Bei mir in Behandlung ist ein Junge im Vorschulalter, der neben verschiedenen Komorbiditäten im logopädischen Bereich eine hyperfunktionelle Dysphonie hat (Stimmstörung mit Überanstrengung der Stimme). Die gesamte Familie spricht sehr laut, was aber schwierig zu vermitteln ist.
Nun kam die Mutter freudestrahlend in den Therapieraum und erzählte:
„Wir haben einen Hamster gekauft. Der Käfig ist von der Nachbarin, und er steht im Wohnzimmer. Immer, wenn Marcel (Name geändert) laut ist, sage ich: `Was schreist du denn so? Der Hamster wacht doch auf und erschrickt sich! Der ist sooooo klein und hat sooooo kleine Ohren und soooo ein kleines Herz – der erschrickt sich zu Tode, wenn du so brüllst!`
Naja, und dann kriegt er Angst und läuft ganz schnell ganz leise zum Käfig und beruhigt den Hamster. Mit ganz lieber, leiser Stimme.
Und wenn der Hamster abends raus kommt, sitzt er eine geschlagene halbe Stunde davor (trotz Verdacht auf ADHS) und erzählt dem Hamster was vor. Naja, der Hamster turnt dann in seinem Rad rum, und dann will Marcel auch turnen und toben. Aber wenn er das leise macht, hab ich da ja nix gegen.
Also, das ist echt ’ne ganz andere Stimmung bei uns zu Hause jetzt!“
Ich habe mich mitgefreut und abends im Telefonat mit einer guten Freundin, die auch Logopädin ist, diesen heißen Tipp verraten. 😉
Ich finde es klasse, wenn Menschen sich zu helfen wissen – und wenn sich jemand durch diese Schilderung angesprochen fühlt, etwas Ähnliches zu versuchen, freut mich das. Unabhängig davon ersetzt ein kleiner, junger Hamster keine medizinische und/oder sonstige Therapie, aber das sollte jedem klar sein.