Im Urlaub schreibe ich gern ganz klassische Kartengrüße.
Aber was tun, wenn wir trotz gründlicher Suche keine schönen Postkarten finden?
Für individuelle Sommerpost ließ ich ein Foto von der Küste entwickeln und gestaltete daraus Karten. Da ich mich bezüglich der Farbe für den Hintergrund nicht entscheiden konnte, bastelte ich verschiedene Varianten. Aus Paketband klebte ich einen Rahmen rund um das Foto und setzte als Akzent ein Seepferdchen aus Holz auf den linken Rand.
Ebenso können gesammelte Muscheln und Schnecken aufgeklebt werden.
Wer den Rand mit einer Heißklebepistole umfährt, kann dick Sand vom Strand darauf streuen und erhält damit eine schöne Struktur.
Kategorie: aufmerksam
Aufmerksam durch´s Leben gehen, kluge Gedanken teilen, sich gegenseitig zum Nachdenken anregen: Hier versammle ich viele Anstöße.
Presse: Quiz zum Dialekte-Raten
Mit den SeniorInnen in der Residenz spielte ich letztes Jahr ein Dialekte-Quiz. Dazu suchte ich mir diverse Äußerungen, Kosenamen und Schimpfworte aus ganz Deutschland zusammen und ließ die Damen und Herren sowohl die Bedeutung als auch die Herkunft erraten.
Da alle so einen Spaß hatten, fertigte ich aus den plattdeutschen Begriffen eine Wolke von Sprechblasen an und hängte sie in der Lobby an die goldene Wand:
Zum Rätseln für alle SeniorInnen, die nicht dabei gewesen waren. Und als Small-Talk-Thema für BesucherInnen, um den Gesprächseinstieg mit Oma und Opa zu erleichtern.
Leider fand die damalige Leitung des Hauses diese Installation völlig indiskutabel und entfernte sie umgehend. Da hatte ich bereits einen Fachartikel über den Spaß mit Dialekten geschrieben und musste für die passenden Pressefotos leider, leider das Schandbild noch einmal aufhängen….
Durch Corona verschob sich die Veröffentlichung, jetzt erschien mein Artikel „Deutschlandtour mit Eumel und Dösbaddel“ in der Zeitschrift „Aktivieren“.
Ein erster Einblick in das Dialekte-Quiz ist online hier zu lesen.
Das Problem mit dem Sex: Warum sind ChristInnen so verklemmt?
„Komm und küss mich, küss mich immer wieder! Ich genieße deine Liebe mehr als den besten Wein. Nimm mich bei der Hand! Schnell, lass uns laufen, bring mich zu dir nach Hause! Du bist mein König! Ich freue mich über dich, du bist mein ganzes Glück. Deine Liebe ist kostbarer als der edelste Wein.“
Die Bibel, Hoheslied Kapitel 1, Vers 2-4
Ganz ehrlich:
Warum reden ChristInnen nie darüber, wie viel Spaß Sex macht?
Vor lauter Angst vor moralischen Fehlern wirken selbst offiziell verheiratete, heterosexuelle, christliche Paare, die nun wirklich jedes Recht haben, Sex zu genießen, völlig verklemmt.
Warum? Gelebte partnerschaftliche Sexualität ist ein Geschenk Gottes. Gott hat Sex erfunden! Wer sonst, wenn wir glauben, dass er unser Schöpfer ist? Warum gehen wir mit diesem Geschenk um, als wäre es ein hochexplosiver Sprengsatz? Warum sprechen wir nie positiv darüber in unseren Kleingruppen, sondern ermahnen uns nur ständig zu ehelicher Treue?
Sex ist Freude am anderen, Freude am eigenen Körper, Spaß, Extase!
Warum erleben wir das nicht?
Und wenn wir es erleben, warum reden wir nicht darüber?
König Salomo, der das Hohelied der Liebe schrieb, hatte diese Hemmungen nicht. Und diejenigen, die das Hohelied in die Bibel aufnahmen, ganz offensichtlich auch nicht. Sonst wären diese Liebesschwüre und erotischen Dialoge nie überliefert worden.
