Gerade kämpfen alle um mich herum mit Müdigkeit, ich auch. Um innerlich und äußerlich in Schwung zu kommen, teile ich heute meine momentanen Lieblingslieder. Ideal, um sie morgens beim Frühstück laufen zu lassen, damit sie uns munter machen und unser Herz auf Gott ausrichten. Oder unterwegs beim Joggen, in der S-Bahn, beim Kochen…
Und wer denkt: „Beten ist echt das Letzte, wonach ich mich gerade fühle!“ spielt die Lieder einfach unkommentiert ab. Und vertraut darauf, dass unser Herz irgendwann aufwachen und Gott begegnen wird, vielleicht ganz anders, als wir es erwarten.
Kategorie: aufmerksam
Aufmerksam durch´s Leben gehen, kluge Gedanken teilen, sich gegenseitig zum Nachdenken anregen: Hier versammle ich viele Anstöße.
20 Wünsche für mehr Vielfalt im Leben
Zwanzig Wünsche sammeln, um unser Leben lustvoller, abwechslungsreicher und ehrlicher zu gestalten:
Von dieser Idee las ich im Roman „Eine Schachtel voller Glück“ von Debbie Macomber. Dort sammeln mehrere Witwen jede für sich zwanzig Wünsche, um die Trauer hinter sich zu lassen und das pralle Leben zu umarmen. Die Wünsche reichen von kleinen Momenten bis zu großen Sehnsüchten und Anschaffungen und helfen den Protagonistinnen, ihr Schicksal aktiv in die Hand zu nehmen und den Alltag bunter zu gestalten.
Mit Entsetzen stellte ich fest, dass mir auf Anhieb nur zwei Wünsche einfielen. Ich habe sehr viele Wünsche, deren Erfüllung nicht in meiner Hand liegt. Realisierbare Wünsche, die Spaß machen und sich einfach umsetzen lassen, scheinen irritierender Weise weniger naheliegend.
Sicher, wenn ich diese beiden Wünsche aufschreibe, kommen bestimmt bald weitere dazu – wie immer beim Listen schreiben: Wenn wir erstmal anfangen, füllen sie sich schnell.
Und dennoch war ich entsetzt, festzustellen, wie viel Fokus auch in meiner Freizeit auf Arbeit in allen Facetten liegt. Selbst wenn vieles unbezahltes Engagement ist (wie dieses Blog oder meine therapeutischen Arbeitsblätter), sitze ich faktisch viele Stunden jenseits meines Berufs zu Hause am Computer.
So werde ich jetzt meine eigene Liste der zwanzig Wünsche beginnen, um mich selbst aus der Falle des „Es ist noch so viel zu tun“ zu befreien.
Wer macht mit?
Das Trauma von Weihnachten überwinden: Improtheater mit „Charlotte und Ralf“
In allerletzter Minute erinnerte ich mich dank eines Hinweises im Internet daran, dass ich ja unbedingt zum „Impro-Julklapp“ fahren wollte. Charlotte und Ralf, ein Comedy-Duo, hatten zum Mitbringen von schrecklichen Geschenken eingeladen, um das Trauma von Weihnachten aufzuarbeiten. Auf die Schnelle fiel mir nichts Fürchterliches zum Mitbringen ein, aber mein Mann fischte vom Küchenregal einen abgelaufenen Billig-Glühwein, den uns mal irgendwer geschenkt hatte. Sehr gut, die zwei Liter schleppte ich doch gern quer durch Hamburg!
Im Kulturcafé „Komm du“ angekommen, wurden die Julklapp-Scheußlichkeiten unter einem Tannenbaum abgelegt und die Vorstellung begann. Zu jedem Geschenk entstand eine improvisierte Szene, das Publikum durfte die Namen der Personen und den Ort des Geschehens vorschlagen.
Vergangene Woche erlebte ich vier Tage Bildungsurlaub „Improvisationstheater“ in Bochum, daher konnte ich innerlich direkt anknüpfen und hatte noch die Regieanweisungen des Dozenten im Ohr. So erlebte ich einen sehr lustigen und für mich persönlich lehrreichen Abend und lade herzlich dazu ein, Charlotte und Ralf einmal kennenzulernen.
Mein „Bücher-Club“ in der Presse: Leseerlebnisse für SeniorInnen
Die SeniorInnen lieben es, wenn sie mich überraschen und sich über meine perplexe Reaktion freuen können.
So eröffnete mir gestern eine Dame, dass ein Bericht über meinen Bücher-Club im aktuellen „Niendorfer Wochenblatt“ erschienen sei und amüsierte sich prächtig, als ich davon nichts wusste.
