gestellt werden, machen das Ganze interessant.
Mich begleitet seitdem die Idee, in einem eingeschworenen Frauen-Team kreativ zu sein und den eigenen Leidenschaften in Form eines erfolgreichen Berufs zu folgen.

So sehr ich es wichtig finde, alte Geschlechter-Klischees zu beerdigen:
Manchmal brauchen Frauen Romantik – hier ist sie!

 

 

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aufmerksam, feminin

Buchempfehlung: „West End Girls“ von Jane Green

Das Buch „West End Girls“ spielt in London und handelt von einer Clique junger Erwachsener Anfang dreißig, die sich noch aus Unizeiten kennen:
Cath, die Ich-Erzählerin, hat sich nach einer katastrophalen Beziehung im Single-Dasein eingerichtet, ist mit sich als Person und ihrem Leben insgesamt unzufrieden und gleichzeitig zu ängstlich, um ihre Komfort-Zone zu verlassen.
Tim ist ihr bester Freund, homosexuell (natürlich, wie in allen diesen Romanen) und eifrig auf der Suche nach dem perfekten Mann.
Josh ist ruhig, intelligent und verlässlich, er hat die natürliche und selbstbewusste Lucy geheiratet, die er im Ski-Urlaub kennen lernte. Mit ihr hat er einen Sohn, Max, der die Protagonistin nicht ausstehen kann und sich oft als Flegel aufführt. In ihrem Haus wohnt das schwedische Au-pair-Mädchen Ingrid, das gut mit Max zurecht kommt, ansonsten aber sowohl bei den Figuren des Buches als auch seitens der Leserin viel Antipathie auslöst.
Fehlt nur noch Portia – eine kühle, sarkastische Schönheit, die zu Unizeiten die Clique dominierte und von allen verehrt wurde. Aufgrund ihres intriganten Verhaltens wandten sich gegen Ende des Studiums alle von ihr ab, verfolgten aber doch aus der Ferne mit Neid ihren Aufstieg in der Medienbranche – bis sie plötzlich verschwand.
Der Roman handelt größtenteils davon, wie die Protagonistin Cath sich dem Leben öffnet, Mut fasst und Schritte in eine neue Richtung wagt: Sie gibt ihren Job auf und eröffnet mit Lucy zusammen ein Buchcafé. Dabei ist sie für die Bücher zuständig und Lucy für den kulinarischen Teil. Während dessen lernt Cath viel über sich selbst, erweitert ihren Handlungsspielraum und hat plötzlich sogar einen Verehrer, der ihr Herz verdient. Cath versucht, zu Portia Kontakt aufzunehmen, weil sie es bereut, ihre ehemals beste Freundin aus den Augen verloren zu haben und immer noch eine innere Lücke spürt, die sie hinterlassen hat. Zusätzlich ist der Clique aufgegangen, dass die Lieblings-Serie im Fernsehen, die sie alle sehr gern anschauen, aus Portias Feder stammt und dass sie alle darin vorkommen. Dabei wird keine/r von ihnen positiv dargestellt…
Zur Eröffnung des Buchcafés taucht Portia auf und plötzlich nimmt die Handlung zusätzlich an Fahrt auf, als sich der Verdacht ergibt, dass sie ein weiteres Mal eine Intrige spinnt. Während Cath an James, dem sympathischen Verehrer aus der Nachbarschaft, interessiert ist aber es nicht auf die Reihe bekommt, dies auch zu zeigen, verändert sich auch im Leben der anderen vieles.
Die Moral von der Geschicht: Am Ende des Buches sind alle ein gutes Stück erwachsener und sehen das Leben aus einem neuen Blickwinkel.

Ich empfehle das Buch, weil es sehr realistisch erzählt und dabei gut geschrieben ist:
Detailliert, aber in der Handlung straff. Dass der übliche „beste Freund mit homosexueller Neigung“ vorkommen muss, wie in allen Frauenromanen der letzten Jahre, ist zu verschmerzen.