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Mit Kleinigkeiten den Menschen treu dienen

In der vergangenen Woche erhielt ich aus heiterem Himmel überraschend viel positive Aufmerksamkeit. Ich hatte dafür nichts Besonderes geleistet, nur meine Arbeit sorgfältig und den SeniorInnen zugewandt erledigt.
Unter anderem sprach mich auf dem Flur eine Putzfrau an: „Oh, schön Sie zu sehen! Ich habe Sie vermisst, lange nicht getroffen – geht es Ihnen gut? Ich habe schon meine Kollegin und meine Chefin gefragt, wo die Nette mit den kurzen Haaren aus der Verwaltung ist. Alles okay?“
Damit diese Frau mich vermisst, habe ich nichts anderes getan, als vier Jahre lang konsequent allen Putzfrauen zuzulächeln und sie mit „Guten Morgen!“ oder „Hallo!“ zu grüßen. Das Haus ist so riesig und die Putzfrauen so viele – ich kenne ihre Namen nicht und sie meinen auch nicht. Bisher hatte ich selten den Eindruck, dass mein Gruß bewusst wahrgenommen wird.
Aber in der Treue zu den scheinbaren kleinen, unsichtbaren Diensten liegt ein großer Wert. Offensichtlich macht es zumindest für eine Putzfrau einen Unterschied, ob ich täglich lächelnd grüße oder nicht.

Deswegen möchte ich dich heute ermutigen, im Kleinen treu zu sein.
Ja, oft wirkt es so, als würden die Temperamentvollen oder Schleimer aus der ersten Reihe die meiste Aufmerksamkeit bekommen und damit die meiste Anerkennung. Zumindest kurzfristig. Ich glaube, dass im konsequenten Dienen außerhalb der Aufmerksamkeit der großen Gruppe eine starke Kraft liegt.
Mag sein, dass wir davon selbst nichts erleben.
Mag sein, dass es dafür jahrelang keine Wertschätzung gibt – zumindest keine direkt geäußerte von unseren Mitmenschen.
Dennoch bin ich sicher, dass das winzig kleine Gute eines Tages seine Kraft entfalten wird.

„Wer aber so klein und demütig sein kann wie ein Kind, der ist der Größte in Gottes himmlischem Reich.“
aus der Bibel, Markus Kapitel 18, Vers 4

„Ich weiß, was du getan und geleistet hast. Sieh, ich habe dir eine Tür geöffnet, die niemand verschließen kann. Deine Kraft ist klein; doch du hast an dem, was ich gesagt habe, festgehalten und dich unerschrocken zu mir bekannt.“
aus der Bibel, Offenbarung Kapitel 3, Vers 8

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Echt sein. Lebendig sein.

„Er wies auf die vollen Straßen und die hupenden Autos. „Das hier ist das wahre Leben, hier fühlt man sich lebendig! Wenn ich in England bin, habe ich das Gefühl, dass dort Zombies rumlaufen. Das hier ist echt.“
Echt. Es war dasselbe Wort, das Hossein verwendet hatte, um zu beschreiben, warum er in den Iran zurückgekommen war. Allmählich begann ich zu verstehen, was sie meinten. Auch ich spürte die ganze Zeit diese „Echtheit“, und sie war erregend, energiegeladen. Es fühlte sich an, als wäre das die Art und Weise, wie Menschen eigentlich miteinander umgehen sollte: sich in die Augen sehen und über die Dinge reden, auf die es wirklich ankommt, wirklich alles wahrnehmen und sich nicht wegen jeder Kleinigkeit Sorgen machen. Plötzlich hatte ich den Gedanken, ob die Lebenslust vielleicht deshalb hier so ausgeprägt war, nicht obwohl, sondern weil man unter einem autoritären Regime lebte. Aber als ich Omid danach fragte, widersprach er.
„Nein, wir Iraner sind einfach so (…)“

aus: Lois Pryce, „Im Iran dürfen Frauen nicht Motorrad fahren. Was passierte, als ich es trotzdem tat“ (ein fantastisches Buch über das Leben, das Reisen, Identität und die Realität des Frauseins)

Authentizität und Lebensfreude sind prägende Begriffe meiner Identität.
Gerade entdeckte ich einen Sänger wieder, den ich als Teeny total toll fand. Der Typ singt nicht im klassischen Sinne „schön“, und manche seiner verbalen Schlenker im Instrumentalteil eines Songs klingen in den Ohren einer Ex-Logopädin schräg und nach üblichen Maßstäben nicht wünschenswert. Aber egal: So singt sonst keiner auf der Welt, der Mann ist einfach echt.

