Szenen aus meinem Alltag in der logopädischen Praxis:
Sigmatismus-Therapie. Mit einem Vorschüler spiele ich Quartett (Hast du für mich ein Eis?), bei dem unterschiedliche Gerichte abgebildet sind und gesammelt werden sollen.
Er gibt sich große Mühe: „Hassssst du für mich noch… Lo-iven?“ Er meinte „Oliven“.
Nachdem ich mit einem türkischen Mädchen im Vorschulalter über zwei Monate Verben mit Vorsilbe geübt habe (anmalen, einsammeln, auspacken usw.) und davon scheinbar nur wenig in der Spontansprache ankam, benutzt sie nun plötzlich Äußerungen wie „Was willst du jetzt unternehmen?“ oder „Ich muss das mal überprüfen!“
Ich bin völlig überwältigt!
Das gleiche Mädchen fragt mich über die Putzfrau aus, die abends kommt. Ob sie wohl Angst hat, wenn sie allein abends durch die „verschlossene“ Praxis läuft und putzt? Noch bevor ich antworten kann, meint sie: „Wenn ich hier Putzfrau bin, habe ich keine Angst!“
Ich dagegen hoffe, dass dieses türkische Kind niemals Putzfrau wird, sondern größere Ziele verwirklichen kann.