Atemfreude, aufmerksam

Gelungen: So lief der erste Atemfreude-Workshop ab

Der erste Atemfreude-Workshop war ein voller Erfolg – ich bin ganz beglückt.
Mein ganzheitliches Konzept der Atemgymnastik mit SeniorInnen lockte viele neugierige Therapeutinnen und Betreuerinnen zum interdisziplinären Abend. Obwohl das Angebot kostenlos war und dabei die Gefahr besteht, dass die Angemeldeten es mit der Verbindlichkeit nicht so ernst nehmen, waren wir eine fröhliche Gruppe aus 14 engagierten Frauen. Dank einer munteren Laune des Kopierers war das versprochene Material zum Mitnehmen und Ausprobieren nicht so vollständig wie geplant, aber die Fachfrauen nahmen es gelassen und nutzten rund um den Materialtisch jede Möglichkeit, einander kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen.


Sehr gefreut habe ich mich darüber, dass mein Konzept von allen als motivierend, einfach umzusetzen und praxistauglich erlebt wurde. Auch Therapeutinnen, die keine Gruppen anleiten, sondern mit körperlich schwer betroffenen Menschen Einzelsitzungen durchführen, bewerteten meine Übungen als geeignet und gut anpassbar.
Eine offizielle Uhrzeit als Ende des Abends hatte ich bewusst offen gelassen, um den Wünschen der Teilnehmenden Raum zu geben: So entspannt, wie die Skandinavier in unserer exemplarischen Atemfreude-Stunde „Eine Hütte in Finnland“ eben mit der Zeit umgehen. Der offizielle Teil des Abends endete nach meiner heimlichen Planung relativ pünktlich, und nach einer weiteren geselligen Runde blieb ein Teil der Besucherinnen noch, um sich die Atmung erklären zu lassen. Die Logopädinnen und Betreuerinnen gingen schon mal nach Hause, während wir den Stuhlkreis enger zusammen rutschten und ich anatomische Zeichnungen austeilte. Nachdem wir die Atemvorgänge sowie die möglichen Gefahren bei der Durchführung von Atemübungen geklärt hatten, gab es noch so viele Fragen rund um die praktischen Aspekte der „Atemfreude“, dass die Gruppe sich erst gegen 21.40 Uhr auflöste.
Dann fand ich beim Aufräumen auch die Blätter im Kopierer, die er uns einige Stunden früher vorenthalten hatte….

Trotz des Mottos „Eine Hütte in Finnland“ finde ich die schwedische Flagge einfach hübscher als die sachlich-schlichte finnische…

Atemfreude, aufmerksam

Letzte Plätze für den Workshop „Atemfreude“: Schwungvolle Atemgymnastik mit SeniorInnen

Noch sind die letzten Plätze für meinen „Atemfreude“-Workshop am 10.07.2019 um 17:30 Uhr in Hamburg-Niendorf zu ergattern.
Wer Lust hat, sich selbst in einer fröhlichen Runde etwas Gutes zu tun und mehr über die Kraft des Atems zu erfahren, ist herzlich eingeladen. Interessierte aus den Bereichen Therapie, Betreuung und Pflege erleben zu Beginn eine exemplarische Atemfreude-Stunde unter dem Motto „Eine Hütte in Finnland“. Nachdem wir die Wirkungen des Konzepts am eigenen Körper erfahren haben, erkläre ich aus meiner Berufspraxis als Logopädin die Hintergründe des Programms. „Atemfreude“ wurde für SeniorInnen und Menschen mit Handicap entwickelt, aber auch Fachkräfte und Ehrenamtliche aus anderen sozialen Bereichen profitieren von den Übungen, die sich leicht weitergeben lassen.

Vielfältige Materialien liegen zum Mitnehmen aus und ich stehe für alle Fragen rund um die Themen „Gruppenstunden anleiten“, „Atemübungen durchführen“ und „Demenzsensibel arbeiten“ zur Verfügung. Wir starten um 17:30 Uhr und sind gegen 19:30 Uhr fertig, ja nach den Fragen und Wünschen der BesucherInnen. Weitere Informationen sind unter Atemfreude zu finden.
Der kostenlose Workshop findet in der Residenz Kursana im Ernst-Mittelbach-Ring 47, 22455 Hamburg statt.
Um Anmeldung unter mail@wisperwisper.de wird gebeten.

