aufmerksam, feminin, kreativ

Schwuppdiwupp: Ein Tässchen voll Blumen

 

Für eine recht kurzfristige Verabredung brauchte ich unbedingt ein kleines Mitbringsel. Was mir abends kurz vor 22.00 Uhr einfiel.
Aber die kluge Frau sorgt vor, so habe ich in meinem reichen Fundus immer irgendetwas, das sich auch spontan verarbeiten lässt. In diesem Fall steht bei uns gerade ein sehr üppiger Strauß aus weißen Chrysanthemen, aus dem ich mir ein paar Blüten klaute.
Eine kleine Tasse mit blauem Muster füllte ich mit gewässertem Steckmoos. Im Dunkeln schnitt ich aus einem Kübel auf dem Balkon fünf Efaublätter und steckte sie in die Basis. Einen Zapfen drahtete ich an und befestigte ihn seitlich. Mittig arrangierte ich Blüten in unterschiedlichen Größen und ließ einige Knospen über den übrigen Blumenköpfe schweben – als ob sie gerade frech heraus wachsen. Eukalyptuskapseln und eine schillerne kleine Kugel, die an eine Seifenblase oder eine frostige Perle erinnert, fielen mir ebenfalls in die Hände und sorgen für Abwechslung.
In einer Kuchenform, gestützt von einem Ring Luftpolsterfolie, machte sich das Tässchen am nächsten Morgen mit mir auf den Weg durch die Stadt…

 

Ob abends um 22:20 oder morgens um 8:00 Uhr: Die Lichtverhältnisse sind bescheiden…

Verlinkt mit Holunderblütchen und FloralFridayFoto.

aufmerksam, glaubhaft

Vergebung ist der Schlüssel zum Handeln und zur Freiheit

 

Gerade lese ich ein wunderbares, sehr inspirierendes Buch, von dem ich sicher bald mehr erzählen werde.
Heute möchte ich die Idee teilen, sich mit Vergebung auseinander zu setzen.
Dass Vergebung gut tut und innerlich befreit, sagen seit einigen Jahren immer mehr PsychologInnen und Studien. Lange Zeit war „Vergebung“ etwas für christliche Weicheier und verknöcherte Bibelleser, kurz: Sehr unattraktiv. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet, was ich sehr begrüße. Denn Verzeihen hat eine Kraft und bewirkt eine tiefe Freiheit, auch wenn es im ersten Moment Überwindung kostet. Und im zweiten auch. Und im dritten auch.
Denn je enger wir den alten Ärger und Groll bei uns halten, desto mehr finden wir, wir hätten die Kontrolle über das, was uns angetan wurde. Indem wir jemanden gedanklich büßen lassen oder im langfristig böse sein können. Was natürlich eine Sackgasse ist, die uns in Opferrollen und negativen Vergangenheitsszenarien festhält. Mit Kontrolle hat das wenig zu tun, viel mehr mit alter Gewohnheit und anhaltend schlechten Gedanken.
Mir gefällt die Idee sehr gut, absichtlich die einzelnen Lebensbereiche und Beziehungen zu betrachten und zu schauen, ob es alten Groll gibt. Einerseits anderen Personen gegenüber, von denen wir uns schlecht behandelt und verraten fühlen. Aber auch wir selbst verzeihen uns vieles nicht, was längst seit Jahren in der Vergangenheit liegt. Natürlich kommt beim Nachdenken im ersten Moment der ganze „Schiet und Dreck“, wie wir in Hamburg sagen, so richtig ins Bewusstsein. Aber gleichzeitig wird uns meistens auffallen, wie lange her diese Erlebnisse schon sind: Jahre und Jahrzehnte sind seitdem vergangen, und immer noch haben wir eine dunkle Ecke, in der wir unsere düsteren Gefühle kultivieren. Und jeder dieser verletzenden Momente hat eine eigene dunkle Ecke, sodass sie alle zusammen eine Menge Energie und Lebensfreude blockieren.
So lautet die Frage, wie sehr wir der Person und dem Geschehen verziehen haben. Gar nicht, ein bißchen, fast ganz?
Vergebung muss wachsen und entsteht nicht über Nacht, darin sind sich TheologInnen und PsychologInnen einig. Nur wir selbst haben es in der Hand, ob wir die Türen und Fenster zu unseren dunklen Ecken öffnen und damit frische Luft und helles Licht hereinlassen. Das befreit uns selbst. Denn die kalte Wut und die vernarbte Verletzung hat uns immer nur selbst weh getan, die „Täter“ haben davon nichts gemerkt.
Oft sind die Täter ja nicht die anderen, sondern wir selbst. Fehler und Versäumnisse kreiden wir uns selbst auch unerbittlich an. So halten wir uns als „böse Täter“ einerseits und „Opfer der Umstände“ andererseits an der Kette. Wer anderen nicht vergeben will, kann vielleicht damit beginnen, sich selbst zu vergeben. Die Vergangenheit ist vorbei und kommt nie wieder, völlig egal, wie sehr wir uns innerlich zerfleischen. All die Lebensfreude, die dabei verloren geht, könnten wir so viel sinnvoller einsetzen – für uns selbst und andere.
Also, was haben wir uns selbst nie vergeben? Wäre es an der Zeit, loszulassen? Was brauchen wir dafür? Können wir zumindest „ein bißchen“ vergeben, als ersten Schritt?
Und was können wir anderen vergeben, indem wir die inneren Vorwürfe ausmisten?