Nachts auf meinem Bett sehnte ich mich nach meinem Liebsten. So gern wollte ich bei ihm sein, doch er war nicht da! »Ich will aufstehn, die Stadt durchstreifen, durch die Gassen und über die Plätze laufen. Meinen Liebsten muss ich finden!« Ich suchte nach ihm, doch vergebens. Bei ihrem Rundgang griff die Wache mich auf: »Habt ihr meinen Liebsten gesehen?«, fragte ich sie. Kaum war ich an ihnen vorbei, da fand ich ihn, dem mein Herz gehört. Ich hielt ihn fest und ließ ihn nicht mehr los. Ich führte ihn in das Haus meiner Mutter, in jene Kammer, in der sie mich empfing.
Die Bibel, Hoheslied Kapitel 3, Verse 1-3
Hallo, sie wird mit ihm zurück im Haus wohl kaum im Dunkeln die Steuererklärung diskutieren oder endlich mal wieder Schach spielen!
Natürlich ist es absolut notwendig, Teenagern einen verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Körper und der erwachenden Sexualität beizubringen. Aber spätestens, wenn wir nach allen Regeln des Staats und der Kirche verheiratet sind, kann man dann nicht einfach Spaß haben?
Offensichtlich nicht.
Stattdessen wird die eheliche Treue hochgehalten, was sehr sinnvoll und notwendig ist, aber doch bitte nicht alles, was es zu Sex in der Ehe zu sagen gibt!
Warum sind wir so sprachlos?
Und warum nervt es anscheinend niemanden außer mir?
Würde ich heute Abend in meiner Kleingruppe sagen: „Leute, wir reden viel zu wenig über ehelichen Spaß im Bett, unter der Dusche und auf der Pferdekoppel!“, würde ich wohl ein ernstes Gespräch unter vier Augen riskieren.
Warum???
„Deine Brüste sind wie junge Zwillinge einer Gazelle, die zwischen Lilien weiden. Abends, wenn es kühl wird und die Nacht ihre Schatten über das Land breitet, will ich zu dir kommen – zu dem Hügel, der nach Myrrhe und Weihrauch duftet. Deine Schönheit ist vollkommen, meine Freundin, kein Makel ist an dir.“
Die Bibel, Hoheslied Kapitel 4, Verse 5-7
Mein zweites Buch ist da: „Gruppenspiele für gute Laune“
Juhu, juhu:
Mein zweites Buch „Gruppenspiele für gute Laune. Loslegen, lachen, Überraschen“ ist endlich auf dem Markt!
Das Ringbuch mit festen Pappseiten ist ideal, um SeniorInnen ganzheitlich zu aktivieren. In acht Kategorien bekommt die Kursleitung vom Anfangsspiel bis zum Ritual am Schluss vielfältige Spielideen und Wahrnehmungsübungen. Meine Bewegungsspiele lassen sich wunderbar ins Gedächtnistraining, die musikalische Runde oder das „Lachen am Morgen“ einbauen. Jeder Sinneskanal werden in einem extra Kapitel trainiert, dabei steht der Spaß und das Gemeinschaftsgefühl im Vordergrund.
Auch Sprachspiele zur Förderung der Wortfindung und Formulierungsfähigkeit biete ich an.
Das Ringbuch versammelt 72 Spiele, Kreativanleitungen und Wahrnehmungsübungen und ist für 19,90 Euro erhältlich.
Schallschluckende Dekoration: Ideen zum Selbermachen
Bei uns vor der Haustür wird acht Monate lang die Straße gefräst, gebaggert, umgewühlt, ausgebuddelt, sandgestrahlt, aufgefüllt, geteert, gebohnert und geleckt. Selbstverständlich hänge ich täglich stundenlang aus dem Fenster und beobachte je-den Schritt und genieße das Aufgebot deutscher Ingenieurskunst in all den Varianten von Baustellenfahrzeugen. *Hust*
Natürlich nicht. Stattdessen überlegte ich schon vorher, was ich tun kann, damit wir zumindest ein paar kleine Elemente zu Schallschlucken an den Wänden installieren können.