Mein Leben ist kurz und kostbar, ich habe keine Zeit und keine Energie, mich permanent so zu verhalten, dass andere mit mir zufrieden sind. Wozu auch?
Warum sollte es mir wichtig sein, in eine bestimmte Schublade zu passen und dort ein attraktives Bild abzugeben?

Ich finde es schade, dass wir so viel Zeit damit verbringen, in den gesellschaftlichen Konsens zu passen und von unseren Mitmenschen für eine oberflächliche Fassade anerkannt zu werden.
Je mehr ich meinen Begabungen entsprechend handle und je konsequenter ich darauf pfeife, wer was von mir hält, desto fruchtbarer und sinnerfüllter ist mein kurzer Auftritt auf diesem Planeten.

Das ist eins der Geheimnisse des Lebens, glaube ich:
Je mehr wir den Erwartungen entsprechen wollen, desto unglücklicher werden wir (selbst, wenn wir sie erreichen oder übertreffen und glücklich sein müssten). Und je mehr wir uns von äußeren Bedingungen lösen und das lebendig und real werden lassen, das in uns schlummert, desto mehr beschenken wir unsere Mitmenschen und desto erfüllter leben wir selbst.

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Gute Freundinnen sind Leitsterne

Als Teenager sammelte ich weise Sprüche in einem Notizbuch, unter anderem das Zitat „Die Menschen, mit denen du dich umgibst, entscheiden darüber, in welche Schwierigkeiten du gerätst.“ Ich geriet nie in Schwierigkeiten, denke aber derzeit darüber nach, wie meine Freundinnen mich prägen.
Sehr dankbar bin ich dafür, dass ich Freundinnen habe, die definitiv weiser sind als ich. Besonders, wenn sie kluge Fragen stellen und mit einem Blick meine Situation erfassen, während ich noch versuche, laut denkend selbst zu verstehen, was in mir los ist.
Nichts erlebe ich als so anstrengend und sinnlos wie Small Talk. Noch viel irritierender finde ich es, wenn sich ein Gespräch in Oberflächlichkeiten erschöpft und mein Gegenüber völlig zufrieden damit scheint. Wie oft würde ich gerne mittendrin ein Telefonat unterbrechen und fragen: „Bei aller Liebe, reden wir jetzt über etwas Relevantes oder legen wir auf? Meine Zeit ist mir echt zu wertvoll für bedeutungsloses Palaver über das Wetter, Corona und ähnlichen Mist.“

Umso glücklicher bin ich, wenn ich das Geeier zum Aufwärmen weglassen und einfach direkt mit dem loslegen kann, was mich im Innersten berührt. Oder meine Freundin ihrerseits ohne Umwege berichtet, was sie derzeit beschäftigt. Mit welchen Menschen ich mich umgebe, bestimmt darüber, in welche Richtung mein Herz und mein Geist wächst. Und oberflächliches Geplauder hat nun einmal keinerlei Substanz, die jemals irgendwohin wachsen könnte.
Ich bin dankbar, dass es Frauen gibt, die mit mir eine Stunde lang intensiv im Gebet verweilen. Deren Hoffnungen und Probleme ich vor Gott bringen darf und die mich ihrerseits mit Gottes Segen ermutigen. Miteinander zu beten ist das größte Geschenk und die stärkste Gemeinschaft, die wir diesseits des Himmels haben können. Nirgendwo wird so tiefe Liebe deutlich, als wenn eine Freundin meine Sehnsüchte vor Gott ausbreitet und damit zeigt, wie sie sich um mich sorgt.
Mit welchen Menschen ich mich umgebe, bestimmt darüber, wie gut ich mich durch ihre Augen selbst durchschaue.
Mit welchen Menschen ich mich umgebe, bestimmt darüber, ob ich immer tiefer in meiner Bestimmung wurzle oder wie ein Blatt im Wind treibe.
Mit welchen Menschen ich mich umgebe, bestimmt darüber, ob ich Schritte auf dem Weg zum Herzen Gottes mache oder von ihm abkomme.
Mit welchen Menschen ich mich umgebe, bestimmt darüber, welche Tugenden und Persönlichkeitsmerkmale ich kultiviere. Niemand korrigiert mich so sehr wie meine Freundinnen, und niemand unterstützt mich so intensiv.