Niendorfer Wochenblatt vom 04.07.2019

aufmerksam, glaubhaft

earthy – erdverbunden

„Ziemlich wichtig ist in Denmark (Australien) die earthyness. Im Prinzip kann recht vieles earthy sein: Zum Beispiel ist ein Haus umso earthier, je windschiefer, improvisiert-selbstgebastelt-hexenhafter es sich in seinen Standort einschmiegt, fast so wie diese Wohnhöhlen der Hobbits in Auenland. Auch ein anständig bemaltes Fahrrad mit Blumenkorb und gestrickten Lenkerwärmern kann durchaus als earthy durchgehen, oder eine Party, bei der es gegrillte, ledrige Äpfel anstelle von Pommes, Geige statt Techno und Zimt statt Koks gibt. Überhaupt ist Denmark das Gegenteil vom latent zugekoksten, trendigen Süd-Perth der selbsternannten australischen Oberschicht.
Earthy ist ein Tausch von Lebensmitteln: Der eine Nachbar hat jede Menge Tomaten hinterm Schuppen, der zweite endlich seinen ersten Seelachs geangelt, viel zu groß für nur eine Familie; bei jemandem ist der Traubenmost fertig geworden, und ein anderer hat gerade einen Baum fällen müssen, bestes rotes Jarrah, so hart, dass es sich beim Holzhacken anhört, als würde man die Axt in einen Block aus Glas treiben. Es gibt auch in Essig eingelegte Kürbisse im Tausch gegen Känguruschenkel. (…)
Earthy kann es sein, wenn man ab und zu Bäume umarmt, zumindest als Frau kann man das komplett unkommentiert tun. Manchmal werden in Denmark Wald-Theaterstücke aufgeführt, in denen Blätter sprechen können: „Logisch“, sagte Nina trocken, als wir das zum ersten Mal sahen.


Es gibt extra das Rote Zelt, hinten Richtung Beveridge Road, für Frauen zum „in-Frieden-bluten“, während andere Frauen für sie kräftigende Gemüsebrühe kochen. Das war mir wirklich ziemlich fremd, liegt aber vermutlich einfach daran, dass ich noch nie Menstruationsbeschwerden hatte. Ein beträchtlicher Teil der Einwohner versorgt sich bereits komplett über ein riesiges, gemeinschaftlich finanziertes Windrad in der Nähe des Ocean Beach mit Strom, dann muss man sich nicht allzu sehr mit den Stromkonzernen abgeben.
Die Lebensphilosophie in Denmark kam uns natürlich sehr entgegen, nicht zuletzt, weil wir schließlich mit Mrs. Earthy höchstpersönlich unterwegs waren. Wenn man es zum Beispiel schafft, mithilfe des sogenannten „Umkehrpfützen-Tricks“ fast den gesamten Inhalt einer Pfütze mit weniger als fünf strategisch angelegten Sprüngen ins Innere der Gummistiefel zu befördern, hat man bei den earthigen Nachbarskindern sofort einen Stein im Brett. Zudem fungierten Ninas Jackentaschen als tragbare Terrarien, so dass bald jeder im vernünftigen Alter wusste, dass sie sich um eventuell einsame Regenwürmer aus dem Berridge Park ebenso verantwortungsvoll kümmerte (linke Tasche) wie um die Kellerasseln (rechte Tasche, denn die hatte einen Reißverschluss) vom Parkplatz vor dem fabelhaften Mrs. Jones Café. Wenn es um Tiere ging, konnte man sich immer vertrauensvoll an Nina wenden. Sie wusste, wo die giftigsten Spinnen wohnten und wo die Vogelnester steckten, und sie hortete zusammen mit Simon unter dem Patio ein ganzes Arsenal von sehr earthigen Objekten, von denen wir nichts wissen sollten oder wollten.“

aus: „Eine Million Minuten. Wie ich meiner Tochter einen Wunsch erfüllte und wir das Glück fanden“ von Wolf Küper

aufmerksam, glaubhaft

Lieder über die Schöpfung: Klassisch, modern und kindgerecht

Für alle, die gerade Lieder zum Thema „Schöpfung“ für einen Impuls, eine Predigt oder eine Kinderfreizeit brauchen: Ich habe Lieder für Senioren, Hipster und Kinder sowie alle dazwischen gesammelt 😉 Einfach anklicken und reinhören, die Texte sind in traditionellen Gesangbüchern oder zum Projizieren über den Beamer im Internet zu finden. Wer sich das Vorbereiten der Andacht sparen will, darf gerne meine verwenden und stattdessen in der gewonnenen Zeit Gottes Natur genießen.