Vergebung ist der Schlüssel zum Handeln und zur Freiheit.

Hannah Arendt

 

 

Die giftigen Erinnerungen einfach davon fliegen lassen und Freiheit atmen…

Atemfreude, aufmerksam

Willkommensgeschenke und Abschiedsrituale während der „Atemfreude“

Wie alles Lebendige entwickeln sich auch Konzepte organisch. So ist meine „Atemfreude“ für SeniorInnen in den letzten Monaten aus den Kinderschuhen hin zu jungen Erwachsenen gereift. Dabei entstehen nicht nur immer wieder neue Stundenentwürfe, auch die Struktur wächst und vervollständigt sich.

Jede „Atemfreude“ beginnt inzwischen mit einem thematisch passenden Gedicht. Die Verse am Anfang der Stunde laden (zusammen mit dem Bühnenbild in der Mitte des Stuhlkreises) dazu ein, im Raum und in der Gruppe anzukommen. Das Gedicht gibt eine erste Idee vom Thema der heutigen Atemfreude. Dabei brauchen die Teilnehmenden nichts zu tun, als zuzuhören und das Bühnenbild aus thematisch passenden Gegenständen anzuschauen. Die SeniorInnen haben sich auf den Weg gemacht, was bis zur Ankunft im Gymnastiksaal bereits die erste Anstrengung war. Statt direkt „los turnen zu müssen“, können sie es sich auf dem Stuhl bequem machen und sich innerlich einstimmen. Vorlesen empfinden viele alte Menschen als sehr angenehm. Mit klarer Stimme, langsam und mit lebendiger Betonung vorgelesen, entsteht für die Damen und Herren der erste Genussmoment. Als allererstes ist das Sein wichtig, nicht das Tun. Sie können einfach „da sein“ und werden gedanklich mitgenommen. Während des Zuhörens rätseln viele TeilnehmerInnen gern beim Anschauen des Bühnenbilds, wohin ich sie heute gedanklich entführe: Auf eine Insel? In die Berge? Auf den Jahrmarkt? Zu einer Geburtstagsparty? Erst danach beginnt die erste Übung, denn Wahrnehmung und Achtsamkeit sind eine wichtige Grundlage vor der Handlung.

Dann lockern wir im Rahmen der heutigen Geschichte den Körper, bauen Dynamik auf, erleben lustige Momente und knüpfen an eigene Erinnerungen an. Wir finden in eine aufrechte Haltung, die den Kreislauf und die vertiefte Atmung unterstützen, bis am Ende alle aktivierten Körperfunktionen ins gemeinsame Singen zusammenfinden.

Die philosophischen Fragen, die zum Schluss auf kleinen Karten verteilt werden, sollen die Emotionen und die Dynamik aus der Stunde in den Alltag begleiten. Sie sollen aufzeigen, wie viel größer der vermeintlich begrenzte Handlungsspielraum ist. Die Fragen auf den Karten lauten nach der Atemreise „Frühjahrsputz“ zum Beispiel:
Wenn Sie an Hausputz im eigenen Leben denken: Was möchten Sie gern in Ordnung bringen? Belastende Beziehungen, alte Erinnerungsstücke, Ballast jeglicher Art? Was möchten Sie wegwerfen, loswerden, und zwar für immer?

Oder nach der Atemreise „Erntefest“:
Was genießen Sie? Zum Anschauen, Hören, Berühren, Riechen, Schmecken? Wie können Sie den Genuss öfter im Alltag erleben?
Wofür sind Sie dankbar?