Mit welchen Menschen umgibst du dich?
Und wie wirken sich ihre Gesprächsthemen, ihr Lebensstil auf dich aus?

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Zum Jahreswechsel: Dankeschön für Freundinnen basteln

Zum Jahreswechsel habe ich aktuell das Bedürfnis, mich bei Freundinnen zu bedanken, die mich dieses Jahr begleitet haben.
Coronabedingt haben wir intensiv am Telefon zusammen gebetet und uns emotional unterstützt.
Eine Freundin hat mich hartnäckig mit Anweisungen für die Verlagsverhandlungen versorgt, damit ich klar und fordernd auftrete.
Das verdient ein bewusst gestaltetes „Dankeschön“, finde ich.
Also schlachtete ich einen Bildband und bastelte daraus „Jahres-Collagen“, deren Bilder von Frühling bis Winter jeweils eine Botschaft für die Freundin tragen.
Auf der Rückseite hielt ich meinen Dank und die Interpretation der Bilder fest, damit die guten Wünsche auch verständlich ankommen.
Dazu einer meiner Lieblingssegen, und dann marschierte ich damit zur Post.

Während ich noch damit beschäftigt war, die Collage zusammen zu stellen, erhielt ich von einer Freundin einen Gruß, in dem sie sich für Gebet und Begleitung in diesem Jahr bedankte.
Zwei Freundinnen, ein Gedanke.

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Jahresrückblick: Was können wir 2020 neben Enttäuschungen ernten?

Wenn nach Weihnachten der Jahreswechsel in den Blick kommt, fange ich ganz von allein an, auf das Jahr zurück zu blicken.
Sonst gibt es Urlaube, an die ich mich gern erinnere, und erfolgreiche Projekte, die ich initiiert und abgeschlossen habe.
Dieses Jahr überwogen Frust, Angst, Fragen und Enttäuschungen.
Dennoch: Die letzten zwölf Monate geben überraschend viel Grund, dankbar zu sein, aber erst auf den zweiten Blick.

Das Lied „Kopf und Herz sind wie ein Beet“ von Andreas Mallessa fragt danach, was wir in unserem Leben aussäen und was wir später ernten können. Welche Werte leben wir durch die Prioritäten, die wir setzen? Passen unsere Sehnsüchte und unsere täglichen Entscheidungen zusammen? Und was können wir am Ende von 2020 ernten?
Nur Unkraut in einem Corona-bedingten Geröllfeld oder gibt es nicht doch ein paar zarte Wiesenblumen, die trotz enttäuschender Voraussetzungen zwischen Felsen aufblühten?

Gern würde ich das Lied hier zum Mithören verlinken, leider ist es online nicht zum freien Download vorhanden. Daher verweise ich auf den Garden Song, dessen Melodie der deutschen Variante zugrunde liegt.

Inch by inch, row by row
Someone bless these seeds I sow
Someone warm them from below
‚Till the rain comes tumblin‘ down

Zentimeter um Zentimeter, Reihe für Reihe
Möge jemand diese Samen, die ich säe, segnen
Möge jemand sie von unten wärmen
Bis der Regen beginnt zu fallen

Also: Welche Unkräuter hast du aus deinem Herzen reißen können – egoistische Entscheidungen, Ungeduld, wechselhafte Launen?
Welche Samen haben angefangen zu keimen und zeigen inneres Wachstum, auch wenn sie von Blüte und Früchten noch weit entfernt sind?
Und welche Entwicklungen, in die du seit Jahren deine Zeit steckst, sind dieses Jahr trotz widriger Bedingungen fruchtbar gewesen? Wo konntest du ernten und Segen empfangen?
Was konntest du gewinnen, obwohl du selbst kaum etwas dafür getan hast – einfach, weil Gott es dir schenkte?

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Wenn Gott aus den Scherben unseres Lebens etwas Wunderschönes entstehen lässt