Klassische Choräle und Lieder:

Geh aus, mein Herz und suche Freud

Du großer Gott, wenn ich die Welt betrachte

Freuet euch der schönen Erde

Auf, Seele, Gott zu loben

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren

Ich singe dir mit Herz und Mund

Herr, ich sehe deine Welt

Die Sonne brachte Wärme hinein in unser Grau

Moderne Lieder:

He is Yahweh, auf deutsch: Er heißt Jahwe

Unbeschreiblicher, unbegreiflicher, auch unter „Von den Gipfeln der Welt“ bekannt, im Original: Indescribable

Herr der ganzen Schöpfung, im Original: God of wonders

Alle Schöpfung staunt und preist

Du bist der Schöpfer des Universums

Mit Kindern:

Alles jubelt, alles singt

Wer ist der König des Dschungels

Wäre ich ein Schmetterling

Wie ein kleiner Floh

Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden dazu ein, mit Körper und Seele Gott zu erleben.

Wer selbst philosophische Nachmittage plant oder Andachten hält und sich Impulse wünscht: Informationen, Praxistipps und Erfahrungen zu Andachten und Gesprächen über persönliche Themen präsentiere ich in meinem Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“. Es ist aufgeteilt in die Bereiche Achtsamkeit, Spiritualität und philosophische Themen und eignet sich sowohl für Einzelbetreuungen als auch Gruppenangebote mit SeniorInnen. Das Fachbuch ist erschienen im Verlag Vincentz Network.

aufmerksam, kreativ

Ökologisch und kostengünstig einen Garten gestalten

Von einem Garten voller Leben, Düften und Farben träumen viele Menschen. Am besten mit ökologischem Nutzen für viele Tierarten und so kostengünstig wie möglich. Einige Vorüberlegungen sind nötig, damit die Blumen und Sträucher üppig wachsen:

  • Wie ist der Boden? Sandig, lehmig, humusreich?
    Wie ist der pH-Wert?
    Entsteht schnell Staunässe oder versickert das Wasser sehr zügig?
  • Wie ist das Klima?
    Trocken, feucht, windig, durch starke Wechsel geprägt?
  • Wie viel Pflege kann in der Freizeit geleistet werden?

Passend zu den Bedingungen vor Ort werden die Pflanzen ausgewählt.
Dabei hilft ein Spaziergang durch die nächste Kleingarten-Kolonie:
Was wächst hier gut? Welche Erfahrungen machen die Gärtner vor Ort? Welche Fehler sind zu vermeiden? Viele RentnerInnen freuen sich über einen Plausch am Gartentor und geben sehr gern Erfahrungen weiter! Sie wissen auch, welche Vögel und Insekten in der Region heimisch sind und welche Pflanzen sie bevorzugen.
Wer Blumen aussucht, die nicht zum Boden und zum Klima passen, wird viel Aufwand leisten müssen: Ständiges Wässern ist alles andere als ökologisch sinnvoll und kostengünstig. Genauso wenig das weitläufige Verteilen von teurer (und oft torfreicher, damit klimaschädlicher) Blumenerde aus dem Baumarkt oder großflächiges Düngen, das das Grundwasser belastet. Wer die falschen Stauden pflanzt, kämpft oft gegen Schädlinge, die wiederum mit irgendeinem Gift in Schach gehalten werden müssen.
Kurz: Einfach mal die Nachbarn oder die SeniorInnen im Kleingarten-Verein nach ihren Erfahrungen fragen. Das spart eine Menge Ärger, Geld und künstliche Helfer aus dem Chemieregal.

Auswahl der Sträucher:

  • Sind sie hier in natürlichen Hecken und Knicks heimisch? Beispielsweise Weißdorn, Holunder, Brombeeren, Schlehen. Sie blühen nacheinander und für Insekten sehr vielfältig. Später tragen sie Beeren, die von Tieren und Menschen verzehrt werden können.
    Moderne Strauchzüchtungen blühen vielleicht exotisch, bieten aber keinen Raum für Nistplätze oder Nahrung für Tiere.
  • Bilden sie abwechslungsreiche Höhen und Tiefen, enge und luftige Zweige?
    Eine gerade Hecke, die rund um das Grundstück läuft, ist schnell angelegt. Viel gesünder für das Ökosystem vor Ort ist eine bunte Kette unterschiedlicher Büsche, die verschiedenen Tieren ein breites Angebot an Lebensraum bieten.

