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Buchrezension: „Hanami: Die wundersame Geschichte des Engländers, der den Japanern die Kirschblüte zurückbrachte“

Menschen, die ihrem Ziel leidenschaftlich folgen, können am Ende auf ein Leben zurückschauen, das andere inspiriert. Das Sachbuch von Naoko Abe beschreibt einen Briten, der sich um die Rettung der japanischen Zierkirschen bemühte. Vor gut hundert Jahren forschte und sammelte er rund um diese besondere Gattung, wobei er es innerhalb von sechs Jahren schaffte, ein Fachmann auf dem Gebiet der Zierkirschen zu werden. Klar, damals war die Welt (oder erschien zumindest) weniger komplex – dafür gab es zu der Zeit aber auch kaum zivile Flüge, schon gar keine Internetrecherche und andere postmoderne Abkürzungen zum Expertentum.

Sehr ausführlich erzählt die Autorin den Lebensweg „Cherry“ Ingrams, leider mit wenig persönlichen Einzelheiten. Dafür schenkt es einen guten Einblick in japanische Kultur und Geschichte und zeigt sehr krass, wie sich politische Ideologien sogar innerhalb kurzer Zeit auch ökologisch auswirken: In diesem Fall sorgte die militärische Führung mit ihrer übereilten Industrialisierung für eine nachhaltige Monokultur, was den Nationalbaum angeht. Während seiner Reisen schnitt Ingram einzelne Äste von möglichst vielen Varietäten, um sie zu bestimmen und zurück in England auf Wildkirschen aufzupfropfen, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Leider mussten die Reiser heimlich mit dem Schiff einmal um den Globus bis nach Großbrittannien reisen, was nur wenige von ihnen überlebten. Wie gut, dass es in Japan eine Reihe Männer gab, die ihn unterstützten, und wiederholt Reiser per Schiff schickten. Über die folgenden Jahrzehnte breiteten sich die Kirschbäume in Europa und den USA aus, während sie in Japan immer weiter ausstarben. Obwohl Ingram sehr klare Favoriten hatte und viele Züchtungen hässlich fand, trug er nachhaltig dazu bei, sie zu retten: Bis sie eines Tages, Stück für Stück, wieder in Japan ankamen und langsam in ihrer Vielfalt wertgeschätzt wurden.

Ein Sachbuch, das einige Längen hat, aber wunderbar geeignet ist für stürmische Wintertage. Schade, dass Ingrams „menschliche Seite“ wenig zu Wort kommt – was hielten seine Frau und seine Kinder von der häufigen Abwesenheit, wie war er als Persönlichkeit? Trotz manch unnötiger Passagen ist es ein tolles Zeugnis dafür, was ein Mensch mit Unterstützung Gleichgesinnter schaffen kann. Es gibt Einblick in die Lebens- und Denkweise Japans und schenkt Ehrfurcht vor der Schöpfung – und dem Talent von Züchtern.

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