Seit sechs Jahren arbeite ich nicht mehr als Logopädin und habe es nie bereut noch vermisst.
Dennoch ist in unserem Keller ein kompletter Therapieraum eingelagert und drei Umzugskisten voller Ordner mit Therapiematerial standen im Regal gestapelt. Bis mich plötzlich die Wegwerf-Wut packte und ich im Keller alle meine selbst konzipierten Arbeitsblätter aus den Ordnern nahm, Klarsichtfolien aussortierte und am Ende alles ins Altpapier warf.
Meine 160 kostenlosen Unterrichtskonzepte, die auf madoo.net herunter geladen werden können, sind nur ein winziger Bruchteil dessen, was ich in neun Jahren Logopädie entwickelt hatte. Alle Arbeitsblätter, die ich in Handarbeit erstellt und nur analog in Ordnern gesammelt hatte, liegen nun unwiederbringlich in der Tonne.
Ich habe sie sechs Jahre lang nicht vermisst, möchte nie wieder als Logopädin arbeiten, und nun mussten sie mit Herzklopfen endgültig gehen.
Wir wünschen uns einen reibungslosen Alltag mit einem glatten Lebenslauf, der erfolgreich und zielgerichtet aussieht.
Es soll kontinuierlich bergauf gehen, wir wollen Erfahrungen, professionelle Entwicklung und Gehaltsklassen sammeln. Nebenher soll unser Privatleben glücklich und erfüllt sein und wir wollen dem Bild einer heilen Familie entsprechen.
Stattdessen sieht unser Leben oft aus wie das Mosaik-Kreuz:
Auf den Boden gekracht, zersplittert, zusammen geflickt.
Angefangen, weg geworfen, neu begonnen.
Wir laufen im Kreis, bleiben jahrelang verunsichert sitzen, brechen dann im Zickzack aus. Oder entscheiden uns für ein möglichst ruhiges Leben, nur um uns am Ende zu fragen, ob es das wirklich gewesen sein soll.
Wie ermutigend, dass Gott unsere Scherben und Bruchstücke einsammelt und neu zusammenfügt.
Dass er uns begleitet, egal, auf welcher Etappe unseres Lebens wir gerade unterwegs sind: Ob wir optimistisch mitten im Lauf sind oder am Boden hocken und Scherben einsammeln.
Und dass sein Licht, sein Heil, seine Gnade durch unsere Risse und Klebestellen leuchtet.
So, wie es dieses Kreuz illustriert:
Die orangefarbenen Fliesen aus den Siebzigern sind eigentlich reichlich hässlich, und die Kombination mit zartem Türkis in der Mitte etwas gewagt.
Und dennoch, in der Kombination sind sie so authentisch und charmant wie unser eigenes Leben. Durch unsere Risse scheint Gottes Licht, und in der Ehrlichkeit geteilten Scheiterns können sich Herzen wirklich berühren. Gottes Herz und unser Herz, aber auch unser Herz mit dem von WegbegleiterInnen.
ChristInnen müssen kein makelloses Hochglanz-Leben präsentieren, um Mitmenschen zu Gott einzuladen. Wir sind viel wahrhaftiger, zuzugeben: „Ja, mein Leben ist gerade eine einzige Baustelle, aber gerade darin vertraue ich auf Gott.“

Blaise Pascal sagte:
„Es ist nicht auszudenken, was Gott aus Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.“

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Umgekehrter Adventskalender: Wir zählen täglich, wie reich wir sind, und spenden dafür

Wir machen bei einem „umgekehrten Adventskalender“ mit:
Statt täglich etwas zu bekommen, geben wir jeden Tag etwas ab.
In Deutschland gehören wir alle zu den reichsten Menschen der Welt – was wir theoretisch wissen, uns praktisch aber selten ins Bewusstsein rufen.
Als Gemeinde zählen wir täglich jede*r zu Hause und damit alle gemeinsam, womit wir gesegnet sind:
Wir zählen, wie viele Wasseranschlüsse, Steckdosen, Paar Schuhe, Teller, Bettdecken, Töpfe und Jacken wir besitzen. Jeden Tag zählen wir einen anderen Gegenstand, von denen wir meist diverse Ausführungen besitzen, die meisten Menschen weltweit aber maximal überhaupt einen.
Wir summieren die Jahre, die wir in die Schule gehen durften, genauso wie die Tage, die wir pro Jahr Urlaub haben.

Wir zählen Kontakte und Freunde ebenso wie Mahlzeiten, die wir täglich einnehmen und Verkehrsmittel, die wir benutzen können.
Jede Zahl wird mit einem Centbetrag multipliziert, sodass jeden Tag ein bis zwei Euro gesammelt werden.
Das auf diese Weise gesammelte Geld spenden wir am Ende einer Organisation unserer Wahl.
Wer sich für die Aktion interessiert und gern die pdf-Datei hätte, die wir als Adventskalender verwenden, schreibe mich bitte über das Kontaktformular an.
Da ich nicht weiß, auf wessen Urheberrecht die Idee ursprünglich zurück geht, kann ich sie hier nicht öffentlich zum Download anbieten.

