aufmerksam, glaubhaft, kreativ

Beten – immer und überall möglich

In der vergangenen Woche telefonierte ich mit einer Freundin (als Ersatz für den Hauskreis, an dem wir beide nicht teilnehmen konnten). Als ich am Schluss fragte, ob wir noch zusammen beten wollen, fragte sie ganz überrascht: „Geht das denn am Telefon?“
Daraufhin antwortete ich: „Klaaar geht das, beten kann man immer und überall.“

Später fiel mir auf, dass es Situationen gibt, in denen ich bete – und welche, in denen ich noch nie gebetet habe. Ich habe in der S-Bahn unterwegs zur Arbeit gebetet, während Streitgesprächen, im Bett, am Esstisch (allein in der Stillen Zeit und gemeinsam vor dem Essen), mit Freunden, am Telefon, im Urlaub und natürlich auch im Gottesdienst. Und dennoch fallen mir jede Menge Orte und Momente ein, wo ich noch nie gebetet habe. Interessant.
Das werde ich bald ausprobieren und verändern…

In der aktuellen AufAtmen entdeckte ich den Tipp, kleine Zettelchen zu schreiben, wofür man Beten kann. Und diese dann nach dem Zufallsprinzip zu ziehen – täglich einen, bei jedem Gebets-Treffen einen oder wie auch immer.
Ganz begeistert erzählte ich einer Freundin davon und zeigte zur Demonstration die Dose, aus der ich einen beschriebenen Papierstreifen zog:
„Man kann zum Beispiel beten für…. (zog einen Zettel und las) Kulturschaffende.“
Daraufhin guckte die Freundin sehr irritiert und fragte: „Für Kulturschaffende?!“
In dem Moment sparte ich es mir, die Geschichte dahinter zu erzählen, was ich im Nachhinein schade fand. Denn, was wäre unser Leben ohne Musik, Fotos, Skulpturen, Architektur, Bildern und Tanz? Und welche/r Kulturschaffende benötigt dabei nicht Unterstützung, moralisch und finanziell?
Wie dem auch sei: Ich bete nun nach dem Zufallsprinzip für einzelne Familienmitglieder, für Politiker, für meinen Freundeskreis, für Kriegsgebiete, für die Partnerschaft, für den Umgang mit Geld, für das Arbeitsklima, für den Sportverein, für von Armut betroffene Familien, für meinen Pastor, für die Erzeugung von Nahrungsmitteln, für Vorgesetzte und Teamleiter, für Opfer von Gewalt, für die Emanzipation der Frau und so weiter.
Da ich täglich nur einen Papierstreifen zum Beten vor mir habe, liegt das Elend der Welt nicht unnötig ausgebreitet vor mir.
Sehr zur Nachahmung empfohlen!

 

aufmerksam, glaubhaft, kreativ

Wähle ein Wort, das dich begleitet

„Nimm einfach ein kurzes Wort, am besten aus einer Silbe oder zwei… So ein Wort wäre Gott oder Liebe. Wähl dir eines, das dir zusagt… und binde dieses Wort so an dein Herz, dass es, was auch immer geschieht, dort bleibt.
Dies Wort soll dein Schild und Speer sein, ob du im Frieden oder im Kampf reitest.
Mit diesem Wort bist du gewappnet gegen Wolke und Finsternis über und unter dir.
Mit diesem Wort vermagst du Grübeleien jeglicher Art abzuwehren und in einem Meer das Vergessens zu versenken. Und sollte irgendein Gedanke dich bedrücken und solltest du dich beständig fragen, was du hättest anders machen sollen, dann antworte ihm mit keinem weiteren Wort als mit ebendiesem.
Sollten dir deine Gedanken aufgrund ihrer großartigen Lernfähigkeit anbieten, das Wort zu analysieren und dir seine Bedeutung zu enthüllen, dann sag deinen Gedanken, dass du es so behalten möchtest, wie es ist… Es geht nicht um Analyse oder Erhellung…
Denn niemand vermag Gott wirklich zu durchdenken. Daher ist es mein Wunsch, alles aufzugeben, was ich darüber denken kann, und mich für die Liebe zu entscheiden, die man nicht denken kann. Gott lässt sich lieben, aber nicht denken. Mit der Liebe vermag man ihn zu erfassen und zu umfangen, aber nicht mittels Gedanken.“

aus: The Cloud of Unknowing, geschrieben von einem anonymen christlichen Mystiker des 14. Jahrhunderts.
gefunden in: „Ein Sommer unwahrscheinlichen Glücks“ von Laura Munson

