Meine Reaktion auf das Anschauen einer Reportage gestern:
Heute morgen stand ich mit einem kleinen Mädchen, das zum Erstkontakt kam, vor dem Spieleschrank. Ich hatte ihr gesagt, dass wir beide mal schauen, was sie sich zum Spielen aussuchen mag, damit ich erstmal mit Mama reden kann. Nun zeigte ich ihr im Schrank sowohl die Autos und die Baustelle und die Murmelbahn als auch das Puppenhaus, damit sie sich völlig frei von Erwartungen an das Spielverhalten kleiner Mädchen etwas aussuchen kann. Leider waren ihr die Baustelle, die Autos und die Murmelbahn total egal – sie wollte das Puppenhaus. Nun ja, selbst schuld, wenn man eines besitzt…..
Also führte ich mit der Mutter die Anamnese durch und stand anschließend während des Spielens zum Kontaktaufbau mit dem kleinen Mädchen vor der schwierigen Aufgabe, gender-pädagogisch sinnvoll zu spielen.
Dazu ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass anhand der Impulse, die die Erwachsene zu Beginn des Spieles gibt, ganz unterschiedliche Scripte entstehen können – zwei mögliche Szenen der gleichen Ausgangslage:
Szene 1: „Komm, wir spielen mit dem Puppenhaus! Die Mama kocht und der Papa sitzt auf dem Sofa und schaut fern!“
Szene 2: „Komm, wir spielen mit dem Puppenhaus! Die Mama repariert den Fernseher und der Papa kocht so lange schon mal das Essen!“
Ha, es wäre doch gelacht, wenn man derart Mädchen-prädestiniertes Spielzeug nicht verwandeln und damit den alten Geschlechter-Rollen den Garaus machen kann!
Glücklicherweise hatte das kleine Mädchen nichts gegen diese Aufgabenverteilung, sodass Mama selig am Fernseher schraubte und Papa solange Möhren kochte. Bestens.
Jetzt braucht es „nur noch“ Wirklichkeit zu werden.