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Mein Gebet „Halte inne, meine Seele“ in der Zeitschrift „Lydia“

Lang erwartet bekam ich heute die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Lydia“ per Post.
Darin, direkt hinter dem Leitartikel: Mein Gebet „Halte inne, meine Seele“, ganzseitig mit einem stimmungsvollen Bild.

Halte inne, meine Seele,
der Boden, auf dem du stehst, ist heilig.
Gott ist hier – unsichtbar und unhörbar,
aber umso mächtiger.
Er umgibt dich.

Halte an, meine Seele,
wo eilst du hin?
Alles, was du brauchst, ist hier.
Du stehst auf heiligem Boden,
Gott wartet direkt neben dir.
Wohin rennst du?

Halte durch, meine Seele,
Gott sorgt im Hintergrund für Veränderungen.
Er hat alles in der Hand, auch wenn dir
noch der Durchblick fehlt.
Du stehst auf heiligem Boden, egal,
wie die scheinbare Realität aussehen mag.

Halte inne, meine Seele.
Halte an, hier in seiner Gegenwart.
Halte durch, denn er trägt dich ans Ziel.

Amen

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Andacht feiern mit Senioren: Lektionen, die ich heute lernte

Seit Corona finden in der Residenz keine Andachten mehr statt (genauere Angaben zu den internen Hygiene- und Alltagsregeln werde ich hier nicht treffen). Viele SeniorInnen sind weiterhin selbstständig in der Stadt unterwegs, manche besuchen auch Gottesdienste. Obwohl die meisten körperlich fit sind, bleiben sie angesichts der Lage lieber im Appartement und schauen den Gottesdienst im Fernsehen an.
Entsprechend groß ist die Freude, dass ich jetzt eine Andacht pro Monat anbiete – in zwei Durchgängen im kleinen Kreis können nur wenige teilnehmen, aber besser als nichts.
Der Gottesdienst neulich war ein echtes Highlight, über das ich hier geschrieben habe.
Heute möchte ich die Lektionen teilen, die ich in unserem Erntedank-Gottesdienst lernte. Vielleicht helfen sie anderen, die auf eigene Faust Andachten durchführen?

Der ideale Anfang: Ein spontanes Gebet, das mir direkt aus dem Herzen kommt
Die Andachten gestalte ich relativ liturgisch, das heißt durchstrukturiert mit Liedern, Gebeten, Austausch, Abendmahl usw. In meiner Gemeinde feiern wir sehr modern und frei Gottesdienst, aber den Senioren zuliebe führe ich zielgerichtet durch ein klar erkennbares Programm.
Weil es eben nicht ein völlig blutleerer Ablauf scheinbar religiöser Rituale sein soll, sondern ein Raum, um Gott zu begegnen, starte ich mit einem spontanen Gebet.
Kein Text, kein schwülstiges Gelaber, kein Kirchendeutsch, sondern einfach „Marie-völlig-unzensiert-wie-sie-mit-Gott-redet“. Dabei stehe ich vorn, schließe die Augen (um mich voll auf Gott zu konzentrieren) und halte die Hände, wie es gerade kommt. Kein Getue, bitte.

Ganz ehrlich: Ein glaubwürdiges Gebet als Anfang ist bereits 50% des Erfolgs. Wenn ich hier authentisch starte, öffne ich den Raum für eine intensive Gemeinschaft. Wenn ich dagegen einen fertigen Text ablese, lassen sich die SeniorInnen einfach nur berieseln, statt innerlich beteiligt zu sein.

Entspannt bleiben, wenn es anders läuft, als geplant
Als alter Hase im freikirchlichen Bereich weiß ich natürlich, wie der ideale Erntedank-Gottesdienst abläuft (Scherz!):
Alle überlegen vorher, wofür sie dankbar sind, und bringen ein symbolisches Beispiel für ihren Dank mit. Dann marschieren alle in einer nicht enden wollenden Kette nacheinander auf die Bühne bzw. zum Altar, um dort am Mikro zu erzählen und zu zeigen, wofür sie Gott danken. Das ist für mich Erntedank: Zu hören, wie Gott im Leben der anderen wirkt und was sich die letzten Monate zum Positiven verändert hat!
In einem klassischen evangelischen oder katholischen Gottesdienst passiert das natürlich nicht, und wenn überhaupt, dann nur inszeniert und zensiert und vorher abgesprochen.
Tja, ich bin keine offizielle Pastorin, also brauche ich mich nicht an die Regeln halten und rocke einfach mein eigenes Ding. Entsprechend informierte ich die SeniorInnen über Aushänge, dass sie sich vorher Gedanken machen sollen und gern ein Symbol mitbringen können.
Nun ja.
Erstens sind die SeniorInnen hochbetagt, sie machen nicht jeden Quatsch mit.
Zweitens sind sie HamburgerInnen, die überlegen es sich doppelt, bevor sie den Mund aufmachen und etwas Persönliches erzählen.
Drittens sind sie aus keiner Freikirche, also erwarten sie, dass ich vorne stehe und predige, nicht dass sie mit ihren Erlebnissen für die Aussage von Erntedank zuständig sind.