So werden die Impulse vom Ausklang der Atemfreude im Alltag zu positiven Schritten. Sie helfen auch, Schönheit wahrzunehmen. Schönheit ist wirklich kein Begriff, der uns bei der Betrachtung von alten Menschen und ihrem beschwerlichen Leben zuerst in den Sinn kommt. Dabei ist Schönheit etwas, das alle Individuen in jedem Alter berührt. Schönheit jenseits des Oberflächlichen zeigt sich in Berührungen, Klängen, Bildern, Gerüchen und Erinnerungen.

Der Alltag von Hochbetagten ist sehr wenig sinnlich. Im Vordergrund steht das Praktische und das Notwendige. Gleich dahinter das Vermeidbare wie unnötiger Aufwand oder verhasste Schmerzen. Genuss und Schönheit kommen nur sehr wenig vor. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, Schönheit in den Alltag zu bringen, die die Seele berührt. Denn sie zeigt sich auch im Kleinen, Bruchstückhaften. Sehr wichtig finde ich es, offen für die Bedürfnisse der Seele zu sein. Gedichte und Lieder berühren die Seele, das ist besonders bei Menschen mit Demenz zu beobachten. Nahrung für das Innere des Menschen ist in meinen Augen genauso wichtig wie Anregung für den Körper.
Alle Elemente des Konzepts, vom Biografischen über den spielerischen Charakter bis zum Genuss des Moments dienen letztlich dazu, Körper und Seele zu verbinden.

Hier habe ich kurz und knapp die Grundlagen der Atemfreude dargestellt.
Weitere Hintergründe sind hier zu finden.

aufmerksam, glaubhaft

Plötzlich grünt es

 

Dass Blumen in der Vase auf einmal die Köpfe hängen lassen oder auf andere Weise ihr Missfallen ausdrücken, kennen wir alle. Dass jedoch plötzlich etwas wächst, wo wir es weder erwartet noch gewünscht haben, erwischt uns manchmal ganz überraschend.
Hier hatte ich nach Weihnachten ein Arrangement aus Zufallsfunden und Resten auf dem Küchentisch platziert: Ein dicker, voluminöser Buchsbaumast, roter Cornus (Hartriegel), rosa gefärbte Birke und zwei glänzende rosa Kugeln auf dem Stab. Eines Tages stellte ich fest, dass sich die Spitzen des roten Cornus`  verändert hatten. Erst dachte ich, es sei ein Zufall, bis erstaunlicher Weise überall frische Blätter und Blütenstände austrieben. Erst zaghaft, dann über Nacht explosionsartig. Was natürlich das monochrome Arrangement mit fröhlichen Akzenten in quietschgrün optisch aus dem Gleichgewicht brachte…
Am Anfang diesen Jahres stehe ich gedanklich vor drei Baustellen. So viele wie noch nie gleichzeitig zu Beginn eines neuen Jahres. Das kann anspornen, oder verunsichern. Oder zu neuen Möglichkeiten verlocken, so wie diese ausgelassenen Triebe mit ihrer fast übernatürlichen Kraft, die sich aus toten Zweigen entfaltet.
Es erinnert mich an das ebenfalls krachgrüne bedruckte Band, das vor einigen Jahren im „Anderen Advent“ als Geschenk beilag. Der Spruch meines Bands stammte aus Jesaja 43, Vers 19. Dort sagt Gott:
„Seht hin; ich schaffe etwas Neues; schon keimt es auf. Seht ihr es nicht? Ich bahne einen Weg durch die Wüste und lasse Flüsse in der Einöde entstehen.“

Mit Sicherheit schauen auch andere gespannt auf das, was in diesem neuen Jahr vor ihnen liegt. Manches wurde längst festgelegt, wie der Termin zum Abitur oder zum Examen, die Hochzeit oder der Beginn der Rente. Anderes setzen wir uns selbst als Ziel, das wir erreichen wollen. Manches hat uns lange genug auf dem Magen gelegen, sodass wir jetzt endlich selbst für Veränderungen sorgen wollen.
Uns allen wünsche ich, dass etwas Gutes aufbricht, sprießt, blüht und Frucht trägt.