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Zeitdruck? Zeit zu verschenken

Eine wunderschöne und kreative Geschichte in Anlehnung an die „Speisung der Fünftausend“ aus dem Matthäus-Evangelium (Matthäus Kapitel 14, Verse 14-21. Ebenso bei allen anderen Evangelisten der Bibel zu finden):
Wie aus zu wenig Zeit plötzlich Zeit im Übermaß, Zeit zum Verschenken
entsteht:
„Und es fand sich, dass einer von ihnen noch fünf Termine frei hatte – zur Not, mehr nicht- dazu zwei Viertelstunden.
Und Jesus lächelte und sagte: Gut, dass ist doch schon etwas.
“ (…)

Viel Freude mit dem Video!

http://www.evangelische-jugend-oldenburg.de/2012/03/wort-zum-mittwoch-zeit-vermehren/

aufmerksam, kreativ

Unikat: Fröhliche Tasche mit Kirschen

Im strahlenden Licht leuchten die knackigen Kirschen der Tasche ebsonders schön.
Den Stoff (aus Baumwolle) habe ich letztes Jahr auf dem „Stoffmarkt Holland“ entdeckt, abgerundet wird die Tasche durch ein glänzendes Satinband in écru mit in Handarbeit aufgestickten grünen Glasperlen.
Innen ist sie mit einem glänzenden Baumwoll-Stoff in beige gefüttert und hat ein rot abgesetztes kleines Schlüsselfach.

 

aufmerksam, glaubhaft, kreativ

Sieben Wochen ohne….. Konsum

Jede und jeder hat so seinen Bereich, wo sie oder er mehr Zeit, mehr Geld, mehr Energie aufwendet als es notwendig und wünschenswert wäre. Das betrifft Medienkonsum, Ernährungsfragen, finanzielle Punkte, Beziehungen, Aktivitäten, kurz: Lebenseinstellungen.
Die Fastenzeit ist dazu da, mit diesen Gewohnheiten aufzuräumen und zu schauen, ob es ohne auch klappt. Und wenn ja, wie es gelingt und was ich dabei erlebe.
In diesem Jahr versuche ich in der Fastenzeit, nichts zu kaufen, das verzichtbar ist. Das bedeutet: Lebensmittel, Shampoo, Putzmittel und ähnliches kaufe ich. Alles andere nicht.
Dabei mache ich unterschiedliche Entdeckungen:

– Den Konsum strikt einzugrenzen spart nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Energie (Kaufe ich das? Zu dem Preis? Hier oder woanders? Jetzt oder später?). Bisher geht noch viel Energie durch das Bemühen, nichts zu kaufen, verloren. Weil es jedes Mal eine willentliche Entscheidung ist, wirklich nichts zu kaufen. Oder nur das Notwendige. Sobald es sich automatisiert hat, wird es sehr entspannend sein.

– Wenn ich nicht in die Reichweite einer Geschäftsstraße gelange, gebe ich auch kein Geld aus. Logisch, aber trotzdem eine Erkenntnis, die bestimmtes Verhalten nach sich zieht.

– Ich belohne mich gerne durch Konsum, indem ich mich selbst „beschenke“. Kann ich darauf verzichten? Und gilt eine Stunde entspannter Lektüre (Buch aus der Bücherhalle) mit einer Tasse Tee (Vorrat im Küchenschrank vorhanden) ebenso als Belohnung?

– Verzicht macht kreativ. Bisher habe ich für alle auftretenden Fragen eine Lösung gefunden, ohne dass ich dafür etwas hätte kaufen müssen. Keller und Kammern sind voll mit Dingen, die umfunktioniert wunderbar zu gebrauchen sind. Nebenbei wird das Gehirn auf diese Weise bestens trainiert und in seiner neuronalen Plastizität gefördert.

– Ich werde beschenkt. Als ich Kleidung, die ich schon lange nicht mehr trage, zum Altkleider-Container bringe, sehe ich am Papier-Container daneben einen sehr stabilen Umzugskarton, den ich auf dem Weg nach Hause huckepack auf dem Fahrrad mitnehme. Ich habe mich von etwas getrennt, und wurde dafür auch noch beschenkt – ein Karton weniger, den ich Ende des Jahres kaufen muss, bevor ich ihn packen kann!
Von solchen Beispielen fallen mir viele ein, die in den letzten Wochen passiert sind – kleine und große. Wenn ich vertraue und loslasse, sorgt Gott für mich.

