aufmerksam, kreativ

Hamburg blüht auf: Einfach Samen in der Bücherhalle abholen

Die Hamburger Bücherhallen bereiten sich auf den „Langen Tag der Stadtnatur“ am 12. und 13. Juni vor. Unter dem Motto Hamburg blüht auf sind aktuell kostenlose Samentütchen in allen 32 Filialen der öffentlichen Bibliothek erhältlich. Kornblumen, Lichtnelken, Wucherblumen, Hohlzahn und Klatschmohn können damit in den Garten oder in Balkonkästen ausgesät werden. Für meine im Entstehen begriffene Gartengruppe in der Residenz habe ich direkt ein paar Tütchen mitgenommen, um sie an interessierte SeniorInnen weiterzugeben.
Ein vielfältiges Programm mit Vorträgen, Exkursionen, Bauernhof-Besuchen und Kreativgruppen begleitet die Aktion.

aufmerksam

Aus dem Alltag in der Senioren-Residenz: Neue wilde Sprüche

Wenn eine neue Dame eingezogen ist und wir versuchen, zu klären, woran wir sie erkennen können, meint die Kollegin, die sie bereits kennengelernt hat, grundsätzlich: „Sie ist klein, weißhaarig, Brille, schiebt einen Rollator…“ Daraufhin rufen wir anderen immer im Chor: „So sehen sie alle aus!“
Daher bin ich sehr stolz auf mich, einen Großteil der 330 BewohnerInnen von hinten erkennen zu können.
Heute marschierte ich einen Flur hinunter und war der Meinung, vor mir müsste Frau Johannsen (alle Namen wie immer geändert) längs schieben. Also rief ich sie, sie drehte sich um, und stellte sich tatsächlich als Frau Johannsen heraus. Sie nutzte die Gelegenheit, um mir für die letzte Andacht zu danken, die ich als Heft mit Liedern, Gebeten und Mitmach-Aktionen den Interessierten ins Appartement bringe: „Wenn ich sie bekommen habe, nehme ich sie abends mit ins Bett und les‘ sie da. Meine Tochter rief in dem Moment an, und da hab ich gleich gesagt, sie könne doch mal den Psalm 119 lesen (den ich in der Andacht vorstellte), und sie sagte: Den kenn ich auch!“
Auch Frau Stiephorn hatte mir letzte Woche erzählt, die Andacht abends im Bett zu lesen. Jetzt habe ich immer das Bild vor Augen, wie die Damen im Flanellnachthemd mit leicht zerzausten Haaren im Bett sitzen und im Schein der Nachttischlampe durch meine Botschaften schmökern.
Auch schön.
Frau Johannsen ist übrigens die Dame aus meinem Adventsbericht, die „einen Tannenbaum mit LSD-Lichtern hat, die wie Las Vegas blinken.“

Für die monatliche Pressearbeit plane ich einen Artikel über das Thema „Frauenfreundschaft“. Ich rief zwei Damen an, die sich in der Residenz kennengelernt haben und von außen gesehen eng befreundet sind. Sie sagten beide zu, dass die Journalistin sie interviewen darf, allerdings meinte Frau Gimpel: „Freundschaft würde ich das nicht nennen.“ Ich zuckte innerlich und dachte an all die Damen, die als langjährige Paare zu zweit bei uns wohnen, und ob Frau Gimpel bei der verwitweten Frau Weiland nun mehr als Freundschaft gefunden hatte. Also fragte ich sachlich nach, aber statt interessanter Enthüllungen folgte nur ein: „Es ist doch eine Bekanntschaft.“
Ach. Na denn.
Sie willigte aber ein, es im Interview Freundschaft nennen zu dürfen.

Wesentlich riskanter war der Kommentar von Herrn zum Schluh, einem ausgesprochen herzlichen, adeligen Herrn. Er schob mal wieder über den Flur, weil er sich für einen Spaziergang draußen zu wackelig fühlte. Als wir uns zum dritten Mal am selben Tag trafen, meinte er zu mir: „Na, wir haben aber einen kolossalen Verkehr heute, wir beide.“

Zwei Meter vor dem Fahrstuhl sprang Frau Knabe von hinten an mich heran, packte mich am Ohr und wuschelte mir als liebevoll gemeinte Geste durch die Haare, um sich dafür zu bedanken, dass ich neben ihren Namen und ihre Appartementnummer auf die letzte Andacht ein Herzchen gemalt hatte.
Ehrlich gesagt male ich neben alle Namen ein Herzchen, bevor ich das Heft in der gesamten Anlage an 45 Personen verteile. Nur die Herren lasse ich dabei sicherheitshalber aus. Nachdem bisher niemand etwas dazu gesagt hatte, fiel es diesen Monat auf einmal mehreren Damen auf.

