Ulrike Draesner ist Lyrikerin und Autorin. Ihr Roman ‚Sieben Sprünge vom Rand der Welt‘ stand 2014 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Ulrike Draesner lebt mit ihrer Tochter in Berlin.
Ulrike Draesner: „Und dann gibt es noch etwas, was mich extrem stört – das muss ich jetzt noch loswerden – ich habe ja einen Hund, der da eben herum gejault hat und mit dem war ich in der Hundeschule. Das ist jetzt zehn Jahre her und in dieser Hundeschule gab es ein Paar, die eine junge Schäferhündin hatten. Und da geht man ja über Monate hinweg immer wieder hin und in dieser Zeit hatte diese Schäferhündin angefangen der Frau nicht mehr zu gehorchen, die war vielleicht drei, vier, nein vier, fünf Monate alt diese Hündin, aber dem Mann hat sie bestens gehorcht. Und die haben dieses Problem der Hundetrainerin unterbreitet und wissen Sie, was die gesagt hat? Die hat zu der Frau gesagt: „Nehmen Sie Deos? Nehmen Sie Parfums?“ und die sagte: „Ja?!“ und die sagt: „Die lassen Sie jetzt weg. Oder wenn Sie welche nehmen, nehmen Sie Männerdüfte.“ Das hat sie gemacht, das Problem war behoben.
Warum?
Weil Hunde und Menschen sind hormonell und was Gerüche angeht, relativ verwandt miteinander. In weibliche Deos und Parfums sind Riechstoffe eingemengt, die nach Unterwerfung riechen, die Unterwerfungssignale aussenden, währenddessen in männliche Parfums und Deos sind Dominanz und Aggressionsstoffe eingebaut. Das wusste ich bis dahin nicht. Sowas! – stört mich immens.“
aus: Deutschlandfunk, Die Rosa-Hellblau-Falle
In Gänze anzuhören, inklusive meiner Statements, unter Ich mach mir die Welt
Das würde erstens voraussetzen, dass Menschen und Hunde über die Haut Moleküle abgeben, die ihren Gemütszustand dokumentieren.
Dann müsste man voraussetzen, dass Hunde, die auf Kommunikation mit anderen Hunden hin gebaut sind, diese Gerüche vom Menschen 1:1 in die gleichen Gemütskategorien einordnen.
Drittens müsste die These zutreffen, dass „Gehorsam“ etwas mit Dominanz und Unterwerfung zu tun hat. Dahingehend sind wissenschaftlich arbeitende Ethologen mittlerweile anderer Ansicht.
Warum sollen sich Menschen und Hunde in Sachen Geruch ähnlich sein, wenn das Organ zur Wahrnehmung von Pheromonen beim Menschen stark zurückgebildet ist? Wenn das Riechen beim Hund einen ganz anderen Stellenwert hat als beim Menschen? Und warum wird hier der Fehler nicht beim Menschen, sondern bei einem Parfüm gesucht?
Guten Morgen,
in diesem Zitat spielt der Hund für mich keine große Rolle. Angenommen, der Sachverhalt ist tatsächlich so, dass dem Parfum für Frauen bestimmte Geruchsstoffe beigemengt sind, die andere Menschen (!) als Unterwerfungsbotschaften wahrnehmen, dann liegt der Skandal darin: Dass Frauen viel Geld für ein Parfum ausgeben, welches sie in eine unterlegene Position bringt, ohne dass sie es wissen und ohne dass sie darüber informiert würden und ohne dass sie diesen Effekt wünschen. DAS ist für mich der Skandal an der Idee, sei sie bewiesen oder nicht. Für das Beweisen bin ich hier nicht zuständig, wohl aber für einen schärferen Blick auf die sozialen und geschlechtsspezifischen Ungerechtigkeiten.
Viele Grüße, Marie