aufmerksam

Wofür man alles Geld ausgeben kann. Oder eben auch nicht.

Heute ein kurzer Exkurs in das Herz des Homo sapiens, denn: Es lernt der Mensch, solang er lebt.
So erfuhr ich gestern eher zufällig in einer Gärtnerei, dass das Futter für Kois (Anschaffungspreis im Schnitt bei 200-400 Euro) ebenfalls ganz beachtlich ist und dafür sorgt, dass die Farbe der Fischhaut und -Schuppen verbessert wird.
Alles klar.

Ich fand zusätzlich heraus, dass es offensichtlich Großstädter gibt, die für einen Blumentopf voller Bio-Löwenzahn 2,99 Euro bezahlen.
Für einen Topf Bio-Spitzwegerich ebenfalls. Unter der Bedingung, dass die Pflanzen als biologische, regionale Quelle für Wildsalat angeboten werden.
Tja, es lernt der Mensch, solang er lebt. Und sich zu schade ist, draußen zu Fuß eine Wiese zu besuchen, um dort Wildkräuter zu sammeln. Mehr „bio“ und „regional“ geht nicht, aber was weiß ich schon.
Oder sollte ich doch zum ursprünglichen Sprichwort „Es irrt der Mensch, solang er lebt“ zurückkehren?

P.S.: Vielleicht sollte ich den Kindern in der Nachbarschaft raten, statt auf einer Decke auf dem Fußweg zerkratzte Plastik-Glitzer-Püppchen anzubieten, einfach büschelweise Unkraut zu verticken? Das ist dann nicht nur bio und regional, sondern zusätzlich sozial und Faitrade!
Kann es etwas Besseres geben?!

aufmerksam, glaubhaft

Mit Kleinigkeiten den Menschen treu dienen

In der vergangenen Woche erhielt ich aus heiterem Himmel überraschend viel positive Aufmerksamkeit. Ich hatte dafür nichts Besonderes geleistet, nur meine Arbeit sorgfältig und den SeniorInnen zugewandt erledigt.
Unter anderem sprach mich auf dem Flur eine Putzfrau an: „Oh, schön Sie zu sehen! Ich habe Sie vermisst, lange nicht getroffen – geht es Ihnen gut? Ich habe schon meine Kollegin und meine Chefin gefragt, wo die Nette mit den kurzen Haaren aus der Verwaltung ist. Alles okay?“
Damit diese Frau mich vermisst, habe ich nichts anderes getan, als vier Jahre lang konsequent allen Putzfrauen zuzulächeln und sie mit „Guten Morgen!“ oder „Hallo!“ zu grüßen. Das Haus ist so riesig und die Putzfrauen so viele – ich kenne ihre Namen nicht und sie meinen auch nicht. Bisher hatte ich selten den Eindruck, dass mein Gruß bewusst wahrgenommen wird.
Aber in der Treue zu den scheinbaren kleinen, unsichtbaren Diensten liegt ein großer Wert. Offensichtlich macht es zumindest für eine Putzfrau einen Unterschied, ob ich täglich lächelnd grüße oder nicht.

Deswegen möchte ich dich heute ermutigen, im Kleinen treu zu sein.
Ja, oft wirkt es so, als würden die Temperamentvollen oder Schleimer aus der ersten Reihe die meiste Aufmerksamkeit bekommen und damit die meiste Anerkennung. Zumindest kurzfristig. Ich glaube, dass im konsequenten Dienen außerhalb der Aufmerksamkeit der großen Gruppe eine starke Kraft liegt.
Mag sein, dass wir davon selbst nichts erleben.
Mag sein, dass es dafür jahrelang keine Wertschätzung gibt – zumindest keine direkt geäußerte von unseren Mitmenschen.
Dennoch bin ich sicher, dass das winzig kleine Gute eines Tages seine Kraft entfalten wird.

