Falls mich jemand sucht, ich befinde mich im Wandel.
Wer kennt Menschen, die, wenn du ihnen sagst, dass du dich neu orientierst, als Erstes mit Ermahnungen antworten?
Egal ob es um fehlende Perspektiven im Job geht, eingeschlafene Freundeskreise, festgefahrene Kirchengemeinden oder vertrackte Partnerschaften?
Ständig dieses „Aber Mariiiiiie, das ist doch normal / das ist doch woanders genauso / damit musst du eben leben / das halte ich selbst seit zwanzig Jahren aus“! Letzteres ist natürlich keine reale Antwort, wäre es aber gewesen, wenn die Person am anderen Ende der Telefonleitung ehrlich mit sich und mir wäre.
Mein Bauchgefühl sagt mir: „Das reicht, ab hier geht´s nur noch bergab, du hast etwas Besseres verdient und bist kreativ und flexibel genug, um dich neu zu orientieren.“
Mein Hirn sagt mir: „Du hast alles erreicht, was du hier erreichen konntest. Deine Lernkurve stagniert, dein Energiehaushalt ist aus dem Lot, du schaust dich besser woanders um.“
Völlig egal, was ich wann warum ändern will (und es bisher immer erfolgreich geschafft habe), immer heißt es: „Aber Mariiie, das ist doch kein Grund! Dir geht es doch gut! Das ist doch normal! Woanders ist auch nichts perfekt!“ Noch besser: Wenn mir im Gespräch ein ständiges, grüblerisches „Das wird aber schwierig. Nee, du, das wird aber schwierig!“ entgegen schlägt.
Hallo?! Sind wir denn alle miteinander lebendig begraben?
„Woanders ist es auch nicht besser“ ist doch kein Argument! Das ist eine Entschuldigung für eigene Faulheit und um ein langweiliges Leben zu rechtfertigen! Wer immer „mit allem zufrieden ist“, aus Angst, die eigene Komfortzone zu verlassen, braucht lebenslustigen, dynamischen Zeitgenossen doch wirklich keine Ratschläge geben.
A comfort zone is a beautiful place, but nothing ever grows there.
(Die Komfortzone ist ein wunderbarer Platz, aber nichts wird jemals dort wachsen.)
Visual Statements
Wenn ich nach derartigen Gesprächen mal wieder wutentbrannt durch die Wohnung stürme, sagt mein Mann immer beruhigend: „Sie wollen dir doch nur helfen. Denk immer daran: Sie wollen dir nur helfen!“ Mit Pessimismus und Besserwisserei wurde aber noch nie jemandem geholfen. Nur man selbst bestätigt sich damit, dass es einfacher ist, in eng gesteckten Grenzen zu bleiben und es lieber nicht jenseits davon zu probieren. In der Hoffnung, dass Marie nicht schon wieder ihre Träume auslebt und damit alles Gewohnte ins Wanken geraten könnte. Und wenn schon, wen interessiert´s? Ich bin schlau, ich weiß was ich will, und ich werde es auch dieses Mal schaffen. Wozu das Geheule?
Ja, wir können auf die Nase fallen.
Wir können aber auch ein Meer an Möglichkeiten entdecken und uns freischwimmen.
Frei von alten Prägungen, Glaubenssätzen, Erziehungsmustern und Erwartungen anderer an uns.
Frei von eigenen Ängsten und Befürchtungen.
Frei, das zu entdecken und zu kultivieren, was Gott in uns hinein gelegt hat.
All die Begabungen, Talente und Potentiale, die Gott uns beim Eintreffen auf diesem Planeten geschenkt hat – leben wir sie?
Oder verstecken wir uns in Routinen und scheinbarer Sicherheit?
Ganz ehrlich, wie viel Prozent der Möglichkeiten, die in dir stecken, lebst du? 11% ? 23 % ? 47% ? 86% ?
Wovor schreckst du zurück, aus Angst oder Faulheit?
Ob die Distel sich wohl gefragt hat, wie lange sie auf dem nackten Felsen direkt am Meer überlebt?
Nein, sie trieb aus, bildete Wurzeln und genießt seitdem ihren Platz an der Sonne!