Ich fand in einer Boutique einen ganz wunderbaren kleinen Wandteppich, der mit seinen weißen Fischen auf ultramarinfarbenem Grund griechisch wirkt, und sich hervorragend einfach auf einen Nagel der Bilderwand pieksen lässt. Außerdem zog ich eine große Blüte aus festem Papier aus meinem unerschöpflichen Dekofundus, darin sollten sich Schallwellen doch auch hervorragend verirren, oder?
Bereits vorhandene Wimpelketten aus Papier ersetzte ich durch neu genähte Wimpelketten aus Stoff, auch wenn so ein paar mickrige Wimpel jetzt nicht die Masse an Schall schlucken können. Aber meiner Selbstwirksamkeit tut es gut, zu wissen, dass ich etwas gegen den Baulärm unternommen habe. Zusammen mit den Wandbehängen, die ich hier zeigte, hoffe ich auf eine gewisse Wirkung, und sonst freue ich mich einfach nur an der sommerlichen Deko!
Glaube ist, mich daran zu erinnern, dass….
Glaube ist, mich daran zu erinnern, dass ich Gottes unbezahlbarer Schatz bin, auch wenn ich mich absolut wertlos fühle.
Glaube ist, mich daran zu erinnern: Er hat gesagt, ich bin wertvoll in seinen Augen; ich bin seine Geliebte, sein Geliebter.
Glaube ist, mich mitten in meinem Kummer zu erinnern: Nichts kann mir meinen größten Segen wegnehmen – seine Gegenwart in meinem Leben.
Glaube ist, mich zu erinnern, dass ich ohne Makel vor Gott stehe – wo ich doch nichts anderes sehe als meine Gemeinheit, Nichtswürdigkeit und Selbstsucht.
Glaube ist, mich zu erinnern: Gott liebt mich genauso zärtlich und leidenschaftlich, wenn ich versage, wie wenn ich aufrecht gehe.
Glaube ist, mich zu erinnern: Ich trage Gottes Ehrfurcht gebietende Gegenwart in jede alltägliche Begegnung hinein – auch wenn ich mich niedergeschlagen und müde fühle.
Glaube ist, mich zu erinnern: Nicht durch meine Versuche, sondern durch mein Vertrauen bin ich gewachsen.
Glaube ist, mich zu erinnern: Obwohl der Weg vor mir so dunkel wie die Nacht aussieht – Gott kann sehen und leitet mich unfehlbar.
Glaube ist, mich zu erinnern: Vieles an mir wird sich im Himmel verändern, aber ich werde nicht ein Stück gerechtfertigter sein, als ich es gerade jetzt bin. Christus ist meine Rechtfertigung.
Glaube ist, mich zu erinnern, dass ich für Gott unentbehrlich bin – auch wenn ich mich gerade völlig fehl am Platz fühle.
Glaube ist, mich zu erinnern, dass in Gottes Reich alles auf Verheißungen gründet, nicht auf Gefühlen.
Pamela Reeve
Ausflüge rund um Hamburg: Die Rantzauer Schlossinsel in Barmstedt
Kurz vor den Toren Hamburgs liegt Barmstedt in Schleswig-Holstein: Eine verschlafene Kleinstadt mit der Rantzauer Schlossinsel als Attraktion.
Hier versammeln sich eine Galerie, ein Museum, eine Weberei, ein Geschäft für Töpferbedarf und ein Café in historischen Backsteingebäuden. Die Ursprünge der Schlossinsel gehen auf mittelalterliche Befestigungsanlagen zurück, das Schloss gibt es leider nicht mehr: Es wurde durch ein schlichteres Herrenhaus ersetzt.