Im „Bücher-Club“ stelle ich jedes Mal zwei bis drei Romane vor, die unterhaltsam sind und einen spannenden Blick auf das Leben ermöglichen. Philosophische Aspekte, hintergründiger Humor oder unkonventionelle Lebensweisen lasse ich dabei zu Wort kommen. Gerne stelle ich Wiederentdeckungen verschollen geglaubter Romane vor, aber auch besondere Biografien oder generationenübergreifende Geschichten.
Die SeniorInnen sitzen an lauter kleinen Tischen, die ich locker im Raum verteile, damit alle flexible Plätze einnehmen können. Gerne serviere ich dazu frischen Minztee aus dem Garten, den ich morgens pflücke. So entsteht ein temporäres Literatur-Café, das sehr gut besucht wird.
Wahlkampf statt Gottesdienst – ein überraschendes Erlebnis in der Kirche
Mit dem Rad auf dem Weg zum Gottesdienst dämmerte mir, dass heute vielleicht die angekündigte Podiumsdiskussion zur Hamburger Wahl sein könnte. Obwohl das Gedränge vor dem Gottesdienst groß ist und immer viele neue Gesichter dabei sind, fielen die Herren mit Sakko deutlich auf. Auch, weil sie konsequent Siezten – beides erleben wir sonst nicht (-:
Im Vorhinein erhielten alle einen Link zu einer Online-Umfrage, um herauszufinden, welche Themen und Fragen den GottesdienstbesucherInnen wichtig sind. Ich war kurz davor, eine Mail zu schreiben, dass ich auf die AfD sehr gut verzichten kann und dass die Kirche als Gastgeber doch entscheiden könne, wem sie ein Publikum bietet und wem nicht. Gewisse Personen in diesem Haushalt fanden, man könne die AfD einfach konsequent ausbuhen. In der Kirche? Wohl nicht…
Zum Mailschreiben kam ich allerdings nicht mehr, weil im nächsten Gottesdienst Pastor Daniel alle ermahnte, „jeden Gast und Politiker freundlich willkommen zu heißen und unserer Rolle als Gastgeber gerecht zu werden. Schließlich seien alle demokratisch gewählt worden.“ Na dann.
Was ich in diesem Nicht-Gottesdienst-weil-Podiumsdiskussion gelernt habe:
– Den meisten Vertretern einer Partei kann ich ansehen, zu welcher Partei sie wahrscheinlich gehören. Wäre es nicht schön, wenn alle Parteien bunt gemischt wären und eine Zuordnung auf den ersten Blick nicht gelänge? Das würde der Vielfalt der Meinungen und damit ausgewogenen Entscheidungen gut tun, denke ich.
– Es war eine reine Sausage-Party (Würstchen-Party), also nur Männer anwesend. Ach nee. Wundert das etwa jemanden??? Trotzdem traurig. Okay, die AfD-Frau war kurzfristig verhindert und wurde ersetzt, aber alle anderen Parteien haben ja wohl auch Frauen an Bord.
– Der Hansel von meiner Lieblingspartei stellte leider das mit Abstand schwächste Glied in der Runde dar. Ein großer Verlust, schließlich waren viele ErstwählerInnen und JungwählerInnen da, und alle anderen hat er wohl auch vergrault. Sehr bedauerlich.
– Unsere ModeratorInnen meisterten ihre Aufgabe wirklich kompetent: Eine Frau und ein Mann teilten sich die Moderation, blieben immer freundlich und wertschätzend, hakten auch kritisch nach, harmonierten untereinander sehr gut. Also, gemischtgeschlechtliche Leitung einer Diskussion ist ein sehr lohnenswertes Konzept.
– Bloß nicht mit Freundinnen über Politik unterhalten! Bloß nicht! Es ist ernsthaft freundschaftsgefährdend! Das stellte ich neulich schon einmal fest, als ich aus allen Wolken fiel, als eine Freundin sagte, welche Partei sie wählt. Wie immer im Gottesdienst machte ich mit meiner Sitznachbarin (egal, wer es gerade ist) höchst qualifizierte Kommentare, nun ja, und da wurde ich dann doch bald stiller. Sicher ist sicher, da ist mir die Freundschaft wichtiger als die Politik. Vor allem, wenn wir beide eh „nur“ Wählerinnen sind und nicht politisch arbeiten.
Umso mehr freue ich mich, dass mein Mann und ich politisch auf einer Linie sind.