 

Verlinkt mit Holunderblütchen.

aufmerksam

Garantie zum Glück: Das Meer

 

„Ich weiß nicht, wie das Meer das macht. Das Meer macht mich quasi auf Knopfdruck glücklich. Meer – zack!, glücklich. Sollte ich jemals von einem Ungemach irgendwo zwischen schlechter Laune und Depression befallen werden, schafft mich ans Meer, notfalls auch an einen See oder Fluss. Der zweite Glücklichmacher ist die Sonne, genauso zuverlässig. Und hier schweben wir also, der beste Ehemann von allen und ich, über dem knallblauen Meer unter dem knallblauen Himmel und können durch das klare, glitzernde Wasser fast bis auf den Grund sehen und sehen bis nach Albanien, und das Meer glitzert und lockt, und der Himmel ist blau, und wir schweben, und es ist wie ein Traum. Wie im Traum vom Fliegen und im Traum vom Meer gleichzeitig. Oben blau, unten blau, dazwischen die grüne Insel, ich kann mich gar nicht sattsehen.“

Isabel Bogdan in „Sachen machen. Was ich immer schon tun wollte“, rororo

aufmerksam, feminin

Die „Pille für den Mann“ gibt es nicht, weil niemand die Nebenwirkungen den Männern antun will. Die gleichen Nebenwirkungen, die Frauen seit knapp 60 Jahren erleben. Ach?

Ende letzten Jahres fiel mir dieser Artikel über das Ende der Forschung an der „Pille für den Mann“ in die Hände.
Wer mich kennt, weiß, dass ich aus Prinzip keine wie auch immer gearteten Mittel der Pharmaindustrie meinem gesunden Körper zumute. Wenn ich krank bin, nehme ich Medikamente, soweit nötig – wenn ich gesund bin, nicht.
Erst recht nicht die Antibabypille, die das Leben der Frauen, die sie konsumieren, fundamental verändert. Nicht nur durch eine Veränderung der natürlichen körperlichen Abläufe, sondern noch mehr durch eine Veränderung der Selbstwahrnehmung sowie die Folgen der diversen Nebenwirkungen. Über die bis heute nur unzureichend aufgeklärt wird, was ich jeder einzelnen Gynäkologin persönlich nehme. Die Macht der Pharmakonzerne allein durch das jahrzehntelange Einnehmen der Pille von 200 Millionen von Frauen weltweit ist immens.

„Die Forscher stellten fest, dass Frauen unter hormoneller Verhütung deutlich häufiger erstmals Antidepressiva verschrieben bekamen als die Nichtanwenderinnen: Bei der Einnahme von Kombi-Präparaten um 23 Prozent und von Gestagen-Pillen um 34 Prozent häufiger, bei der Verhütung mit Norelgestromin-Pflastern sogar doppelt so oft. Außerdem benötigten Frauen, die hormonell verhüteten, öfter eine stationäre Behandlung aufgrund von Depressionen.
Auffällig war dabei: Das Phänomen trat vor allem in der ersten Zeit der Anwendung auf. Nach sechs Monaten wurden die Frauen am häufigsten erstmals wegen einer Depression behandelt, das Risiko war gegenüber Nicht-Anwenderinnen um 40 Prozent erhöht – bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren, die eine Kombipille einnahmen, sogar um 80 Prozent. Danach ging die Häufigkeit langsam wieder zurück.“ Gefunden auf Baby und Familie

Daraus folgt, dass Mädchen, deren Körper sich noch in der Entwicklung befinden und die parallel mit den Auswirkungen der Pubertät auf ihr Leben kämpfen, unnötiger Weise überdurchschnittlich häufig depressiv werden: Und das als Nebenwirkung eines Medikaments, das ihnen häufig verschrieben wird, „um den Zyklus gleichmäßiger laufen zu lassen“. Was vorrangig Männern als Denkweise geläufig ist und von der Pharmaindustrie kräftig unterstützt wird. Kein weiblicher Zyklus dieser Welt ist hundertprozentig gleichmäßig, er ist ja keine Atomuhr. Braucht er auch nicht sein. Dennoch wird es vielen jungen Frauen, die sich noch im Wachstum befinden, als Argument verkauft. Und die Nebenwirkungen, die auf einen unreifen Körper treffen und ihn lebenslang beeinflussen können, gleich mit.
Umso schlimmer, dass Schlaganfälle, Lungenembolien und Thrombosen (Blutgerinsel) mit teils tödlichem Ausgang bis heute als „Einzelfälle“ dargestellt werden und immer noch jeder Versuch unternommen wird, den Zusammenhang zur Pille zu verneinen.