Große Bäume umgeben die Schlossinsel, auf der Rosen und Lavendel üppig blühen. Sogar rund um die öffentlichen Toiletten…
Vor der Galerie wartet ein König, der sich mit Kornähren schmückt. Die Kunstwerke, Skulpturen und Bilder der ansässigen Künstlerin sind wirklich sehenswert!
Am See laden Bänke zum Träumen ein, und im angrenzenden Park werden Boote vermietet.
Das „Gefängnis-Café“ (auf dem ersten Bild oben) ist ein nettes Plätzchen am Wasser, leider stammt das kulinarische Angebot komplett aus industrieller Herstellung (Fertigprodukte aus dem Tiefkühler und der Großbäckerei). Da die Schlossinsel eine sehr übersichtliche Größe hat, kann der Hunger warten, bis wir zurück in der Barmstedter Innenstadt sind.
In der alten Mühle ist ein Geschäft für Töpferbedarf untergebracht, nebenan im Speicherturm entdeckte ich eine kleine Weberei. Wer Lust auf Kunst und Keramik hat, wird in der Hauptstraße von Barmstedt in der Wechselstube fündig (Reichenstraße 3).
An der Einfahrt zur Schlossinsel liegt ein Insektenhotel der besonderen Art: Gefällte Bäume erhalten ein zweites Leben, indem sie mit Löchern präpariert und mit Nistmaterial gefüllt Insekten ein Zuhause bieten.
Wer öffentlich von Eidelstedt oder Henstedt-Ulzburg mit der AKN kommt, läuft einmal durch die Barmstedter Innenstadt und durch den Park zur Schlossinsel. Achtung: Die AKN fährt stündlich nur ein Mal!
Wer mit dem Auto kommt, kann direkt am See auf einem großen Parkplatz parken.
Kreatives Schreiben mit Senioren: Vom Waldweg ins Stundenhotel
Alles, was ich in der Residenz gerne tue, ist durch Corona verboten:
Kurse leiten, Vorträge halten, SeniorInnen knuddeln sind die ersten Punkte, die mir einfallen und am meisten fehlen.
Immerhin treffen wir uns inzwischen mit einer Handvoll Damen und Herren für kleine Gruppenangebote auf der Terrasse, so es das Wetter zulässt.
Diese Woche hatte ich ein Experiment vor:
Ich lud zum „Kreativen Schreiben“ ein. Die Anmeldezahlen trudelten nur seeehr spärlich ein, sodass ich davon ausging, dass der Kurs wohl nicht zustande käme. Tatsächlich ergab sich kurzfristig eine wesentlich größere Runde, natürlich schön auf Abstand, und wir hatten gemeinsam den Spaß unseres Lebens!
Vorab hatte ich Klemmbretter mit Blankopapier, einem Deckblatt mit Regeln zum Kreativen Schreiben und Kugelschreibern ausgestattet. Zum Glück hatte ich gleich ein paar Exemplare mehr vorbereitet, und selbst die reichten bei weitem nicht.
Da die SeniorInnen große Bedenken hatten, dass sie nicht wissen, was sie schreiben sollen, und ihnen nichts einfällt, und das eine alberne Veranstaltung ist, und alle über die eigenen Ideen lachen und komisch gucken und das ganz schrecklich peinlich wird, und sie sicherheitshalber lieber im Appartement bleiben, hatte ich Regeln für den Kurs und das Schreiben allgemein aufgestellt: Die meisten alten Menschen lieben Regeln und empfinden dadurch eine gewisse Sicherheit.
Regeln zum kreativen Schreiben
* Lassen Sie alle Hemmungen fallen.
* Schalten Sie den Kopf aus und lassen Sie den Stift auf dem Papier tun, was er tun möchte. Auch Kritzeleien und Schimpfwörter – wer weiß, was daraus entsteht?!
* Produzieren Sie ruhig diverse Fehlversuche.
Lieber Papier zerknüllen und im hohen Bogen wegwerfen, als in die Luft starren und Ladehemmungen entwickeln!
* Verlassen Sie gedanklich das Hier und Heute.