„Wer aber so klein und demütig sein kann wie ein Kind, der ist der Größte in Gottes himmlischem Reich.“
aus der Bibel, Markus Kapitel 18, Vers 4

„Ich weiß, was du getan und geleistet hast. Sieh, ich habe dir eine Tür geöffnet, die niemand verschließen kann. Deine Kraft ist klein; doch du hast an dem, was ich gesagt habe, festgehalten und dich unerschrocken zu mir bekannt.“
aus der Bibel, Offenbarung Kapitel 3, Vers 8

aufmerksam, glaubhaft

Sie sind das Highlight meines Tages!

Neulich ist mir etwas wirklich, wirklich Unangenehmes passiert:
Während ich im Mai ein paar Tage frei hatte (ursprünglich, um mein zweites Buch an die Verlage zu bringen), meldete sich eine potentielle Ehrenamtliche in der Residenz und bat um Kontaktaufnahme. Als ich nach einer Woche wieder da war, kämpfte ich mich erstmal durch das Papierchaos auf meinem Schreibtisch und bündelte es thematisch.
Als ich alles durchgelesen, das Meiste entsorgt und den Rest abgelegt hatte, kümmerte ich mich um meine Veranstaltungen und wollte dann die Ehrenamtliche zurückrufen.
Problem: Ich fand das Kontaktformular nicht mehr. Zuerst suchte ich den ganzen Schreibtisch ab, dann bat ich die Rezeptionistin, sich genauer an die Person zu erinnern und zum Schluss fragte ich beim Ehrenamtsfrühstück, ob jemand aus dem Kreis die Dame kennen würde. Niederlage auf ganzer Linie, ich schämte mich wochenlang für diese Unachtsamkeit. Währenddessen tätschelten mir die anderen Ehrenamtlichen die Schulter und erklärten, sie würde sich schon wieder melden. Danke, dennoch: Freundliche und zuverlässige Ehrenamtliche sind mit Gold kaum aufzuwiegen, mein Frust war groß.

Bis ich gestern in einem völlig anderen Zusammenhang plötzlich wieder auf das Kontaktformular stieß und sofort die Dame anrief. Beim dritten Versuch erwischte ich sie, entschuldigte mich achtzig Mal für meinen Fehler und dankte ihr drei Mal für Ihr Interesse. Wir verabredeten uns für heute zum Kennlerngespräch, und ich lud sie vorab zum „Lachen am Morgen“ ein.
Sie kam zwar doch nicht zum Lachtreffen, aber pünktlich zum Gespräch und erzählte gleich eine Menge aus ihrem Leben. Unter anderem, dass sie sich sehr auf unsere Verabredung heute gefreut habe, weil sie mich am Telefon so fröhlich und warmherzig fand und „es das Highlight ihres Tages war“.

Und die Moral von der Geschicht: Sei nett mit deinen Gesprächspartnern, und seien es Fremde und das Gespräch von dir aus nur Routine. Du weißt nie, ob du nicht versehentlich „das Highlight dieses Tages“ bist! Wär doch schade, diese Chance zu versäumen…

aufmerksam

Eisverkauf im Hamburger Regen

Mittwoch Nachmittag, 17.37 Uhr, seit vier Tagen Regen, Temperaturen zwischen 14 und 16 Grad:
Plötzlich lautes Bimmeln auf der Straße vor dem Haus, der Eismann hält und hofft auf Kunden.
Ich stehe drinnen,  trinke Kräutertee und kuschle mich in eine Daunenweste. „Na, wie der sich das denkt mit dem Eisverkaufen,“ frage ich mich und mache es mir am Fenster bequem.
Innerhalb von zwei Minuten hat der Eismann drei Kunden, eine Frau kauft sogar zwei Waffeln voller Kugeln (was gerechterweise als weiterer Kunde gezählt werden muss).

Und die Moral von der Geschicht: Glaube deinen eigenen pessimistischen Prophezeihungen nicht!
Außerdem: Es ist Sommer, egal ob du schwitzt oder frierst, Sommer ist, was in deinem Kopf passiert! (Wise Guys)