– Leider fand außer der Podiumsdiskussion nichts statt, das an einen Gottesdienst erinnerte, noch nicht einmal die Band trat auf. So sinnvoll es ist, sich als Gläubige aktiv für die Gesellschaft einzusetzen: Bevor vor lauter Politik die eigene Botschaft untergeht, sollte eine gesunde Mischung der Themen vorbereitet werden.
– Wären die Politiker nicht in die Kirche gekommen, hätte ich wohl auch weiterhin an keiner einzigen Wahlveranstaltung teilgenommen. Okay, der Gottesdienst ist sonst gefühlt hundertmal schneller vorbei, es zog sich ziemlich, aber gut: Dann habe ich DAS auch mal erlebt.
Eine Wand voll Hoffnung: Anleitung zu Kunst im Alltag
Kinderbücher schlachten und als gerahmtes Bild an die Wand hängen ist immer wieder eine ergiebige Quelle für Kunst. Jede andere Art von Buch funktioniert natürlich auch…
Statt Weihnachtsdekorationen und verschneiten Motiven hatte ich hier bis vor Kurzem eine „Wand der Hoffnung“. Sie entstand aus dem Buch „Der Star im Apfelbaum“ und das kleine Mädchen sieht ein bißchen so aus wie ich als Kind.
In dem Bilderbuch aus der DDR singt der Star ein Lied vom Frühling, der im Apfelbaum schläft und bald aufwachen wird. Doch die Hoffnung scheint verfrüht und Babett, die vom Fenster aus das Lied hört, rät dem Star, sich nach einer passenderen Botschaft umzuhören. So besucht der Star verschiedene Vögel und bringt deren Klänge zu Babett. Bis Babett sich das Lied vom Frühling wünscht und dem Star seine eigene Melodie nicht mehr einfällt. Er verstummt, weil er nur noch die anderen Vögel nachahmen kann.
Natürlich geht die Geschichte gut aus, aber die Botschaft finde ich sehr kraftvoll:
Bleib bei deiner Mission, lass dich nicht von dem abbringen, was du in diese Welt tragen möchtest. Bleib deiner eigenen Stimme treu und halte die Hoffnung in den Zeiten aufrecht, in denen nichts darauf hinweist, dass sie sich erfüllt.
Die Bilder von Opa und Babett sind für mich ein Sinnbild dafür, mit Gott zusammen im Garten zu sitzen, wenn Dunkelheit und Kälte sich endlich verziehen und unsere Hoffnung Realität wird.
Der eigenen Stimme treu zu bleiben hängt für mich mit dem richtigen Platz im Leben zusammen. Einem Ort, an dem wir uns verwurzeln und Früchte für uns und andere tragen:
Daher arrangierte ich um die Seiten des Kinderbuchs Motive wie ein Reetdachhaus und einen Leuchtturm, auch ein niederländischer Teller mit Windmühlen bildet für mich das Thema Heimat ab.
Musical „Martin Luther King“ tourt durch Deutschland
Spontan war ich gestern Abend im Musical „Martin Luther King: Ein Traum verändert die Welt“, weil eine Freundin noch eine freie Karte hatte.
Wer Gospel und dynamische Songs mag, wird die Stimmung genießen. Ich empfehle, sich vorher einen kurzen Überblick über das Leben des Baptistenpastors und Menschenrechtlers zu verschaffen, um die Handlung besser zu verstehen. Die Rückblenden sollen Aufschluss geben, verwirrten mich aber eher. Grundsätzlich steht der Kampf für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung im Vordergrund, immer verbunden mit dem Vertrauen darauf, dass Gott die Protestierenden stärkt und schützt. Die Konflikte zwischen den Polizisten und den Demonstrierenden, innerhalb der Gruppe und auch zwischen Männern und Frauen werden gut dargestellt. Dennoch ist das Musical relativ gleichförmig, da die primäre Handlung nun einmal der Befreiungskampf ist.
Sehr schade fand ich, dass der Chor aus 1346 komplett hellhäutigen Menschen bestand. Hamburg hat so viele internationale und afrikanischstämmige Gemeinden und Chöre – warum hier nicht aktiv um MitsängerInnen geworben wurde, kann ich mir nicht erklären. Denn dass dort zum Mitsingen eingeladen wurde und niemand gekommen sein könnte, ist unvorstellbar. So oder so – ein Musical über die Rechte der farbigen Minderheit kann und soll meiner Meinung nach nicht aus einem Chor ohne eine einzige farbige Person bestehen (Die Hauptdarsteller waren natürlich farbig, aber tausend weiße Gesichter im Background-Chor stimmen doch sehr nachdenklich).