Aber am allerbesten war Frau Caspar, die ich heute anrief, um zu fragen, ob ich ihr behilflich sein kann.
Sie: „Nee, wüsste ich nicht. Ach doch, Sie können mal kommen und oben auf den Schränken Staub wischen.“
Ich: „Wann denn? Jetzt gleich oder heute Nachmittag?“
Sie: „Nee, jetzt nicht, jetzt ist die Putzfrau da.“
Ach so?!
Also besuchte ich zwanzig Minuten lang auf halber Strecke eine andere Dame und kam dann erst, um auf dem Schrank und an der Deckenlampe feucht zu wischen.
Nachdem die Putzfrau weg war.

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Auf dem Ausflug Sehnsucht nach Lektüre? Die Hamburger Bücherschränke warten!

Wer zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist und sich spontan Lektüre wünscht, hat vielleicht Glück und kommt an einem der öffentlichen Bücherschränke vorbei:
Beispielsweise auf der Alsterbrücke am „Alsterdorfer Damm“ mit exclusivem Blick auf milliardenschwere Villen. Die Bücher sind kostenlos, thematisch reichen sie von Romanen über Sachbücher bis Kunst – hier habe ich schon zu jedem Thema etwas entdeckt (oder abgegeben…).
Gleich um die Ecke, in einer historischen Gartenstadt-Siedlung aus typischem Hamburger Klinker, stehen nah beieinander zwei Kästen:
Am „Blaukissenweg“ 2 / Ecke „Frühlingsgarten“ mit viel Literatur zu Ökologie, Reisen und Philosophie, auch Lehrwerke für den Unterricht von Fremdsprachen.Wer eine größere Runde dreht, schafft es von hier aus nach Groß Borstel zum „Paeplowweg“ (gegenüber der Einmündung des „Weg Nr. 174“) oder vor die Kirche Sankt Peter „Borsteler Chaussee“ Ecke „Schrödersweg“.
Fahrradfahrer Richtung Müllberg und Hummelsbüttler Moore kommen am „Hummelsbüttler Weg 26“ vorbei, hier steht ebenfalls ein kleiner Küchenschrank direkt an der Gartenpforte.
Wer dagegen einmal rund um den Flughafen unterwegs ist, kann sich am Regal im „Jugendparkweg“ direkt am Wald bedienen: Hier stöbere ich Kinderbücher und englische Romane auf.

Weitere Bücherschränke zum Tauschen und Mitnehmen sind aufgelistet bei Wikipedia und „Lesestunden„.

Auch über spontane Wildblumensträuße von Fremden freut sich sicher jemand…

aufmerksam, kreativ

Kostenlose Vitamine sammeln: Giersch-Salat und -Dipp

Im Frühling wacht unser Hunger auf Vitamine wieder auf – an manchen Tagen fühle ich mich wie ein Kaninchen, das kaum genug von grünen Blättern bekommen kann! Inzwischen kommen viele Salate wieder aus regionalem Anbau, dennoch lohnt es sich, Vitamine kostenlos und super frisch als Wildkräuter zu verwenden.
Während es seit Tagen stürmte, machte ich mich heute auf den Weg, um Giersch als Wildsalat zu sammeln. Unterwegs kam ich an frischen Brombeertrieben vorbei, von denen ich einige als Basis für einen fruchtigen Tee pflückte. Zwischen den Eichen wuchsen überall Maiglöckchen, die aus der Ferne mit Bärlauch verwechselt werden können – genießbaren Bärlauch entdeckte ich nicht.