Auswahl der Blumen:

  • Würden die Blumen auch in einem Bauerngarten oder auf einer wilden Wiese wachsen?
    Wenn ja, sind sie wahrscheinlich für viele Insekten attraktiv. Hochgezüchtete Rosen oder Blumen, die stark gefüllt sind, bieten dagegen keine Nahrung.
  • Sind die Blüten offen, sodass Bienen und Hummeln die Pollen erreichen können?
  • Haben die Blüten einen „gelben Staub“ in der Mitte, die Pollen, die von Insekten gesammelt werden?
  • Wie wäre es mit einer „wilden Ecke“?
    Auf einem Spaziergang sammeln wir möglichst viele Samen und Früchte von Wildkräutern und Wildstauden und säen sie in der „wilden Ecke“ aus. So entsteht kostenlos ein Paradies für Wildtiere. Es braucht weder gedüngt, noch bewässert, noch beschnitten werden. Bequemer und ökologischer geht´s nicht.
  • Ein Platz mit Sand und Steinen lockt Hummeln an, die hier nisten. Auch Eidechsen mögen Steinhaufen, die die Sonnenwärme speichern.
  • Gartenkräuter blühen wunderschön und variantenreich. Wer einen Teil der Kräuter blühen lässt, kann den anderen Teil zum Abernten nutzen. So erleben Mensch und Tier gleichermaßen Genuss.
  • Eine Schale mit Wasser lockt alle Tiere der Umgebung an. Darauf ein Stück Holz treiben lassen sowie einen dicken Stock schräg ins Wasser stellen, damit Tiere wieder hinaus klettern können, wenn sie ins Wasser gefallen sind.
  • Gibt es Pflanzen mit dichtem Laub, unter dem sich Tiere verstecken können? Farne oder Hosta sind schön und bieten Versteckplätze.
  • Abwechslung ist alles: Möglichst viele verschiedene Gartenblumen und Wildkräuter garantieren Nahrung für alle Geschmäcker. Wie ein Obstsalat, der viele verschiedene Vitamine enthält, entsteht eine Bienenweide aus abwechslungsreichen Pflanzen. Hier sind hilfreiche Pflanzenlisten als Übersicht vorgestellt.

Johanniskraut

Auf dem Balkon:

  • Statt nur Blumenkästen zu bepflanzen, lohnt es sich, die volle Höhe des Balkons auszunutzen: Mit Kübeln auf dem Boden können Stockrosen, Königskerzen oder Fingerhut (Achtung, giftig) wunderbar in die Höhe wachsen. Auch Rankpflanzen können die Streben des Balkons nutzen, damit die Auswahl nicht nur auf kleine Blumen begrenzt bleibt.
  • Auch auf dem Balkon lockt eine Wasserschale Vögel und Insekten zum Erfrischen an. Ein Stein zum Laden und wieder aus dem Wasser krabbeln beugt ertrunkenen Insekten vor.
  • Die oben dargestellte „wilde Ecke“ lässt sich in einer Pflanzschale als Miniatur-Ausgabe mit Kornblumen und Mohn gestalten.
  • Nistplätze für Insekten brauchen nur wenig Platz: Äste des Riesenknöterichs (ein schreckliches, monströses Unkraut) werden gekürzt, gebündelt und zusammen gebunden. In den hohlen Ästen können Wildbienen nisten. Wer mit einem Paketband ein Bündel Stroh, Heu oder trocknes Gras zusammenfasst, das Garn durch das Bodenloch eines Blumentopfs zieht und aufhängt, bietet ebenfalls Nistplätze oder einen Ort zum Überwintern.
  • Bienenweiden wie Sommerflieder oder Spiräe gibt es auch als kleine Variante, die auf dem Balkon Platz findet. Blütenreiche Sträucher können im Winter kräftig zurück geschnitten werden, damit sie nicht zu groß werden.
  • Viele Wildpflanzen sind auch für den Balkon geeignet: Malven, wilde Möhre, Johanniskraut, Lavendel, Katzenminze, Ringelblume, Lobelien, blühende Kräuter wie Oregano, Salbei, Rosmarin.