Hier habe ich schon einmal über die Erfahrungen eines Mannes geschrieben, der als Versuchsteilnehmer die „Pille für den Mann“ genommen hat.
Das Buch erschien im April 2007 auf deutsch, im englischen Original entsprechend früher. Seitdem hat sich nichts getan, nur Frauen schlucken weiterhin hormonelle Verhütungsmittel.

Bereits 2011 schrieb ich über andere Möglichkeiten der Empfängnisverhütung und hoffe sehr, dass sie bald populärer werden. Im Sinne der Selbstbestimmung der Frauen sowie der Gesundheit ihrer Körper. Und um die Macht der Pharmaindustrie wenigstens etwas einzudämmen – denn das täten wir, würden wir alle auf die Pille verzichten. Es gibt genügend Möglichkeiten mit gleich hoher Sicherheit.

 

aufmerksam

Frischer Wind für die Wände

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Manchmal brauche ich einfach frischen Wind. Nicht nur bezüglich meiner Lektüre oder anderer Kleinigkeiten, sondern so grundlegend. Regelmäßig wird mein Kleiderschrank durchsortiert und mit Vintage-Funden aufgepeppt und das Wohnzimmer neu dekoriert. Aber manchmal reicht das nicht, dann muss etwas wirklich Neues her. Oft bleibe ich mit dieser Meinung allein in unserem Haushalt…. Daher übe ich mich in einem nachsichtigen Blick für unser altes Sofa (das wohl doch noch bleiben darf) und erfreue mich stattdessen am neuen Wandschmuck:
Ein hipper Druck namens „Fly to Copenhagen“ aus einem hippen Hamburger Stadtteil, ergattert über die Kleinanzeigen, schmückt das Schlafzimmer.

 

 

Quer durch die Stadt manövrierte ich eine große bedruckte Leinwand, die mich an Lavaströme erinnert. Auch über die Kleinanzeigen, woher sonst? 😉  Das Original ist aus Wolle, nicht Farbe, gestaltet – was mich wiederum an eine Galerie auf Bornholm denken ließ, die ich besuchte. Hier in einem Arrangement namens „Viel hilft viel“ mit der Weihnachtsdeko im Wohnzimmer zu sehen: Es war dann doch etwas zu viel, gerade bei den sehr mageren Lichtverhältnissen im Winter.
Dafür hat eine sehr nette, wildfremde Frau mir geholfen, das Kunstwerk von der S-Bahn nach Hause zu schleppen. Bis vor die Haustür. Das nenne ich „Nächstenliebe“.

 

 

Aber die Kleinanzeigen waren noch lang nicht ausgeschöpft, sodass ich wiederum quer durch die Stadt woanders hin fuhr, um einen Birkenwald abzuholen. Der versehentlich deutlich kleiner war als geplant, wie man am Rahmen erkennen kann. Naja, dafür waren die Leute besonders nett, bei denen ich zum Abholen war. Und nun überbrückt er die Zeit, zusammen mit den links an der Wand lehnenden echten Birken, bis draußen mehr Sonne scheint und die „Lavaströme“ ihre Pracht entfalten können.

In diesem Sinne: Lasst es draußen dunkel sein, drinnen lacht die Kunst von der Wand! Auch ohne teure Galeriebesuche ist dank den Kleinanzeigen ganz schnell etwas Besonderes, Neues bei uns eingezogen.

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Buchempfehlung: „Unter Tränen gelacht. Mein Vater, die Demenz und ich“ von Bettina Tietjen

 

>>Das ist das Problem, über das ich viel zu selten nachgedacht habe, das aber viele Angehörige von Demenzkranken kennen. Die Familienmitglieder, die im unmittelbaren Umfeld des Betroffenen leben, bekommen alles hautnah mit: die Unsicherheiten, die fortschreitende Orientierungslosigkeit, die Launen, die Ängste und die Aggressionen. Je weiter man entfernt ist, desto größer ist auch die emotionale Distanz. „Das geht doch alles noch“ lässt sich leicht sagen, wenn man selbst nicht diejenige ist, die alles unter Kontrolle halten muss, das eigene Leben und das des Vaters, das zunehmend aus den Fugen gerät.<<

Dass ich einen Bericht aus dem Leben mit Demenz lese, hängt natürlich eng mit meiner Arbeit zusammen. Dass ich es gern (und freiwillig…)  gelesen habe, ist Bettina Tietjen zu verdanken: Sie schreibt ehrlich, direkt aus dem Leben, benennt Hoffnungen und Ängste. Trotz aller Schwierigkeiten im Alltag ist es ein lebensbejahendes, fröhliches Buch.
In einer Gesellschaft, in der Gesundheit und geistige Leistungsfähigkeit das höchste Gut sind, grenzen wir alles aus, was nicht dazu zu passen scheint: Von der Abtreibung potentiell behinderter Kinder bis zu Alter und Sterben. Umso wichtiger ist es, über Tabuthemen mit Respekt aufzuklären. Denn früher oder später wird es in unseren Familien Angehörige mit Demenz geben – oder es erwischt uns eines Tages selbst. Wer sich mit offenem Herzen mit solchen Themen auseinandersetzt, geht anders durch´s Leben, da bin ich mir sicher.