Wen die „offizielle“ Fastenaktion in diesem Jahr interessiert: http://www.7wochenohne.evangelisch.de/

und ein kurzes Video: http://www.evangelische-jugend-oldenburg.de/2012/02/wort-zum-mittwoch-fastenzeit/

 

Eines der Projekte zum „Nulltarif“:
Dieser Stuhl vom Sperrmüll mit seiner Leiter-ähnlichen Lehne wird der langersehnte und bisher als zu teuer befundene „Stumme Diener“.
Danach sieht es jetzt noch nicht aus, aber bald…

aufmerksam, glaubhaft, kreativ

Gegen die Sozialisation durch Rollenklischees: Puppenhaus spielen einmal anders!

Meine Reaktion auf das Anschauen einer Reportage gestern:
Heute morgen stand ich mit einem kleinen Mädchen, das zum Erstkontakt kam, vor dem Spieleschrank. Ich hatte ihr gesagt, dass wir beide mal schauen, was sie sich zum Spielen aussuchen mag, damit ich erstmal mit Mama reden kann. Nun zeigte ich ihr im Schrank sowohl die Autos und die Baustelle und die Murmelbahn als auch das Puppenhaus, damit sie sich völlig frei von Erwartungen an das Spielverhalten kleiner Mädchen etwas aussuchen kann. Leider waren ihr die Baustelle, die Autos und die Murmelbahn total egal – sie wollte das Puppenhaus. Nun ja, selbst schuld, wenn man eines besitzt…..
Also führte ich mit der Mutter die Anamnese durch und stand anschließend während des Spielens zum Kontaktaufbau mit dem kleinen Mädchen vor der schwierigen Aufgabe, gender-pädagogisch sinnvoll zu spielen.

Dazu ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass anhand der Impulse, die die Erwachsene zu Beginn des Spieles gibt, ganz unterschiedliche Scripte entstehen können – zwei mögliche Szenen der gleichen Ausgangslage:
Szene 1: „Komm, wir spielen mit dem Puppenhaus! Die Mama kocht und der Papa sitzt auf dem Sofa und schaut fern!“
Szene 2: „Komm, wir spielen mit dem Puppenhaus! Die Mama repariert den Fernseher und der Papa kocht so lange schon mal das Essen!“

Ha, es wäre doch gelacht, wenn man derart Mädchen-prädestiniertes Spielzeug nicht verwandeln und damit den alten Geschlechter-Rollen den Garaus machen kann!
Glücklicherweise hatte das kleine Mädchen nichts gegen diese Aufgabenverteilung, sodass Mama selig am Fernseher schraubte und Papa solange Möhren kochte. Bestens.
Jetzt braucht es „nur noch“ Wirklichkeit zu werden.

 

aufmerksam, glaubhaft, kreativ

Achtsamkeit

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„Wenn sie so dasitzen,“ fragte ich Bin, „was machen sie eigentlich?“
Bin sagte: „Sie sitzen so da – zum Beispiel, wenn die Sonne untergeht über den violetten Hügeln der Wüste, und schauen die Sonne, nichts weiter.
Sie schauen.
Sie denken an nichts anderes als eben die Sonne, so sehr, so innig,
so ganz und gar,

dass sie die Sonne noch immer und immer sehen, wenn jene, die wir die wirkliche nennen, lange schon untergegangen ist.
Sie sitzen so da:
sie können sie jederzeit wieder aufgehen lassen.“

 