Es kam, wie es kommen musste:
Die Dankbarkeits-Runde erwies sich in Andacht 1 wie Andacht 2 als eher schleppend. Aber es gab Fotos von verstorbenen Ehemännern, Kuscheltiere, Engel, mitgebrachte Brötchen und Gläser mit sauren Gurken. Auch, wenn kaum jemand den eigenen Gegenstand vorn auf dem improvisierten Erntedank-Tisch sehen wollte und ich manche Geschichte erst im Nachhinein hörte, als die anderen gegangen waren. Dennoch konnten sie sich mit den Geschichten der Mutigen, die sich zu Wort meldeten, identifizieren.
Und für’s nächste Mal wissen sie hoffentlich, dass es nicht wehtut, wenn Marie „zu seltsamen Einfällen“ auffordert.

Das Singen von alten Chorälen macht den Senioren wirklich sooooooo viel Freude
Seit ich in einer mega hippen Großstadt-Gemeinde zu Hause bin und nach über zwölf Jahren nicht mehr zu einer hanseatischen Traditionskirche gehöre, singe sogar ich gerne mal einen alten Choral. Früher fand ich die Uralt-Kirchenlieder oft abturnend, heute kann ich sie zwischen all dem lauten Schlagzeug wieder schätzen.
Die SeniorInnen, die seit März keine Andacht mehr hatten, genießen es unwahrscheinlich, wenigstens im kleinsten Kreis zusammen singen zu können. Klar singen die Leute im Fernsehen im Gottesdienst auch. Aber es ist einfach etwas anderes, zusammen zu singen. Egal, ob ich einzelne schiefe Stimmen sehr klar heraus höre: A capella (also ohne Begleitung durch ein Instrument) einfach unsere Stimmen zu einem Gesang verschmelzen zu lassen, hat eine ganz besondere Kraft.

Natürlich freuen sich alle, wenn sie das Lied kennen, wobei ich dafür einen Trick anwende:
Ich blättere durch das evangelische Gesangbuch und wähle Lieder aus, die ich einerseits kenne und die andererseits thematisch gut passen. Dann suche ich mir ein Opfer unter den Seniorinnen aus und rufe an: „Frau Malligsen, haben Sie mal fünf Minuten Zeit für mich? Ich suche die Lieder für die Andacht zusammen und will nur wissen, ob sie auch bekannt sind.“ Dann singe ich der Dame einfach formlos einen Liedanfang nach dem anderen vor, und sie braucht nur „Kenn ich“ oder „Kenn ich nicht“ sagen. Schon habe ich meine Liedauswahl abgesichert und sie fühlt sich hilfreich – zwei Leute in fünf Minuten am Telefon glücklich gemacht. Was will ich mehr?

Abendmahl feiern ist viel wichtiger als gedacht
Für mich war das Abendmahl, das wir in meiner Gemeinde „nur“ ein Mal im Monat feiern, lange Zeit nicht besonders bedeutungsvoll. Eher langweilig und nichtssagend. Es hat viele Jahre gebraucht, bis ich es genießen konnte.
Im Gottesdienst neulich in der Residenz habe ich bereits erlebt, wie unfassbar wichtig es den SeniorInnen ist, miteinander Abendmahl zu feiern. Selbst, wenn sie alle auf Abstand an einzelnen Tischen sitzen. Selbst, wenn das Abendmahl (bestehend aus Kürbisbrötchen und Traubensaft) bereits relativ formlos vorbereitet am Platz wartet, statt gemeinschaftlich verteilt zu werden. Egal. Abendmahl ist Abendmahl, das hat für alle eine große Bedeutung.
Auch, dass ich die klassischen „Einsetzungsworte“ vorlese, hat einen hohen Wert. Manche sprechen sie leise mit, und für alle ist eindeutig wichtig, dass das Abendmahl auf eine würdige und klassische Weise abläuft. Bereits vergangenen Monat rollten dabei Tränen.

