Inzwischen gibt es mein „Atemfreude“-Buch auch in den öffentlichen Bücherhallen der Stadt Hamburg. Ausleih-Standort ist die Zentralbibliothek am Hauptbahnhof, das Fachbuch für schwungvolle Atemgymnastik mit SeniorInnen lässt sich aber auch in eine der 32 anderen Bibliotheken im Hamburger Stadtgebiet bestellen.
Für alle, die zu weit weg wohnen: Diverse Auszüge aus dem Praxisbuch, Übungen und Anleitungen gibt es kostenlos hier im Download.
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Buchempfehlung: „Bibliothek der Träume“ von Lynn Austin
Die über achtzigjährige Lillie, eine ehemalige Sklavin der amerikanischen Südstaaten, äußert sich in diesem Roman einer jungen Frau namens Alice gegenüber so:
Lillie: „Maggie ist hierher gekommen, um für Gott zu arbeiten, aber das will er nicht.“
Alice: „Nicht? Ich dachte, wir sollen alle für Gott arbeiten?“
Lillie: „Er will, dass wir mit ihm arbeiten, nicht für ihn.“
Alice, eine junge Frau, lebt in Illinois kurz vor dem zweiten Weltkrieg ein gemütliches Leben. Die Wirtschaftskrise betrifft sie (noch) nicht, sie hat eine Anstellung in einer Bibliothek, liebt Bücher über alles und geht mit Gordon, einem anständigen jungen Mann aus – eine Verlobung sollte demnächst folgen. Bis Gordon ihr erklärt, dass sie einfach zu verträumt und versponnen sei und mehr in ihrer Lektüre weile denn am wahren Leben teilnähme. Er habe einen Betrieb zu übernehmen (das Bestattungsinstitut seines Vaters) und brauche eine praktisch handelnde Frau. Außerdem müssen angesichts der Wirtschaftskrise in der Bibliothek Stellen eingespart werden, und da Alice als Letzte eingestellt wurde, muss sie als Erste gehen.
Wie sie von Illinois in ein verschlafenes Nest in den Wäldern und Bergen Kentuckys gerät, lasse ich an dieser Stelle aus – es reicht, zu wissen, dass sie mit ihren hochfliegenden Plänen am Rande der Zivilisation landet und dort gleich mit körperlicher Arbeit und verschiedenen geheimen Missionen betraut wird, deren Sinn und Zweck ihr nicht verraten werden. An erster Stelle wird sie von Lillie, einer alten farbigen Frau, sowohl zu waghalsigen Aktionen überredet als auch von ihr in der Kunst des (Über-)Lebens unterrichtet: Angefangen beim Feuermachen und Brot backen über das Wäsche waschen im Zuber bis hin zu alltagsnahem Glauben.
Lillie:
„Jesus sagt, dass wir beten sollen: ,Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.` Er weiß nämlich: Wenn wir nicht jeden Tag darum bitten und uns daran erinnern, dass wir vergeben sollen, dann tun wir es nicht. Und ich brauche seine Hilfe, Schätzchen. Ohne sie könnte ich nicht all den Leuten vergeben, die mir unrecht getan haben. Und wenn Jesus mir nicht geholfen hätte, hätte ich ganz bestimmt nicht dem Mann vergeben können, der meinen Mann und meinen Sohn verkauft hat und mir nicht sagen wollte, wo sie sind. Oh nein.“
(…)
„Halt nicht an deinem Groll fest, Schätzchen,“ sagte sie stattdessen.
„Achte darauf, dass du diesen Sack jeden Abend ausleerst, bevor du schlafen gehst. Das steht auch in der Bibel, weißt du. Du sollst die Sonne nicht untergehen lassen, während du noch zornig bist.“
Diese Lektüre habe ich an einem Urlaubstag komplett verschlungen und empfehle sie weiter – Realitätssinn hin oder her, ich habe mich gut unterhalten gefühlt und außerdem eine große Portion „Herzensbildung“ abbekommen.
Buchempfehlung: „Ziemlich beste Freundinnen“ von Astrid Ruppert
Der Roman „Ziemlich beste Freundinnen“ handelt von zwei sehr unterschiedlichen Frauen, die in einer Reha-Klinik versehentlich in ein gemeinsames Zimmer eingeteilt werden:
Auf der einen Seite die erfolgreiche Kardiologin Konstanze, elegant in nudefarbenen Kaschmir gehüllt und in ihrem Perfektionismus immer am Organisieren, damit Karriere, Kinder und Haushalt geschmeidig funktionieren. Verheiratet ist sie auch, aber so richtig einordnen lässt sich ihr Mann in ihre Regeln nicht. Als Privatpatientin hätte ihr nach dem Sturz von der Treppe im Laufschritt zwischen zwei Stationen natürlich ein geräumiges Einzelzimmer zugestanden.
Jaqueline dagegen hat vier Mini-Jobs, beginnend mit dem Zeitung-Austragen am Morgen bis zum Bedienen in der Kneipe am Abend. Sie hat drei Kinder von drei Männern, kleidet sich bunt und trägt gern viel Schminke von Discount-Waren im Gesicht. Sie ist laut, unverblümt und fröhlich, auch wenn es in ihrem Inneren ganz anders aussieht. Vor Geldsorgen kann sie nachts oft nicht schlafen.
In der Reha müssen sich diese sehr unterschiedlichen Frauen auf engem Raum miteinander arrangieren, während sie das erste Mal seit Langem soweit zur Ruhe kommen, dass sie unabhängig voneinander über ihr Leben ins Nachdenken geraten.
Dass dieser Plot sehr tiefgehend, ausgewogen und interessant erzählt wird, vermutet die Leserin angesichts der sehr konträren Hauptpersonen nach der Lektüre des Klappentextes nicht. Sobald ich das erste Kapitel gelesen habe, hat die Autorin mich überzeugt, dass der Roman weit mehr hergibt. Die Geschichte ist persönlich und gleichzeitig sachlich geschrieben, erzählt Details und behält stets den roten Faden vor Augen. Auch wenn am Ende des Buchs das Happy End sehr energisch herbei geschrieben wird, entwickeln sich die Charaktere im Verlauf des Romans natürlich und glaubhaft.
Am Ende des Romans stellte ich fest, dass ich von der Autorin bereits „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ gelesen habe, was mir ebenfalls ausgesprochen gut gefiel.