Denken Sie sich an einen anderen Ort, in eine andere Zeit, werden Sie wieder jung oder stellen Sie sich eine neue Identität vor.
So schauen Sie mit wachen Augen und einem ganz anderen Blick auf die Welt, was zu frischen Gedanken führt!
* Seien Sie wohlwollend mit Ihren Versuchen.
Es sind Ihre Babies, und Neugeborene sehen immer etwas verschrumpelt und hässlich aus. Legen Sie das Papier eine Weile beiseite und schauen Sie morgen oder übermorgen nach etwas Abstand aus einem anderen Blickwinkel darauf.
So werden aus Schiete manchmal Schätze!
* Wenden Sie absichtlich alberne Regeln an.
Wenn Sie sich innerlich blockiert fühlen und Ihnen nichts Sinnvolles einfällt:
Schreiben Sie absichtlich einen richtig, richtig schlechten Text.
Ein richtig mistiges kleines Gedicht.
Und danach erleben Sie, wie sich Blockaden auf einmal lösen!
Mein permanentes Mantra während der Stunde war „Wir enthemmen uns!“, was gleich bei meiner Einleitung die Frage provozierte: „Sollen wir dabei die Kleidung ablegen?“ Nö, das tun Sie, wenn das Kurbad eines Tages wieder geöffnet hat…
Zu Beginn leitete ich verschiedene assoziative Übungen an, um das analytische Denken der Westeuropäer möglichst schnell zu verlassen und in einen unzensierten Gedankenstrom zu kommen. So brachte ich den SeniorInnen unter anderem an der Flipchart bei, wie ein Cluster entsteht. Ich bat um „Irgendein Wort, egal welches, bloß ein einziges Wort“ und Frau Dethlefsen* schlug „Wald“ vor. Schnell kamen wir auf „Waldweg, Waldvögel, Waldmeister, Waldfriedhof, Waldmaus“ und von dort aus landeten wir in wenigen Schritten über „Waldgeist – Geisterstunde – Stundenhotel – Sex – Preis – Förster – Uniform“ in gaaanz anderen Gefilden. Dabei hatten wir die „Waldmeisterbowle“ mit „Tanz“ und „Kuss“ aus einem anderen Strang noch gar nicht konsumiert…
Entsprechend aufgewärmt folgte eine „Knopf-Geschichte“, dazu durften sich alle aus einer Schachtel einen Knopf aussuchen und sollten dann einen Text schreiben:
Zu welchem Kleidungsstück gehört der Knopf? Wer hat es getragen? Wie lebt diese Person? Wie fühlt sie sich? Was erlebt sie heute?
Und obwohl ich schon in der Kursankündigung geschrieben hatte, dass niemand etwas vorlesen muss, gab es einige Damen, die ihre Knopf-Geschichte sehr stolz den anderen Anwesenden vortrugen. Und der Inhalt war tatsächlich ungewohnt enthemmt, das kann ich bescheinigen!
Die Damen brachen mit leuchtenden Augen auf und fragten, ob es gleich nächste Woche weiterginge. Angesichts der schleppenden Anmeldungen hatte ich den Folgetermin im August-Programm bereits gecancelt, versprach aber, dass ich selbstverständlich im nächsten „Hauskurier“ weitere Treffen ankündigen würde.
Kurz darauf fragte mich die Pflegedienstleitung, als wir uns am Kopierer trafen, was ich denn „mit denen angestellt habe, die waren ja so selig“, diesen Kurs würde er auch gern mal besuchen!
*Namen wie immer geändert
Das Geschenk der Ehrlichkeit
Du lästerst doch auch gerne, oder? Komm, gib es zu: Die eine oder andere Bemerkung über das Aussehen, die Ehe, die Erziehungsprobleme der anderen machen dir Spaß. Und solange es nicht richtig fies klingt, finden wir das auch völlig okay. Selbst ChristInnen lästern gern und finden nichts dabei, weil sie der Meinung sind, das sei noch gar kein Lästern, nur eine lässige Anmerkung nebenbei.