Max Frisch, aus: Der andere Advent 2009/2010

aufmerksam, feminin, kreativ

Buchempfehlung: „Miss Pettigrews großer Tag“ von Winifred Watson

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„Miss Pettigrew mischte sich unter die Menge. Sie war eine Dame mittleren Alters, von kantiger Statur und durchschnittlicher Größe, mangels ordentlicher Ernährung dünn wie eine Bohnenstange und mit einer guten Portion Verzagtheit und Furcht im Blick – sofern jemand sich die Mühe gemacht hätte, genau hinzusehen. Doch es gab auf der ganzen Welt weder Freunde noch Verwandte, denen bekannt oder wichtig gewesen wäre, ob Miss Pettigrew unter den Lebenden oder unter den Toten weilte.“
Die Dame ist unterwegs zu einem Vorstellungsgespräch als Gouvernante, obwohl sie „keine verzogenen Gören“ mag wie die, mit denen sie seit Jahren arbeiten muss. Da sie leider nichts anderes kann, ist sie darauf angewiesen, eine Familie zu finden, die sie anstellen möchte. So bekommt sie von der Arbeitsvermittlung eine Adresse, bei der sie sich vorstellen soll.
Sie findet sich in einer Wohnung wieder, die einer reizenden jungen Frau in einem Negligé zu gehören scheint. Die junge Frau ist außergewöhnlich hübsch, aber ebenso außergewöhnlich unkonzentriert: Statt sich mit Miss Pettigrew bezüglich ihrer Anstellung zu unterhalten, muss sie einen Liebhaber aus der Wohnung schaffen, bevor ein anderer Liebhaber (und Besitzer der Wohnung) herein kommt.
„Miss Pettigrew warf einen streng missbilligenden Blick in die Runde, doch trotz allem regte sich etwas in ihr, das sie in helle Aufregung zu versetzen drohte. In Räumen wie diesem tat sich etwas, fielen seltsame Dinge vor, wohnten wundersame Geschöpfe wie das, das ihr eben noch Fragen gestellt hatte. Und deren Leben war prall, aufregend, gefährlich.

So muss Miss Pettigrew der angehenden Sängerin und Schauspielerin Miss LaFosse dabei helfen, ihre unterschiedlichen Verehrer rechtzeitig abzufertigen, bevor die nächsten kommen. Die verknöcherte Guinevere Pettigrew, die seit Jahren in einem ärmliche Zimmer haust und sehr klare moralische Vorstellungen hat, weiß vor Aufregung weder ein noch aus. Warum hat das hübsche Mädchen so viele Liebhaber, wenn sie keinen davon mag? Andererseits: Warum mag sie alle zu sehr, um einen davon oder auch alle loswerden zu wollen? Und wer ist der geheimnisvolle Verlobte von der Küste?
Bedauerlicher Weise hat Miss LaFosse aber nicht den Mumm, ihren Liebhaber heraus zu werfen, bevor der nächste kontrolliert, ob sie auch treu ist; sodass sich unversehens die verschreckte Miss Pettigrew in der Situation befindet, den Hausdrachen spielen zu müssen.
Wie die englische Dame im Laufe des Tages zusehens aufblüht, neues Selbstbewusstsein schöpft, einer Typberatung unterzogen wird und anschließend mit auf Parties geschleift wird, wo sich doch tatsächlich ein Verehrer für sie findet – das liest sich im Original viel besser, als ich es hier beschreiben kann.
Ein leichtes, lustiges Buch, das an den Genuss von Schokoküssen erinnert.

aufmerksam, kreativ

Kindermund: Hygienefallen lauern überall

Szenen aus dem Alltag einer Logopädin

Junge, 5 Jahre alt: „Deine Hose ist hässlich.“
Ich: „Ach. Warum denn?“
Er: „Weil man deine Füße nicht sieht.“

Ich desinfiziere mir die Hände, ein Sechsjähriger beobachtet mich dabei.
Ich: „Das stinkt ganz schön, ne?“
Er: „Jaahaa. Was ist das denn?“
Ich: „Damit mache ich mir die Hände ganz besonders gut sauber.“
Er: „Nee, das stinkt so, damit gehn die Hände nich sauber.“
Ich: „Doch, das ist extra starke Seife.“
Er: „Wie heißt’n das?“
Ich: „Hmmm… das ist ein schweres Wort… also man kann es „Stinki“ nennen.“
Er: „Nee, wie heißt das echt?“
Ich: „Des-in-fek-tions-mi-ttel.“

Ein Sechsjähriger erzählt von der Katze, die sie seit einigen Tagen haben.
Er: „Wir haben ein Katzenfutter gekauft, wo die Katzen richtig gut von werden.“

Wir spielen mit kleinen Fingerpuppen, um die Präpositionen zu üben.
Der Junge schaut in den kleinen Papagei hinein, ich frage:
„Was ist denn in dem Papagei?“ (nichts)
Kind: „Da drin ist Bakteriens.“