Stockrose

Kostengünstig Blumen pflanzen

  • Viele Gartenkolonien bieten Tauschbörsen oder Ableger von eigenen Pflanzen an. Einfach mal nach dem nächsten Termin fragen!
  • Auch Biohöfe veranstalten immer wieder Hoffeste, bei denen ein Staudenmarkt Teil des Erlebnisses sein kann. In Hamburg beispielsweise auf Gut Karlshöhe oder im Freilichtmuseum am Kiekeberg
  • Stehlen Sammeln ist natürlich ebenfalls eine Möglichkeit: Die Samenkapseln von Stockrosen und Malven lassen sich wunderbar im Vorbeigehen ernten. Auch Mohnkapseln oder die Samenstände der Akelei können abgeknipst und zu Hause ausgesät werden. Spaziergen gehen und die Augen offen halten!

Königskerze

Atemfreude, aufmerksam

Warum niemand in den Bauch atmen muss

Gestern nahm ich an einem Seminar teil, indem es unter anderem eine geführte Atemmeditation angab.
Anschließend meinte eine Teilnehmerin, dass sie es gar nicht so schlimm wie sonst fand, weil sie einfach nicht versucht habe, den Atem krampfhaft in den Bauch zu lenken.
Ich finde es furchtbar, dass die vergangenen fünfzehn Jahre jede SporttrainerIn und die meisten TherapeutInnen die Menschen ständig auffordern, tief in den Bauch zu atmen. Es wirkt wie ein Zwang: Jede erwachsene, gesunde und erfolgreiche Person atmet in den Bauch. Tut sie das nicht, ist sie unreif oder krank oder hat sonst irgendein Problem.
Nein! Woher kommt dieses Dogma der Bauchatmung, die alle selig machen soll?


Meiner beruflichen Erfahrung nach ist die Brustatmung genauso normal und damit „gesund“ wie die Bauchatmung. Solange nicht flach und hechelnd oder extrem nach oben verschoben in die Schlüsselbeinregion (Clavicular-Atmung) geatmet wird, ist doch alles im Rahmen der menschlichen Individualität!
Auf welcher Grundlage nehmen sich SportlehrerInnen und TherapeutInnen das Recht heraus, Menschen unter Druck zu setzen, in den Bauch atmen zu müssen? Natürlich gibt es Menschen, die von einer vertieften Atmung profitieren – ungefähr alle SeniorInnen, mit denen ich meine Atemgymnastik mache. Aber eine vertiefte Atmung kann doch auch einfach eine raumgreifende Brustatmung sein, ohne krampfhaft in den Bauch gepresst werden zu müssen! Eine „normale“ Brustatmung ist in meinen Augen viel gesünder als eine künstlich produzierte Bauchatmung. Bl0ß, weil ich als Atemtherapeutin automatisch in Brust- und Bauchraum atme, bedeutet das doch nicht, dass ich damit ein leuchtendes Vorbild bin und andere unter Androhung von gesundheitlichen Folgen zu einer Bauchatmung zwingen muss.


Mich erinnert dieser geradezu religiöse Kampf um die Überlegenheit der Bauchatmung an den Macho Sigmund Freud, der damals behauptete, nur ein vaginaler Orgasmus sei ein korrekter Orgasmus, der klitorale sei unreif und unvollkommen. Tja, nur schade, dass es keinen vaginalen Orgasmus ohne die Klitoris gibt, die sich noch weit um die Scheide in das Innere der Frau zieht.
Genauso ist es mit der Bauchatmung: Keine Bauchatmung ohne Brustatmung, und warum lassen wir nicht einfach jedes Individuum so atmen, wie es atmet? Ein Orgasmus ist schön, piepegal, wo er ausgelöst wird; und der Atemfluss ist schön, piepegal, wo er hauptsächlich stattfindet!
Wer akut unter Atemnot, einer flachen und heiseren oder zu hohen Stimme leidet, kann gern Richtung Bauchatmung experimentieren. Wer gesund und glücklich mit der Brustatmung ist, soll sich bloß nichts Falsches einreden lassen!
Meine Erfahrung zeigt, dass manche lieber in die Brust atmen und andere lieber den Bauch in die Atmung einbeziehen. Beides ist normal, beides ist gesund, Ende der Glaubenskämpfe um die heilige Bauchatmung!

Mehr Infos über meine Atemgymnastik mit SeniorInnen sind unter Atemfreude zu finden.

aufmerksam, glaubhaft

Sie sind das Highlight meines Tages!