Kritisch erlebte ich auch, dass bewusst stereotype weibliche Themen eingestreut wurden, um Abwechslung zu schaffen. Dass diese weiblichen Themen daran zu erkennen waren, dass sich die Frauen vom gesparten Busstreik-Geld Schuhe kaufen oder Kings Frau Coretta sich angesichts der Nominierung zum Friedensnobelpreis als Erstes fragt, was sie in Oslo bloß anziehen soll, ist komplett unnötig. Klar ist ein bißchen thematische Abwechslung zwischen dem von Selbstzweifel zerfressenen King und dem gewaltbereiten Malcolm X schön, aber dafür Geschlechterklischees zu bemühen – das hätten sich die rein männlichen Autoren und Regisseure besser ausdenken können.
Immerhin sorgten die Szenen um den Besuch in Ostberlin für einige Lacher und die Musik war wirklich gut. Um auch heute für Gerechtigkeit einzustehen, gingen gelbe Wassereimer von „Brot für die Welt“ durch die Reihen. Gegen eine Spende zum Brunnenbau in Kenia durfte man sich eine CD mit zwei Songs des Musicals heraus nehmen, eine unterstützenswerte Aktion.
Bis Mai tourt das Musical durch Deutschland, vom Schuldkind bis zur Oma werden damit alle Familienmitglieder gut unterhalten.
Die Fotos stammen von der Website „Das Chormusical Martin Luther King“, die Rechte der Fotos liegen bei der Stiftung Creative Kirche. Leider lässt sich das weiße Wasserzeichen mit meinem Namen nicht daraus entfernen, dies ist ein Versehen.
Druckfahnen fürs Buch korrigieren: In den Eingeweiden meines Babys
Gerade stecke ich bis über beide Ellenbogen in den Eingeweiden meines Babys, Buch Nummer Zwei.
Es ist zwar eigentlich Buch Nummer Vier, aber Buch Nummer Zwei liegt als Experiment zu unterst auf einem der Schreibtische im Verlag und Buch Nummer Drei habe ich tief hinter meiner Festplatte vergraben. Schließlich möchte ich keinen Stress mit bestimmten esoterischen Gruppierungen haben, die immer sehr friedlich tun und plötzlich ausgesprochen aggressiv alles wegbeißen, was ihnen den Platz streitig machen könnte. Dass es in diesem Fall für Rechtsstreitigkeiten keine belastbare Grundlage gibt – geschenkt.
Bücher schreiben ist harte Arbeit, Bücher verkaufen auch, was dann auf dem Konto ankommt, ist lächerlich. Da brauche ich nun nicht noch einen Rechtsstreit, wenn ich damit nur ein schmales Taschengeld verdiene.
Was soll´s, so ist nun Buch Nummer Vier die tatsächlich veröffentlichte Nummer Zwei.
Wenn die Druckfahnen angekündigt werden, entsteht ein freudig-schauriges Kribbeln in meinem Bauch.
Einerseits freue ich mich darauf, das Ungeborene wie auf einem Ultraschallbild das erste Mal zu sehen. Andererseits habe ich Panik, dass andere Menschen, die sich Fachleute nennen, mit meinem Baby etwas ganz Anderes vorhaben als ich. Wobei sie es nur gut meinen oder wir uns schlicht missverstanden haben, aber dennoch, eine Druckfahne ist etwas ziemlich Ernstes, da kann ich nicht plötzlich alles blöd finden und anders haben wollen.
Andererseits freue ich mich immer sehr, wenn ich sehe, dass 96% meines Manuskripts eins zu eins in die Druckvorschau übernommen wurde.
Daher schwanke ich beim ersten Lesen im Millisekundentakt zwischen Freude und Frustration, gehe dann erstmal auf Abstand und fange später an, meine Rückmeldungen zu formulieren.
Meist sind es dann doch nur einige große Punkte, die entweder geändert werden oder so bleiben können oder nie-so-gemeint-waren-und-einfach-falsch-rüber-kommen-das-ändern-wir-sofort-sorry-Frau-Krüerke.
Dann fehlen plötzlich noch an einigen Stellen die pädagogischen Ziele bzw. Gründe, warum bestimmte Übungen und Spiele so unglaublich wertvoll sind. Schon damals vor dem Examen zur Logopädin habe ich die Formulierung der Übungsziele gehasst-gehasst-gehasst. Es ist so langweilig und verkrampft gleichzeitig. Keine Ahnung, warum ich ausgerechnet Praxisbücher für Fachfrauen schreibe und deshalb zu den von mir entwickelten Übungen natürlich immer einwandfrei verfasste Zielsetzungen abliefern muss.