Regeln beim Sammeln von Wildkräutern:
– Abseits von Straßen, Hunden, landwirtschaftlichen Giften sammeln (ich gehe grundsätzlich auf den Friedhof)
– Nur Kräuter mitnehmen, die wir garantiert kennen
– Pflanzen wachsen lassen, jeweils nur wenige Blätter pro Pflanze abknipsen
– Nur so viel sammeln, wie tatsächlich verbraucht wird
– Die meisten Kräuter werden vormittags geernet, nachdem der Tau getrocknet ist und bevor die Temperaturen steigen

Es lohnt sich primär, die jungen Triebe zu sammeln, da sie saftig, mild und aromatisch sind. Später werden bei vielen Wildkräutern die Blätter fester und zäher.
Der Giersch sollte umgehend verarbeitet werden, beispielsweise mit Naturjoghurt als Dipp oder mit Vinaigrette (Essig-Öl-Dressing) als Salat. Ein Omelette mit Champignons und Pellkartoffeln dazu – traumhaft!

aufmerksam, Gäste & Feste

Den Alltag wertschätzen: Liebevoller Gruß auf dem Esstisch

An das letzte Mal, dass wir Gäste hatten, kann ich mich kaum noch erinnern.
Mein schönes Geschirr wird kaum genutzt, wir verwenden täglich das Alltags-Service.
Wie schön wäre es, zumindest zwischendurch mal einen netten Gruß am Esstisch zu arrangieren, selbst wenn wir, wie immer, nur zu zweit essen?

Dabei reicht es, einen abgeknickten Blütenkopf aus dem Garten in einer kleinen Herzschale schwimmen zu lassen (hier stürmt es seit zwei Tagen wie verrückt) oder eine schöne Schokolade appetitlich zu präsentieren, statt direkt aus der Verpackung zu essen.

Oder am Wochenende einen kurzen Gruß zu schreiben, während der andere gerade zum Bäcker läuft…
Und wenn es nur das Frühstücksei ist, das prominent platziert wird und mit einer Serviette, geschmückt mit dekorativem Unkraut, zusammen auftritt.

Ebenso können wir versuchen, das Lieblingsgericht aus dem indischen Restaurant nachzukochen, statt es liefern zu lassen. Oder dem Geheimnis des vietnamesischen Süppchens auf die Spur zu kommen.

Auch eine Packung Schokoküsse mit Zuckerkonfetti oder andere Snacks, die wir sonst nie wählen würden, können eine Runde Schwung in den Alltag bringen. Je alberner und ungewöhnlicher, desto besser!

Natürlich können wir uns auf die Zeit freuen, „wenn das Leben endlich wieder normal verläuft“, aber hier und jetzt stecken wir in einem Alltag, der genauso unsere Lebenszeit bestimmt wie die Phase, in der Corona endlich hinter uns liegen wird. Wir leben nicht „später“, wir leben jetzt. Wie können wir dem Moment gegenüber aufmerksam und wertschätzend sein, statt diese Krise einfach nur überstehen zu wollen?

aufmerksam

Lektionen aus dem Garten

„Ein Garten ist ein großartiger Lehrer:
Er lehrt uns Geduld und umsichtige Wachsamkeit,
er lehrt uns Fleiß und Sparsamkeit,
und vor allem lehrt er vollkommenes Vertrauen.“
Gertrude Jekyll

„Im Garten wachsen viele Dinge, die dort nie gesät wurden.“
Thomas Fuller

aufmerksam, glaubhaft

Andachten für SeniorInnen: Hier zum kostenlosen Download

Im Alltag spüre ich bei den SeniorInnen weiterhin ein großes Bedürfnis, „die großen Fragen des Lebens“ zu klären und spirituelle Bedürfnisse zu erfüllen. Da ich coronabedingt mindestens ein Mal pro Monat den SeniorInnen der Residenz eine Andacht als Heft konzipiere und ins Appartement bringe, teile ich mit PädagogInnen mein Material:
Auf meiner Website „Schatzkiste Seniorenbetreuung“ können in der Kategorie „Spiritualität“ Andachten zu Themen wie Vergebung, Geborgenheit, Selbstannahme kostenlos herunter geladen werden. Natürlich stelle ich auch Beispiele für die Passionszeit, Advent, Weihnachten und den Jahreswechsel vor. Inzwischen wieder gemeinsam vor Ort, aber viele Themen lassen sich weiterhin einfach ausdrucken und weitergeben.
Alle Andachten enthalten Liedtexte, Bibellese, Gebete, Mitmach-Aktionen, Raum für eigene Gedanken und zum Abschluss das „Vater unser“ und einen thematisch passenden Segen. Sie können in der Senioren-Einrichtung an Interessierte verteilt werden oder als Ideenfundus für eigene Gottesdienste benutzt werden.
Ich freue mich über Rückmeldungen, wie meine Konzepte in anderen Häusern ankommen!