„Unter Tränen gelacht. Mein Vater, die Demenz und ich“ von Bettina Tietjen, Pieper

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Winterlicher Apfelkranz

Ganz offensichtlich liebe ich Kränze aus Äpfeln, wie ich angesichts der dritten Variante heute feststelle: Zuerst habe ich es mit „echten“ Äpfeln ausprobiert, die grün und unreif vom Baum fielen. Im Herbst sammelte ich kleine Zieräpfel im Alten Land und fertigte daraus einen kleinen Kranz. Und nun fand ich auf der Suche nach bestimmtem Bastelmaterial ein Säckchen mit diesen kleinen künstlichen Äpfeln im Schrank. So kann ich zum ersten Mal einen haltbaren Kranz gestalten. Er erinnert mich an winterliche Futterplätze für Vögel, wo den Tieren ja auch gern Äpfel angeboten werden.

Wie immer beim Apfelkranz ist es ganz leicht: Ausreichend dicken Draht nehmen, vorsichtig nacheinander durch die Äpfel schieben, anschließend die Drahtenden verdrehen. Die verdrehte Stelle mit farblich passendem Band umwickeln, eine Schleife binden sowie, wenn nötig, eine Schlaufe als Aufhänger.

Hier hatte ich noch einige Äpfel übrig und habe eine der Kerzenschalen von meiner festlichen Tischdekoration damit gefüllt. Auch liegend wirkt der Kranz sehr malerisch… sonst wird er an Schranktüren oder kahle Äste in der Vase gehängt.

Verlinkt mit CreaDienstag, DienstagsDinge, HOT und Pamelopee.

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Kirche der Stille: Die „Heiligen Nächte“ erleben

 

Nachdem ich eine der Krippenandachten im Hamburger Michel besuchte, war ich tags darauf in der Kirche der Stille zu Besuch.
Vom 26. Dezember bis 06. Januar findet täglich um 18:00 Uhr ein Angebot zu den „Heiligen Nächten“ zwischen Weihnachten und dem Drei-Königs-Tag statt.
Bei den Krippenandachten hatte ich den Eindruck, dass es um ein „Mehr“ ging: Ein mehr an schöner Musik und festlicher Atmosphäre.
In der Kirche der Stille wirkte der Fokus auf mich wie ein Ruf zu „Weniger“: Weniger sprechen, weniger denken, weniger handeln. Dafür loslassen, schweigen, spüren, ruhig werden, Lasten abgeben. Mit Momenten der Stille, Impulsen zum Nachdenken, sehr ruhiger Musik einzelner Instrumente und Taizé-Gesängen.
Ein völlig anderes Konzept in komplett anderem Rahmen, sodass sowohl die LiebhaberInnen von Mehr als auch vom Weniger in den Tagen zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr auf ihre Kosten kommen.
Auch in der Kirche der Stille sollte man deutlich früher kommen, ab 17:30 Uhr ist die Kirche offen. Auch hier sind überwältigend viele Menschen, was mich in dieser Oase der Ruhe erstmal aus dem Konzept brachte. Durch das konsequente Schweigen aller Anwesenden fühlte ich mich dann doch wohl. Und wer vorgewarnt ist, dass hier nicht die übliche Handvoll Personen im leeren Raum auf Meditationsmatten sitzt, sondern der ganze Raum gefüllt, kann sich entsprechend vorbereiten. Unbedingt warme Socken mitbringen, da die Schuhe draußen bleiben. Und eine Decke oder eine warme breite Stola, es zieht (je nach Sitzplatz) empfindlich (die vorhandenen Decken sind natürlich sehr schnell vergeben…).
Die Kirche der Stille ist zu erreichen über die S-Bahn-Station „Holstenstraße“ (10 Minuten Fußweg), und die Busse 15, 20, 25, 183, 283 bis Max-Brauer-Allee Mitte.