Was hilft´s, ich bin dann mal in den Eingeweiden meines Babys und hoffe, dass es bald gesund und munter geboren wird.
„Atemfreude“ in der Wochenzeitung CAREkonkret
Die Wochenzeitschrift CAREkonkret bietet Führungskräften vielfältige Nachrichten aus der Seniorenpflege und -betreuung. Der Fokus liegt auf aktuellen Debatten und Trends sowie einem Überblick, was die Konkurrenz deutschlandweit so treibt. In der Ausgabe 2/2020 erschien ein Artikel über mein Konzept „Atemfreude“.
Dort stellte ich meine schwungvolle Atemgymnastik vor, die sanft und nachhaltig mobilisiert und das psychische Wohlbefinden fördert. Im Zentrum der Stunde steht eine interaktive Geschichte, die durch meine Moderation und die Bewegungen der SeniorInnen entsteht: Wir unternehmen eine Kreuzfahrt, renovieren ein Zimmer für das Enkelchen, besuchen ein Künstleratelier oder den Wochenmarkt. Aus der Erzählung ergeben sich indirekt und lustvoll die ganzkörperlichen Übungen und die Vertiefung des Atems.
Mehr Informationen zum Konzept und Praxisbuch für Kursleitende ist unter Atemfreude zu finden. Wer die ganzheitlichen Atemübungen kostenlos ausprobieren möchte, kann sich diverse Stundenentwürfe herunterladen.
Großzügig sein
Im November dachte ich mir für mein Montagnachmittag-Programm einen Sterne-basteln-Plan aus: Ich wollte eine abwechslungsreiche Kreativstunde mit bunten Sternen und fröhlichen SeniorInnen gestalten. Dazu durchsuchte ich diverse Bastelbücher nach Anleitungen zum Falten von einfachen, aber dennoch effektvollen Sternen. Schließlich sollten sie mit wenigen Handgriffen auch stark sehbehinderten SeniorInnen mit arthritischen Fingern gelingen. Das war ein Heidenaufwand, aber am Ende hatte ich eine schöne Auswahl zusammen und nach weiterem langen Suchen auch das passende Material aufgetrieben.
So wollte ich munter mit den Damen loslegen, als sich eine meldete und meinte, sie habe hier ein Papierkörbchen, dass sich ganz einfach anfertigen ließe und wirklich schnell gelinge. Sie wolle uns alle dazu anleiten. Jetzt, es ginge ganz fix.
Das bezweifelte ich zwar, aber wer bin ich, einer alten Dame zu sagen: „Nö, ich habe meine Kreativaktion didaktisch sinnvoll mit aufsteigendem Schwierigkeitsgrad aufgebaut und ich lasse mir von Ihnen nicht den geselligen Nachmittag zerschießen?“ Eben. Das tut man einfach nicht.
Also ließ ich sie machen, wusste allerdings selbst nicht, was genau sie vorhatte und gab mein Bestes, alle Anwesenden über das auf dem Laufenden zu halten, was sie tief gebeugt unter ihren steifen Fingern zusammen frickelte.
Am Ende fehlten mir zwanzig Minuten von gesamten sechzig, aber die Dame war glücklich, uns etwas beigebracht zu haben, und mein eigenes Programm änderte ich eben ab. Es war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte, aber meine Güte, es kontrollierte ja niemand, wie viele verschiedene Faltsterne wir tatsächlich produziert hatten!
Sechs Wochen später verstarb die Dame.
Und ich dachte mir, wie gut, dass ich ihr die Zeit gegeben habe, den anderen Damen etwas vorzuführen, was ihr wichtig war und Freude gemacht hat.
Niemand wird mich jemals fragen, ob mein Sterne-bastel-Nachmittag so gelang, wie ich es geplant hatte. Aber für diese Dame wird es, denke ich, einen großen Unterschied gemacht haben, ob ihr Wunsch sich erfüllt hat oder nicht.
Manchmal können wir einfach einen Schritt von unserem Ego zurücktreten und großzügig sein. Natürlich kann das auch daneben gehen, besonders, wenn es sich um Personen handelt, die wir nicht oder nur oberflächlich kennen. Aber wie schlimm kann´s schon kommen? Und wie wahrscheinlich ist es dagegen, dass wir jemandem eine Freude machen?