Buchtipp:
Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden dazu ein, mit Körper und Seele Gott zu erleben.

Wer selbst philosophische Nachmittage plant oder Andachten hält und sich Impulse wünscht: Informationen, Praxistipps und Erfahrungen zu Andachten und Gesprächen über persönliche Themen präsentiere ich in meinem Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“. Es ist aufgeteilt in die Bereiche Achtsamkeit, Spiritualität und philosophische Themen und eignet sich sowohl für Einzelbetreuungen als auch Gruppenangebote mit SeniorInnen. Das Fachbuch ist erschienen im Verlag Vincentz Network.

aufmerksam, feminin

„Man muss da auch normal drüber sprechen!“ „-Und jeder Mann, der damit nich klar kommt, brauch sich nich in ’ne Frau verlieben!“

Wieder einmal ganz wunderbar:
Helga und Marianne, die beiden Nachbarinnen aus Schleswig-Holstein, klären erneut am Gartenzaun die wichtigen Fragen des Lebens.
Die wirklich wichtigen Fragen.
Heute: Die Menstruation der Frau.
Um es mit Helgas Worten zu sagen: „Deal with it oder schiet di wech!“

Video von Torge Oelrich, „Freshtorge“

aufmerksam, feminin, glaubhaft

Überwältigt von Dankbarkeit: Wie aus einer kurzen Mail ein Wunder im Alltag wird

Wie aus einem kleinen Gedanken ein kraftvoller Lichtblick entsteht:

Aktuell spüre ich bei vielen alten Menschen, mit denen ich arbeite, eine große Sehnsucht nach Austausch: Über spirituelle Themen, über die Sehnsüchte des Herzens, über die großen Fragen des Lebens. Mindestens ein Mal pro Monat gestalte ich ein abwechslungsreiches Heft mit Bibeltexten, Liedern und Mitmach-Aktionen, das ich interessierten BewohnerInnen der Senioren-Residenz ins Appartement bringe. Doch angesichts der Einsamkeit durch Corona ist das neben Einzelgesprächen nur wenig, was ich bieten kann.

Daher schrieb ich eine Nachricht an die christliche Frauenzeitschrift Lydia, ob es irgendwie möglich sei, dass sie mir 40 Exemplare aus dem Archiv schicken könnten- sie brauchen nicht aktuell sein. Oder ob ich einen größeren Posten überzähliger Magazine auf Rechnung erhalten könne, um sie an die spirituell interessierten Damen zu verteilen.
Heute hatte ich Sonntagsdienst, und mich erwartete im Büro ein riesiger Karton aus dem Verlag. Nur wenige Tage nach meiner Mail entdeckte ich darin 50 originalverpackte Zeitschriften, in drei Stapeln war jeweils eine Ausgabe aus dem vergangenen Jahr enthalten. So konnte ich heute durch die gesamte Anlage laufen und allen Bewohnerinnen, die auf meinem Verteiler standen, eine Zeitschrift durch den Briefschlitz schieben.
Es waren sogar noch Exemplare übrig, um sie in der hauseigenen Bibliothek sowie der Rezeption für Gäste auszulegen.

Vor Dankbarkeit war (und bin) ich ganz überwältigt.
Dass ein Verlag zehn Exemplare als Verteilaktion rausgibt – das hätte ich erwartet. Aber 50 Exemplare, zehn mehr, als ich erbeten hatte? Ich bin völlig geflasht. Noch nicht einmal das Porto für die große Kiste brauchte ich übernehmen.
Danke an den Verlag und danke an Gott, dass solche Wunder möglich sind.
Dafür hat es nur die Überlegung gebraucht, wie ich den SeniorInnen eine Freude machen kann, und die hoffnungsvolle Frage an die passende Adresse, ob ich dort Unterstützung finde.
Wen kannst du heute durch einen kleinen Lichtblick positiv berühren?