Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „AufAtmen“ hat als Schwerpunkt das Thema „Männerglaube“.
Die Autoren beleuchten, warum außerhalb von Vorstand und Renovierungsarbeiten so wenig Männer in der Kirche unterwegs sind – warum sind unsere Gottesdienste und unsere Freizeit-Angebote so intellektuell und einfühlsam, dass Männer damit oft wenig anfangen können? Warum gibt es im Bereich der Jugendreisen Kanu-Abenteuer en masse, aber für Männer maximal öde Gesprächskreise?
Einige Zitate aus der Ausgabe:
„Es müsste mehr klare Vision in der Kirche sein, eine konkrete Orientierung, wozu denn überhaupt Kirche da ist. Zudem haben es die meisten Männer gern, wenn sie ganz konkrete Projekte oder Ziele „in Angriff nehmen“ können. Sie wollen etwas bewegen. Sie wollen es auch in der Regel auf jeweils ihre Weise leidenschaftlich, kämpferisch und mutig tun. Eine Gemeinde, in der man zusammenhockt, weil man sich lieb hat, aber sonst nichts weiter geschieht, trägt für viele meiner Artgenossen in sich den Keim der Langeweile. Romantik ist bei 75% der Männer nicht die primäre Ausdrucksweise des Lebens. Das sollte man auch beim Liedgut bedenken.“
Dr. Heinrich Christian Rust, Pastor
„Mir scheint: So wie Männer Beziehungen auf ihre Art gestalten, gibt es auch eine männliche Art zu glauben. (…) Ein türkischer Kollege brachte es auf den Punkt. Als ich mich mit einer Kollegin darüber austauschte, weshalb unsere Söhne so ungern in den Gottesdienst gehen, sagte er scherzhaft: „Was ihr ihnen bietet, ist nicht attraktiv für sie. Schickt sie zu uns. Wir gehen nach dem Freitagsgebet auf die Straße und protestieren oder stürmen Botschaften. Das wird sie mehr begeistern als eure langweiligen Gottesdienste.“
Was er so scherzhaft und karikierend sagte, hinterfragt unsere Gemeinden und Angebote für Männer treffend. Bibelarbeiten und Gesprächskreise sind nicht jedermanns Sache. (…)
Ich glaube, dass Gott mir die Gaben des Mutes, der Kreativität und der Ausdauer gegeben hat. In den vorgegebenen Fahrrinnen des Alltags aber erlebe ich diese Gaben kaum. Ich bin mir ihrer nicht mehr sicher. In einer verlassenen Gegend im Regen stehend, ohne zu wissen, wo und wie es weitergehen kann, bestätigt er diese Gaben und hilft mir, sie auch dann einzusetzen, wenn im Alltag Dinge anders laufen als geplant.“
Jürgen Deuerlein, Ingenieur
„Eine wichtige Bedeutung hat auch das Bier. Ich will es zwar nicht theologisch überhöhen und die Freunde vom Blauen Kreuz mögen mir verzeihen: Fast alle Männer gaben zu, dass sie die Ausschreibung (Donauradtour für Pilger und Bierliebhaber) ohne den „Bier-Faktor“ zu langweilig gefunden hätten. Die verschiedenen Klosterbrauereien waren am Abend ein Muss. Keiner hat sich betrunken – aber der zungenlösende Einfluss des Bieres beflügelte die offenen und intensiven Gespräche. Da frage ich doch mal provozierend, ob es gegen das Schaffen einer guten Gruppen- und Gesprächsatmosphäre für Männer unter Zuhilfenahme von Bier irgendwelche praktisch-theologischen Bedenken gibt? Für roten Tee kann ich einen positiven Einfluss auf das Gesprächsverhalten von Männern jedenfalls eindeutig ausschließen.“
Stefan Pahl, Pfarrer
Interessante Beiträge! Ich habe auch mal gelesen, dass Männerfreundschaften länger halten, weil sie eher auf gemeinsamen Erlebnissen als auf Gesprächen basieren – was wieder einmal bestätigen würde, dass Männer eber lieber „tun“ anstatt zu reden. Oder wie siehst du das?
Liebe Laura,
ich kenne ehrlich gesagt kaum Männer, die Freundschaften pflegen: Die meisten haben entweder keine engen Freunde, sondern eher lose Bekannte, mit denen Mann sich auf ein Bier trifft. Oder sie haben Frauen, die sie zu Treffen mit anderen Paaren zerren, bei denen sich die Frauen untereinander sehr gut kennen und die Männer eher Dekoration sind. Und dann passiv und weitestgehend gelangweilt versuchen, Kontakt zu den anderen, mitgebrachten Männern herzustellen.
Von daher behaupte ich, dass das Thema „Männer und Freundschaft“ generell ein spezielles ist.
Davon unabhängig kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Männer durch das gemeinsame Tun eine Basis entwickeln, auf der sich vielleicht ehrliche Begegnungen und tiefergehende Gespräche aufbauen lassen.
Ich habe den Eindruck, dass dabei „etwas Verbindendes“ noch deutlich wichtiger ist als bei Frauen – ob das nun Hobby, Politik oder gemeinsame Herausforderungen sind; Hauptsache, es gibt ein gemeinsames Thema.
Es wäre interessant, wie Männer selbst davon berichten…
Viele Grüße, Marie
Hallo,
ich bin zwar nicht so ein „typischer“ Mann aber ich merke, daß die Beispiele in dem Artikel etwas wahres in sich tragen. Wenn die hier erwähnten Männer von den Frauen zu den Treffs der Paare mitgeschleppt werden, dann können dort keine Freundschaften entstehen. Dieser Typ Mensch (kann auch eine Frau sein) etwas mit jemanden erlebt hat, durch Höhen und Tiefen mit ihm / ihr gegangen ist, dann kommen plötzlich (vielleicht beim Bier, beim Lagerfeuer) die Themen auch auf die tieferen Themen. Aber erst einmal wollen diese Menschen erleben, daß der andere nicht nur ein Laberer ist, sondern weiß wovon er spricht…