Neulich ist mir etwas wirklich, wirklich Unangenehmes passiert:
Während ich im Mai ein paar Tage frei hatte (ursprünglich, um mein zweites Buch an die Verlage zu bringen), meldete sich eine potentielle Ehrenamtliche in der Residenz und bat um Kontaktaufnahme. Als ich nach einer Woche wieder da war, kämpfte ich mich erstmal durch das Papierchaos auf meinem Schreibtisch und bündelte es thematisch.
Als ich alles durchgelesen, das Meiste entsorgt und den Rest abgelegt hatte, kümmerte ich mich um meine Veranstaltungen und wollte dann die Ehrenamtliche zurückrufen.
Problem: Ich fand das Kontaktformular nicht mehr. Zuerst suchte ich den ganzen Schreibtisch ab, dann bat ich die Rezeptionistin, sich genauer an die Person zu erinnern und zum Schluss fragte ich beim Ehrenamtsfrühstück, ob jemand aus dem Kreis die Dame kennen würde. Niederlage auf ganzer Linie, ich schämte mich wochenlang für diese Unachtsamkeit. Währenddessen tätschelten mir die anderen Ehrenamtlichen die Schulter und erklärten, sie würde sich schon wieder melden. Danke, dennoch: Freundliche und zuverlässige Ehrenamtliche sind mit Gold kaum aufzuwiegen, mein Frust war groß.

Bis ich gestern in einem völlig anderen Zusammenhang plötzlich wieder auf das Kontaktformular stieß und sofort die Dame anrief. Beim dritten Versuch erwischte ich sie, entschuldigte mich achtzig Mal für meinen Fehler und dankte ihr drei Mal für Ihr Interesse. Wir verabredeten uns für heute zum Kennlerngespräch, und ich lud sie vorab zum „Lachen am Morgen“ ein.
Sie kam zwar doch nicht zum Lachtreffen, aber pünktlich zum Gespräch und erzählte gleich eine Menge aus ihrem Leben. Unter anderem, dass sie sich sehr auf unsere Verabredung heute gefreut habe, weil sie mich am Telefon so fröhlich und warmherzig fand und „es das Highlight ihres Tages war“.

Und die Moral von der Geschicht: Sei nett mit deinen Gesprächspartnern, und seien es Fremde und das Gespräch von dir aus nur Routine. Du weißt nie, ob du nicht versehentlich „das Highlight dieses Tages“ bist! Wär doch schade, diese Chance zu versäumen…

aufmerksam, Gäste & Feste, kreativ

Hej, hej, Midsommar!

Midsommar wird nicht nur in Schweden gefeiert, auch die Dänen sind mit „Sankt Hans Feuern“ am Strand dabei. Die Norweger, die ihre Sprache ja ursprünglich von den Dänen übernommen haben, haben auch die Mittsommertraditionen adoptiert. Dabei ist „Sankt Hans“ der skandinavische Name für Johannes den Täufer, dessen Geburtstag gedacht wird. Auch in Finnland wird die kürzeste Nacht des Jahres mit großen Feuern und Saunabesuchen gefeiert.
So oder so präsentiere ich Ideen zur Gestaltung eines Midsommar-Fests:

  • Draußen sammeln wir im Garten, am Wegesrand oder im Wald Sommerblumen, Gräser und Farn. Daraus arrangieren wir zu Hause kleine Wiesensträuße und winden uns Blumenkränze, die in Schweden durchaus auch von Männern getragen werden.
  • Neben massenhaft Kuchen, am liebsten mit Erdbeeren und Sahne, gibt es Heringssalat und kleine Pellkartoffeln. Die dänische Variante besteht aus kaltem Braten mit Remoulade.
  • Eine Etagère füllen wir mit Rosen, um den Sommer besonders intensiv zu zelebrieren und die Massen von Essen, die auf den Etagen unter und über den Blumen warten, etwas zu kaschieren. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung habe ich hier veröffentlicht.
  • Nach dem Schlemmen folgt eine Runde Frisbee spielen oder ein Spaziergang oder Boule auf dem Rasen.
  • Die langen, hellen Abende genießen wir auf der Terrasse, tanzen, spielen auf der Gitarre und singen dazu oder zünden ein Lagerfeuer an und machen Stockbrot, wenn es eher ein kühler Tag ist.
  • Die passende Musik: Vi elsker vort land (dänisch: Midsommerlied), Sommartider (schwedisch: Sommerzeit), Var ska vi sova i natt (schwedisch: Wo sollen wir heute Nacht schlafen?), Inget stoppar oss nu (schwedisch: Nichts stoppt uns jetzt mehr), das Volvo-Lied (dänisch), Hej hej Monika (schwedisch: Hallo, hallo Monika),   Jag vil vara din Margareta (schwedisch: Ich will dein sein, Margareta). Und der absolute Hit aus unserem Finnlandurlaub letztes Jahr: Diese schreckliche Werbung, die schon wieder gut ist. Und offensichtlich bereits Kultstatus in Finnland hat. Kesä on kreisi!

