Neulich lud mich eine Freundin ein, mit ihr zu malen. Dazu spielte sie ein Video mit einer Anleitung ab, während wir uns stets bemühten, den Anweisungen zu folgen.
Ich fand es sehr ungewohnt, kleinschrittig vorgeschrieben zu bekommen, mit welchen Farben (allein vier Sorten Gelb, die wir gar nicht vorrätig hatten) wir welche abstrakten Muster nacheinander auf die Leinwand schichten sollten.
Entsprechend behielt ich mir das Recht vor, aufzuhören und den nächsten Schritt abzuwarten, wenn ich keine Lust (mehr) hatte, dem Diktat zu folgen.
Einen Großteil der Zeit befürchtete ich, dass das finale Bild ganz schrecklich aussähe: Wie sollte bei dieser Art der Anleitung jemals etwas Schönes entstehen?!
Regelmäßig drehte ich das Bild um 90°, um von einem neuen Winkel aus weiterzumalen: Es war ja eh nur farbiges Chaos, und schlimmer werden konnte es auch nicht…
Endlich war Grün an der Reihe, eine meiner Lieblingsfarben, sodass sich meine Laune hob – auch wenn ich das Ergebnis weiterhin fragwürdig fand.
Langsam löste ich mich von den Vorgaben und begann, mit noch vorhandenen Farben der Palette nach eigenem Gusto bunte Kringel in die Bereiche zu setzen, die mir nicht gefielen. Und endlich bekam ich Spaß am Prozess, die Leinwand schaute deutlich freundlicher auf meinen kritischen Blick zurück, und am Ende fand ich das Bild überraschend bezaubernd!
Merke:
Auch etwas, das dir total gegen den Strich geht, sich unbequem und widersinnig anfühlt, kann etwas richtig Wunderbares hervorbringen.
Muss es nicht.
Kann es aber.