Heute dachte ich spontan, dass es doch eigentlich schön wäre, vor dem Abendmahl eine Gebetsgemeinschaft zu haben: Darin können sich alle mit eigenen Anliegen beteiligen.
Ich regte an, dass wir sowohl für uns und die Welt bitten können, als auch innerlich im Schweigen den Teil der „Buße“ vor dem Abendmahl vollziehen können. Liturgische Buße in einem katholischen Gottesdienst bringt mich kurz davor, mich im wahrsten Sinne des Wortes übergeben zu müssen. Insofern bin ich heilfroh, in einer Freikirche nicht derart vergewaltigt zu werden, indem ich die Worte irgendeines Priesters zum Thema „Buße“ mitsprechen soll. Aber plötzlich hatte ich den Eindruck, dass es gut wäre, die Anwesenden anzuregen, einfach still mit Gott Frieden zu machen.
Dazu ging ich natürlich mit gutem Beispiel voran und betete spontan erst um Weisheit für PolitikerInnen in der aktuellen Situation usw. usf. und schwenkte dann um auf „Und du weißt auch, Gott, wo mir manchmal die Weisheit fehlt. Wo ich mich blöd verhalte und andere verletzte. Wo ich anderen etwas schuldig bleibe…“
Daraufhin schloss eine Dame tränenüberströmt ihr eigenes Gebet an. Und eine weitere Dame fand sich ebenfalls in dem „Buß-Gedanken“ sehr wohl und betete laut.

Tja.
Hätte ich nie geahnt, dass Menschen erstens freiwillig und zweitens laut vor allen anderen sagen, dass ihr Verhalten im Alltag nicht hundertpro super ist.
Und dass sie es genießen, dass dafür Raum ist.
Ich fühle mich bei Bußgebeten irgendwelcher Priester immer vergewaltigt – wie gut, dass ich in diesem Moment auf Gott hörte und der Gruppe das gab, was sie brauchte. Und wenn das nun ausgerechnet völlig unsexy Buße ist – bitteschön.
Alle bekommen, was sie brauchen.

Die Gemeinschaft im Gottesdienst lässt alle erkennen, dass sie Kinder Gottes sind. Zusammen.
Den Senioren war es dieses Mal noch wichtiger als letzten Monat, mir mitzuteilen, wie sehr sie meine Gestaltung der Andacht genießen. Da ich komplett unzensiert und spontan laut bete, erleben mich die BewohnerInnen aus einem ganz anderen Blickwinkel als sonst. Noch persönlicher, noch verletzlicher, noch ehrlicher. Das führt unter einander zu einer großen Offenheit und einem Gemeinschaftsgefühl, das ohne meinen Mut zu Authentizität nicht möglich wäre.
Natürlich entfaltet es auch eine Wirkung, wenn ich sage „Wir alle sind Gottes geliebte Kinder, seine Königskinder. Auch, wenn uns das im Alltag nicht bewusst ist. Und wir uns mit unserem Glauben manchmal verloren und ratlos fühlen: Niemand kann es uns nehmen, Königskinder zu sein und zu einander und zu Gott zu gehören.“


Jedenfalls wurde ich sooooo sehr für meine Offenheit beschenkt, wie noch nie zuvor:
Die SeniorInnen dankten mir sehr ausführlich für meinen Mut, meine Ehrlichkeit, mein Feingefühl. Mehrfach wurde betont, wie „würdig“ ich den Gottesdienst gestaltet hätte – wahrscheinlich, weil ich sonst als leibhaftige Gute-Laune-Frau durch die Gänge sause und mich wirklich absolut niemand für würdevoll hält.
Am Ende teilte ich allen noch einen handgeschriebenen (und vervielfältigten) Brief von Gott an jede Einzelne aus. Tags darauf kam eine Dame auf mich zu und sagte, wie erstaunt sie gewesen sei, als der angekündigte Brief wirklich handschriftlich war. Und wie sehr sie die Botschaft berührt hätte.
Sogar eine Kollegin, die nichts mit dem Glauben zu tun hat, meinte, dass „den Senioren derzeit eigentlich zwei Mal Andacht pro Monat gut täte“.

Wie eine Freundin die Tage so schön sagte: „Gott lässt sich nichts schenken. Er zahlt es uns hundertfach zurück.“
Amen dazu.