Atemfreude, aufmerksam

Kostenloser Workshop „Atemfreude“: Ganzheitliche Atemgymnastik in Hamburg

Am 10. Juli 2019 um 17:30 Uhr lade ich herzlich in die Residenz Kursana in Hamburg-Niendorf ein. Interessierte, die in der Seniorenbetreuung und -pflege arbeiten, erleben eine exemplarische Atemfreude-Stunde. Ein sommerliches Erlebnis unter dem Motto „Eine Hütte in Finnland“ bringt uns in Bewegung, vertieft den Atem und sorgt für viel Heiterkeit. So spüren alle Teilnehmenden, wie das ganzheitliche Konzept der Atemgymnastik wirkt.
Anschließend folgt die Theorie: Wie funktioniert der Atem, wie verändern Lockerungs- und Dehnungsübungen den Atemfluss, wie trainieren wir spezifische Übungen zur Vertiefung des Atems?
Dann erkläre ich die Wirkung des Konzepts:
Warum leiten wir die Übungen im Rahmen einer erzählten Geschichte an?
Warum setzen wir ein Gedicht zur Einstimmung ein, bauen ein Bühnenbild in der Mitte des Stuhlkreises auf und singen am Ende ein Lied passend zum Stundenthema?
Warum gelingen indirekte Atemübungen, die durch Assoziationen und Erinnerungen angeregt werden, nachhaltiger und kraftvoller als direkte Anweisungen?
Wie integrieren wir Menschen mit Demenz oder Personen im Rollstuhl?

Alle Teilnehmenden erhalten kostenloses Material für eigene Stunden sowie zum theoretischen Hintergrund. Mein Buch liegt zum Blättern aus und ich versehe es gern mit einer persönlichen Widmung.
Wir beginnen um 17:30 Uhr und sind, was die Länge des Abends angeht, so entspannt wie die Skandinavier im Motto der heutigen Atemfreude: Wer nach dem offiziellen Programm gegen 19:30 Uhr aufbrechen möchte, bricht auf, wer noch Fragen hat und bleiben möchte, bleibt.
Ich bitte um Anmeldungen bis zum 08.07.2019 unter mail@wisperwisper.de, damit ich den passenden Raum buchen und weitere Informationen versenden kann.
Der Abend richtet sich an SozialpädagogInnen, AltenpflegerInnen, LogopädInnen, ErgotherapeutInnen und PhysiotherapeutInnen. Wer Atemtraining mit Asthmakranken oder COPD anleitet, ist ebenso herzlich willkommen.

Die Residenz Kursana im Ernst-Mittelbach-Ring 47 liegt direkt neben der U-Bahnstation „Niendorf Nord“, Linie U2. Wer von der Autobahn A7 kommt, fährt an der Ausfahrt „Schnelsen“ bei IKEA ab und ist in wenigen Minuten vor Ort.

aufmerksam, feminin

Buchempfehlung: „Hygg Hygg Hurra! Glücklich wie die Dänen“ von Helen Russell

Das letzte Mal, als ich auf dem Balkon saß und vor Lachen schrie, war „Bridgets und Joans Tagebuch: Auf der Suche nach dem Toyboy“ schuld. Ein bitterböses, extrem lustiges Buch über zwei agile Witwen und ihr ungebührliches Treiben im Magnolia Seniorenheim.
Wieder brachte mich eine kluge und lustige Engländerin zum Lachen, diesmal allerdings in meinem Alter und autobiografisch: Der Mann von Helen RusselL bekommt eine Stelle in der Firmenzentrale von LEGO angeboten. Beide arbeiten wie verrückt in der Londoner City, können sich trotzdem nur ein winziges Souterrain-Appartement leisten und sind völlig am Ende ihrer Kräfte. Dennoch finden sie ihr Lebens- und ihr Arbeitstempo völlig normal, schließlich geht es allen so. Dass Helen ständig krank ist und es mit der ersehnten Schwangerschaft trotz vielen Behandlungen nichts wird, belastet sie. So fällt nach langem Zögern die Entscheidung, es ein Jahr lang in Dänemark zu versuchen.