Gerade erlebe ich, welch großes Geschenk Ehrlichkeit ist. Radikale, liebevolle Ehrlichkeit. Die einschließt, dass bestimmte Arten der Kommunikation nicht stattfinden. Wenn mir jemand sagt: „Toll, wie schlank du über die Jahre geblieben bist, meine Ehefrau hat sich leider nicht so gut im Griff.“ ist das ein vergiftetes Geschenk. Ja, theoretisch freue ich mich darüber, nein, mit ganzem Herzen aber nicht: Weil zum Preis meines Kompliments jemand anderes erniedrigt wurde. Und weil ich weiß: Das Positive, das diese Person mir gegenüber nennt, verwendet sie jemand anderem gegenüber garantiert gegen mich. Wer mit bestimmten Mitmenschen nicht loyal umgeht, wird in meiner Abwesenheit auch nicht loyal zu mir stehen.
Ich war immer schon sehr direkt und wahrheitsliebend und versuche im Alltag, mich an den Spruch „Wenn du nichts Nettes sagen kannst, sag gar nichts“ zu halten. Aber erst durch meinen neuen Freundeskreis auf der einen Seite und Personen, deren Moral ganz anders aussieht auf der anderen Seite, wird mir der Wert von Ehrlichkeit bewusst. Eine Freundschaft ist für mich wertvoll, wenn ich über Siege und Niederlagen gleichermaßen sprechen kann. Und wenn nichts von beiden anderen gegenüber gegen mich verwendet wird. Wenn wir uns aus ganzem Herzen mitfreuen und mitrauern, ohne uns innerlich dafür krumm zu machen. Viele sind mit scheinbarem Mitgefühl in schwierigen Phasen des Gegenübers ja sehr freigiebig, kämpfen aber sofort mit Neid, sobald es im Leben der Freundin wieder bergauf geht.
Wann fällt es dir leicht, offen und authentisch zu sein?
Wann übertreibst du lieber oder spielst Erlebnisse herunter, um vor deinem Gegenüber deinen Stolz zu bewahren?
Wem fällst du, vielleicht unbewusst, in den Rücken? Und warum?
Was würde radikale Ehrlichkeit, in Liebe ausgesprochen, in deinem Leben verändern?
Statt Meditation: Durch den Wald streifen und Beeren sammeln
Oberflächlich entspannen können wir alle gut:
Mit rumdaddeln, Buch lesen, Gassi gehen, online Shopping….
Aber wirkliche Entspannung, die Kopf und Herz erreicht, ist das meist nicht – eher oberflächliche Ablenkung.
Die Japaner erfanden „Shinrinyoku“, das Waldbaden. Genau genommen ist es einfach spazieren gehen, klingt aber viel trendiger.
Wer Spaziergänge auch unter dem kosmopolitischen Motto „Shinrinyoku“ beknackt findet, kann sich vielleicht zum Beeren sammeln motivieren:
Das klingt gleich viel produktiver und führt dennoch zu deutlicher Entschleunigung.
Zumindest nach einiger Zeit, wenn die vielen Gedanken in unserem Inneren endlich langsamer kreisen und irgendwann ganz zur Ruhe kommen. Wenn wir nicht mehr möglichst schnell und effektiv pflücken, sondern wirklich aus Spaß am Beerensammeln. Wenn wir zunehmend offen werden für Gerüche und Geräusche um uns und immer weniger an Zecken denken, die vielleicht gerade JETZT in unsere Kniekehle beißen.
Ganz nebenbei stellen wir fest, dass manche Landschaften im guten, alten Deutschland deutliche Einschläge von Skandinavien oder Schottland aufweisen. Und es auch im Corona-Jahr 2020 ganz zauberhafte Ecken in der Nähe unseres Zuhauses gibt, an denen wir uns ganz weit weg fühlen.
Wenn wir dann am nächsten Morgen Blaubeeren mit Naturjoghurt löffeln, kommt der Urlaub fast nach Hause.
Fast.
Und wir finden hoffentlich bald wieder den Weg in den Wald…