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Wenn graue Decken uns ersticken: Lebenslügen entlarven

Kennst du die grauen Decken aus Recyclingmaterial, die zum Umziehen und Renovieren benutzt werden? Sie sind hässlich, filzig und nur für Drecksarbeit gemacht.
Vielleicht kennst du auch die unsichtbaren Decken, die auf dich geworfen werden, um dich zu behindern.
Decken, unter denen du keine Luft mehr bekommst, die Orientierung verlierst und im Dunklen sitzt. Decken, die dich daran hindern, vorwärts zu gehen. Decken, die so schwer und undurchdringlich sind, dass du nur noch am Boden liegst und aufgeben möchtest.
Diese Decken sind Lebenslügen, die dich davon abhalten sollen, deiner Bestimmung zu folgen. Sie werden eingesetzt von Menschen, die „es gut meinen“ und dich „vor Enttäuschungen bewahren“ wollen. Aber ebenso von Menschen, die neidisch sind und sich selbst nicht trauen, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen.
Diese stickigen, belastenden Decken stammen auch vom Bösen, das dich daran hindern will, das volle Potenzial zu erleben, das Gott in dich hinein gelegt hat. Immer, wenn du dich auf unbekanntes Land traust und ein wenig mehr Gottes gute Zukunft ergreifen möchtest, wirft dir das Böse eine Decke über den Kopf, um dich aufzuhalten.

When he told you you’re not good enough  (Wenn er dir sagte, dass du nicht gut genug bist)
When he told you you’re not right  (Wenn er dir sagte, du seist nicht richtig)
When he told you you’re not strong enough  (Wenn er dir sagte, dass du nicht stark genug bist)
To put up a good fight  (Um dich zur Wehr zu setzen)
When he told you you’re not worthy  (Wenn er dir sagte, du seist es nicht wert)
When he told you you’re not loved  (Wenn er dir sagte, du seist nicht geliebt)
When he told you you’re not beautiful  (Wenn er dir sagte, du seist nicht wunderschön)
You’ll never be enough  (Du könntest nie genügen)

Fear is a liar  (Angst ist ein Lügner)
He will take your breath  (Er wird dir den Atem nehmen)
Stop you in your steps (Dich in deinem Schritt aufhalten)
Fear is a liar  (Angst ist ein Lügner)
He will rob your rest  (Er wird dir deine Ruhe klauen)
Steal your happiness  (Deine Freude stehlen)
Cast your fear in the fire  (Lass deine Angst im Feuer schmelzen)
‚Cause fear, he is a liar  (Denn Angst, sie ist ein Lügner)

When he told you you were troubled  (Wenn er dir sagte, du seist gestört)
You’ll forever be alone  (Du würdest für immer allein sein)
When he told you, you should run away  (Wenn er dir sagte, du sollest weglaufen)
You’ll never find a home  (Und dass du nie ein Zuhause findest)
When he told you you were dirty  (Wenn er sagte, du seist schmutzig)
And you should be ashamed  (Und  du sollst dich schämen)
When he told you, you could be the one  (Wenn er dir sagte, du könntest die einzige Person sein)
That grace could never change  (Die selbst von Gnade nie verändert werden könnte)

Oh, fear is a liar  (Angst ist ein Lügner)
He will take your breath  (Er wird dir den Atem nehmen)
Stop you in your steps  (Dich in deinem Schritt aufhalten)
Fear is a liar  (Angst ist ein Lügner)
He will rob your rest  (Er wird dir deine Ruhe klauen)
Steal your happiness  (Deine Freude stehlen)
Cast your fear in the fire  (Lass deine Angst im Feuer schmelzen)
‚Cause fear, he is a liar  (Denn Angst, sie ist ein Lügner)

Let Your fire fall and cast out all my fears (Lass dein Feuer fallen und verbrenne all meine Ängste)
Let Your fire fall, Your love is all I feel  (Lass dein Feuer fallen, deine Liebe ist alles, was ich fühle)

 

Lass dich nicht verunsichern.
Lass dich nicht einschüchtern.
Du bist Gottes geliebte Tochter, Gottes geliebter Sohn.
Sein Königskind.
Geliebt und schon vor dem Beginn des Universums dazu auserwählt, sein Kind zu sein.
Durch seine Gnade und seine Vorliebe für dich hat er dich von allem befreit, was dich einengt, und dich mit Fülle gesegnet.
Du brauchst ihm nur noch mit „Ja, ich möchte dein Kind sein!“ antworten.