Als Journalistin arbeitet Helen von zu Hause aus, sodass sie in der verschneiten dänischen Provinz zum Jahresbeginn erstmal keinerlei Kontakt zu den Nachbarn hat. Alle machen es sich im Januar „hygge“ (gemütlich), die Kleinstadt wirkt wie ausgestorben. Nur die Bäckerei bietet eine endlose Folge von köstlichen Plunderteilchen, Puddingschnecken und Zuckerbretzeln, mit denen sie dem dunklen dänischen Winter trotzen. Helen interviewt für ihre Artikel ständig diverse einheimische Profis zu allen Themen des Lebens, sodass die Leserin einen guten Einblick in die dänische Mentalität bekommt. Sie ist ganz anders als das englische Lebensgefühl, sodass viele lustige Situationen entstehen.
Überhaupt schreibt die Autorin so ehrlich und humorvoll über ihr oft holpriges Einleben in Skandinavien, dass es sehr viel Freude macht, sie dabei zu begleiten.
Jeder Monat wird in einem Kapitel behandelt, und am Ende notiert sie ihre gelernten Lebenslektionen. Da die Dänen seit vielen Jahren an der Spitze der glücklichsten Länder stehen, möchte sie natürlich endlich lernen, wie man so glücklich wie die Skandinavier wird.
Wer sich einstimmen möchte: Die Dänen singen sehr gerne, und lieben ihr Land. Es gibt also jede Menge Lieder über geliebte VOLVOs, geliebtes dänisches Weihnachtsbier, das geliebte dänische Vaterland und überhaupt über alles Dänische.

Der Mann der Autorin berichtet aus der LEGO-Zentrale, was an einem typischen Freitag mit morgendmad passiert:

>>Reihum backt jeder mal Kuchen und Brötchen und bringt sie mit ins Büro. Einer der Kollegen ist dafür extra um vier Uhr morgens aufgestanden.“
„Der Ärmste. Dabei gibt es hier so gute Bäckereien..“ Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich das dänische Gebäckuniversum nennenswert bereichern könnte, indem ich zwei Stunden früher aufstehe.
„Wie auch immer, mooaarrnnssmell zog sich eine Stunde hin, dann hatten wir eine Besprechung, in der beschlossen wurde, dass wir noch eine Besprechung brauchen, bevor wir eine Entscheidung treffen können, dann hatte ich noch eine Besprechung, bei der es Kuchen und Kaffee gab, und dann gingen alle um halb zwölf zum Mittagsessen. Naja, und hinterher gab es dann Kuchen, weil irgendwer Geburtstag hatte. Danach haben alle angefangen, fürs Wochenende zusammen zupacken.“
„Echt harter Tag…“ brumme ich sarkastisch.
„Ja, wirklich, ich bin pappsatt,“ sagt er, ohne eine Miene zu verziehen, lässt sich aufs Sofa fallen und fängt an, in einem Einrichtungsmagazin zu blättern. (…)

Lego Man (der aktuelle Name des Ehemanns der Autorin) holt mich ab und führt mich durchs Büro, wo wir an Besprechungszimmern vorbeikommen, die alle nach Spielzeug benannt sind. Beruhigend zu wissen, nachdem ich meinen Mann schon ein paar Wochen lang über „9:30 Uhr im Tinnsoldaten (Zinnsoldaten) und danach eine Sitzung im Bamse (Teddybär)“ habe reden hören. Auf jedem Besprechungstisch steht in der Mitte eine große Glasschüssel mit Legosteinen, was die Mitarbeiter animieren soll, während der Besprechung etwas zu bauen. „In manchen Meetings verstehe ich kaum ein Wort, so laut ist es, wenn die Leute in der Schüssel nach dem passenden Stein wühlen,“ sagt Lego-Man.<<

Am Ende des Jahres sind die beiden Engländer zu dritt, so entspannt und fröhlich wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr und verlängern das Experiment um ein weiteres Jahr.
Kein Wunder, ich bin in Skandinavien (oder dem nördlichsten Zipfel Deutschlands) auch immer am glücklichsten. Die perfekte Lektüre für den Sommerurlaub, für mehr Lebensqualität im Alltag oder für graue Novemberabende zum Aufmuntern.